Ihr Cyborg-Biest. Grace Goodwin

Ihr Cyborg-Biest - Grace Goodwin


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geraubt, und so war ich nur wütend.

      Ich war schwach geworden. Kein Atlane mehr, denn ein wahrer Atlanen-Mann hatte ein inneres Biest. Und das hatte ich nicht mehr. Kein Biest. Gar nichts.

      Ich ignorierte Rachels Versprechen vollkommen und wandte mich wieder an den Arzt. Versprechen hatten keinen Platz in meinem Leben, nicht auf dieser Welt, denn ich war zu einem Leben hier—auf der Kolonie—verdammt, gemeinsam mit den anderen verseuchten Kriegern. „Ist das je zuvor schon einmal vorgekommen? Bei einem anderen Atlanen?“

      Der Arzt überflog wieder sein Tablet. Seine Stirn runzelte sich in Sorgenfalten. Doktor Surnen hatte schon mehr Tod und Zerstörung gesehen, als ich genauer wissen wollte. Er leistete hier, unter uns Verseuchten, seine Dienste, weil es auch ihm nicht gestattet war, in seine Heimatwelt auf Prillon Prime zurückzukehren. Seine linke Hand war zur Gänze ausgetauscht worden. Er war Cyborg. Alien. Hive.

      Meine Aufgabe war es gewesen, den Hive in Stücke zu reißen. Ich war nicht dazu da, um den Schaden zu reparieren, den sie anrichteten. Ich hatte überlebt. Die Cyborg-Implantate in meinem Körper machten es mir unmöglich, auf meinen Heimatplaneten Atlan zurückzukehren. Und nun schien es, als ob mir auch noch der Kern dessen, wer und was ich war, geraubt worden war.

      Maxim fluchte. „Du hättest niemals diesem Scheißer Krael in die Höhle folgen sollen. Wir hätten erst die Flotte herbeirufen sollen.“

      Rystons Griff um meinen Arm zog sich fester zusammen, als er dem Gouverneur widersprach. „Wir sind die Koalition. Nur, weil wir Cyborg an uns haben, heißt das nicht, dass wir weniger wert sind. Wir dürfen nicht anfangen, so zu denken. Der Hive ist hier, in unserem Nacken, und wir müssen uns darum kümmern.“

      Rachel lief auf und ab und raufte sich ihr dichtes Haar. Sie rieb sich die Schläfen, als wäre sie aufgebracht. Als würde ihr Kopf vor lauter Nachdenken schmerzen. „Ich verstehe einfach nicht, was sie hier erreichen wollen. Als sie dich gefasst haben, warum nahmen sie dann nicht eine Hand wie bei Doktor Surnen, oder sogar einen Arm? Warum dein Biest rauben? Und wie zum Geier haben sie das zustande gebracht? Was kann ihnen das nur bringen?“

      Maxim schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht, Gefährtin, aber wir werden es herausfinden.“ Er blickte mich mit seinem üblichen scharfen Blick an. „Hör gut zu, Rezz. Du kannst nicht aufgeben.“

      Ich lehnte mich im Untersuchungsstuhl zurück. Nicht, weil sie mich niederdrückten, sondern weil es mir zu egal war, um noch zu widersprechen. Tatsache war nun mal Tatsache. Ich konnte es spüren, zusammen mit der seltsamen Apathie, die den Platz dessen einnahm, was mir nun fehlte. Ein essentieller Teil von mir.

      Der Hive hatte mein Biest geraubt.

      Das, was mich zu dem machte, wer und was ich war. Ein Kampflord, ein Biest unter Männern, furchterregend auf dem Schlachtfeld. Mächtig genug, um jedes Hindernis zu bewältigen, eine Frau zu behüten, um des Titels Kampflord würdig zu sein. Und nun empfand ich rein gar nichts, obwohl ich doch Rage empfinden sollte. Ich hätte mich verwandeln sollen. Wachsen. Zum Biest werden. Die Krankenstation in Trümmer legen.

      Aber nein. Ich war taub. Kalt. Tot. Das war meine neue Existenz. Als ich Rachel ansah, sah ich keine wunderschöne Frau. Nicht mehr. Es war, als hätten sie mir mit dem Biest alles genommen, was mich lebendig fühlen ließ. Ich konnte nun auf die sanften Rundungen ihrer Brüste blicken, die zarte Haut auf ihrem Gesicht, und...nichts empfinden. Nicht einmal Neid auf die beiden Prillon-Krieger, die ihr den kupferfarbenen Kragen um den Hals gelegt und sie zu ihrem Eigentum gemacht hatten.

      Der Arzt wandte sich von uns ab, und seine dunkelgrüne Uniform spannte sich um seine breiten Schultern. Er war ebenfalls Prillon-Krieger, gefährtenlos und alleine, so wie die meisten Bewohner der Kolonie. Ein paar Bräute waren inzwischen auf der Kolonie eingetroffen, und über die letzten paar Monate hinweg hatte ich zugesehen, wie in Rachels und Kristins Bauch ein Kind herangewachsen war. Hatte das Glück und die Zufriedenheit auf den Gesichtern meiner Kampfbrüder gesehen.

