HAUSER - IMMER FESTE DRUFF!. Andreas Zwengel

HAUSER - IMMER FESTE DRUFF! - Andreas Zwengel


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      »Das war ein guter«, sagte der Betreiber, ließ einen Kronkorken durch die Luft kreiseln und stellte eine Flasche vor Hauser. »Geht uffs Haus.«

      Melanie schob sich lächelnd vor. »Was mein Vater zu sagen versucht, ist, dass er dringend wissen muss, wann und mit welchem Wagen seine Bekannten abgereist sind.«

      »Das klingt fer mich so, als wolle die den net unbedingt dabeihabbe.«

      Melanie beugte sich vor und flüsterte: »Bitte, wenn wir sie nicht finden, kann er nicht seinen Urlaub mit ihnen verbringen und dann habe ich ihn die nächsten drei Wochen am Hals. Ich hatte ehrlich gesagt andere Pläne. Ihr würdet mir wirklich einen großen Gefallen tun.«

      Die drei Männer sahen sich an, dann zuckten beide Gäste mit den Schultern und der Betreiber beugte sich Melanie entgegen. Allerdings nicht, um ungehört zu bleiben, sondern um ihr nebenbei in den Ausschnitt zu linsen. »Das kann ich verstehe, so ein möcht ich auch net betreue misse. Na jedenfalls, die sind in einem Mini-Van weggefahren. Das wor so gege fünf. Ich bin selbst grod erst kumme und hat Kaffee uffgesetzt.«

      »Was für ein Mini-Van war das denn?«, fragte Hauser.

      »Die Marke kann ich net sahe. War noch zabbeduuster und die ham uns midde Scheinwerfer geblend.«

      »Und besoffe warn mehr auch«, ergänzte einer der Gäste.

      »Du scho, aber ich schaff hier«, blaffte der Besitzer, bevor er sich wieder Melanie zuwandte. »Er war silbern.«

      »Also kein Taxi?«, hakte Melanie nach.

      »Na, sicher silbern. Matt. Das ist alles, was wir wisse.«

      »Und dass uff dem Kennzeiche ein Q wor«, ergänzte der weniger betrunkene Gast.

      »Joh. Und des«, bestätigte der Besitzer.

      »Wie viele Leute sind eingestiegen?«

      »Des wor schwer zu erkenne, wesche de Scheinwerfer.«

      Der erste Gast hob den Zeigefinger, als habe er gerade eine göttliche Eingebung. »Aber zwo Leut sin vor dem Bus zum Seiteneinstiech gelaafe. Also worn mit dem Fahrer mindestens drei drin.«

      »Vielleicht ham die Jungs von de Müllabfuhr mehr gesehe«, sagte der Kioskbesitzer.

      »Wieso?«

      »Na, der Mini-Van hat denen den Zugang zu nem Rollcontainer versperrt. Erst als die weggfahre sin, konnte die Jungs weitermache.«

      »Was auch Stress gab«, erinnerte sich der betrunkene Gast, »weil die zwei Typen in dem Geländewagen net vorbeikame. Was ham die sich uffgerecht, eijeijeih. Ham gehupt un gescholle, in irgendsoner Sprach. Solle sich halt eh klaaner Audo kaufe, dann komme se auch durch.«

      »Und wohin ist der Mini-Van dann gefahren?«, fragte Hauser.

      Der Besitzer wies beiläufig nach Westen. »Immer weiter strackaus, die Gutleut lang.«

      Hauser machte eine anerkennende Kopfbewegung für diese Gedächtnisleistung. »Sonst noch ein Detail?«

      Die drei schüttelten gleichzeitig ihre Köpfe, so als würden sie alle mit derselben Schnur bewegt.

      »Dann vielen Dank, die Herren.« Hauser reichte einen größeren Schein über Melanies Schulter. Der Besitzer quittierte die Spende mit einem Nicken. Als sie sich vom Kiosk abwandten, schnappte sich der betrunkenere Gast die Bierflasche, die Hauser verschmäht hatte. Mochten auch seine anderen Fähigkeiten durch den Alkohol in Mitleidenschaft gezogen sein, der Beuteinstinkt war ihm erhalten geblieben.

      »Ich kenne jemanden bei FES«, sagte Hauser auf dem Weg zum Jaguar. »Meine Bekannte könnte herausfinden, ob ihre Kollegen an diesem Morgen etwas beobachtet haben.«

      Melanie machte eine auffordernde Handbewegung. »Nur zu.«

      Hauser kramte in seinem Beutel herum und holte ein Handy heraus. Er hatte das Computerzeitalter komplett verpennt und als Anachronist eine Welt durchwandert, in der Informationen überall und für jedermann frei verfügbar waren. Eigentlich traumhafte Zustände für einen Detektiv, trotzdem hatte er sich nie aufraffen können, einen PC anzuschaffen. Es lag mehr an seiner phlegmatischen Grundhaltung als an einer aktiven Verweigerung. Wenn es sich gar nicht vermeiden ließ, hatte er notgedrungen ein Internet-Café aufgesucht. Aber dann löste er einen Fall innerhalb von dreißig Minuten nur mittels Google und legte sich daraufhin sofort ein iPhone zu.

