G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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dieses Stück Papier fünfzigtausend Dollar zahlen. Aber ich bin genauso sicher, daß Olbright dasselbe zu zahlen bereit sein wird, wenn er davon erfährt. Aber ich denke nicht daran, auch nur ein Stück zu verkaufen. Wir verlassen die Weide heute noch und reiten nach Arizona.«

      »Zeig her«, sagt Lee neugierig und liest im Schein der Streichholzflamme die Urkunde durch. »Joe, du kannst doch nicht so ein Narr sein. Damit schlägst du Walker, du brauchst nur Olbright diese Urkunde zu zeigen, dann wird er…«

      »Kämpfen«, sagt Joe bitter. »Das ist es, was ich nicht will. Walker glaubt fest daran, daß ich mich mit Olbright verbünden muß, weil der harte Männer braucht und ich eine Chance sehe, mein Eigentum zurückzubekommen. Stell dir vor, dieser Olbrihgt erfährt von dem Papier hier. Was wird er tun? Nun, ich kann es dir sagen, Junge: er wird mich erschießen und die Urkunde in seinen Besitz bringen. Er hetzt mir seine Mannschaft auf den Hals, aber ich habe schon Ben Walkers rauhen Verein im Nacken. Zwei rauhe Rudel, das verträgt selbst der härteste Mann nicht. Keine Chance, Lee, keine!«

      Lee denkt einen Augenblick nach, dann faßt er Joes Schwarzen in die Zügel und hält das Pferd zurück.

      »Warte doch«, sagt er keuchend. »Joe, du siehst nur lauter Gegner für dich, es kann gar nicht anders sein, aber hast du schon einmal anders gedacht? Was ist, wenn du mit diesem Olbright ein Abkommen schließt? Er kann dein Wasser benutzen, aber er muß dir helfen, Walker zu vertreiben. Mit seiner Mannschaft im Rücken schaffst du es. Joe, ist das keine Idee?«

      »Junge, dann gibt es den prächtigsten Weidekrieg. Ich habe genug von wilden Kämpfen, du kennst mich doch. Fange ich eine Sache an, dann mache ich sie ganz rauh. No, ich will nicht mehr. Es kostet zuviel, vielleicht sogar mein Leben. Das Spiel ist zu hoch für mich, Junge.«

      »Für dich oder für uns beide, Joe? Glaubst du, daß Walker mit uns beiden fertig werden kann, wenn ich dir helfe?«

      »Zum Teufel, du hast nichts mit meinen Plänen zu tun, dich gehen meine alten Geschichten nichts an. Nein, Lee, irgendwo eine gute Arbeit und Ruhe, viel Ruhe – das brauche ich.«

      »Sie haben mich angegriffen, ich bleibe also«, erwidert Lee Dorlan fest.

      »Lauf doch wieder weg und lasse dich einen Feigling nennen, Joe. Überlege doch, wir beide…«

      »Wir beide könnten es schaffen, ich weiß das selber. Aber es ist nicht deine Sache, du könntest dabei verletzt werden. Ich würde mir ewig Vorwürfe machen.«

      Lee Dorlan blickt ihn offen an und packt ihn an beiden Schultern.

      »Joe, du hast eine große Chance, dein Eigentum zu erhalten. Geh nicht an ihr vorbei. Ich bin nun mal dein Partner. Faß doch endlich neuen Mut, du kannst doch kämpfen, Mann! Versuchen wir es zusammen, wir schaffen es, Joe.«

      »Du redest mit zehn Teufelszungen«, sagt Joe seufzend. »Nur, du weißt, daß ich auf meine Art kämpfe und es verdammt rauh werden kann, vielleicht sogar zu rauh für dich. Nein, ich reite besser weiter. Es hat keinen Zweck anzufangen, man muß dann immer weitermachen, immer rauher und wilder. Männer werden sich an uns hängen, die ihre Revolver für jede Summe vermieten, wenn sie nur hoch genug ist. Und wir werden sie vielleicht kaufen müssen. Nein, Junge, du weißt nicht, wo das endet, du ahnst es nicht.«

      Lee rüttelt ihn leicht und sieht in Joes bitter verzogenes Gesicht.

      »Um dein Recht zu finden, mußt du oft Mittel anwenden, die nicht jedem gefallen werden, Joe«, sagt er beschörend. »Du mußt hierbleiben und kämpfen. Laß Walker drei Revolverschießer schicken, wir werden mit ihnen fertig. Laß er uns Feuer über den Kopf entfachen, wir werden Wasser haben, um es zu löschen. Joe, jetzt oder nie! Wir beide haben eine gute Chance.«

      »Das weiß ich alles, aber ich möchte dich nicht hineinziehen. Wenn ich allein wäre…«

      »Wie oft hast du mir schon geholfen, Joe? Ich bin dein Partner und muß auch dir helfen, sieh es so. Also, bleiben wir?«

      »Junge…«

      Verzweifelt hebt Joe Simmons die Schultern.

