Earl Dumarest 27: Die Erde ist der Himmel. E. C. Tubb
Lösung angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen. Dumarest sagte: »Kannst du etwas mit Bordmitteln tun? Einheiten neu bauen oder überholen?«
Als Antwort hielt Craig ihm ein Ding aus Plastik und Metall entgegen. Es war verbogen, voller Löcher, zerschrammt und abgenutzt, kaum noch als Katalysatoreinheit zu erkennen.
»Die anderen sehen genauso aus.«
Kaum mehr als Schrott. »Wie lange, Jed?«
»Wie lange wir noch atmen können?« Craig runzelte die Stirn, berührte mit einer Hand die Narbe in seinem Gesicht. »Nicht mehr lange«, entschied er. »Ein paar Tage, eine Woche höchstens. Wenn wir alle Ressourcen nutzen. Wir müssen landen, Earl, und das bald.«
Die Entscheidung wurde von Ysanne unterstützt, als sie sich im Salon zu Dumarest gesellte, bewaffnet mit ihren Karten und Almanachen. »Mit Luft für nur noch eine Woche haben wir wenig Auswahl. Wir können Aschem oder Trube erreichen. Aschem ist am nächsten. Wir könnten bald dort sein.«
»Hätten wir den Zusammenbruch erst in ein paar Tagen gefunden, welche Optionen hätten wir gehabt?«
»Aschem«, sagte sie, ohne zu zögern. »Liegt direkt auf Kurs.«
Und auf Aschem würden die Cyclan warten.
Dumarest war sich dessen sicher. Die schale Luft hätte ihnen keine andere Wahl gelassen als dieses Ziel, und hätte sein Instinkt nicht funktioniert, wäre die beschädigte Anlage nicht entdeckt worden. Die Kopfschmerzen hätte man der allseitigen Erschöpfung zugeschrieben, ebenso die Müdigkeit und das Schwitzen, nicht mehr als eine zusätzliche Lästigkeit. Der steigende Anteil des Kohlendioxids wäre wie ein Gift gewesen, das jede Intelligenz eingelullt hätte, die zur Entdeckung des Problems notwendig gewesen wäre.
Sabotage. Der Vorfall stank danach, aber er sagte nichts.
»Earl?« Ysanne starrte ihn stirnrunzelnd an. »Wir müssen eines der Ziele wählen«, erinnerte sie ihn. »Soll ich Kurs auf Trube einschlagen?«
»Nein.«
»Aber …«
»Wir bleiben auf unserem aktuellen Kurs.« Er wollte das Unerwartete tun, die wartende Falle vermeiden. Er sagte: »Jed war zu pessimistisch. Wir können es länger als eine Woche aushalten. Und wir können es eine Weile auch ohne Ersatzteile schaffen. Alles, was wir brauchen, ist eine Welt mit atembarer Luft. Es ist deine Aufgabe, uns eine zu finden.«
»Ich bin eine Navigatorin«, sagte sie angespannt. »Ich vollbringe keine Wunder. Und falls du es vergessen haben solltest: Wir fliegen in die Chandorah.«
Eine Region voller Gefahren für jedes Raumfahrzeug, das sich ihr näherte. Dieselbe Strahlung, die den Sternen ihren schönen Glanz verlieh, zerriss den Weltraum mit brutaler Kraft, erfüllte ihn mit aufbrandenden Wellen, die durch ätherische Strömungen gefangen und geführt wahre Strudel von Gravitationskräften und damit Gebiete wilder Zerstörung schufen. Diese Strudel konnten ein Schiff packen und in eine Parodie seiner ursprünglichen Form verbiegen. Die Energien würden Metall in schimmernden Staub verwandeln, Fleisch und Knochen in diffundierendes Gas.
Als er nicht reagierte, fügte sie hinzu: »Haben wir keine Wahl?«
»Nein.«
»Ich erinnere dich daran, dass es auch um deinen Hals geht«, sagte sie. »Ich kann mir vorstellen, warum du nicht auf Aschem landen willst. Die Cyclan. Ich weiß, dass sie hinter dir her sind, und eines Tages werde ich vielleicht sogar erfahren, warum.« Sie schaute auf ihre zur Faust geballten Hand, die auf einer Sternenkarte lag. »Eines Tages, wenn du mir ausreichend traust.«
Ein Wissen, ohne das es ihr besser ging. Dumarest erwiderte ruhig: »Kannst du es schaffen? Eine Welt finden, auf der wir Luft aufnehmen können?«
»In der Chandorah, innerhalb einer Woche?« Ihr Schulterzucken war eindeutig. »Ich kann nur hoffen, dass die Zeit reicht.«
Es hatte keine Trauerrituale gegeben. Der Vorfall war von den Cyclan mit der üblichen Effizienz erledigt worden, die gleichermaßen ihr Stolz wie ihre Macht war. Elge war tot, Körper und Gehirn waren zu Staub reduziert worden und das einzige Bedauern mochte darüber bestehen, dass die hohe Intelligenz, die ihn einst so hoch hinausgetragen hatte, nun verloren war. Jetzt war er nichts mehr als eine Notiz in den Datenbanken und ein neuer Cyber Prime würde seinen Platz einnehmen.
