Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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aber das gelang mir nicht. Er ist eine zu starke Persönlichkeit, aber es ist mir erst bewußt geworden, seit ich selbst mich entfalten konnte. Ich mag ihn wieder. Gemocht habe ich ihn ja immer, wenn ich ehrlich sein will, aber jetzt können wir auch wieder miteinander reden. Er hat sich einen Sohn gewünscht, Adrian. Werde sein Sohn. Paß dich ruhig ein bißchen an für den Anfang. Einen besseren Lehrmeister wirst du nirgendwo finden. Glaube mir das. Einen besseren Rat kann ich dir nicht geben.«

      »Es klingt anders, als der Schwiegersohn von Vinzenz Dittmars Gnaden zu sein, wenn du es so sagst, Melanie. Aber ich möchte vor allem Susannes Mann sein, und ein Mann, vor dem sie auch Achtung hat. Du hast eine wundervolle Tochter.«

      »Und Vinzenz ist ihr Vater. Was immer uns auch auseinandergebracht hat, sie hat Vater und Mutter, und wir lieben sie. Wir wollen beide, daß sie glücklich wird.«

      »Und sie ist glücklich, Mami«, ertönte da Susannes Stimme. Ganz leise hatte sie die Tür geöffnet, und ge-lauscht hatte sie auch. Aber was sie erlauscht hatte, mußte sie ja glücklich machen!

      Sie flog ihrer Mutter an den Hals, dann wechselte sie in Adrians Arme über. Wie glücklich sie war, daran konnte es keinen Zweifel geben.

      »Und was ist jetzt mit Dotty?« fragte Melanie.

      »Sie wird jetzt ihren Eltern in die Arme sinken«, sagte Susanne lachend. »Alles okay. Der liebe Professor ist selig, Großvater zu werden.«

      *

      Tränen waren geflossen bei diesem Wiedersehen! Heiß strömten sie über Dottys blasses Gesicht, verstohlen wischte sie sich Lore von den Wangen, und auch Wilfried Emmrich konnte es nicht verhindern, daß seine Augen feucht wurden.

      Fee Norden freute sich riesig. Auch sie hatte eine Flasche Sekt geöffnet. Werdende Mütter durften sich das köstliche Naß ruhig mal genehmigen, und ein solcher Augenblick konnte mehr bedeuten als ein großes Fest.

      »Und der arme Jürgen büffelt«, sagte Professor Emmrich schmunzelnd, als die Gläser aneinander klangen.

      »Darf ich gleich zu ihm fahren, Vati?« fragte Dotty.

      »Ich halte es für besser, wenn wir ihn zu uns holen«, erwiderte er. »Ich habe mir gestern seine Bude angeschaut. Da kann man doch nicht ruhig arbeiten. Dieser Krach, diese verpestete Stadtluft. Und ein anständiges Essen muß er ab und zu auch mal bekommen. Den dunklen Anzug zur Geburtstagsfeier mußt du ihm aber aufschwatzen, Dotty.«

      Und während Dotty ihren Vater sprachlos anblickte, wandte der sich an Fee. »Das wird dann auch gleich die Verlobungsfeier werden, liebe Fee. Und ich denke, daß gleich nächsten Monat die Hochzeit folgen wird.«

      »Aber ohne Aufsehen, Vati«, sagte Dotty leise.

      »Wie ihr es wünscht. Inzwischen wird ja auch Susanne heiraten, wie wir hörten.«

      »Und da soll ich noch Brautjungfer sein«, meinte Dotty.

      »Guter Gott, was ziehst du da an!« rief Lore aus.

      »Diese Frauen«, seufzte Professor Emmrich.

      »Ob Melanie noch ein Kleid einplanen kann?« fragte Lore.

      »Ich könnte ja notfalls aushelfen«, warf Fee ein. »Ich habe noch ein Kleid im Schrank hängen, das ich nur einmal getragen habe, als Anneka unterwegs war. Das hat auch Melanie gemacht. Es würde Dotty gut zu Gesicht stehen.«

      »Ich würde sowieso nicht einen Haufen Geld ausgeben für ein Kleid, das ich nur einmal tragen kann«, sagte Dotty. »Jürgen hat nichts für Feste übrig, und sparen müssen wir auch. Eine Wohnung ist viel wichtiger.«

      »Wo wir ein so großes Haus haben«, wagte der Professor einen Widerspruch.

      Dottys Augen wurden ganz weit. »Du würdest das wollen, Vati?« stammelte sie.

      »Eine größere Freude könntet ihr uns gar nicht machen«, sagte Lore. »Aber über all das können wir später sprechen. Fee muß sich auch um ihre Kinder kümmern…«

      Die drei hielten sich zwar zurück, wenn Besuch im Hause war und ernste Gespräche geführt wurden, aber ihre Geduld war auch nur begrenzt, und nun hatten sie im Garten einen kleinen Vogel entdeckt, der aus dem Nest gefallen war, und da mußte die Mami helfen.

