Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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zu Vinzenz Dittmars Zimmer. Der hatte inzwischen von Susanne erfahren, was sich zwischen Vater und Sohn Cordes getan hatte.

      »Ein Haufen Juwelen«, brummte Vinzenz. »Totes Kapital.«

      »Traditionsbewußtsein, Paps«, sagte Susanne.

      »Guter Gott, und was hat man davon?«

      »Du hängst doch auch an den alten, ererbten Dingen, an den Möbeln­ und Schnitzereien.«

      »Aber ich schaue sie tagtäglich an und verschließe sie nicht. Das ist doch eine Marotte.«

      »Es gibt auch Marotten, die schmerzhafter sind, Paps. Zum Beispiel, wenn sich zwei Menschen, die sich sehr gern haben, wegen läppischer Kleinigkeiten und aus Rechthaberei trennen.«

      »Gib’s mir nur auch ordentlich. Hast ja recht. Solche Erkenntnisse kommen einem manchmal spät.«

      »Jetzt wird sich unser Familienleben wohl hoffentlich soweit normalisieren, daß ihr euch nicht mehr aus dem Wege geht.«

      »An mir soll es nicht liegen, Susi.«

      Dann kam Adrian. Erwartungsvoll sahen ihn beide an. »Dr. Behnisch ist zuversichtlich. Vater hat auch ganz klar gesprochen. Können wir jetzt noch hinausfahren, Susanne? Ich muß etwas in Sicherheit bringen.«

      »Nehmt mich doch gleich mit«, bat Vinzenz.

      »Das könnte dir so passen«, widersprach Susanne. »Sei du nur froh, daß dein Blutdruck wieder herunter ist. Du hast mir versprochen, dich zu schonen.«

      »Die Hochzeit muß doch jetzt wohl sowieso aufgeschoben werden«, wandte Vinzenz ein.

      »Das steht noch nicht fest«, erklärte Adrian. »Vater wollte sich ja ohnehin mit Unpäßlichkeit entschuldigen. Man soll den Teufel nicht an die Wand malen. Das hat sich mal wieder bewahrheitet.«

      »Morgen holen wir dich ab, Paps«, sagte Susanne tröstend. »Schlaf dich noch mal ordentlich aus.«

      »Das kann ich in meinem Bett besser«, brummte Vinzenz.

      Susanne tätschelte ihm lächelnd die Wange. »Wer A sagt, muß auch B sagen. Ich finde, daß die paar Tage dir sehr gut getan haben. Du siehst viel besser aus.«

      *

      »Es brennt Licht«, sagte Adrian betroffen, als sie das Gutshaus erreichten. »Das ist merkwürdig. Um diese Zeit sind Joseph und Selma doch längst im Bett.«

      »Einbrecher?« flüsterte Susanne atemlos.

      »Du bleibst hier«, sagte er. »Ich schleiche mich mal hinein.«

      »Es kommt gar nicht in Frage, daß ich dich allein lasse«, sagte sie mutig. Und als sie dann leise die Diele betraten, vernahmen sie Selmas aufgeregte Stimme. »Das geht aber wirklich nicht, Herr Graf. Wir haben Ihnen doch gesagt, daß der Herr Baron in der Klinik ist. Sie können doch nicht einfach wertvolle Sachen mitnehmen.«

      »Wir haben sie gekauft«, ertönte die Männerstimme. »Zetern Sie nicht, Selma. Bald wird hier alles verkauft sein.«

      Mit grimmiger Miene stieß Adrian die Tür auf. »Wer behauptet das?« fragte er zornentbrannt.

      Susanne sah zuerst Tatjana, deren Blick jetzt aber starr auf Adrian gerichtet war.

      »Das ist ja interessant«, sagte der, »man ist sogar unter die Diebe gegangen. Ruf bitte die Polizei an, Susanne.«

      »Wir holen nur, was wir gekauft haben«, zischte Tatjana, während ihr Bruder nach Worten rang.

