Time of Lust | Band 1 | Gefährliche Liebe | Roman. Megan Parker
Tee und Kaffee. Für Santiago wurde das Kopfende des Tisches freigehalten, zu seiner Rechten war mein Platz und mir gegenüber saß David.
»Santiago wird gleich da sein, aber du kannst inzwischen ruhig mit dem Essen beginnen«, gab er mir zu verstehen.
Und tatsächlich, kaum hatte er ausgesprochen, kam Santiago in männlicher Begleitung die Treppe herunter.
»Das ist Damian, Santiagos erster Leibwächter«, flüsterte mir David zu. Mir fielen sofort seine extrem langen, schwarzen Haare ins Auge, er trug sie glatt und offen ... fast so wie ich.
Plötzlich hörten alle auf zu sprechen und erhoben sich. Wie vermutet, beanspruchte Santiago das Kopfende für sich, mit dem Rücken zur Treppe, und Damian nahm den freien Platz neben mir. Alle setzten sich wieder. Santiago warf mir kurz einen unterkühlten, strengen Blick zu und begann dann einfach zu frühstücken. Er redete über alles Mögliche ... mit allen anderen ... aber für mich hatte er weder ein freundliches Lächeln, noch ein paar versöhnliche Worte, ganz zu schweigen von einer Entschuldigung. Er strafte mich mit Missachtung und ich kämpfte mit meinen Gefühlen für ihn.
»Ich möchte heute mit der Sea Star rausfahren. David, Keathan, Marcus, Edward und Zahira. Wir treffen uns in einer halben Stunde. Damian, ihr könntet den Tag hier inzwischen für ein Outdoor-Programm nutzen«, verkündete Santiago gegen Ende des Frühstücks.
***
Auf der Rückseite der Insel lagen mehrere große Yachten vor Anker. Das Speedboot brachte uns wie angekündigt zur Sea Star, eine Luxusyacht vom Feinsten. Marcus steuerte sie vom obersten Deck aus. Santiago hatte für diesen Ausflug sämtliches Personal verweigert, also waren Marcus und Edward auch dazu eingeteilt worden, später für die Verpflegung zu sorgen.
David mochte die Sonne nicht so gern. Er blieb im klimatisierten Wohnbereich und las ein Buch, während wir es uns im Freien gemütlich machten. Santiago und Keathan waren ganz in weiß gekleidet. Die beiden sahen umwerfend aus. Auch mir war aufgetragen worden, ein weißes Kleid anzuziehen, kurz und sexy, wie ich es liebte. In bequemen Sonnenstühlen saßen wir zu dritt am Pool, Edward brachte uns Cocktails und Santiago war wie auf Knopfdruck wieder nett zu mir. Mit seinem hinreißenden Lächeln sah er mich an. »Gefällt dir meine Yacht?«
Was für eine Frage! Wem nicht? »Ja ... ist wirklich beeindruckend«, antwortete ich.
»Ich werde dich später ein wenig herumführen. Unten gibt es noch einen zweiten großen Wohnraum, drei Schlafzimmer und zwei Badezimmer!«
»Bleiben wir über Nacht hier?«
»Nein, wir fahren raus zu einem Korallenriff, um zu Schnorcheln ... und wenn wir dann hungrig sind, verwöhnt uns Edward mit ein paar Spezialitäten vom Grill.«
Das hörte sich gut an. Und es war noch viel schöner als erwartet. Zu dritt schnorchelten wir durch unglaubliche Korallengärten. Exotische bunte Fische kamen vertrauensselig ganz dicht an uns heran. Das Meer war wohlig warm. Santiago hielt mich unter Wasser ständig an der Hand und zeigte mir eine ganze Reihe maritimer Naturschönheiten, die ich ohne ihn vermutlich nie entdeckt hätte. Geradezu euphorisch und voller Glücksgefühle kamen wir nach zwei Stunden wieder an Bord.
Edward hatte inzwischen seine Kochkünste unter Beweis gestellt. Es gab gegrillten Lobster, Jacobsmuscheln, Salat, Burritos und Enchiladas. Santiago und David zogen sich in den überdachten Speiseraum zurück und begannen zu essen. Ich spülte noch schnell im Pool das Salzwasser aus meinen Haaren ... als Keathan an Deck erschien. Er brachte mir einen neuen trockenen Bikini und stieg ebenfalls ins Wasser. Ich war fast erschrocken von seiner plötzlichen Nähe und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte ... Ich wollte ganz bestimmt keinen Ärger mit Santiago. Ich bewegte mich Richtung Stufen und war gerade im Begriff, aus dem Wasser zu steigen, als er mich an der Hand fasste.
