G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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»Ich möchte wissen, wer das ist, sieht nach einer Mannschaft aus. Hinter den Schrank, schnell, schnell, Junge. Einer kommt her.«

      Sie hasten hinter den Schrank, pressen sich in die Ecke und hören die harten Tritte des Mannes kommen. Dann pocht es an die Tür, die Tür geht auf und ein Streichholz wird angerissen. Licht fällt flackernd in den leeren Raum.

      »Er ist nicht da, Boß«, sagt der Mann in der Tür kurz, dann erlischt das Licht, die Tür knallt zu.

      Schon ist Joe wieder aus der Ecke heraus und blickt vorsichtig durch das Fenster auf die Reiter.

      »Lee, das wird Stuart Olbright sein. Ich kenne ihn zwar nicht, habe ihn auch nie gesehen. Teufel, ein großer, bulliger Bursche und ziemlich rauhe Männer hinter sich. Sie reiten zu Lewis hinüber. Tatsächlich, nun steigt er ab. Seine Burschen bilden einen Halbkreis. Ah, es scheint, als seien die Dinge zwischen ihm und Ben Walker zu weit gelaufen. Junge, siehst du alles?«

      Lee Dorlan kann die Männer gut sehen, aber er starrt an ihnen vorbei auf den Mann, der aus dem rechten Eingang des Saloons kommt und dem eine Frau folgt.

      »Was ist?« fragt Joe forschend. »Hast du was?«

      »Der Mann und die Frau«, sagt Lee nur. »Rosy Boulder. Erinnere dich an Payson, sie sang in der Stadt. Und jetzt ist sie hier. Wie, zum Teufel, kommt sie ausgerechnet… Ah, er hat eine Reisetasche und die Kutsche…«

      Von rechts kommt die Mitternachtskutsche. Lee strengt seine Augen an und kann auf dem Dach Rosys großen Reisekorb erkennen. Anscheinend hat sie hier nur Station gemacht, aber er ist nicht sicher, ob sie nichts von ihm erfahren haben wird.

      »Die Kutsche macht hier eine Stunde Station, Lee«, sagt Joe ruhig. »Aber glaubst du, daß sie Steve etwas sagen wird, falls sie von dir gehört haben sollte?«

      »Ich bin nicht sicher. Da, sie blickt sich um, als wenn sie jemanden sucht, Joe, ist es so?«

      »Ja, es sieht so aus, aber was ändert das?«

      »Natürlich nichts.«

      Sie können nun die sieben Männer in den Saloon gehen sehen. Drei bleiben an der Tür stehen, drei gehen voraus und stellen sich jenseits der Tür im Saloon auf.

      Dann geht Stuart Olbright groß und wuchtig durch die Tür, gedeckt durch seine Männer gegen jede Überraschung.

      »Ein vorsichtiger Bursche, Lee. Bestimmt will er zu Tabe Colony. Warten wir ab, wir haben Zeit. Im Office wird uns keiner suchen. Und ich bin sicher, daß Ben Walker die Hölle losläßt, um uns zu erwischen. Sie kommen nicht wieder heraus, also ist Tabe da drinnen. Warten wir.«

      Es vergehen kaum zehn Minuten, dann kommen die Männer wieder heraus. Nun aber geht neben Olbright ein schlanker leicht humpelnder Mann, dessen Orden im Licht der Laterne aufblitzt.

      »Das ist Tabe Colony, Junge. Sie reden ziemlich heftig miteinander, aber es sieht aus, als wenn Olbright nicht mitkommen will. Da, Tabe geht los, Olbright ruft ihm noch etwas nach. Er kommt her. Lassen wir ihn hereinkommen und stellen wir uns wieder hinter den Schrank.«

      Sie huschen beide zurück, stehen reglos an der Wand und hören den Sheriff kommen. Die Tür klappt. Tabe Colony murmelt etwas vor sich hin und geht dann auf den Tisch zu. Ein Lampenzylinder klirrt leise, ein Streichholz ratscht und Licht flackert auf. Es wird hell im Office. Lee blickt Joe kurz an.

      Im gleichen Augenblick hüstelt Joe Simmons und stößt sich von der Wand weg.

      Mitten vor dem Tisch, gerade den Zylinder wieder auf die Lampenfassung balancierend, steht Sheriff Colony und wird steif.