      »Gut, daß du in dein Nest zurückfindest, meine Kleine«, sagte Professor Emmrich zu Dotty, »und für deinen Jürgen ist auch Platz darin.« Und so konnte auch Dotty an diesem Tage vollkommen glücklich sein, denn bald schon konnte sie Jürgen in die Arme sinken.

      *

      Grollend, vergrämt und mit der ganzen Welt unzufrieden, wanderte indessen Baron Aribert rastlos in seinem einstmals so prächtigen Heim umher. Er nahm die Spuren des Verfalls nicht wahr, er hatte diese einfach niemals wahrnehmen wollen. Er hatte auch nie, wie Melanie, darüber nachgedacht, was man aus diesem Haus, diesen Räumen machen könnte. Er hatte nichts dazu getan, es zu erhalten, und er hatte nichts aus seinen Fehlern gelernt. In seinen Augen war nur Adrian schuld, wenn sie auch dies noch verloren.

      Und dann stand Adrian plötzlich wieder in der Tür. Die düstere Miene seines Vaters hellte sich auf.

      »Da bist du ja wieder«, sagte er. »Du hast es dir anders überlegt.«

      »Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen«, sagte Adrian ruhig. »Um dich vor weiteren Dummheiten zu bewahren.«

      »Wage es nicht, in diesem Ton mit mir zu sprechen«, fuhr ihn der Ältere an.

      »Du wirst mir zuhören, ob du willst oder nicht. Ich denke nicht daran, die Suppe allein auszulöffeln, die du uns eingebrockt hast. Wer von deinen guten Freunden ist denn bereit, dir zu helfen? Das möchte ich gern wissen, Vater.«

      »Du hast also schon mit ihr gesprochen, mit dieser überheblichen, dreisten Person, die mir Vorschriften machen will, mir, einem Cordes! Die so tut, als wäre ich nichts, gar nichts.«

      »Und was bist du?« fragte Adrian. »Du hast von einem Namen gezehrt, der einmal Glanz hatte. Und ich muß mich damit abfinden, den Namen zu tragen. Allerdings kann ich jetzt auch durch die Heirat den Namen meiner Frau annehmen. Und wenn ich das will, kannst du daran nichts ändern.«

      Der Baron lachte blechern auf. »Sie wollen doch den Namen kaufen«, sagte er tonlos, »nur das wollen sie doch.«

      »Da irrst du gewaltig. Du hast dich in diese Wahnidee verrannt. Du hast die letzten Jahre, als es immer mehr bergab ging, nur damit verbracht, eine Frau für mich zu suchen, die Rang, Namen und auch noch Geld hat. Aber du hast keine gefunden. Diese Generation ist klüger, weitsichtiger. Sie hängt nicht mehr an der verblassenden Tradition. Sie weiß, daß man sich jeden Tag aufs neue bewähren und behaupten muß, wenn man es zu etwas bringen, oder das Ererbte erhalten will. Und bevor wir weitersprechen, Vater, ein Wort vorab: Wenn du Melanie oder Vinzenz Dittmar mit einem Wort beleidigst, ist es restlos aus zwischen uns. Dann helfe ich dir keinen Schritt weiter.«

      »Wie willst du mir denn überhaupt helfen«, murmelte der Baron tonlos. »Wo soll ich denn bleiben, wenn man mich von hier verjagt?«

      »Vielleicht bei der Gräfin Almassy«, sagte Adrian spöttisch. »Aber in der kleinen Mietwohnung wird kaum Platz für dich sein. Das hätte dir doch ein Beispiel sein können, wie schnell man alles verlieren kann. Und was hat dir denn dein lieber Freund Kettelau geboten, um alles in Bausch und Bogen an sich zu bringen, um dann ein glänzendes Geschäft damit zu machen? Gebrauch doch mal deinen Verstand, sofern er dir nicht ganz abhanden gekommen ist. Vinzenz Dittmars Weitsicht hat dich doch nur vor dem größten Verlust bewahrt.«

      »Weil er seine Tochter mit dir verheiraten wollte, nur deshalb.«

      »Weil Susanne sich tatsächlich und unbegreiflicherweise in mich verliebt hatte«, sagte Adrian. »Ja, zuerst dachte ich auch, daß sie nur darauf aus wäre, Baronin Cordes zu werden, aber inzwischen habe ich sie kennengelernt, ganz genau kennengelernt. Und ich werde dieses wundervolle Mädchen heiraten, Vater.«

      »Unter welcher Bedingung?« fragte der Ältere.

      »Die dir Melanie bereits


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