Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Ich verstehe nicht, daß Dotty kein Vertrauen zu uns hat«, sagte Lore niedergeschlagen. »Wir sind doch keineswegs engstirnig.«

      »Es kann ja auch sein, daß besagter Jürgen erst in Erscheinung treten wollte, wenn er mit dem Studium fertig ist. Und Dotty könnte meinen, daß Sie schon einen Mann für sie augesucht haben. Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Die jungen Mädchen sind viel selbständiger, als wir es waren. Und wenn die Eltern sich einmischen, werden die Probleme meist größer.«

      »Wir wollen doch nur, daß sie nicht unglücklich wird«, sagte Lore leise. »Sie ist unser ganzes Glück. Ich weiß, daß viele sagen, daß Kinder keine alten Eltern haben sollten, aber Dotty hat es bisher nie so empfunden. Ich habe nur Angst, daß sie unter einen unguten Einfluß gerät. Könnte Susanne sich nicht mal ein bißchen um sie kümmern?«

      »Susanne geht auch gerade in sich«, sagte Melanie mit einem flüchtigen Lächeln. »Sie ist in unserm Berghaus in Tirol. Da war Dotty doch auch schon mal mit uns. Vielleicht wäre es der richtige Ort für zwei Freundinnen, um sich mal wieder auszusprechen.«

      Lore ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. »Sie wissen ja, daß uns ein großer Tag bevorsteht, und es soll kein Schatten darauf fallen. Mein Mann freut sich auf den Ruhestand. Er möchte mit uns eine große Reise machen, endlich einmal frei von allen Verpflichtungen. Wenn allerdings schon ein Mann in Dottys Leben eine so beträchtliche Rolle spielt, von der wir keine Ahnung hatten…«

      »Dann lassen Sie Dotty ihre freie Entscheidung, Lore«, sagte Melanie. »Sie ist erwachsen.«

      Lore nickte. »Und Sie kann ich nicht überreden, doch zu unserem Fest zu kommen?« fragte sie leise.

      »Für acht Damen haben wir die Kleider dafür angefertigt«, erwiderte Melanie, »und nicht alle denken so wie Sie und Frau Norden. Man wäre wohl pikiert, wenn die Schneiderin auch erscheinen würde. Und außerdem habe ich jetzt auch einige private Sorgen.«

      »Und ich habe Sie mit meinen solange aufgehalten.«

      »Das macht nichts. Wir sehen uns dann morgen?« fragte Melanie.

      Geistesabwesend nickte Lore. Auch Melanies aufmunternder Blick konnte sie im Augenblick nicht in zuversichtlichere Stimmung versetzen. Sie überlegte, ob sie offen mit Dotty sprechen sollte oder ob sie abwarten mußte, bis diese selbst ihre Probleme klarlegte. Aber vielleicht wollte sie noch abwarten, bis die Geburtstagsfeierlichkeiten vorbei waren. Lore Emmrich war eine kluge, besonnene Frau. Sie sagte nichts, als sie Dotty zu Hause antraf, und das junge Mädchen gab sich die erdenklichste Mühe, eine heitere Miene zu zeigen.

      »Nun, wie wird dein Kleid, Mutti?« fragte sie.

      »Sehr hübsch«, erwiderte Lore.

      »Und was hört man von Susanne?«

      »Sie hat sich nach Tirol zurückgezogen.«

      »Jetzt? Es wird doch schon darüber geredet, daß sie heiratet.«

      »Vielleicht gibt es da Probleme. Melanie hat so etwas angedeutet.«

      »Es ist immer besser, wenn man vor der Hochzeit Erfahrungen sammelt, als später«, warf Professor Emmrich ein. »Scheidungen sind heutzutage teuer. Und ein Mädchen, das ein reiches Erbe antreten wird, sollte doppelt vorsichtig sein. Das gilt auch für dich, Dotty.«

      Lore konnte nichts dagegen sagen. Es war sicher der falsche Zeitpunkt für eine solche Bemerkung, denn sie sah, daß Dotty ganz blaß wurde.

      Aber dann fragte Wilfried Emmrich schon: »Warum hast du Susanne eigentlich nicht eingeladen, Dotty?«

      »Sie geht doch ohne ihren Baron nirgendwo hin, und ich kann ihn nicht leiden. Er ist mir zu arrogant«, erwiderte Dotty unwillig.

