G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner
und flucht unterdrückt. Colbert starrt auf den Revolver in der Hand Lees und wirft seine Waffe denen der anderen nach.
Lee Dorlan schwenkt seinen Revolver nach rechts und schiebt Fred zur Seite. Dann duckt er sich, atmet keuchend, als er den Schmerz in seiner linken Schulter spürt und gleitet geduckt unterhalb der Schußlinie nach rechts zwischen den Männern durch. Er macht es geschickt genug, um keinen zu verdecken und niemandem eine Chance zu lassen.
Dann taucht er unvermutet hinter Wyatt herum und bleibt zwei Schritte hinter ihm stehen.
In seinem Kopf sticht es, aber noch wilder kommt nun seine aufgespeicherte Wut zum Durchbruch. Die Schläge hat er nicht vergessen.
»Joe«, sagt er kurz und stoßweise. »Wie heißt dieser Mister mit vollem Namen?«
»Wyatt Thornton, Lee, er ist Walkers Vormann und rechte Hand. Warum fragst du?«
»Ich will immer wissen, bei wem ich mich bedanken muß«, erwidert Lee Dorlan kalt. »Mr. Wyatt Thornton, ich hatte dich gewarnt. Und damit du dir merkst, daß ich niemals jemanden umsonst warne…«
Er holt blitzschnell aus und schlägt zu.
Thornton versucht noch eine Bewegung zu machen, aber er fällt mitten in den Hieb hinein und danach zu Boden.
»Lee, laß das sein!« ruft Joe Simmons scharf. »Die Burschen hier führen nur Walkers Befehle aus. Ich habe dir gesagt, daß ich nicht her wollte, aber du mußtest mit deinem dicken Schädel durch die Wand. Nun gut, Junge, wir brechen gleich auf und verlassen dieses Land, um nie mehr wiederzukommen. Hast du verstanden?«
»Jetzt kannst du mir sagen, was immer du willst, Joe«, sagt Lee Dorlan grimmig. »Diese Narren sind über mich hergefallen, sie haben angefangen, obwohl ich ihnen nichts getan hatte. No, Joe, ich bleibe hier. Niemand bringt mich hier fort, auch du nicht.«
»Sei kein Narr, es sind zu viele, die uns hetzen werden. Junge, nun gut, ich habe auch noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Hol dein Pferd aus dem Stall, wenn ich es dir sage. Und dann paß auf sie auf, ich muß nur meinen Schwarzen holen. Lew, du hast drei Sekunden, antwortest du dann nicht, passiert dir etwas. Wo sind deine anderen Partner? Wer wartet bei meiner Hütte, und wer ist bei Ben? Sage es schnell! Ich bin sicher, er hat seine Mannschaft sofort geteilt, als er erst wußte, daß ich kam.«
»Ja, Joe«, sagt Lew kratzend. »Man hat euch in der Nähe der Pardise-Hill-Station gesehen und uns gewarnt. Sechs Mann warten auf euch am Blockhaus, die anderen sind auf der Ranch und drei warten vor der Stadt.«
»Die warten doch noch eine ganze Weile, mein Freund, ich habe sie gesehen und umritten. Du kannst deinem Boß bestellen, daß ich das Land verlasse. Ich wollte nur diesen Narren hier holen, der unbedingt sterben wollte, obwohl ich ihn gewarnt hatte. Lew, sollte Ben sich rühren, werde ich zuerst schießen und dann erst fragen. Das ist kein Bluff!«
»Ich weiß, ich weiß. Du verschwindest also wirklich wieder?«
»Ich sagte es!«
»Er hat nur für sich gesprochen«, erwidert Lee hart. »Mit euch bin ich noch nicht fertig. Wie groß ist euer verrückter Boß, daß er einen Mann wie einen Hund fangen kann? Joe, ich gehe nicht eher weg, bis ich diesem Ben Walker nicht die Meinung gesagt habe. Das ist mein letztes Wort!«
»Du Narr, mit dem kannst du nicht reden, niemals! Du gehst mit mir weg!«
»Irrst du dich auch nicht, Joe? Ich denke, du hast ein Recht hier zu sein.«
»Er hat kein Recht«, knurrt Colbert heiser. »Er ist ein verdammter Mörder.«
»Colbert sage das noch einmal, dann hast du eine Kugel im Kopf«, zischt Joe grimmig. »Ich bin so wenig ein Mörder wie du. Sagst du noch ein Wort, dann…«
»Du hast Morley erschossen, das weiß jeder von…«
Joe bewegt sich so blitzschnell, daß selbst Lee völlig überascht ist. Ein Satz, und Lew fällt zu Boden. Joe ist schon bei Colbert und holt kurz mit dem Revolver aus.
