Earl Dumarest 27: Die Erde ist der Himmel. E. C. Tubb

Earl Dumarest 27: Die Erde ist der Himmel - E. C. Tubb


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ragte in mechanischer Symmetrie auf. Aus dem Schiff kam das monotone Geräusch der Pumpen.

      Sie holte Luft, das Leder ihrer Kleidung wurde über ihren Brüsten gespannt, und sie genoss die Süße der natürlichen Atmosphäre, erinnerte sich an die letzten Tage ihrer Reise, die immer größer werdende Verzweiflung, das Wissen, dass das Leben aller von ihren Fähigkeiten abhängig war. Einen Hafen zu finden und die Erce dorthin zu steuern – für jeden Navigator in der Chandorah eine schwere Prüfung. Noch mehr, wenn man im Gefängnis eines Druckanzugs saß, die Haut wund gescheuert durch Stoff und Metall, die Lungen verhungernd, die Nase verstopft mit dem Gestank angesammelten Abfalls.

      Eine schwere Zeit, aber sie hatten es überlebt. Da war eine zusätzliche Note in der Luft und sie atmete erneut ein, genoss die Note, den Geschmack. Die Luft wurde gerade in die Tanks am Bord des Schiffes gepumpt, aber sie würde an Bord niemals genauso schmecken wie zurück im Weltall.

      Sie erhob sich und schritt auf leisen Füßen zum Feuer. Eine große Frau, die dicken Zöpfe von der gleichen Schwärze wie ihre Augen. Der weite Gürtel, der ihre Hüfte umrundete, betonte die Rundungen ihres Körpers. Ihr Gesicht schimmerte kupfern, und wenn unbewegt, wirkte es unbeteiligt wie das einer primitiven Skulptur.

      »Ich bin nicht müde.«

      Obgleich sehr leise, hatte Dumarest ihre Annäherung gespürt, schaute von seiner Sorge für das Feuer auf.

      »Wenn du schlafen möchtest, kann ich mich um das Feuer kümmern.«

      Er schüttelte den Kopf, drehte den Braten über der Feuerstelle, ein Tier wie ein Eichhörnchen, groß wie ein kleiner Hund, das einige Tropfen Fett zischend in die Flammen fallen ließ.

      »Ich glaube, ich könnte den anderen helfen«, überlegte sie. »Aber es eilt nicht. Wie auch immer, ich möchte die Nacht genießen.«

      Sie meinte die Dunkelheit und seine Gegenwart in der engen Intimität des Feuers. Sie drehte sich um und beobachtete die Gegend, doch jenseits des Glühens war nichts zu erkennen außer formlosen Schatten, Pflanzen mit schimmernden Blättern, irreguläre Linien am Rande des nächtlichen Himmels, dünne, spinnenartige Blätter, die in der sanften Brise einen kaum hörbaren Laut entwickelten. Sie lauschte und hörte nur das und das Stampfen der Pumpen und das sanfte Rascheln der fallenden Glut.

      »So friedlich«, sagte sie. »Ein Paradies. Wir sind seit Tagen hier und nichts scheint uns zu bedrohen.«

      »Bis jetzt.«

      »Es ist eine verlassene Welt, Earl«, beharrte sie. »Keine Bewohner. Nicht einmal ein Name. Nur ein Ort mit einer Nummer. Wir hatten verdammtes Glück, ihn zu finden.« Und sie fügte schnell hinzu: »Müssen wir schnell weiterreisen? Dies ist eine gute Welt. Wir könnten bleiben. Ein Haus bauen, eine Farm, jagen. Einen Stamm gründen. Wir …« Sie brach ab, als er seinen Kopf schüttelte. »Nein?«

      »Nein.«

      »Aber warum nicht, Earl?« Sie kannte den Grund und äußerte ihn, bevor er antworten konnte. »Die Erde!« Sie spuckte das Wort aus wie einen Fluch. Funken sprühten, als sie nach dem Feuer trat, und füllten die Luft mit glitzernden Punkten, um dann als graue Asche auf ihrem Stiefel zu landen. »Was kannst du dort finden, das es hier nicht gibt? Und wir wissen, dass diese Welt hier existiert!«

      »Wie die Erde.«

      »Das sagst du, aber egal wen man fragt, wird derjenige einem sagen, es sei nur eine Legende. Ein Mythos. Diese Welt ist keines von beiden. Sie ist hier und wir sind auf ihr und wir könnten sie zu unserer machen. Unsere, Earl. Unsere!«

      Der Traum, den jeder Abenteurer hatte, der ins Weltall aufbrach. Eine jungfräuliche Welt zu finden, sie zu besiedeln, zu besitzen und zu beherrschen. Es war immer noch möglich und war einst üblich gewesen, aber wie immer gab es Nachteile. Dinge, auf die Dumarest hinwies, noch während seine Augen die Schatten durchsuchten, die unruhige Linie der Vegetation vor dem Hintergrund des Sternenhimmels.