      Der Professor lachte leise auf. »Vielleicht ist Susanne auch schon dahintergekommen, nachdem die erste Verliebtheit verraucht ist. Ich halte nichts von den vornehmen Nichtstuern, die sich nur ein gemachtes Nest aussuchen.«

      »Sei nicht ungerecht, Friedl, wir kennen diesen jungen Mann nicht«, mahnte Lore.

      »Von mir werdet ihr so was bestimmt nicht erleben«, sagte Dotty aggressiv. Dann zog sie sich in ihr Zimmer zurück.

      »Habe ich was Falsches gesagt, Lore?« fragte der Hausherr. »Dotty ist jetzt ja überempfindlich.«

      »Vielleicht hat sie sich in einen armen Burschen verliebt«, meinte Lore beiläufig.

      »Dann könnte sie doch darüber reden. Arm sein bedeutet ja nicht ein Mitgiftjäger zu sein. Und meistens verliebt man sich nicht nur einmal, wenn man jung ist.«

      Am nächsten Morgen erschien Dotty nicht am Frühstückstisch. Lore ging hinauf zu ihr, um nach ihr zu sehen, aber sie fand das Zimmer leer. Auf dem Bett lag ein Zettel.

      Seid bitte nicht böse. Ich will Euch keinen Kummer bereiten, aber ich muß etwas in Ordnung bringen. Ich habe Euch sehr lieb. Eure Dotty.

      Lore mußte es ihrem Mann schonend beibringen, aber er regte sich nicht auf. »Sie kommt zurück, Lore. Ich kenne unsere Tochter«, sagte er.

      *

      Ahnungslos, was sich in München so tat, hatten Susanne und Adrian schon zwei wunderschöne Tage verbracht. Frei von allem Zwang, konnten sich ihre Gefühle richtig entfalten. Susanne lernte jetzt einen ganz anderen Adrian kennen, und sie war unendlich glücklich in dieser Zweisamkeit.

      Es gab kein Telefon, das sie stören konnte, es gab keine Verpflichtungen, denen sie nachkommen mußten. Sie sprachen nur über ihre Zukunft, und Susanne gewann die Überzeugung, daß es Adrian sehr ernst meinte, wenn er sagte, daß er sich eine Stellung suchen wolle.

      »Aber die bekommst du doch bei Paps«, meinte sie. »Übertreiben wir es doch nicht, Adrian. Eine Starthilfe kannst du dir schon geben lassen.«

      »Warten wir erst mal ab, wie deine Eltern jetzt denken, mein Liebes«, sagte er.

      »Sie werden sich vielleicht den Kopf zerbrechen, wo du stecken könntest«, sagte sie verschmitzt, »aber Mami wird schon eine Ahnung haben. Ich muß sie jetzt doch mal anrufen, um zu erfahren, was sich getan hat.«

      »Und ich kann nicht ein paar Wochen hier verbringen, Susi. So schön es auch ist, ich muß daran denken, Geld zu verdienen.«

      Susanne hörte gar nicht richtig zu. Lauschend hob sie den Kopf und wurde unruhig.

      »Du, da kommt ein Auto, Adrian.«

      »Ich kann mich aber nicht in Luft auflösen und meinen Wagen auch nicht, mein Schatz.«

      »Brauchst du auch nicht.« Sie war ans Fenster getreten. »Das ist Dotty! Mein Gott, da scheint was passiert zu sein. Wie sieht sie bloß aus! Laß mich erst allein mit ihr sprechen.«

      »Gern, sie mag mich sowieso nicht.«

      »Wie kommst du denn darauf?« fragte Susanne hastig.

      »Das spürt man doch.«

      Susanne eilte hinaus. »Dotty«, rief sie, »wie kommst du hierher?«

      Dotty starrte auf die beiden Wagen. »Du bist nicht allein. Ich will nicht stören«, sagte sie.

      »Red nicht solchen Unsinn. Du bist da, und wir können miteinander reden.«

      »Aber es darf niemand wissen, Susi«, sagte Dotty leise.

      »Ich bin doch keine Klatschbase. Wer hat dir verraten, wo ich bin?«

      »Mutti hat es von deiner Mami erfahren. Sie scheinen Sorgen ausgetauscht zu haben. Aber es weiß niemand, daß ich hierhergefahren bin. Ich weiß, daß ich mich dumm benommen habe, aber du warst immer meine einzige Freundin, Susi, und ich brauche einen Rat.«

      »Wenn ich dir helfen kann? Ist es wegen Jürgen?«

      »Nur indirekt. Ich bekomme ein Baby, er weiß es nicht. Er würde mich natürlich heiraten, aber wovon sollen wir denn leben? Ich habe mich entschlossen, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen und wollte


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