G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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die trübe Tasse, der in die Jauchegrube sprang, weil er fünf Dollar gewinnen konnte. Mensch, so lustig wird es wieder für uns sein, glaube mir.«

      »Vielleicht – ja«, sagte Mike matt. »War schön unsere Zeit, bis der verdammte Stacheldraht kam. Davon habe ich auch geträumt vorhin. Jingle ritt in den verfluchten Draht – weißt du noch?«

      »Sicher«, nickte Higgins. »Jingle Pepper mit seinem alten Armeehorn, der konnte blasen! Wir lagen bei Mondschein am Fluß im Gras und Jingle war droben am anderen Ufer, wenn er spielte…«

      Jericho sah nicht auf, obgleich sein Herz jäh schneller schlug. Er spürte, daß Higgins ihn anblickte.

      »Der Mond«, lächelte Mikel. »Er spiegelte sich im Pecos – und die Nacht war so lau. Mein Gott, wir hatten Limpsy begraben, und Jingle blies für ihn ›My beloved Texas‹. Wir haben im Gras gelegen und… und…«

      »Ja«, quetschte Higgins hervor. »Das war so feierlich und schön. ›My beloved Texas‹ für den armen Limpsy, den guten Jungen. Verdammt, schön und traurig zugleich, das war es. Du, he, Undertaker!«

      Jerichos Puls hämmerte, aber er hob ganz ruhig den Kopf.

      »Ja?« fragte er gleichmütig.

      »Kennst du unser Lied – das der Texaner, kennst du es?«

      »Sicher, Higgins…«

      »Und du könntest es auf deine Posaune blasen?«

      »Sicher, Higgins, sicher.«

      Stille kam – Higgins sah Mikel an.

      »Du«, flüsterte Mikel. »Du,

      Graves, könntest du das für mich spielen – jetzt?«

      Es war nicht mehr still, denn einer schrie wie jemand, dem ein Apache einen Speer in die Seite gerammt und bedächtig umgedreht hatte: »Nein, nein, verflucht! So weit kommt es noch, daß der Kerl hier tröten darf!«

      Jake stieß sich vom Fenster ab, sah den unrasierten Eddie seltsam an, der schreiend in der Tür erschienen war.

      »Was ist das?« fragte Jake Higgins unnatürlich ruhig. »Seit wann bestimmst du Giftnudel, was hier geschieht? Du fauler Stinkstiefel liegst seit Tagen auf deiner Koje, rührst keinen Finger und reißt dein Maul hier auf, obgleich du hier gar nichts zu sagen hast? Jericho, kannst du das Lied spielen?«

      »Sicher, Higgins.«

      »Du verfluchter Hund!« gurgelte Eddie. »Wage es, und ich mache dich zum Sieb. Beim ersten Ton bläst du dir selbst zum Sterben und…«

      Irgendwo in Jake saß schon seit Tagen die Wut auf Eddie, den Giftpilz. Die Drohung jetzt war einfach zuviel, der ganze Kerl Eddie war ihm zuviel.

      Jake sprang mit einem Riesensatz los. Seine Linke schoß vorwärts und krallte sich in Eddies Hemd. Eddie vergaß sogar zu humpeln, als er nach hinten gestoßen wurde. Und dann war Jake Higgins’ Rechte da und schlug zu – links und rechts teilte sie aus, daß Eddie der Kopf beinahe von den Schultern segelte. Es hagelte Backpfeifen und einen Kniestoß, wo es Eddie ganz besonders weh tun mußte.

      »Du verdammte zweibeinige Ratte!« brüllte Jake in wilder Wut los. »Ich habe dich gewarnt, oder nicht? Du kannst und willst nicht hören, aber ich bin nicht Moss, mit dem du das machen konntest. Ich sage, du hältst dein elend großes Maul, und dann klappst du es zu und bist stumm, bis ich dir erlaube, deine Giftspuckerklappe wieder aufzusperren. Dir werde ich helfen!«

      Vielleicht hätte Eddie zum Colt gegriffen, wenn er noch gekonnt hätte. Doch da war dieser fürchterliche Schmerz im Unterleib, da hielt er die Hände hin und dachte, es müßte ihm alles zerreißen. Dafür konnte er den Kopf nicht decken und bekam rechts und links, bis ihm die Wangen glühten. Zwar merkte er es erst, als er auf seine Koje geschleudert wurde und dort liegenblieb. Er war ein Wurm, der sich krümmte, der keine Luft bekam die ersten zwei Minuten. Danach wimmerte er und klagte wie ein mondsüchtiger Hund.