      Mit der Ankunft der Bräute hatte ich gedacht, dass vielleicht auch mein Leben anders werden könnte. Da ich nicht länger ein Krieger unter den Sternen sein konnte, konnte ich doch ein Gefährte sein. Aber ich irrte mich. Der Hive hatte mir nun auch noch diese Hoffnung genommen.

      Der Arzt wandte sich an Maxim, und ihre Blicke trafen sich. Ein kurzes Nicken des Gouverneurs war meine einzige Warnung, bevor dicke, schwere, Schellen aus dem Tisch hervortraten und mich an Ort und Stelle festmachten. Nicht nur um die Fuß- und Handgelenke, sondern sie legten sich auch um meine Taille und meine Schenkel. Und die ganze Zeit über hielten Maxim und Ryston mich weiter fest. Sie gingen kein Risiko ein. Wäre mein Biest zur Stelle gewesen, um in Aufruhr zu versetzen, hätte mich selbst das nicht aufgehalten. Aber in diesem Fall waren die beiden Prillon-Krieger mehr als stark genug, um mich in Schach zu halten.

      „Was zur Hölle machen Sie da, Doktor?“ Ich blickte zu Rachel, die sich auf die Lippe biss und besorgt dreinschaute. „Was zur Hölle stellen Sie mit mir an? Reden Sie mit mir, sofort.“

      Rachel trat einen Schritt näher heran und stand am Fuß des Untersuchungsstuhls. Sie blickte mir in die Augen, während die Krieger dies vermieden. Das würde ich ihnen später weder vergessen, noch verzeihen.

      „Hör zu, Rezz, es gibt nur noch eine Sache, die wir noch nicht versucht haben. Eine Sache, von der wir denken, dass sie funktionieren könnte, dein Biest zurückzuholen und dich zu heilen.“

      Ich blinzelte langsam. Nicht auch nur ein Funke Hoffnung erwachte durch ihre Worte zum Leben. Ich war jenseits der Hoffnung. Wir spielten dieses Spielchen schon seit Wochen. Injektionen. Tests. Gespräche mit der Koalitionsflotte und ihrem Geheimdienst. Sogar Unterhaltungen mit Ärzten auf Atlan. Noch niemand hatte dies je erlebt. Ich war der erste Fall, und der einzige. Ich starrte auf die Gefährtin von Maxim und Ryston, auf ihren flehenden Blick, und spürte ein kaltes Bangen meine Wirbelsäule entlang kriechen. „Was machst du mit mir?“

      Rachel legte mir eine Hand aufs Bein, aber Maxims wütendes Fauchen ließ sie sofort wieder zurückschrecken. Bevor mir der Hive die Seele geraubt hatte, hätte ich die Geste zu schätzen gewusst, wäre sogar amüsiert gewesen über Maxims Beschützerinstinkt. Nun empfand ich gar nichts. Ohne das Biest in mir fühlte ich mich leer. Hohl.

      Der Arzt drückte auf ein paar Knöpfe, änderte ein paar Einstellungen an seinem Schaltpult an der gegenüberliegenden Wand. Ich wusste nicht, was zum Teufel er vorhatte. Ich war kein Arzt. Ich war ein Kampflord. Ich jagte Hive. Ich tötete Hive. Ich beschützte. Ich geriet in Zorn. Das waren meine Aufgaben. Das war es, was ich kannte. Als er sich also wieder zu Rachel gesellte, mit einem leichten Schweißfilm auf der Stirn, wusste ich: was immer er mir zu sagen hatte, war nicht gut. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich sogar angenommen, dass der Doktor Angst davor hatte, wie ich reagieren würde.

      Der Doktor nickte diesmal Ryston zu, und ehe ich mich versah, hatte Ryston etwas an meinem Kopf angebracht. Etwas, das ich nicht wollte.

      Ich blickte dem Arzt in die Augen. Er hielt meinem Blick stand, weigerte sich, sich abzuwenden oder zurückzuweichen. „Tests für das Interstellare Bräute-Programm. Es ist das einzige, was wir noch nicht versucht haben, Rezz.“

      Rachel trat vor, machte nach einem kurzen Blick zu Maxim jedoch schnell wieder einen Schritt zurück. Der Blick, den sie ihm zuwarf, war ihre Entschuldigung dafür, vergessen zu haben, dass er es nicht wollte, wenn sie mich berührte. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich war defekt. Keine Frau sollte mich anfassen wollen. Genau das machte dies zu einer so lächerlichen Idee. Rachel räusperte sich und verschränkte die Arme. Versuchte, hartnäckig dreinzublicken. „Dein Biest ist stark, Rezz. Du musst es nur wieder aufwecken. Es wiederbeleben. Dein Biest wird wieder zum Leben erwachen, wenn deine Gefährtin eintrifft. Es wird kommen. Es wird für sie kommen. Er wird durchbrechen, was immer der Hive mit dir angestellt hat.“

      Sie schien ihre Worte zu glauben, aber sie hatte keine Beweise. Keinen Grund, das zu sagen, außer, mir ein gutes Gefühl zu geben. Diese Art von Zuversicht war schmerzhaft. Ich verspürte Scham, aber zumindest fühlte ich irgendetwas. Ich schloss die Augen, um meine Reaktion vor ihr zu verbergen.

      Sie wollte, dass ich


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