G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner
starrt ihn aufmerksam an, blickt dann zu Lee und tritt zur Seite. Drei seiner Männer stehen so, daß sie zu jeder Zeit Lee und Joe erwischen können.
Ruhig steigt Joe ab, gibt Lee die Zügel, der beide Pferde anbindet und Joe dann auf den Vorbau folgt.
»Du kennst dich hier ja aus«, sagt Olbright mit einem gewissen Unterton. »Ich habe nicht viel an diesem Haus verändert.«
»Kann sein«, erwidert Joe kalt und geht an ihm vorbei auf die Haustür zu. »Olbright, wollen wir nun reden oder willst du alte Dinge zur Sprache bringen?«
»So meine ich das nicht, Simmons. Gehen wir ins Haus.«
Er läßt Joe vorgehen, biegt im Flur nach links ab und stößt die Tür zu einem Zimmer auf. Ein schwerer Schreibtisch, ein paar Stühle und ein Lehnsessel, wenige Regale mit Büchern und ein breiter Schrank. An der Wand lehnt ein schlanker und schwarzhaariger Mann mit kalten Augen und blickt ausdruckslos an Lee vorbei auf Joe.
»Das ist Don Bennet, Simmons, kennt ihr euch?« fragt Olbright kurz und läßt sich in seinen Lehnsessel fallen. »Seitdem dieser Narr da drüben Cleydon hat, mußte ich mich auch etwas vorsehen.«
»Hallo, Bennet, habe von dir gehört«, sagt Joe schleppend, und der Revolvermann an der Wand hebt lässig die Hand.
»Ich auch von dir, Simmons. Bist du immer noch so schnell?«
»Es reichte, um fünf Mann in Schach zu halten.«
»Das sagt nicht viel. Und der Junge dort?«
»Ich würde ihn besser nicht so nennen«, erwidert Joe warnend. »Bennet, gegen ihn bist du zu langsam, sieh dich vor.«
»Keinen Streit«, sagt Olbright hastig. »Daß unter Revolvermännern ewig Streit darüber sein muß, wer von ihnen schneller sterben will. Sei friedlich, Bennet. Setzt euch doch, Leute. Also, Simmons, du bist wiedergekommen. Es war schon ein paar Tage ziemlich unruhig, wir wußten nur nicht, weshalb Walker seine Männer durch die Gegend jagte. Nun gut, jetzt wissen wir es.
Simmons, machen wir es kurz. Wenn du in diesem Land bleiben willst, dann wärest du ein Narr, zu glauben, daß du irgendwo sicher bist – außer hier auf der Ranch. Außerdem haben wir dieselben Interessen. Hast du mit Colony gesprochen?«
»Ja, Olbright, ich hatte denselben Gedanken. Mit uns kannst du Ben Walker von den Wasserstellen jagen. Wir arbeiten beide ohne Lohn. Müssen wir noch lange darüber reden?«
Olbright lehnt sich zurück und sieht Joe unter den dichten Brauen hervor forschend an.
»Das brauchen wir nicht, Simmons«, sagt er kurz. »Ich möchte nur sicher sein, daß ich, wenn wir Walker dort vertreiben können und du wieder auf deinem Land sitzt, von dir genug Wasser bekomme. Kannst du das versprechen?«
»Absolut«, bestätigt Joe knapp. »Du bekommst Wasser genug. Wie willst du Walker angreifen?«
»Ich werde ihn mit all meinen Männern packen und hinter die Quellen zurückjagen. Leistet er Widerstand, dann muß ich ihn brechen. Ich warte nur noch auf einige Burschen aus Tonopah, die mit einigen Rindern von mir dorthin unterwegs sind. Sie müssen jeden Tag zurückkommen. Bis dahin halten wir still.«
»Gut«, erwidert Joe. »Olbright, ich habe noch einige Dinge zu erledigen und muß vielleicht zwei oder drei Tage unterwegs sein. Es gibt hier einen Mann, der genau weiß, wer damals Morley umgebracht hat. Diesen Mann will ich finden.«
Olbright, der sich bedächtig eine Zigarre anschneidet, erstarrt und hält das Federmesser still. Don Bennet an der Wand richtet sich steil auf und sieht Joe bestürzt an. Selbst für Lee ist es eine Überraschung.
»Joe, was ist das?« fragt Lee Dorlan erstaunt. »Du behauptest, daß es einen Mann gibt, der den wahren Mörder Morleys kennt? Warum hast du nie darüber gesprochen?«
Joe Simmons steht langsam auf und schiebt den Stuhl zurück. Seine brennenden Blicke erfassen zuerst Lee und wandern dann zu Olbright weiter.