»Warte, warum gehst du jetzt?«
»Ich ... ich weiß nicht ...«
»Dann bleib!« Er ließ meine Hand wieder los und setzte sich zu einer Whirlpooldüse. Mit einer Kopfbewegung deutete er mir, ich solle mich neben ihn setzen.
»Keathan ... ich möchte Santiago nicht eifersüchtig machen«, entgegnete ich.
»Mach dir keine Gedanken. Ich bin zu dir in den Pool gestiegen, wenn er ein Problem damit hat, muss er das mit mir klären.«
»Bist du dir sicher?«
Er lachte. »Ja, glaub mir, ich bin schon lange genug mit ihm zusammen.«
»Keathan, ich will ihn nicht provozieren, ich geh lieber raus.«
Mein linker Fuß war schon auf der ersten Stufe, als Keathans Stimme plötzlich lauter wurde. »Hey, du bleibst hier, wenn ich dir das sage!«
Ich erschrak und blieb stehen. Er sah mich mit todernster Miene an.
»Du machst mir Angst!«, gestand ich ihm verschreckt.
»Zahira, du musst lernen, mir zu gehorchen!«
Ihm gehorchen? Wieso ihm? Ich war mit Santiago zusammen! »Aber ...«
»Ich warte!«, unterbrach er mich.
Ich überlegte kurz und dann wandte ich mich von ihm ab ... Klatschnass lief ich zu Santiago, der noch immer mit David beim Essen saß. Und er war nicht minder überrascht.
»Zahira, was ist los? Geh raus hier, du tropfst alles voll!«
Jetzt war ich schon ziemlich aufgebracht und verzweifelt. »Nein, ich kann nicht! Keathan möchte mit mir in den Pool und ich weiß nicht, ob dir das recht ist!«
Santiago verdrehte die Augen und seufzte. Dann stand er auf, packte mich am Oberarm und führte mich wortlos ins Freie. Keathan war inzwischen aus dem Wasser gestiegen und trocknete sich gerade ab.
Mit ruhiger, gefasster Stimme fragte Santiago ihn: » Wo ist dein Problem?«
Keathan lachte blasiert. »Tja, sie kennt die Regeln nicht.«
»Was hast du anderes erwartet? ... Dann erklär sie ihr!«
»Ich? ... Dafür bist du doch zuständig!«
»Sind wir heute schlecht gelaunt, oder was? Wenn ich sage, du erklärst ihr die Regeln, dann erklärst du ihr die Regeln!«, herrschte ihn Santiago an. »Und jetzt lasst mich in Ruhe essen!«
Aber Keathan ging ebenfalls nach drinnen ... und ich blieb allein an Deck zurück. Etwas verwirrt trocknete ich mich ab und schlüpfte in den neuen Bikini.
Kurz darauf kam David zum ersten Mal ins Freie ... nur mit einer Shorts bekleidet. Ich konnte ihn gar nicht ansehen. Sein Körper war von derart edler Blässe und Schönheit ... wie eine Elfenbeinstatue.
»Tut mir leid, dass ich Ärger gemacht habe«, entschuldigte ich mich bei ihm.
Er legte zärtlich seine Hand an meinen Nacken und ließ damit wie auf Knopfdruck mein Herz schneller schlagen. David wirkte irgendwie viel nackter, als alle anderen ... und ich fühlte mich leicht überfahren von seiner Berührung. Gleichzeitig hatte ich Mühe, mich nicht in seinen schönen Augen zu verlieren.
»Hast du Hunger?«, fragte er.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis seine Worte zu mir durchgedrungen waren. »Ja, sehr.«
»Komm, wir setzen uns hier an den Tisch. Edward soll uns das Essen rausbringen.«
Ich saß ihm gegenüber und traute mich keine einzige Frage zu stellen. Sein Blick ruhte kurz auf mir, dann schweifte er hinaus aufs offene Meer. Er kniff seine Augen zusammen, so, als würde er angestrengt nachdenken. Je länger ich ihn ansah, umso mehr fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Seine blonden glatten Haare fielen ihm ins Gesicht und er wirkte etwas unrasiert. Ich stellte mir vor, wie es wäre, ihn zu küssen ... seine Haut zu berühren. Er war so viel älter als ich ... trotzdem fand ich den Gedanken reizvoll. Aber mein schöner Tagtraum wurde von seinen Worten unterbrochen.
»Weißt du, Zahira, wenn du hier bei uns bleiben möchtest, dann musst du ein paar Dinge verstehen, und das Wichtigste davon ist die Hierarchie.