      Ysanne war dickköpfig. »Du verstehst es nicht, Earl. Du willst es nicht verstehen. Eine Erkundungsmission kann die Gegend bereits erforscht und alle bewohnbaren Welten überprüft haben. Sie mussten dafür nicht einmal landen. Oder eine Bergwerksfirma kann schon vergeblich nach wertvollen Rohstoffen gesucht haben. Oder …«

      »Diese Welt stand in der Liste.«

      »Nur eine Nummer, kein Name.«

      »Was bedeutet, dass sie vor einiger Zeit entdeckt wurde.«

      »Ja, aber …«

      »Sie haben vielleicht Säureregen entdeckt«, unterbrach er sie. »Tödliche klimatische Veränderungen. Zerstörerische Strahlung von Sonneneruptionen – tausend Sachen. Und wir sind vier Menschen in einem beschädigten Schiff. Nehmen wir an, die anderen wären willig, was sollen wir tun? Landwirtschaft? Ohne Maschinen, Samen und Kenntnisse der lokalen Ökologie? Bauen? Jagen?«

      »Leben«, sagte sie. »Diesen Ort zu unserem machen. Eine Welt, die wir unseren Kindern vermachen.«

      Ihr Wunsch war aus Sehnsucht geboren, aus grundlegenden Bedürfnissen, aber ihr früheres Leben machte sie blind für die Härte eines solchen Daseins. Diese Welt war kein Paradies, in dem Nahrung an jedem Baum wuchs und nützliche Rohstoffe unter jedem Busch – frei von jeder Krankheit oder Bedrohung. Hier zu überleben, würde alle Anstrengung nötig machen, die sie aufbringen konnten, und Kinder würden so wild wie diese Umgebung werden müssen, wenn sie zu existieren hoffen wollten. Aber die Sehnsucht konnte er verstehen.

      »Es tut mir leid.« Ysanne spürte seine Stimmung. »Ich bin eine Närrin, glaube ich, aber es schien mir eine gute Idee. Sie scheint es für mich immer noch zu sein.« Sie füllte ihre Lungen mit der duftenden Luft. »Es ist verrückt, in einer metallenen Kanne zu leben, wenn man doch hier draußen sein könnte. Die Sonne und den Regen spüren, die Berührung des Windes. In einer geraden Linie gehen zu können, bis man keinen Schritt mehr schafft. Zu rennen und zu springen und das Abendessen zu jagen.« Sie schüttelte den Kopf, ihre dicken Zöpfe umrahmten ihr Gesicht und machten ein seidenes Rascheln, als sie am Leder ihrer Tunika entlangstreiften. »Ich hatte all das einst – warum nur habe ich es verlassen?«

      Für die Aufregung. Für das Abenteuer und die Romantik und die Neugierde. Für Abwechslung und das Neue und vor allem als Flucht. Das war der Grund, warum die meisten sternensüchtigen Jugendlichen in den Weltraum aufbrachen, nur um dort eine Umgebung zu finden, die noch beengter war als jene, die sie gekannt hatten.

      An einer Seite tanzten die silbernen Pflanzenwedel in plötzlicher Bewegung vor dem Himmel.

      »Bleib wachsam«, sagte Dumarest. »Ich überprüfe die Gegend.«

      »Das ist unnötig«, sagte sie rasch. »Es war nur der Wind.«

      Er ignorierte die Bemerkung genauso wie den plötzlichen Windstoß, der die Flammen aufweckte, und sie beobachtete ihn, wie er ein Gewehr ergriff, das neben dem Feuer gelegen hatte. Der Riegel machte mechanische Geräusche, als er den Bolzen überprüfte, und die Waffe selbst schien zu einer Verlängerung seines Körpers zu werden, als er sich in die sie umgebende Dunkelheit begab. Für ihn war Misstrauen eine natürliche Eigenschaft geworden, ein permanenter Verdacht, dass die Dinge nicht zur Gänze so waren, wie es schien.

      Ein Fremder, dachte sie, und spürte eine plötzliche Kälte. Immer noch ein Fremder, trotz all der Stunden, die sie in tiefer Umarmung verbracht hatten, trotz der geteilten Leidenschaft. Er würde seinen Weg trotz aller Logik und gegen jede Wahrscheinlichkeit weitergehen. Und das in dem Wissen, dass sie ihn deswegen nur noch mehr respektieren würde. Sie würde ihn noch tiefer lieben für seine gnadenlose Entschlossenheit. Solch ein Mann würde starke Kinder zeugen – wenn sie die Erde fanden, würde sie ihn zu ihrem machen.

      2

      Nichts hatte sich verändert. Das Büro war immer noch so, wie Elge es benutzt hatte und vor ihm Nequal und vor diesem andere, die als Cyber Prime geherrscht hatten, um ihre Macht abzugeben, als ihre Zeit gekommen war. So, wie er es tun würde. Aber niemals zuvor in der Geschichte der Cyclan hatte jemand die Möglichkeit abgelehnt, das höchste Amt zu erhalten. Marle bedachte


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