Earl Dumarest 27: Die Erde ist der Himmel. E. C. Tubb
überhaupt bedurft hätte, und durch seinen Bericht hatte der Captain seine Unschuld bewiesen. Dumarest sah die Frau an, wie sie dasaß, das Gesicht zu den Sternen gewandt, verloren in euphorischen Träumereien, verursacht durch den Alkohol.
Sie sagte, ohne ihn anzusehen: »Die Trommeln, Earl. Was ist mit den Trommeln passiert?«
Dumarest erhob sich und schaute auf das Schiff. Craig hatte mehr als genug Zeit gehabt, um das Schiff zu erreichen und die neuen Tanks anzuschließen. Die Zugangsschleuse war offen und warf ein schwaches Licht in die Dunkelheit. Als Dumarest sich ihr näherte, das Gewehr in der Hand, sah er, wie das Licht durch die Silhouette des Ingenieurs gebrochen wurde.
»Jed?«
»Ich dachte, ich würde etwas sehen.« Craig drehte sich um und sah Dumarest an, als dieser näher kam. »Eine Bewegung dort drüben. Siehst du?« Er hob eine Hand, um an die Stelle zu zeigen. »Neben dem großen Baum.«
Es stand am Rande des Lichtscheins, groß, mit Stacheln, bedeckt mit Blättern. Kleine Punkte reflektierten das Licht in einem durchsichtigen Schimmer. Etwas Seltsames, knotig, gebeugt – Vegetation, erschaffen und geformt durch sich widerstreitende Kräfte.
Ein Baum, wo vorher keiner gestanden hatte.
Ein lebendes Ding – verraten durch das Zucken seines Körpers.
»Hole die anderen in das Schiff und mache dich bereit, die Schleuse zu schließen.«
»Earl? Was …?«
»Tu es!«
Dumarest erhob die Waffe und feuerte, als sich der Albtraum vor ihm entblätterte.
Es war groß, schnell, schoss von seinem Standort in eine Richtung, gefror dann, um sich wieder nach vorne zu werfen, als Dumarest erneut schoss. Die Kugeln schienen keinen Schaden zu verursachen, als sich das Ding von etwas, das wie ein Baum aussah, in etwas Bizarres verwandelte, sich im Licht hin und her wiegte und mit gezackten Peitschen um sich zu schlagen begann.
Dumarest sprang zurück und hörte das dünne, zischende Geräusch von schnell verdrängter Luft, spürte den Schmerz, als ihn etwas knapp über dem Knie am Bein traf. Der Schlag riss Plastik auf, traf das eingewobene Schutzgitter unter der dünnen Oberfläche des Stoffs. Tropfen gelber Flüssigkeit berührten das Metall und griffen es mit wütender Säure an.
»Earl!«, rief Ysanne, in plötzliche Nüchternheit geschockt. »Mein Gott! Earl!«
Er sah ihre schnelle Bewegung und ignorierte sie, als das Ding sprang, die gezackten Beine den Lehm aufwühlend. Ein Wesen wie ein Insekt, mit einer Menge seltsamer Wedel, die gezähnte Klauen bedeckten, Federbüschel, die suchende Antennen verbargen. Eine Kreatur dieser faden Welt, angezogen durch ihren Geruch und begierig auf Beute. Dumarest schoss erneut, wusste, dass er getroffen hatte, aber wieder erkannte er keinen Schaden. Die Kugel konnte die Kreatur durchschlagen haben oder war von ihrer hölzernen Haut abgewehrt worden.
Wieder das Geräusch verdrängter Luft, und er warf sich zu Boden und gleichzeitig zur Seite, als lebende Peitschen durch den Ort schossen, an dem er eben noch gestanden hatte. Das Gewehr feuerte, als er über den Boden rollte, und ein weiteres Mal, als er sich erhob, und aus den Augenwinkeln erfasste er den hellen Schein eines Lasers.
Ysanne feuerte, verschwendete Zeit und verriet ihre Position.
»Bleibt weg!«, schrie er. »Verteilt euch und bleibt weg!«
Das Ding wand sich ein wenig, als sie ihm gehorchten, bewegliche Fortsätze wirbelten, um nach den Geräuschen ihrer Bewegungen zu suchen, Fühler, die aus einer festen Kruste ragten. Tarnung zur Perfektion entwickelt, lebende Pflanzen, die aus dem monströsen Körper wuchsen, ihn verbargen, seine Form verwischten. Aber die Bewegung hatte enthüllt, wo der Kopf zu finden war.
Dumarest feuerte, bestrich den Bereich in der Hoffnung, die Augen zu treffen. Splitter flogen und das Heulen von Abprallern erfüllte die Luft. Erneut hatten die Kugeln keinen erkennbaren Schaden verursacht.
»Earl! Vielleicht kann ich es fortlocken!«, rief Ysanne.
