Das goldene Vließ. Franz Grillparzer

Das goldene Vließ - Franz Grillparzer


Скачать книгу
Feinde bis ans Meer.

       Ein schifft' ich mich und hoch als goldne Wimpel

       Flog mir das Vließ am sturmumtobten Mast

       Und wie die Wogen schäumten, Donner brüllten

       Und Meer und Wind und Hölle sich verschworen

       Mich zu versenken in das nasse Grab

       Versehrt ward mir kein Haar und unverletzt

       Kam ich hierher an diese Rettungsküste

       Die vor mir noch kein griech'scher Fuß betrat.

       Und jetzo geht an dich mein bittend Flehn

       Nimm auf mich und die Meinen in dein Land,

       Wo nicht so fass' ich selber Sitz und Stätte

       Vertrauend auf der Götter Beistand, die

       Mir (Sieg und Rache) durch dies Pfand verliehn!

       - Du schweigst?

      Aietes.

       Was willst du, daß ich sage?

      Phryxus.

       Gewährst du mir ein Dach, ein gastlich Haus?

      Aietes.

       Tritt ein, wenn dir's gutdünkt, Vorrat ist

       Von Speis' und Trank genug. Dort nimm und iß!

      Phryxus.

       So rauh übst du des Wirtes gastlich Amt?

      Aietes.

       Wie du dich gibst so nehm' ich dich.

       Wer in des Krieges Kleidung Gabe heischt

       Erwarte nicht sie aus des Friedens Hand.

      Phryxus.

       Den Schild hab' ich, die Lanze abgelegt.

      Aietes.

       Das Schwert ist, denkst du gegen uns genug?

       Doch halt' es wie du willst.

      (Leise zu Medea.)

      Begehr' sein Schwert!

      Phryxus.

       Noch eins! An reichem Schmuck und köstlichen Gefäßen

       Bring' ich so manches, was ich sichern möchte.

       Du nimmst es doch in deines Hauses Hut?

      Aietes.

       Tu, wie du willst!

      (Zu Medea.)

      Sein Schwert sag' ich begehr'!

      Phryxus.

       Nun denn, Gefährten, was wir hergebracht

       Gerettet aus des Glückes grausem Schiffbruch,

       Bringt es hierher in dieser Mauern Umfang

       Als Grundstein eines neuen, festern Glücks.

      Aietes (zu Medea).

       Des Fremden Schwert!

      Medea.

       Wozu?

      Aietes.

       Sein Schwert sag' ich!

      Medea (zu Phryxus).

       Gib mir dein Schwert!

      Phryxus.

       Was sagst du holdes Kind?

      Aietes.

       Fremd ist dem Mädchen eurer Waffen Anblick

       Bei uns geht nicht der Friedliche bewehrt.

       Auch ist's euch lästig.

      Phryxus (zu Medeen).

       Sorgest du um mich?

      (Medea wendet sich ab.)

      Sei mir nicht bös! Ich weigr' es dir ja nicht!

      (Er gibt ihr das Schwert.)

      Den Himmlischen vertrau' ich mich und dir!

       Wo du bist da ist Frieden. Hier mein Schwert!

       Und jetzo in dein Haus, mein edler Wirt!

      Aietes.

       Geht nur, ich folg' euch bald!

      Phryxus.

       Und du Medea?

       Laß mich auch dich am frohen Tische sehn!

       Kommt Freunde teilt die Lust wie ehmals die Gefahr!

      (Ab mit seinen Gefährten.)

      (Medea setzt sich auf eine Felsenbank im Vorgrunde und beschäftigt sich mit ihrem Bogen, den sie von der Erde aufgehoben hat. Aietes steht auf der andern Seite des Vorgrundes und verfolgt mit den Augen die Diener des Phryxus, die Gold und reiche Gefäße ins Haus tragen.—Lange Pause.)

      Aietes.

       Medea!

      Medea.

       Vater!

      Aietes.

       Was denkst du?

      Medea.

       Ich? Nichts!

      Aietes.

       Vom Fremden mein' ich,

      Medea.

       Er spricht und spricht;

       Mir widert's!

      Aietes (rasch auf sie zugehend).

       Nicht wahr? Spricht und gleißt

       Und ist ein Bösewicht,

       Ein Gottverächter, ein Tempelräuber!

       Ich töt' ihn!

      Medea.

       Vater!

      Aietes.

       Ich tu's!

       Soll er davon tragen all den Reichtum

       Den er geraubt, dem Himmel geraubt?

       Erzählt' er nicht selbst, wie er im Tempel

       Das Vließ gelöst von der Schulter des Gottes,

       Des Donnerers, Perontos,

       Der Kolchis beschützt.

       Ich will dir ihn schlachten Peronto!

       Rache sei dir, Rache!

      Medea.

       Töten willst du, den Fremden, den Gast?

      Aietes.

       Gast?

       Hab' ich ihn geladen in mein Haus?

       Ihm beim Eintritt Brot und Salz gereicht

       Und geheißen sitzen auf meinem Stuhl?

       Ich hab' ihm nicht Gastrecht geboten,

       Er nahm sich's, büß' er's der Tor!

      Medea.

       Vater! Peronto rächet den Mord!

      Aietes.

       Peronto (gebeut) ihn.

       Hat der Freche nicht an ihm gefrevelt?

       Sein Bild beraubt in der Delpherstadt?

       Führt der Erzürnte ihn nicht selbst her

       Daß ich ihn strafe, daß ich räche

       Des Gottes Schmach und meine?

       Das Vließ dort am glänzenden Speer,

       Des Gottes Kleid, der Kolcher Heiligtum

       Soll's ein Fremder, ein Frevler entweihn?

       Mein ist's, mein! Mir sendet's der Gott

       Und (Sieg und Rache) geknüpft an dies Pfand

       Den Unsern werd' es zu Teil!

       Tragt nur zu des kostbaren Guts!

       Ihr führet die


Скачать книгу