Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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groß, wie ich weiß«, sagte Susanne. »Der Salon Melanie hat Hochkonjunktur.«

      »So etwas würde ich auch gern machen«, sagte Dotty geistesabwesend, »aber meine Eltern wollen ihr einziges Kind noch so gerne um sich haben. Wie mache ich es nur richtig, Susi?«

      »Es kommt doch nur darauf an, ob du Jürgen wirklich liebst«, sagte Susanne mit einer Selbstverständlichkeit, zu der sie vor ein paar Tagen wohl noch nicht fähig gewesen wäre.

      »Natürlich liebe ich ihn, und wir wollen später ja auch heiraten, aber jetzt steckt er gerade im Examen. Taxifahren kann er jetzt auch nicht, die Zeit würde ihm fehlen. Und wenn ich ihm sage, daß ich schon im dritten Monat bin, verliert er vielleicht die Nerven.«

      »Oder freut sich«, sagte Susanne. »Jetzt mal ganz mit der Ruhe, Dotty. Ein Kind läßt man doch nicht einfach umbringen. Ich würde es nicht tun, unter keinen Umständen. Natürlich werde ich dir helfen, aber nicht so. Haben deine Eltern Jürgen inzwischen kennengelernt?«

      »Nein, er wollte erst das Studium hinter sich haben. Ob er dann gleich eine Stellung findet, ist die Frage.«

      »Das haben wir gemeinsam«, sagte Susanne schelmisch. »Mein Zukünftiger sucht auch eine Stellung.«

      Fragend sah Dotty sie an. »Mit wem bist du hier?«

      »Mit Adrian natürlich«, erwiderte Susanne. »Er behauptet zwar, du könntest ihn nicht leiden, aber du mußt ihn ja erst mal richtig kennenlernen. Das mußte ich auch, um ihm ganz zu vertrauen.«

      »Aber er ist ein Baron«, flüsterte Dotty.

      »Meinst du, daß einem das was nützt, wenn man kein Geld hat und wenn man nicht will, daß man als Mitgiftjäger angesehen wird? Mir wäre es jetzt lieber, er wäre Student und Taxifahrer.«

      »Jetzt übertreibst du aber«, sagte Dotty.

      »Studiert hat er ja, aber eingebracht hat es ihm bisher noch nichts. Sein Vater hat ihn über den Ernst der Lage nie aufgeklärt. Aber was reden wir jetzt darüber. Man wird dich suchen.«

      »Ich habe den Eltern einen Schrieb hinterlassen«, sagte Dotty.

      »Und Jürgen?«

      »Er hockt hinter seiner Examensarbeit. Ich dachte, es würde sich schnell erledigen lassen. In Salzburg soll man da nicht so pingelig sein.«

      »Ich weiß darüber nicht Bescheid, Dotty«, sagte Susanne ernst. »Ich würde es auch nicht tun, und ich werde mich auch bemühen, damit du es nicht tust. Ich denke mir, daß du es schrecklich bereuen könntest. Nun weine doch nicht gleich. Ich will dir ja helfen. Und mit meiner Mami können wir darüber auch offen reden. Wenn deine Eltern dich vor die Tür setzen, was ich nicht glaube, sorge ich schon für dich und das Baby. Darauf kannst du dich verlassen.«

      »Wenn du aber doch selber Sorgen hast?«

      »Ach was, die räume ich schon aus dem Weg. Du kommst jetzt mit rein und ißt mit uns.«

      »Nein, du hast mir versprochen, daß es unter uns bleibt.«

      »Kann es doch auch. Aber du sollst Adrian mal richtig kennenlernen, und dann wirst du mich verstehen. Wir haben jetzt auch Ehe geprobt.« Ihre Stimme sank zum Flüstern herab. »Und vielleicht bekomme ich auch ein Baby. Ich hoffe es jedenfalls sehr. Und du wirst mit deinem Jürgen zu unserer Hochzeit kommen.«

      »Um euch zu blamieren?«

      »Mein Gott, was du alles denkst! Ich werde mit deinen Eltern reden. Die sind doch ganz pfundig.«

      »Aber Vati ist eine andere Generation«, sagte Dotty.

