Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
würde es für die Thornhills ein doppeltes Glück geben. Ein schreckensvolles Kapitel im Buch ihres Lebens war abgeschlossen.
»Jetzt müssen wir wohl nachfragen, ob die Bücher, die ich für dich bestellt habe, endlich gekommen sind, Mummy«, sagte Tim.
»Ich werde kaum Zeit zum Lesen haben. Jedenfalls nicht so bald«, meinte sie lächelnd.
»Aber Cindy muß sich von Herrn Korff verabschieden«, sagte Tim.
»Ich muß doch die Kündigungsfrist einhalten«, sagte Cindy.
»Das regeln wir schon«, warf Robert ein. »Ich werde ihm alle Bücher über Säuglings- und Kinderpflege, über alle Ratgeber für werdende Mütter und Väter abkaufen. Vielleicht gibt es auch welche für werdende Großeltern.«
»Du ahnst nicht, was es alles gibt, Daddy«, sagte Cindy. »Du wirst tief in die Tasche greifen müssen.«
»Wie gern«, sagte Robert schmunzelnd.
»Aber so weit ist es noch nicht«, meinte Cindy errötend.
»Weiß man es?« lachte Robert. »Tim ist für jede Überraschung gut.«
»Und du bist frech, Dad«, sagte Tim.
»Ich kann es nicht erwarten, eine Granny zu werden«, sagte Clarissa mit einem verklärten Lächeln. »Ihr werdet sehr nachsichtig mit mir sein müssen, denn ich möchte jeden Tag mein Enkelkind genießen.«
»Du wirst dazu bestimmt öfter als einmal Gelegenheit haben, Mummy«, sagte Tim, und mitten auf der Straße bekam Cindy einen langen zärtlichen Kuß.
Kein dunkler Schatten war mehr vorhanden. Arm in Arm gingen Clarissa und Cindy den Männern voraus.
»Wie ähnlich sie sich sind«, sagte Robert wieder.
»Wir auch, Dad«, meinte Tim. »Was werden das für Kinder werden!«
»Du denkst auch schon daran«, lachte der Ältere. »Jetzt setz dich erst mal auf die Hosen, damit du das Studium schnell zu Ende bringst.«
»Du wirst doch nicht darauf bestehen, daß wir so lange mit der Hochzeit warten?« fragte Tim etwas anzüglich.
»Ich werde mich hüten, wo wir doch so versessen darauf sind, bald Großeltern zu werden, und die sollen schließlich Thornhill heißen.«
Drei Wochen verbrachten Clarissa und Cindy auf der Insel. Sie konnten sich alles sagen, was sie sich sechzehn Jahre nicht sagen konnten. Sie konnten viel nachholen an Liebe, die ihnen versagt geblieben war, und Cindy wurde in dieser Zeit ihrer Mutter noch ähnlicher, da sie an Reife gewonnen hatte.
Robert Thornhill regelte indessen, was es zu regeln gab. Aber dann kam der große Tag, an dem es keine Constance Clement und auch keine Cindy Lorring mehr gab, nur noch eine Cindy Thornhill. Eine bezaubernde Braut, die ihrem Tim klar und deutlich das Ja sagte.
»I will«, sagte sie in der Sprache des Landes, das nun ihr Heimatland geworden war.
Die ganze Familie Norden war gekommen. Johannes und Anne Cornelius durften auch nicht fehlen. Und auch Katja und David Delorme hatten alle anderen Verpflichtungen für diesen großen Tag abgesagt.
David Delorme saß an der Orgel der altehrwürdigen Kirche, in der Tim und Cindy getraut wurden. Ein Künstler von Gottes Gnaden spielte ihnen die Weisen, die sie in ein glückverheißendes Leben führen sollten, ihnen, denen nur göttlicher Wille solches Glück bescheren konnte.
Mit verschlungenen Händen lauschten Clarissa und Robert Thornhill dem Ja ihrer Kinder, und ihre Augen wurden feucht, als Tim sich tief über Cindys Hände neigte und beide küßte.
»So möchte ich auch mal heiraten, Mami«, flüsterte Anneka. »So ist es schön.«
Fee Norden streichelte ihrer Jüngsten die Wangen. »Laß dir Zeit, Kleines«, flüsterte sie zurück.
Ihr verging die Zeit ohnehin zu schnell, und schon knapp neun Monate später kam die Nachricht, daß Cindy einem gesunden Sohn das Leben geschenkt hatte.