Er selbst? Avro dachte darüber nach, als er die Kammer verließ, in der er die Entsorgung überwacht hatte. Er war für die Position geeignet, ein Urteil basierend auf klarer Analyse und keinesfalls auf Stolz. Er verfügte über alle notwendigen Eigenschaften und seine Laufbahn war makellos. Seit seiner frühen Kindheit, als neuer Rekrut, später als Akolyth und dann als Cyber, hatte er hart und gut gearbeitet und die höchsten Bewertungen verdient. Nun kalkulierte er seine Chancen, benutzte seine antrainierten Fähigkeiten, um die Fakten zu evaluieren und den wahrscheinlichsten Ausgang künftiger Ereignisse zu extrapolieren.
Er würde zu jenen gehören, die der Rat für die Vakanz in Betracht ziehen würde, die Wahrscheinlichkeit dafür lag nahe an absoluter Sicherheit. Er würde allen vorgezogen werden, mit einer Ausnahme – Marle war der zweite Kandidat. Die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn ihm vorziehen würde, lag im Bereich von …
»Meister!« Die Gestalt in der lila Robe unterbrach seine Überlegungen, als der Cyber um seine Aufmerksamkeit bat. »Der Rat verlangt Ihre Anwesenheit. Folgen Sie mir.«
Das Ritual war voller uralter Bezüge. Es war geboren aus der Notwendigkeit, dass der Rat jeden zukünftigen Cyber Prime daran zu erinnern hatte, dass der Rat und nicht der Anführer die wahre Macht unter den Cyclan darstellte. Dies würde wilde Ambitionen kontrollieren und Abweichungen vom Masterplan verhindern, eine bewährte Notwendigkeit, wie die jüngsten Ereignisse gezeigt hatten. Wäre Elge nicht eliminiert worden, wenn der Irrsinn, der von ihm Besitz ergriffen hatte, unbehindert gewachsen wäre, hätte das Ergebnis Chaos bedeutet.
Dennoch, wenn er vernünftig und effizient blieb, war der Cyber Prime sicher das mächtigste Individuum, das die Galaxis jemals gekannt hatte.
Und die Cyclan waren die mächtigste Organisation.
»Berichten Sie!« Dekel saß dem Rat vor. Er trohnte am Kopfende des langen Tisches, sein dünnes Gesicht im Schatten der Kapuze seiner Robe verborgen. Er war ein alter Mann, wie sie alle alt waren, da es Zeit benötigte, so eine Position zu erreichen, die Erfahrung zu erlangen, die das notwendige Urteilsvermögen erlaubte. Mehr Zeit, um Effizienz über alles zu stellen. Diese Fähigkeit wurde nun von Dekel unter Beweis gestellt – es gab keinen Grund, warum Avro Zeit verschwenden sollte, wenn er seinen Abschlussbericht auch geben konnte, ehe der Rat über die Nachfolge entschieden hatte.
Er sagte: »Elge wurde entsorgt. Die Auslöschung ist vollständig und die Asche wurde verstreut.«
Ein Leben, das im Scheitern endete, war für alle Cyclan das schlimmste Verbrechen. Es wurde mit vollständiger Auslöschung bestraft. Für den verstorbenen Prime gab es die Ehre nicht, dass sein Gehirn mit dem anderer verbunden wurde, die den massiven Komplex der Zentralintelligenz bildeten. Dort, versiegelt, mit Nährstoffen gefüttert, versorgt und geschützt, hätte er seine Existenz fortgesetzt, lebend, ein Geist, befreit von den störenden Begrenzungen eines Körpers. Das Ziel, nach dem jeder Cyber strebte. Eines, das Elge verlor.
»Er war verrückt«, sagte Thern von seinem Sitzplatz in der Nähe Dekels. »Wahnsinnig. Wir können nur hoffen, dass seine Untersuchungen nicht dazu beigetragen haben, die Beeinträchtigungen der beobachteten Einheiten zu vergrößern.«
Boule sagte: »Sollten wir den Befehl, sie nicht zu zerstören, noch einmal überdenken?«
Avro merkte, dass die Frage an ihn gerichtet war. Er antwortete, ohne zu zögern, denn jede Zögerlichkeit war nur ein Zeichen von Unentschlossenheit: »Nein. Elges Vernunft war zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht beeinträchtigt. Isoliert, wie sie sind, bleiben die Einheiten so sicher wie eh und je. Wir können vieles von ihnen lernen. Zerstört sind sie ohne Wert.«
»Das Problem bleibt aber bestehen.«
Und würde