      »Los, Joe, du mußt es versuchen. Wir beide werden mit allem fertig. Los, fangen wir an!«

      »Ja«, sagt Joe düster. »Mach mir nie einen Vorwurf, Junge, wenn es ganz hart wird. Ich muß es wohl tun, denn du würdest doch bleiben. Und allein lassen kann ich dich nicht. Gut, wir müssen uns überlegen, was wir anfangen wollen. In der Hütte sind wir nicht sicher, in der Stadt auch nicht. Trotzdem, ich müßte zuerst zum Sheriff.«

      »Dann reiten wir hin, Joe. Und was wirst du ihm sagen?«

      »Das, was gesagt werden muß. Wir sind vielleicht nur auf Olbrights Ranch sicher, aber ich würde lieber allein mit dir kämpfen. Lee, es wird nötig sein, daß wir uns mit Olbright einigen, obwohl mir das nicht gefällt.«

      Sie reiten scharf an und erreichen kaum eine halbe Stunde später wieder die Stadt.

      Joe hält hinter den Häusern an und blickt über einen Hofzaun hinweg auf die Straße. Deutlich können sie einige Männer ausmachen, die auf dem Gehsteig vor dem Saloon stehen und anscheinend eine angeregte Unterhaltung führen.

      »Wetten, daß sie über mich reden?« fragt Joe dunkel. »Sie werden alle über mich reden und mich wie damals einen Mörder nennen. Lee, wir müssen zum Office kommen. Der Sheriff wird dort zu finden sein. Ich will das Gesetz in meinem Rücken haben.«

      »Sicher, Joe, sicher. Wo ist das Of­fice?«

      »Noch ein Stück weiter, wir kommen durch eine Gasse von hinten heran.«

      Nach wenigen Augenblicken erreichen sie die Gasse. Joe reitet voraus und hält neben einem kleinen Tor in einem Bretterzaun an.

      »Kein Licht. Der Bau hier ist es. Warte, wir sind gleich im Hof. Paß auf, ob jemand kommt.«

      Lee Dorlan blickt sich sichernd um, aber es kommt niemand durch die Gasse. Joe Simmons steigt blitzschnell über den Zaun, verschwindet an der anderen Seite und macht das schmale Tor auf.

      »Hinein«, zischelt er leise. »Wir stellen die Pferde in den Hof und warten. Schlafen wird er sicher nicht, dazu haben die Leute zuviel zu reden. Komm weiter, steig ab.«

      Lee steigt ab. Sie bringen ihre Pferde in den Schatten des Schuppens und lauschen. Auf der Straße gehen einige Männer laut redend von rechts nach links, das Gehämmer eines Walzenklaviers kommt aus irgendeinem Saloon in Fetzen zu ihnen hergeweht.

      »Tabe Colony ist jetzt Sheriff«, sagt Joe unterdrückt. »Früher gehörte er zu Walkers Mannschaft, aber er verstand sich nie richtig mit ihm, ich kenne ihn ganz gut. Gehen wir zum Haus, vielleicht ist die Tür offen.«

      Sie gehen beide hastig über den Hof und steigen die beiden Stufen zur Hintertür des Offices hoch. Joe legt die Hand auf die Türklinke und drückt sie leicht nach unten.

      »Offen«, sagt er überrascht. »Ich habe es beinahe erwartet. Wenn keiner im Jail sitzt, ist hier immer auf. Los, rein, Junge.«

      »Können wir das denn so einfach?«

      »Willst du jetzt noch fragen, was erlaubt ist?« fragt Joe. »Hinein, wir können aus den Vorderfenstern die Straße überblicken. Warte, ich gehe voraus.«

      Sie sind gleich darauf im Office. Mattes Licht fällt durch zwei Vorderfenster und ein schmales Seitenfenster in den Raum. Undeutlich sind ein Tisch zu erkennen, ein Regal und ein Schrank, drei Stühle und ein Gewehrständer mit einer Kette, die durch die Bügel der Gewehre läuft.

      Joe tritt an das Vorderfenster und blickt hinaus.

      »Er wird in Lewis’ Saloon sein. Soviel ich weiß, ißt er da immer. Lewis versorgt auch die Burschen, die mal hier im Jail steckten. Teufel, wer ist das?«

      »Wer, Joe?«

      »Da drüben, ein halbes Dutzend Reiter. Sie kommen die Straße von rechts hoch, Lee.«

      Lee steht am anderen Fenster und blickt hinaus. Dort kommen sieben Mann angeritten, ziemlich scharf, halten auf das


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