G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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Ich kompletter Narr! Als ich gesund war und zur Bank kam, sagte ich zu Borden, dem Bankboß, wenn ich mal krank würde, schickte ich Alec mit einer Vollmacht, und er solle dann auszahlen. Ich gehörntes Rindvieh!«

      »Alle Teufel!« schnaufte Jericho. »Higgins hat dich eine Vollmacht über die Anweisung der zehntausend Dollar ausstellen lassen, was?«

      »Noch schlimmer!« stöhnte Big Bill. »Einen Brief habe ich schreiben müssen. Ich wäre von der Reise zu krank, läge im Bett auf der Ranch – er solle nur auszahlen, ich käme später vorbei. Oh, in der Hölle soll ich doch braten! Hätte ich die Reise doch nur allein gemacht! Lieber tot als nachgeben, sage ich dir. Gesindel gibt man keinen Zollbreit nach, niemals! Dieser Shaggers, diese zweibeinige Ratte – sagt mir höhnisch ins Gesicht, Alec würde alle Rinder nach Mexico verkaufen und dann auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Warum hast du den Lumpenkerl bloß nicht über den Jordan geschickt, Jericho?«

      »Wenn ich das gewußt hätte – vielleicht«, brummte David Jericho. »Reiten kann Shaggers die nächsten drei Tage kaum. Wer soll jetzt Alec die Anweisung und die Vollmacht bringen – Ferguson?«

      »Genau der«, grimmte Big Bill Regan. »Morgen holt Alec des Geld von der Bank. Ferguson führt ihn hierher, weil der Lump Alec die Berge nicht kennt. Higgins kassiert dafür, daß er Mabel und mich festhält, fünftausend Dollar. Die konnten mir gar nicht genug von ihren Plänen erzählen. Der nackte Hohn war es, sage ich dir. Sie lachten über mich…«

      Vielleicht, dachte Jericho, als Big Bill verbissen schwieg, ist das das allerschlimmste an Gemeinheit, was man Bill zufügen konnte. Er gehört noch zu jenen Männern, die dieses Land in Besitz nahmen. Darauf sind sie alle stolz, die noch heute leben. Über sie lachen, das trifft sie bis ins Mark. Also gut, Ferguson holt das Geld mit Alec. Zehntausend Dollar, für Ferguson eine Riesensumme. Sicher wird er einen Anteil an der Beute bekommen, aber was ist der gegen zehntausend Greenbacks?

      Jericho schluckte, mußte an diese gewaltige Summe und den im Grunde wohl bescheidenen Neil Ferguson denken. Zehntausend Dollar konnten auch einen bescheidenen und vielleicht sonst einfältigen Burschen um den Verstand bringen.

      Großer Gott, dachte David Jericho, zehntausend Harte! Und was macht Ferguson, was wird in seinem Kopf vorgehen? Was?

      *

      Ferguson sah sich von hier oben am Südrand der Santa Catalina

      Mountains um. Mondlicht griff über die Berge, kroch ins Tal hinten, durch das man noch die Lichter von Tucson im Südwesten glitzern sah.

      Dann kam Alec McLoud schnaufend heraufgeritten, kicherte immer noch – der hatte schon seit anderthalb Stunden gelacht, sich damit gebrüstet, wie leicht es in der Bank gewesen war, wie ihm Borden, der Bankboß, schöne Grüße an den armen, kranken Onkel Bill aufgetragen hatte.

      »Höhöhö«, lachte Alec McLoud. »Gute Besserung für Onkel Bill – ich lache mich noch tot, lache ich mich! Wie weit noch, Neil?«

      »Über vier Stunden«, sagte Neil. »Wir müssen den Molina Canyon hinauf. Es wird steil und schroff, Alec.«

      »Macht nichts, du kennst dich ja aus«, grinste Alec. »Dann mal los, Mann!«

      Ferguson schwieg und nahm sein Pferd herum, ritt wieder vor Alec her. Und dann wisperte die Stimme in Fergusons Kopf erneut, meldete sich mit einem höhnischen, meckernden Gelächter.

      »Mal los, Mann, mal los! Hähähä, der gibt dir Befehle, Neil, jeder gibt dir Befehle. Moss hat sie dir erteilt, Eddie, der Giftpilz – und nun bekommst du sie von Higgins. Du bist immer für alle der dumme Hund gewesen, du armes Schwein. Was bekommst du denn, wenn alles vorbei ist, he? Tausend lumpige Dollar, tausend! Und weißt du, was hinter dir in Alecs Satteltaschen steckt, na, weißt du es?«

      Zehntausend, dachte Ferguson und fror. Ja, ich bin ein armer Hund, ich bleibe hier. Die großen Halunken kassieren, nur ich nicht, verdammter Dreck!