      Melanie musste eine ganze Weile dem Geschäker zwischen Hauser und der Frau zuhören und bekam auch nur seine Hälfte des Gesprächs mit. Aber die reichte aus, um sicher zu sein, dass die beiden nicht nur eine berufliche Vergangenheit hatten. Endlich kam Hauser auf den Punkt und erzählte von einem Freund, der an besagtem Morgen mit seinem Mini-Van von dem Müllwagen touchiert worden sei. Die Frau ermittelte über ihr System den betreffenden Fahrer und kontaktierte ihn. Hauser schenkte Melanie ein aufmunterndes Lächeln, dann war seine Bekannte wieder in der Leitung. Er hörte eine Minute zu und beendete das Gespräch mit einem weiteren fünfminütigen Geplänkel aus Lob, Dank und Versprechungen für ein baldiges Treffen in einem Lokal mit Cocktail-Happy-Hour.

      »Der Fahrer des Müllwagens kann sich an den Mini-Van erinnern, bestreitet aber den Unfall. Sie mussten wegen des Mini-Vans einen Moment warten und als er schließlich aus der Hofeinfahrt herauswollte, die er blockierte, ist er noch rückwärts gegen den Rollcontainer gefahren, zu dem die FES-Leute wollten. Dabei hat er sich das rechte Rücklicht eingedrückt. Anschließend gab es noch einen Streit mit zwei Kerlen in einem protzigen Hummer, die es unglaublich eilig hatten. Die haben sie natürlich extralange warten lassen. Jedenfalls hat der Fahrer des Mülllasters Leute aus dem Haus in den Mini-Van steigen und wegfahren sehen. Wahrscheinlich zur Auffahrt Westhafen und auf die A 5. Beim Westhafen kann man nur Richtung Norden auffahren. Falls der Fahrer nicht am Nordwestkreuz gedreht hat oder abgefahren ist, wissen wir jetzt, in welcher Richtung wir suchen müssen.«

      »Ich weiß nicht, ob es schon als Erfolg gelten kann, wenn wir die Suche auf die obere Hälfte Deutschlands begrenzen können.«

      »Keine Sorge, es geht gleich weiter.«

      ***

      »Hier ist euer Guido, live bei F-Xpress, eurem Gute-Laune-Sender für Frankfurt und Umgebung, ich … und das ist mein Handy, tja Leute, das ist live und deshalb erstmal die Black Eyed Peas mit I got the feeling. Bis gleich.«

      Während die Hörer von F-Xpress der Musik lauschten, musste sich Moderator Guido eine ganz andere Geschichte anhören.

      »Mensch, Hauser, ich kann doch nicht öffentlich zur Suche nach einem bestimmten Auto aufrufen. Die Besitzer könnten mich verklagen.«

      »Es handelt sich möglicherweise um eine Entführung, du würdest ein gutes Werk tun. Mach ein Gewinnspiel daraus, das fällt doch nicht besonders auf.«

      Der Moderator kämpfte schwer mit sich. Er machte diesen Job jetzt seit fünf Jahren und eigentlich gefiel er ihm. Zuvor hatte er als Web-Designer und Neo-Spiritualist eine Menge Kohle verdient und auch eine Menge Leute genervt, aber mit seiner momentanen Stelle gelang es ihm, in beiden Disziplinen neue Höhen zu erreichen und neue Tiefen auszuloten.

      »Mit dem Gefallen wären wir quitt«, köderte Hauser ihn und der Mann schien nur auf dieses Angebot gewartet zu haben.

      »Na, unter diesen Umständen ist es natürlich ein Schnäppchen, lass mich mal machen.«

      Die Black Eyed Peas wurden von Lady Gaga abgelöst, dann war der Moderator wieder auf Sendung.

      »Und nun kommen wir zu einem besonderen Schmankerl, bei dem unsere frühen Pendler garantiert die Nase vorn haben werden, denn wie heißt es so schön: Dem frühen Vogel ist der Wurm egal, denn er ist auf der Jagd nach dem F-Xpress-Goldtransport. Die Regeln sind denkbar einfach: Wir beschreiben euch ein Fahrzeug und nennen einen Buchstaben oder eine Zahl des Kennzeichens sowie die ungefähre Gegend. Dann seid ihr dran und dürft euch das Hirn zermartern, ob, wann und wo ihr unseren Goldtransport gesehen habt. Bereit? Okay. Die geheimen Goldreserven von Radio F-Xpress wurden diesmal in einem silbernen Mini-Van transportiert.


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