      »Paß auf, was ich jetzt sage!« schrie ihn Jake Higgins an. »Du

      rührst dich nicht von der Stelle, du bleibst dort liegen und machst dein Lästermaul erst auf, wenn ich es dir großzügig erlaube. Einen Ton vorher, einen Ton, dann bekommst du die nächste Ladung. Und wenn du mich morgen ärgerst oder irgend etwas versuchst, dann bist du eine Leiche, das schwöre ich dir! Ich hätte dir damals schon dein Giftmaul poliert. Aber Moss war da – und der hätte sich dann mit mir geschossen, statt dir auch noch ein paar Maulschellen zu verpassen. Rühr dich, und du erlebst die Hölle!«

      Er fuhr herum, knallte die Tür zu, ließ Eddie einfach liegen und sah Jericho an.

      »Gut«, flüsterte Mike. »Das war gut – hat mir wohl getan. Dieses Stinktier Eddie – gute Medizin, Jake!«

      »Die war längst fällig«, knirschte Jake. »He, Graves, hole deine Posaune her. Geh mit, James!«

      James Edson erhob sich. Er war grinsend sitzen geblieben, als Eddie seine Tracht Schläge erhalten hatte. Edson war dabei gewesen, als sie die Leichenkutsche durchsucht hatten. Sie hatten alles umgedreht, auch den Posaunenkoffer geöffnet. Abe, der manchmal verrückte Ideen hatte, hatte die Posaune angelüftet, um zu sehen, ob unter ihr nicht etwa eine Waffe lag. Danach hatte er in das Ding gepustet, dabei gegrinst und doch keinen Ton herausbekommen. Nur die Wangen hatten ihm hinterher geschmerzt von jenem vergeblichen Gewaltblasen, mehr Erfolg war ihm nicht beschieden gewesen.

      Edson erinnerte sich, daß Jake geflucht hatte, sie sollten den Blödsinn lassen, es gäbe andere Dinge zu tun. Da hatte Abe die Posaune wieder in den Koffer versenkt und diesen zugeknallt. Im Koffer war ja auch nichts gewesen…

      »Na, komm, Mann«, sagte James Edson grinsend. »Holen wir das Ding. Und dann blase uns anständig einen vor, verstanden?«

      »Ja«, antwortete Jericho freundlich. »Das tue ich so gut ich kann, Edson.«

      Er sagte es und ging vor Edson her hinaus. Und dann fiel ihm sofort etwas auf: die Bohlentür des Blockhauses war geschlossen worden, doch hinter dem Fenster schimmerte Lichtschein.

      Lichtschein, dachte Jericho beklommen, Licht am Tag? Die Luke im Boden, der Kellerraum darunter, das ist es! Abe Panhurst ist nach unten gestiegen. Und was macht er dort?

      Jericho ging und schien gar nicht zum Blockhaus geblickt zu haben. Er sollte den Banditen etwas vorblasen.

      Genau das werde ich, dachte Jericho, aber ich fürchte, die Melodie wird euch nicht gefallen. Meine Pechsträhne ist zu Ende, ich fühle es!

      Er hatte sich in seinen Gefühlen noch nie vertan…

      *

      Sein Gesicht war völlig ausdruckslos, kein Muskel zuckte, kein Lid zwinkerte. Er stand jetzt auf dem Bock, die Knie an den Sitz gelehnt, den Oberkörper vorgebeugt und den Koffer vor sich. Er wußte, daß sein Gewehr irgendwo im Sitzkasten mit dem Revolver lag und wartete. Er war den Waffen ganz nahe, aber er kam nicht heran, denn unten stand der hagere James, die Hand am Colt.

      Manchmal hatte man keine Chance, auch wenn man dem Ziel greifbar nahe war, es beinahe packen konnte. James Edson würde ziehen, ehe er das Sitzbrett hochgeklappt hatte. Und selbst dann, wenn er Edson austricksen konnte, war immer noch Higgins da.

      Higgins hatte die Tür des Blockhauses aufgemacht. Jericho sah ihn neben der Tür stehen, die Lippen bewegen, aber er hörte nicht, was Higgins zu dem rothaarigen Abe Panhurst sagte. Es war auch gleichgültig, was Higgins sagte. Es zählte nur, daß er dort stand und herblickte, daß er schießen konnte und treffen würde. Und dann gab es noch Abe Panhurst im Blockhaus und so nahe an Big Bill Regan und Mabel. Und es wäre undenkbar gewesen, daß Jericho durch eine Narrheit ihr Leben gefährdet hätte.

      Ruhig, dachte Jericho, nur ganz ruhig und nicht die Nerven verlieren. Eddie kennt dich, aber auch nicht richtig. Die dort haben dich erlebt und glauben, daß du gerissen bist. Mehr wissen sie nicht von dir. Du hast dich immer beherrschen können, wenn es sein mußte. Gut, ein paarmal hast du das nicht geschafft, aber hier schaffst du es. Mach weiter, Junge, mach nur weiter!

      Die


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