»Mir ist das erst vorhin eingefallen«, sagt er ruhig. »Damals arbeitete Linky Hill auch schon für Walker. Er und seine Freunde müssen gewußt haben, mit welchem Auftrag Walker seinen besten Mann hinter Morley herschickte. Es war der Mann, den ich später erschoß, aber er hatte eine Menge Freunde. Einer von ihnen muß etwas wissen, das fiel mir vorhin ein. Vielleicht sollte ich mich nach ihm umsehen.«
»Wen meinst du? Kenne ich ihn?« fragt Olbright hastig.
»Ich glaube«, sagt Simmons kühl. »Sicher, ich glaube schon. In zwei Tagen bin ich wieder zurück, Lee. Du bleibst hier und achtest mit den anderen auf Walker. Tut mir leid, Lee, aber ich kann dich dabei nicht gebrauchen, das ist ganz allein meine Sache.«
»Joe, zwei Mann sehen mehr als einer. Warst du darum auf dem Weg hierher so nachdenklich? Wer ist
es?«
»Denke nach, dann wirst du es wissen, Junge, aber wenn du es weißt, dann halte den Mund. Ich muß schnell weg, der Bursche weiß, daß ich hier bin und verschwindet vielleicht.
Olbright, wenn du in die Stadt reitest, dann nimm Lee Dorlan mit. Er ist so schnell, daß du mit ihm allein reiten kannst. Leute, ich habe es eilig, tut mir leid.«
»He, und wenn sie dich unterwegs erwischen? Mann, du kannst doch nicht einfach durch die Gegend reiten«, sagt Olbright. »Ich dachte immer, du hättest Morley…«
Joe Simmons wendet sich um und blickt ihn düster an.
»Das glauben fast alle«, sagt er tonlos. »Und darum wird es Zeit, daß ich einige Dinge aufkläre. Verdächtigt ist jemand schnell, so ist das nun mal, Olbright.«
Er dreht sich der Tür zu und geht hastig hinaus. Lee steht auf, rennt ihm nach und sieht ihn schon draußen auf den Schwarzen springen.
»Joe, sieh dich vor. Soll ich nicht doch lieber…«
»Bleibe hier und warte. Niemand erwischt mich, Junge. Paß auf, wenn ich wiederkomme, dann…«
Und sein Pferd stürmt an.
Lee Dorlan sieht ihn durch das offene Gatter preschen und in Richtung auf die Stadt zu verschwinden.
Großer Lord, denkt Lee bestürzt, wen kann er meinen? Wir haben es nur mit Walkers wildem Rudel zu tun gehabt, mit niemandem sonst – mit niemandem? Er sieht plötzlich das Gesicht des Sheriffs vor sich, die Unsicherheit und die verstohlene Angst, die Lee nicht verborgen blieb.
Tabe Colony, sagt sich Lee Dorlan bestürzt. Er hatte Angst vor Joe, und er war bei Walkers Mannschaft, als der Mord an Morley geschah. Nun weiß ich es. Joe hat es auch bemerkt und ist hin. Er wird einige Fragen an den Sheriff haben. Warum sollte Colony nicht wissen, was Walker seinem Revolvermann gab, damit Morley verschwand? Alle Teufel, Joe hat doch gesagt, die Idee sei ihm erst vorhin gekommen, dann ist es also bei Colony gewesen.
Er beschließt, den Mund zu halten und dreht langsam um. Schleppend geht er ins Haus zurück und bemerkt Don Bennet, der an der Tür zu Olbrights Zimmer lehnt und sie mit seinem Körper beinahe versperrt. Der Revolvermann zieht grinsend die Oberlippe hoch und starrt ihn aus seinen kalten Augen an.
»Bist du wirklich so schnell?« fragt er monoton.
Lee sieht ihn nur an und läßt dann seine rechte Hand fallen. Bennet bewegt sich rasend schnell. Olbright im Zimmer stößt einen heiseren Ruf aus und springt auf.
Lee Dorlan aber hat seinen Revolver schon hoch und die Hammerspitze mit dem Daumen zurückgezogen.
Er blickt kalt und ruhig mitten in Bennets Augen und sieht aus den Augenwinkeln, daß Bennet seinen Revolver noch nicht halb gezogen hat.
»Geh da rein, Mister«, sagt Lee sanft. »Und versuche das nicht wieder, du könntest sonst erleben, daß ein Revolver aus Versehen losgeht. Weißt du es jetzt?«
Bennet sagt keinen Ton, er blickt nur in die harten und hellen Augen Lees und dreht sich schweigend um.
»Nun?« fragt Olbright. Lee begreift