      »Und wovon, bitte, habt ihr etwas gekauft?«

      »Es war so«, begann Selma schluchzend. »Sie wollten zum Herrn Baron, und da habe ich gesagt, daß er in der Klinik ist und Sie auch nicht da sind.«

      »Und da wollte man die Gelegenheit nützen, einiges beiseite zu schaffen«, sagte Adrian verächtlich. »Mein Vater hat kein Stück verkauft bisher. Er konnte es gar nicht, weil er alles mir überschrieben hat. Siehst du, Susanne, nun lernst du diese feine Gesellschaft richtig kennen.«

      »Ich muß doch sehr bitten, Adrian«, stieß Eduard Almassy hervor. »Wir haben berechtigte Ansprüche zu stellen. Aber darüber sollten wir uns besser allein unterhalten.«

      »Vor Gericht«, sagte Adrian zornig. »Und wir werden sehen, was mein Vater dazu sagt.«

      Susanne hatte nach dem Telefon gegriffen, aber nun sagte sie sarkastisch: »Vielleicht verlassen die feinen Herrschaften freiwillig das Haus.«

      »Wir werden ja sehen, was dich ein gebrochenes Eheversprechen kosten wird, Adrian«, sagte Tatjana schrill. »Dein Vater…«

      »Laß meinen Vater aus dem Spiel. Ich habe niemandem ein Eheversprechen gegeben, außer meiner Verlobten, also konnte ich auch keines brechen. Abmachungen, die mit meinem Vater getroffen wurden und die er wahrscheinlich längst bereut, gelten für mich nicht. Aber wie schon gesagt, können wir das vor Gericht klären lassen. Wenn ihr jetzt nicht sofort verschwindet, wird die Polizei geholt.«

      Da zogen sie es doch vor, das Feld zu räumen. Tatjanas haßerfüllte Blicke ließen Adrian ebenso kalt wie Susanne. Selma rang schluchzend die Hände.

      »Wo ist denn Joseph!« fragte Adrian.

      »Er schläft doch. Er hört nichts. Und ich konnte doch nicht gehen und ihn wecken. Ich mußte doch hierbleiben.«

      Ein Motor heulte auf. »Jetzt fahren sie weg«, sagte Adrian. »Den Wagen haben sie wohlweislich anderswo geparkt, sonst hätte ich ja gleich gewußt, mit wem wir es zu tun haben. Da siehst du, wie tief Menschen sinken können, auch wenn sie ein von vor dem Namen haben, Susanne. Aber ich habe meinem Vater das Versprechen geben müssen, den Namen nicht abzulegen.«

      »Wolltest du denn das?« fragte Susanne bestürzt.

      »Vielleicht wäre ich mit dem Namen Dittmar besser bedient«, erwiderte er.

      Jetzt war Susanne erst einmal sprachlos, aber dann bewies sie wieder, wie schnell sie schalten konnte.

      »Man kann auch beide Namen koppeln«, erklärte sie. »Adrian und Susanne Dittmar von Cordes klingt nicht übel.«

      »Du bist umwerfend«, sagte er zärtlich, und dann hielt er sie lange fest in seinen Armen. Selma hatte sich leise zurückgezogen, aber später klopfte sie noch einmal schüchtern an und fragte, ob sie etwas bringen könne.

      »Wir bedienen uns selbst, gehen Sie ruhig schlafen, Selma. Sie werden noch eine Belohnung bekommen für Ihr mutiges Auftreten.«

      »Ich habe diese Leut’ nie gemocht«, brummte Selma. »Immer sind die falschen Leut’ hergekommen. Aber jetzt wird es wohl anders werden«, schloß sie hoffnungsvoll, mit einem wohlwollenden Blick auf Susanne.

      Adrians Aufmerksamkeit galt jetzt der Truhe, die nicht mehr direkt unter dem Bild stand.

      »Daran haben sie sich auch zu schaffen gemacht«, sagte er. »Gut, daß ich die Schlüssel eingesteckt habe. Willst du sehen, welchen Schatz die Cordes’ angesammelt haben?«

      »Mein Schatz bist du«, sagte Susanne schelmisch. »Ich will keinen anderen.«

      »Vater hat gesagt, daß ich damit machen kann, was ich will, wenn er nicht mehr lebt.«

      »Dann wollen wir hoffen, daß er noch lange genug lebt, um selbst entscheiden zu können«, sagte sie, »und laß dir ja nicht einfallen, mir kostbaren Schmuck zu schenken, den wir dieser Sammlung auch einverleiben müssen.«

      »Es beginnt eine neue Zeit für uns, Susanne. Auch Vater scheint es begriffen zu haben.«

      Sie ging schon gedankenverloren durch die Räume. »Wieviel Werte«, sagte sie sinnend, »und von nichts wollte er sich trennen. Er wollte sogar eine bürgerliche Schwiegertochter in Kauf nehmen, um sich dies zu erhalten.«

      »Und mir«, sagte Adrian, »das muß ich ihm zugute halten. Er hat nur nicht damit gerechnet, daß die Liebe stärker ist, die lebendige Liebe. Nicht die zu toten Dingen.«

      »Er


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