Einen Augenblick später liegt auch Colbert am Boden, Fred lehnt mit entsetztem Gesicht an der Wand.
»Niemand nennt mich einen Mörder«, sagt Joe Simmons fauchend und wirbelt wieder herum.
»Nicht einmal Annabell Morley hat gegen mich etwas unternommen. Niemand hat Anklage gegen mich erhoben, weil die ganze Sache unklar und gestellt war. Lee, nimm ihre Colts und schleudere sie in die Regentonne dort. Dann holst du dein Pferd. Laß keinen dieser Narren hier aufstehen. Zum Teufel, wenn sie es nicht anders wollen – ich bin kein Hase, den sie hetzen können. Junge, hast du jetzt erlebt, wie sie arbeiten? Laß uns verschwinden, solange wir noch Zeit dazu haben.«
»Du wirst nichts davon tun«, erwidert Lee fest. »Wir wollen doch sehen, ob du dein Eigentum bekommst oder nicht. Wollen sie Kampf, so können sie ihn haben. Wir beide werden mit ihnen fertig. Einen Augenblick, Joe!«
Er schleudert die Revolver der Männer Walkers zielsicher in die Regentonne und holt dann hastig sein Pferd. Innerhalb von zwei Minuten hat er gesattelt, schleift auf Joes Geheiß den fünften Mann aus dem Stall in den Hof und löst ihm die Handfesseln und den Strick, den ihm Joe um die Beine gebunden hatte. Auch nimmt er ihm den Knebel aus dem Mund und stellt sich dann an sein Pferd.
»Ich habe meinen Schwarzen in der Gasse«, sagt Joe kühl. »Warte hier einen Moment und paß auf. Wir jagen sie die Straße hoch und lassen sie laufen. Der alte Sheriff ist zwar nicht mehr hier, aber sein Nachfolger soll ruhig sehen, wie Walkers rauhe Burschen laufen können.«
Er verschwindet durch das schmale Hintertor und kommt gleich danach auf seinem Schwarzen wieder.
»Hoch mit euch«, sagt Joe Simmons eiskalt. »Wyatt, du kannst nun ein wenig laufen. Und sicher wird es niemand sonst als diesen Texaner Olbright freuen, daß ihr so prächtig laufen könnt. Hoch mit euch, ich mache euch sonst Beine!«
Wyatt Thornton knirscht einen Augenblick mit den Zähnen, dann sagt er stockheiser:
»Joe, diesmal werden dir keine Tricks helfen. Jetzt weiß ich, daß du nur gekommen bist, um Olbright zu helfen, du schlauer Halunke. Irre dich nur nicht, du setzt wieder auf die falsche Karte.«
»In diesem Spiel stechen nur meine eigenen Karten, Wyatt. Das begreifst du immer noch nicht ganz, wie? Steht auf, die Stadt soll ihren Spaß haben. Mach das Tor auf, Lee.«
»Sie müssen sehr schnell laufen«, sagt Lee hart. »Thornton, wenn du das nächste Mal auf mich losgehst, dann tue es fair und mit dem Revolver in deiner Hand, ich schieße sonst auch von hinten und spiele nicht mehr fair. Das Tor ist offen, Joe!«
Joe Simmons sitzt mit starrem Gesicht im Sattel und wartet, bis die Männer am Tor sind. Sie trotten an Lee vorbei, und ihre Flüche allein würden sie bei der entsprechenden Wirkung in die Hölle oder zur einer gestreift geschnittenen Haut bringen.
»Jetzt lauft«, sagt Joe Simmons grimmig. »Und hört nicht damit auf, ehe ihr die Main Street hinter euch habt, es sind zu viele Augen, die euch sehen können. Lauft nur schnell, Freunde. Los jetzt!«
Er reitet scharf an und rammt Colbert, der im Bogen hinfliegt und sich fluchend aufrafft.
Auf dem Vorbau des Saloons erstarren die Menschen, beim Store drüben wird der kleine, dürre Mister steif wie ein Brett, eine Frau hastet entsetzt auf den sicheren Gehsteig zurück.
Irgendwer ruft heiser:
»Das sind ja Walkers Reiter. Verdammt, wer treibt sie da vor sich her?«
»Schneller«, faucht Joe Simmons gallig. »Lauft ihr oder soll ich euch erst alle umreiten?«
Er reitet direkt unter der Laterne her. Der Lichtschein fällt auf sein kantiges Gesicht, und jemand sagt zuerst keuchend und dann mit nacktem Entsetzen:
»Joe Simmons ist in der Stadt. Es ist Joe Simmons, gerechter Moses! Von der Straße weg, Leute, von der Straße weg! Da reitet Joe Simmons, der Mörder!«
Und Lee Dorlan, der von der Seite in Joes Gesicht blicken kann, erkennt den