      »Nur keine Aufregung, Tabe«, sagt Joe trocken. »Das bin nur ich mit meinem Partner. Ich dachte… Mach erst die Laden zu, Mann.«

      »Was fällt dir ein, Joe, bist du irr?«

      Colony wendet sich langsam um. Er hat ein hageres, faltiges Gesicht und graue Augen, die sich durchbohrend auf Lee und Joe richten. Seine magere Brust scheint vom Gewicht des Sterns nach vorn gezogen zu werden. Sekundenlang starrt er Joe an, dann irren seine Augen ab, und seine schmalen und blutleeren Lippen bewegen sich kaum, als er tonlos sagt:

      »Daran dachte ich nicht, Joe. Nun gut, ich mache die Laden vor. Curly ist euch mit Luke nachgeritten. Hm, gab es Ärger?«

      »Sie schossen, aber Lee sah sie rechtzeitig, Tabe. Ich habe Curlys Pferd getroffen. Er ist auf Lukes Gaul gesprungen und mit dem entkommen.«

      Tabe Colony seufzt einmal, macht die inneren Blendladen vor und tritt dann an den Tisch. In seinen Augen flackert es unruhig und seine rechte Hand spielt nervös mit einem Kartuschenboden, der hier wohl als Aschenbecher oder Briefbeschwerer dient. »Also, Joe, was willst du bei mir? Wenn du dich wieder hier niederlassen willst… Weiß dein Partner alles?«

      »Ja«, sgt Joe kurz und seltsam träge. »Er glaubt mir meine Geschichte und nicht die Lügereien, die Walker über mich verbreitet hat. Tabe, besteht irgendein Grund für dich, mich einzusperren?«

      »Soviel ich weiß, gibt es keinen Grund Joe, aber das kann sich ändern. Walker hatte damals eine Anzeige wegen Viehdiebstahles gegen dich erstattet.«

      »Hatte man mich mit einem Rind gefunden, das seinen Brand trug, ­Tabe? Du warst damals in seinem Sattel und mußt es wissen. Ich erwarte von dir nur, daß du die Wahrheit sagst. Also, hatte man jemals ein Rind mit eurem Brand…«

      »Nein«, sagt Tabe Colony mürrisch. »Keinen Beweis dafür. Bekannt ist nur, daß Ben in jener Nacht fast dreihundert Rinder gestohlen wurden und er die Diebe über euer Land verfolgen wollte. Dort stieß er auf eure Mannschaft, die ihm den Weg verlegte. Es kam zur Schießerei, während der dein Vater den Tod fand.«

      »Niemand«, fährt Joe hoch, »weiß so gut wie du, daß alles nur ein Vorwand für Ben war, um sich in den Besitz unserer Wasserstellen zu setzen. Gut, die Spuren liefen über unser Land, aber sage mir, wo die Banditen einen besseren Weg finden sollten, wenn nicht den. Jedem wird einleuchten müssen, daß mein Vater, als er das Muhen von Rindern hörte, mit der Mannschaft hinausritt. Hat man diese dreihundert Rinder gefunden, Tabe?«

      »Nein«, erwidert der Sheriff düster.

      »Die Spuren hörten auf den Steinen auf. Gut, man hatte dich damals vedächtigt, aber keinen Beweiß gefunden. Aber der Knopf neben Morley, Joe?«

      »Glaube mir, ich hatte ihn auf Bens Ranch verloren, als ich dort herumgekrochen bin. Wer immer den Knopf neben Morley gelegt haben mag, ich hatte Morley seit vierundzwanzig Stunden nicht gesehen. Gut, ich war allein, aber stand jemand dabei, als Morley starb? Sah man vielleicht mich? Zum Teufel, Tabe, jemand hat mir alles in die Schuhe geschoben, um mich aus dem Land und an einen Strick zu bringen. Und du weißt genau, wen ich meine.«

      »Hör mal, Joe, Ben war die ganze Zeit zu Hause, nur sein Revolvermann war fort. Er kam dann auch nicht mehr, er hatte dich getroffen. Joe, was willst du jetzt? Soll die alte Sache wieder anfangen? Du hast sicher Olbright gesehen, wie? Nun gut, er ist hergekommen, um dich zu treffen. Weißt du, was er will?«

      Joe Simmons lächelt kühl und steckt sich eine von Tabe Colonys Zigarren an.

      »Ich denke, er wird mich und Lee Dorlan kaufen wollen, was?«

      »Genau das, Joe. Er rechnet sich aus, daß er mit zwei Männern, die fünf von Walkers Leuten binden können, einen glatten Vorteil hat. Aber er fragt sich, ob du nicht hergekommen bist, um deine alte Weide zu erkämpfen. Joe, er meint, du könntest jede Hilfe haben, wenn du ihm genug Wasser ließest.«

      Joe wechselt einen stummen Blick mit Lee und räuspert sich dann.

      »Lee, habe ich es dir nicht gesagt? Wir werden Olbright einen Besuch machen und mit ihm ein Abkommen schließen. Tabe…«

      Er wendet sich ruckhaft um. Alle Unsicherheit scheint nun von ihm

      abgefallen zu sein. Olbright bietet

      ihm also seine Hilfe an und Lee ist sicher, daß Joe bleiben und kämpfen wird.

      »Tabe«, sagt Joe Simmons scharf, »hat Ben die


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