      »Richtig«, wisperte die Stimme in Fergusons Kopf. »Dreck – für alle bist du ein Haufen Dreck bist du. Du könntest es ändern, aber du traust dich nicht, Mann, du bist ein kleiner, erbärmlicher Gauner, arm und dumm – und so wirst du eines Tages auch sterben, verstehst du? Dabei könntest du es bald versuchen – oben an der Kehre des Canyons, von wo aus man alles sehen kann, was aus Richtung Süden kommt. Du nimmst den Colt und drückst, indem du dich umdrehst, einfach ab. So leicht ist das, Neil, kinderleicht, klar?«

      Nein, dachte Neil Ferguson, sei still, du blöder Hund da oben, halt die Klappe! Ich kann keinen umbringen, nicht auf diese Art. Und dann ist Higgins da und wartet, der kommt mir nach!

      »Nach – Higgins? Wie denn?« höhnte der kleine Kerl in Neils Schädel. »Kann der am Tag reiten, kann er, he? Du hättest zwei Pferde – und Higgins? Der könnte dir nur folgen, wenn du nach Mexico abhauen würdest, weil man ihn dort nicht sucht. Also brauchst du nur an den Bergen vorbei nach Norden zu reiten, dann nach Westen zu schwenken und fort bist du. Reite nach Nevada oder New Mexico. Kein Mensch holt dich jemals ein. Du hast eine einmalige Chance, nutze sie, du Narr, nutze sie!«

      Dort oben, dachte Neil, an der Kehre? Ja, ich könnte ihn erwischen, aber schießen…

      »Idiot, brauchst nur zurückfallen, neben ihm herreiten. Wenn der Feigling einen Colt auf sich gerichtet sieht, hat er die Hosen doch voll, oder? Und dann knallst du ihm den Colt über seinen gemeinen Schädel, bindest ihn, nimmst seinen Gaul. Adios, betrogener Betrüger Alec McLoud, adios Higgins, Eddie, Giftpilz! Na, los, entscheide dich

      schon!«

      Ja, dachte Neil, an der Kehre – in zehn Minuten! Ich werde davonreiten und mir von dem Geld einen kleinen Store in Kalifornien oder Oregon kaufen. Und dann vergesse ich meine Vergangenheit. Ein Store für mich – endlich die Chance zu leben, nicht mehr der dumme Hund zu sein. An der Kehre – in zehn Minuten!

      *

      Die Canyonkehre lag nun unmittelbar vor Ferguson. Felsen türmten sich auf, Büsche wuchsen zwischen ihnen, und Neil hielt das Pferd unmerklich zurück, hörte Alecs Gaul näherkommen.

      Jetzt, dachte Neil, gleich! Ich ziehe im Umdrehen. Und dann…

      »Klick!«

      Was, dachte Neil verstört und riß den Kopf erschrocken herum, was klickt?

      Er sah es gerade noch, sah das verzerrte Gesicht Alecs, das Mondlicht, das auf den vernickelten Colt in Alecs Faust fiel. Alecs Gesicht war eine Teufelsfratze aus Angst und Feigheit.

      Und dann kam das Brüllen, fuhr der Feuerstrahl aus dem vernickelten Colt.

      Rumms!

      Irgend etwas fuhr Ferguson schräg von hinten in den Rücken, nahm ihm jäh die Luft und ließ ihn schon nach vorn kippen.

      Rumms!

      Der zweite Schlag riß Neil zur Seite. Er fiel nach links, spürte den Ruck am Handgelenk, um das er den Zügel geschlungen hatte. Er fiel, und der Zügel straffte sich, hielt den Arm hoch.

      Dann kam der Aufprall und erschütterte Neil. Einen Moment verdunkelte sich alles um ihn, doch dann sah er wieder etwas. Neil Ferguson blickte am Pferd hoch, sah seinen linken Arm in der Zügelschlinge hängen und nun das Pferd nach einem klatschenden Schlag tänzelnd zur Seite wandern. Der Gaul kam herum, der andere war da, in dessen Sattel Alec, der hinterhältige, schäbige Gauner hockte und über den Colt hinweg auf Neil herunterblickte.

      Alec starrte ihn an. Sein Gesicht kam Neil seltsam bleich vor – ein verzerrtes Gesicht, das Mondlicht von der Seite beschien und die Schweißperlen auf der bleichen Haut glitzern ließ.

      Mörder, dachte Neil entsetzt, du Mörder.

      Neil wollte etwas sagen, doch er brachte nichts als ein dumpfes Lallen heraus. Der Feigling, der nur von hinten hatte schießen können, starrte ihn aus flackernden Augen an, bewegte die Lippen, sprach…

      »Hast du gedacht, ich teile?« sagte Alec schrill. »Das ist mein Geld – es gehört mir, verstehst du? Meinst du, ich wüßte nicht, was Higgins plant, meinst du, ich wäre ein Narr? Der hätte mich genauso festgesetzt


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