Die Feuerprobe. Ed Underwood
sie ihn gehört hatten. Dann setzte er seine Kappe auf und sah ihnen in die Augen. „Nächster Halt: Casa Vieja.“
Zwischen Gräsern, Schilf und Binsen strömte der kalte Bach in seinem goldfarbenen Bett unter der Brücke hindurch. Der Pfad verlief östlich des Bachs wie ein steil abfallendes Band aus hellem, pudrigen Granitstaub. Es zog sich durch das Gewirr von Heidekraut, turmhoch überragt von Purpurtannen und Goldkiefern. Von verborgenen Felsvorsprüngen hoch über dem Pfad erklang der Ruf von Blauhähern, und Eichhörnchen keckerten warnend, um allen Bewohnern der Wildnis mitzuteilen, dass es Neuankömmlinge gab.
Peter verharrte einen Moment auf der Brücke, in Ehrfurcht versunken angesichts der Berge, die er schon so lange kannte, und im Angesicht seines Gottes. Wie immer breitete sich an dieser Stelle des Wegs ein Schweigen aus; ein Schweigen, das beladen war mit Geschichten von vermissten Wanderern, Gebirgsgewittern, Waldbränden, Begegnungen mit Bären, Klapperschlangen und Geisterpferden. Direkt hinter der Lichtung, die jetzt vor ihnen lag, umschloss dichter Baumbestand den Pfad, der sie mitten hineinführte in die Schönheit des Kernplateaus.
Goldforellen schossen aus dem Schatten der Brücke heraus, als Peters Buffalos schwer auf die Planken traten. Das Holz war blank gewetzt von den vielen Menschen, die vor ihnen hier entlanggelaufen waren. Peter warf einen forschenden Blick über die Lichtung auf der anderen Seite. „Keine frischen Spuren“, kommentierte er. „Wir dürften Casa Vieja ganz für uns haben, wenn wir heute Abend ankommen. Bin gespannt, ob die Cowboys ihre Herden schon zum Weiden hochgebracht haben.“
Susan und Christopher folgten ihm. Nur kurz blieb Susan stehen, um ein Foto von der Aussicht zu machen, die nun hinter ihnen lag. „Ist das der Ort mit den hinterhältigen Rindern?“, erkundigte sie sich. „Wie kommen Rinder überhaupt hier hoch? Und wieso sind sie so tückisch?“
Peter machte einen großen Schritt über eine verrottete Planke in der Brücke. „Achtung, hier.“ Er wandte sich um, um sicherzugehen, dass Christopher und Susan nicht ausglitten. „Nein, meistens wollen sie einfach nur in Ruhe gelassen werden. Wenn wir auf ein tückisches Exemplar stoßen, werden Sie es merken.“
„Vielleicht sollten Sie uns besser sagen, woran man sie erkennt“, bemerkte Christopher von hinten. Das Interesse des jungen Wirtschaftsprüfers an dem, was Peter zu sagen hatte, stieg offenbar. Während sie weiterzogen, fuhr er fort: „Sie sagten, Sie wollten uns acht todsichere Grundsätze vermitteln, wie man den Willen Gottes erkennt. Wann werden wir denn unsere Notizbücher brauchen, die wir mitbringen sollten?“
„Der Unterricht ist bereits in vollem Gang“, gab Peter zurück. „Die erste Lektion stammt aus Sprüche 3,5 und 6. Sobald wir unseren Lagerplatz erreichen, können Sie alles aufschreiben und mir sagen, wie der erste Grundsatz lautet.“
„Ich bin nicht der, der die Sache im Griff haben muss“, antwortete Christopher. „Gott braucht deine Fähigkeiten nicht, um dich zu führen“, wiederholte er Peters Worte, und in seiner Stimme schwang ein zögerliches Lächeln mit. „Aber du musst seiner Macht vertrauen, um seine Führung zu erkennen.“
Das gefilterte Licht der aufgehenden Sonne leuchtete glühend auf gelben und tiefroten Wildblumen rechts und links des Wegs. Ein Adler schrie, und ein Kojote heulte aus Protest gegen eine erfolglose nächtliche Jagd. Die Pinienzweige hoch über ihnen raschelten im Morgenwind.
Nur Peter vernahm in diesem Moment, als sie die Brücke hinter sich ließen, in den Geräuschen der Natur die stille, sanfte Stimme Gottes. Er schritt voran und blinzelte in die Sonne, die über der Hochebene lag. „Ich habe so ein Gefühl, als ob wir alle etwas von Gottes Macht brauchen werden, bevor diese Tour zu Ende ist.“
Kapitel 2
Wachsendes Vertrauen
Der Herr zieht die Menschen, die ihn ernst nehmen, ins Vertrauen.