Clarissa durfte ihn zuerst in die Arme nehmen, und heiße Tränen des Glücks und der Dankbarkeit rannen über ihre Wangen. »Daniel Robert Timothy Thornhill, keinen Tag deines Lebens möchte ich missen«, flüsterte sie, »und vom dritten Jahr deines Lebens wird deine Granny ganz besonders über dich wachen.«
Aber dazu hatte sie dann gar nicht allzuviel Zeit, denn da kroch auch schon eine Clarissa herum und schrie nach ihrer Granny, weil Cindy bereits ihrem dritten Kind das Leben schenkte.
Sie hatten es eilig, die jungen Thornhills, als wüßten sie es, welch unendliches Glück sie ihren Eltern und Großeltern damit bescherten. Und diesmal waren es sogar Zwillinge. Ein John und eine Anne.
Danny Nordens Kommentar dazu lautete: »Sie sind noch nicht so lange verheiratet wie ihr und haben schon vier Kinder. Wie kommt denn das?«
Daniel und Fee lachten, aber Fee sagte: »Sie haben ja auch gleich zwei auf einmal. Meine Güte, das tät’ uns fehlen. Da wär’ Anneka schön beleidigt, wenn sie nicht allein Papis Herzepoppel wäre!«
Die Grippe grassierte wieder mal, und so brauchte es Dr. Norden nicht zu wundern, daß er dringend zu Dr. Stahl gerufen wurde, dessen Sohn Tobias besonders anfällig für Infektionskrankheiten war.
Zu ihm fuhr der Arzt auch sofort, und als er vor dem hübschen Reihenhaus hielt, stand der Chefingenieur der Stahlwerke auch schon in der Tür.
»Gott sei Dank, daß Sie so schnell kommen, Dr. Norden. Diesmal ist es wieder besonders schlimm«, sagte der hochgewachsene, breitschultrige Mann. »Toby hat 39,8 Fieber. Ich habe es gerade noch mal gemessen.«
»Sind Sie wieder mal allein?« erkundigte sich Dr. Norden bestürzt.
»Wir reden nachher darüber«, erwiderte Jochen Stahl mit einem tiefen Seufzer. »Zuerst kommt Toby.«
Dr. Norden hatte sich schon manchmal gefragt, wie dieser starke Mann zu einem so zarten Sohn kam, aber als Marianne Stahl dann vor einem Jahr an einer schweren Nierenkrankheit gestorben war, kam ihm doch der Gedanke, daß der zehnjährige Tobias schon von Geburt an belastet sein könnte, obgleich sich nur die Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten bei ihm wiederholte.
Aus einem fieberheißen Gesichtchen blickten Dr. Norden etwas trübe dunkle Augen an. »Hallo, Doktor«, sagte der Junge heiser, »wieder mal das Theater. Warum muß es immer mich erwischen? Papi regt sich auf.«
»Das haben wir bald wieder im Griff, Toby«, sagte Dr. Norden. »Wer hat dich denn diesmal angesteckt?«
»Die blöde Lisa. Ich bin froh, daß sie weg ist.«
Also wieder mal, dachte Dr. Norden, denn lange blieb eine Haushälterin nie bei Dr. Jochen Stahl.
Lisa war schon die fünfte innerhalb eines Jahres. An wem mochte es wohl liegen, daß es keine aushielt? An dem Jungen oder an Dr. Stahl? Solche Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er Tobias untersuchte.
Es war nicht so schlimm, wie er gefürchtet hatte. Tobias bekam nur immer gleich so hohes Fieber. Die Lungen waren nicht betroffen, auch die Mandeln waren nicht entzündet. Und Dr. Norden kannte den Jungen nun schon zwei Jahre und wußte genau, auf welche Medikamente er ansprach.
»Morgen ist es schon wieder besser«, sagte er tröstend. »Du schläfst jetzt schön, Toby, und morgen früh schaue ich nach dir.«
»Ich reg’ mich nur auf, weil Papi bald weg muß«, wisperte der kleine Patient. »Aber das brauchen Sie ihm nicht sagen.« Er verstummte sofort, als sein Vater wieder ins Zimmer trat.
»Ist nicht so schlimm, Papia, murmelte er. »Ich schlafe jetzt.«
»Wenn du etwas brauchst, kannst du mich rufen, Tobya, sagte Jochen Stahl. Er strich dem Jungen das feuchte