      »Er denkt jünger als mancher Vierzigjährige. Und sie lieben dich, Dotty. Ich weiß es doch. Warum bist du nur so verzagt? Jürgen ist doch kein Tagedieb und auch kein Jobber. Er wird wohl auch eines Tages Professor sein, so ernst, wie er sein Studium nimmt. Ich habe dich nicht verstanden, daß du dich verkrochen hast, aber du hättest früher schon mal ernsthaft mit mir über deine Probleme reden sollen.«

      »Ich dachte nicht, daß du mich verstehst. Du hast dich in anderen Kreisen bewegt, Susi«, sagte Dotty leise. »Wir sind in ganz verschiedene Richtungen gelaufen.«

      »So ein Schmarrn. Wir haben uns beide verliebt. Na ja, es mag so ausgesehen haben, daß mir der Titel imponiert, aber das war es nicht. Es ist Adrian, wie es für dich Jürgen ist. Wie heißt er eigentlich mit dem Nachnamen?«

      »Richter, schlicht und einfach Richter.«

      »Emmrich-Richter, nomen est omen, Dotty. Die zweite Silbe eures Namens ist seine erste.«

      »Danach kann man doch nicht gehen. Sein Vater war Maurer.«

      »Na und, mein Großvater hat auch so angefangen«, sagte Susanne. »Und was wird Jürgen?«

      »Hochbauingenieur.«

      »Na, da hat er doch die allerbesten Chancen, Paps gibt ihm bestimmt eine Stellung.«

      »So war es nicht geplant, Susi«, sagte Dotty.

      »Nein, du hast geplant, dir das Kind nehmen zu lassen, und wenn du das tust, brauchst du nie mehr zu mir zu kommen, das sage ich ernsthaft. Dafür gebe ich auch kein Geld. Das sollen Frauen tun, die keine andere Chance haben, die vor allem keinen Mann haben, von dem sie geliebt werden, aber auch die bereuen oft ihren Entschluß. Kopf hoch, Dotty, jetzt sind wir wieder die alten Freundinnen wie früher. Nur sollst du keine Vorurteile mehr gegen Adrian haben, nur weil er adlig ist.«

      Dottys Miene hellte sich auf. »Meinst du wirklich, daß es auch so in Ordnung kommen kann?« fragte sie leise.

      »Spätestens wenn das Baby da ist«, erwiderte Susanne lächelnd. »Aber ich halte deine Eltern für viel zu vernünftig, um die Tür zuzuschlagen.«

      Und dann nahm sie Dottys Arm und zog sie ins Haus. Adrian erhob sich. »Hallo, Dotty«, sagte er.

      »Hallo«, sagte sie leise. »Ich konnte nicht wissen, daß Sie hier sind.«

      »Kannst ruhig du sagen«, meinte er.

      »Dotty wollte mir die Einsamkeit vertreiben«, sagte Susanne lächelnd, »aber nun weiß sie Bescheid.«

      »Du kannst ihm ruhig die Wahrheit sagen, Susi. Ich will nicht, daß du meinetwegen Heimlichkeiten hast.«

      »Ich bin nicht neugierig«, sagte Adrian. »Irgendwann werde ich es schon mal erfahren. Jetzt verzehren wir unsere Spaghetti.«

      »Und dann muß ich zur Post und telefonieren, Adrian«, sagte Susanne. »Ich denke, wir werden doch bald wieder nach München zurück müssen.«

      »Nicht meinetwegen«, widersprach Dotty. »Ich fahre noch irgendwohin.«

      »Du fährst nicht irgendwohin. Wenn dein Jürgen ein paar Tage nichts von dir hört, dreht er durch und versiebt seine Examensarbeit. Mir würde es auch so gehen, wenn ich nicht wüßte, wo Adrian steckt.«

      »Ich habe ihm geschrieben, daß ich für einige Zeit zu einer Tante fahre«, sagte Dotty.

      »Aber du weißt nicht, was er sich dabei denkt!«

      *

      Jürgen Richter dachte sich allerhand, als er den kurzen Brief bekam. Er dachte falsch.

      Sie hat es ihren Eltern gesagt, und sie haben ihr die Tür gewiesen, waren seine Gedanken. Auf seine Arbeit konnte er sich nicht mehr konzentrieren. Er überlegte. Dann zog er seine besten Sachen an, die allerdings auch nicht gerade die neuesten waren und machte sich auf den Weg zu Professor Emmrich. Mit der Straßenbahn, der S-Bahn und dann noch ein gutes Stück zu Fuß erreichte er schließlich das abgelegene Haus in einem stillen Vorort. Ich liebe dich, Jürgen, ich werde immer nur dich lieben, hatte Dotty geschrieben, und diese Worte trieben ihn hierher.

      Bis zu dieser Stunde waren Wilfried und Lore Emmrich nur von sorgenvollen Gedanken um ihre Dotty bewegt gewesen. Wo kann das Kind sein, warum ist es gegangen, warum hat sie sich uns nicht anvertraut, das war alles, was sie denken konnten.

      Und


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