Psalm 25,14
DER WEG, der immer noch entlang des frühlingshaft angeschwollenen Baches verlief, weitete sich unerwartet vor ihnen. Die drei Wanderer erreichten eine Wiese, auf der Hochlandgräser und Wildblumen sich miteinander vermischten. Ihre Ausläufer erstreckten sich nach Norden und Osten; die ebene Mitte begrenzte ein rechteckiger Zaun. Der Bach durchkreuzte mit gleichmäßigem Rauschen die große Fläche, bevor er tosend steil abwärts stürzte. Kiefern und Tannen säumten die Ufer wie Wachposten des Waldes, in Reih und Glied angetreten, um zu sehen, was Gott in dieser lichterfüllten Weite tun konnte. Und Peter wusste: Gott würde sie nicht enttäuschen.
Christopher und Susan betraten die Wiese mit langsamen, bedächtigen Schritten – wie Untergebene vor dem Thron eines Herrschers. „Das ist …“, versuchte Christopher zu erklären, was er empfand. „Das ist … ich meine … Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
Susan griff nach der Kamera in ihrer Tasche. „Stop, Christopher. Warte. Ich muss das aufnehmen. Es ist einfach … großartig. Wahnsinn.“
Peter überholte sie und wies nach links. „Dort im Westen gibt es ein paar mächtige Gipfel, weit außen hinter der letzten Höhenkette. Sehen Sie? Die Sonne scheint, und alles glitzert und funkelt. Er prahlt ein wenig.“
Christopher kniff die Augen zusammen. „Wer prahlt?“
„Gott.“ Peter zog seine Karte aus der Tasche und faltete sie zu einem Quadrat mit Casa Vieja im Zentrum. „Sehen Sie, wir stehen hier, da wo diese rote Linie unserer Route auf diesen weißen Fleck trifft. Das ist es: Casa Vieja. Die Bergwachtstation liegt etwas oberhalb, am anderen Ende der Wiese. Wir werden unser Lager ein wenig östlich davon aufschlagen, etwas weiter oben, wo es wieder Waldbestand gibt. Da ist auch eine Quelle, und wir sind ganz für uns. Die Stelle ist nicht eingezeichnet, aber sie eignet sich ausgezeichnet als Lagerplatz.“
Susan lächelte Christopher an, der zustimmend nickte. Peter reichte Susan die Karte. „Von jetzt an sind Sie unsere Kartenleserin. Heute haben wir nichts mehr zu tun, außer unser Nachtlager aufzubauen und zu entscheiden, ob wir morgen früh von der Wiese aus nach rechts oder nach links weitergehen.“
Sie liefen ostwärts am Weidezaun entlang. Susan strich die Knicke in der Karte glatt und drehte sie, sodass die Zaunpfosten links von ihr waren. „Dort müsste Norden sein“, sagte sie und wies auf ein altes Blockhaus am anderen Ende der großen Freifläche.
„Sie sind ein Naturtalent, junge Dame. Sie haben gerade die Karte eingenordet. Heute Abend zeige ich Ihnen, wie man dabei wirklich vorgeht. Nur dass wir dann kein Blockhaus als Anhaltspunkt nehmen, sondern Gottes ureigenes Himmelszelt.“
„Warum liegt der Drahtzaun am Boden?“, fragte Christopher.
„Die Cowboys haben die Herden noch nicht hochgetrieben. Diese Zäune sollen verhindern, dass die Rinder die Wiese zu stark abweiden. Wenn man die Weiden gut bewirtschaftet – und das tun die Cowboys –, werden sie Futter liefern bis zum Jüngsten Tag. Aber im Winter wird der Stacheldraht abgenommen. Wenn er an den Pfosten bleibt, reißt er, weil es hier so kalt wird … Wenn die Rinder einen Teil der Wiese abgeweidet haben, zäunen die Cowboys diesen Teil mit Draht ein und treiben die Rinder höher in die Ausläufer der Wiese da oben.“
Er wies über die ebene Mitte der Wiese hinaus auf die etwas höher gelegenen Ausläufer. „Sehen Sie, dort, wo die Wiese wieder in Wald übergeht.“ Er ließ die Hand sinken. „Dort müssen wir jetzt auch hin. Unser Lagerplatz liegt an einem alten Pfad oberhalb dieses Ausläufers. Finden Sie den Platz auf der Karte, Susan?“
„Ja. Sieht so aus, als gäbe es da eine Brücke über den Bach, wenn wir diesen Weg nehmen.“
„Gut, Mädchen“, rief Peter so laut, dass das Echo über die Wiese hallte.
Die Dreiergruppe überquerte die ausgedehnte Bergwiese und hielt am Fuß des Ausläufers am anderen Ende. Peter atmete heftig, band sich das Tuch vom Hals und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Bevor wir in die bewaldete Region aufsteigen“, keuchte er, „sollte ich Ihnen erklären, welche Möglichkeiten wir haben. Morgen früh bauen wir das Lager ab, laufen dann zum Westrand der Wiese in Richtung jener Gipfel dort, und dann müssen Sie entscheiden, wie es weitergeht.“
Susan