Indem sie ihren Laser als Lockmittel verwendete, aber das Ding war zu groß und zu gut geschützt, sodass die Handfeuerwaffe keinen Effekt haben würde.
»Earl?«
»Lass es! Warte!«
Das Ding war zum Stillstand gekommen und konnte betrachtet werden. Eine Kreatur, die eine seltsame Form von Tarnung angenommen hatte. Die Kugeln waren von Stein abgeprallt und jetzt konnte Dumarest Zweige und Stöcke eines schieferähnlichen Materials zwischen den Wedeln erkennen. Ein Muster … es musste ein Muster geben. Alle Kreaturen der Wildnis folgten instinktiven Prozeduren, um ihr Überleben zu sichern. Zu jagen, zu warten, sich zu verbergen, bis die Zeit für den Angriff gekommen war. Angezogen zu werden durch Bewegung …
»Bleibt stehen!«, rief Dumarest. »Bewegt euch nicht!«
»Für wie lange?« Craig sprach mit angespannter Stimme von einer Seite. »Wie kommen wir in das Schiff?«
Batrun war ruhiger. »Ein Plan, Earl? Du hast einen Plan?«
Er hatte einen Plan, basierend auf seiner Erfahrung mit der Wildnis. Er wusste von Krabben, die ihre Haut mit Muscheln schmückten, mit Steinfragmenten und Algen, um als etwas anderes zu erscheinen als das, was sie waren. Wenn diese Kreatur eine ähnliche Strategie verfolgte, hatten sie eine Chance.
Als er es Ysanne erklärte, rief sie: »Earl, du bist verrückt! Wir …«
»… haben keine Wahl.« Er war kurz angebunden, ungeduldig. »Sobald es uns vom Schiff wegtreibt, sind wir hilflos.«
Sie würden da draußen verhungern, ungeschützt vor den Elementen, die Beute anderer, ähnlicher Kreaturen, die alle großen Hunger hatten. Dumarest kniff seine Augen zusammen, als er die Entfernung prüfte. Die Tür zum Schiff war etwa zehn Meter von seinem Standort entfernt. Die Kreatur wiederum war gut fünfzehn Meter vom Schiff entfernt – und ihre peitschenartigen Fühler hatten von dort aus Kratzer in der Hülle hinterlassen.
Ein Wettrennen, und wenn Dumarest es nicht in das Innere des Schiffes schaffte, ehe die Kreatur zuschlug, würde er tot sein.
»Bereit?« Er holte Luft, als Ysanne zustimmte, und füllte seine Lungen. »Jetzt!«
Sie feuerte, zielte auf den Kopf, die unsichtbaren Augen. Ein Moment der Ablenkung, den Dumarest nutzte, als er sich auf die Schleuse zuwarf. Einen Schritt von ihr entfernt hörte er das Pfeifen der verdrängten Luft. Als er sie erreichte, schlug etwas gegen das Metall über seinem Kopf. Als er sich durch die Öffnung schleuderte, hämmerte ein schneidender Schlag über seinen Rücken, ließ ihn nach vorne stolpern, zu Boden fallen und voller Schmerz herumrollen, als Feuer auf Höhe seiner Nieren seine Haut verbrannte. Schmerz, den er zur Seite wischte, als er sich auf die Reihe der aufgefüllten Tanks zubewegte.
Sie waren zwei Meter hoch, von ovaler Form, mit einem Standardventil ausgestattet. Dumarest griff nach einem der Tanks, schmeckte Blut, als er einen hochhob, fühlte Schweiß auf seiner Stirn und am Hals, als er ihn zur Schleuse schleppte. Die Öffnung schwamm vor seinen Augen, als er das Gewicht hochstemmte, es in seinen Händen bereithielt. Vor ihm, halb bedeckt durch seinen Schatten, wartete die fremde Kreatur in aufmerksamer Unbeweglichkeit.
»Jetzt!«, schrie Craig. Er schlug in ein nahes Gebüsch. »Jetzt!«
Der Lärm lockte das Biest an und die Bewegung veranlasste es, sich zu drehen, mit den Fühlern um sich zu schlagen. Als es sich bewegte, sprang Dumarest durch die Schleuse, die Arme schwangen unter dem schweren Gewicht, die Muskeln explodierten vor Energie, als er den Tank durch die Luft warf. Ein hell leuchtender Container, der aufschlug und rollte und in der Nähe des Körpers der Kreatur zum Stillstand kam.
Das Ding gefror. Es wurde ein albtraumhafter Schatten verschwommener Figuren und dann, nach einer Ewigkeit, bewegte es sich mit vorsichtiger Langsamkeit, schlich in Richtung des Tanks, berührte ihn, kratzte mit einer Klaue darüber.
Öffnete die Klaue, um zuzugreifen, um sie näher an den verborgenen Kopf zu führen, an die unsichtbaren Augen.