Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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sagte die Frau besorgt. »Nachschauen kommen wir schon, und Ordnung halten tu’ ich auch, aber jetzt gibt es auch viel auf dem Hof zu tun.«

      »Sollte es mir langweilig werden, komme ich helfen«, sagte Susanne munter.

      Von ihrer Verlobung und bevorstehenden Hochzeit wußten die Reitbergers zum Glück noch nichts, sonst hätten sie sich wohl noch mehr gewundert.

      »Die jungen Leut’ heutzutag’«, brummte der Reitberger-Alois, als Susanne zum Haus hinauffuhr, das am Hang lag und einen herrlichen Blick über das Tal bot.

      »Gut, daß mir bloß Buben haben«, brummte seine Frau. »Da braucht man net so achtgeben. So was Hübsches, wie das Susannerl, tät ich nicht allein herumlaufen lassen.«

      »Die Stadtleut’ denken anders«, meinte der Reitberger. »Wenn sie mag, können wir ihr ja die Lina schicken.«

      Aber das hätte Susanne gewiß nicht gewollt, denn lange blieb sie nicht allein. Viel schneller als sie dachte, stand Adrian vor der Tür.

      Sie konnte es erst gar nicht fassen, aber dann flog sie ihm um den Hals, und so zärtlich hatte sie ihn noch nie geküßt.

      »Du bist gekommen! Du hast es wahr gemacht!« jubelte sie.

      »Hast du daran gezweifelt?« fragte er.

      »Ein bißchen schon«, sagte sie leise. »Wie hast du es deinem Vater erklärt?«

      »Das ist nicht mit ein paar Worten zu sagen, Susanne. Er wird daran ganz hübsch zu knabbern haben.«

      Gar so wichtig war das jetzt auch nicht für sie. Adrian war da, er bewies ihr seine Liebe. Dies allein zählte!

      »Ja, dann werden wir uns mit Lebensmitteln eindecken«, sagte sie fröhlich. »Und schauen müssen wir, daß es die Reitbergers nicht spitz kriegen, daß ich allein mit einem Mann im Haus bin. Sie könnten das unmoralisch finden.«

      »Und du betrachtest es nicht so?« fragte er neckend.

      »Ich bin doch nicht von gestern«, sagte sie schelmisch. »Wir sind verlobt, wir wollen heiraten, und bisher hat man uns ja noch keine Chance gegeben, es auszuprobieren, wie wir auskommen, wenn wir unter einem Dach hausen.«

      Ihm war es, als fiele eine Zentnerlast von seinen Schultern. Ihre bezaubernde Natürlichkeit befreite ihn von der Beklemmung, daß sie ihn einer kritischen Prüfung unterziehen wolle, und daß es ihr nur darauf angekommen wäre, ihn auf die Probe zu stellen, ob er wirklich kommen würde.

      »Du bist wirklich allein hier?« fragte er.

      »Was denkst du denn? Wen hätte ich denn mitnehmen sollen? Einen Anstandswauwau?« fragte sie lachend.

      »Und was sagt dein Vater?« fragte er zögernd.

      »Paps hat doch keine Ahnung. Er würde es auch nicht für möglich halten, daß du deinen gestrengen Vater im Stich läßt.« Sie lachte fröhlich. »Jetzt machen wir es uns gemütlich, fern von allem Trara, frei von aller Etikette.« Dann aber sah sie ihn doch skeptisch an. »Oder wolltest du gleich heute wieder zurückfahren?«

      »Die Absicht habe ich nicht. Vater soll allein ausbaden, was er sich eingebrockt hat, und dein Vater wird ihn wohl ganz hübsch in die Zange nehmen.«

      »Das kann schon möglich sein, Adrian«, sagte Susanne nachdenklich. »Er wird einiges zu hören bekommen.«

      »Es wird gut sein, wenn er mal von seinem hohen Roß heruntersteigen muß.«

      *

      Und das mußte der Baron Aribert, als Melanie bei ihm erschien. Sie hatte sich natürlich telefonisch angemeldet, denn umsonst wollte sie den Weg nicht machen. Und aus seiner Stimme hatte sie entnommen, daß er sehr verunsichert war.

      Melanie entging nichts, als sie das Gutshaus vor sich liegen sah. Die Spuren des Verfalls waren nur notdürftig übertüncht. Sie überlegte jedoch schon, was man aus diesem Bau machen konnte, und da mußte sie unwillkürlich lächeln, denn ganz bestimmt hatte Vinzenz auch schon solche Gedanken gehabt.

      Ein zittriges männliches Faktotum, das anscheinend auch schwerhörig war, geleitete sie in den Salon.

      Der Herr Baron käme sogleich, wurde ihr mitgeteilt, aber der ließ sie noch warten. Nun, sie war darüber nicht böse. Sie konnte sich umschauen.

      Waren die Räume auch sehr renovierungsbedürftig, so verrieten sie doch noch etwas von dem Glanz vergangener Zeiten. Das Mobilar war kostbar, die Gemälde hatten auch ihren Wert. In den Vitrinen entdeckte Melanie Porzellan, das ihr helles Entzücken erregte.

      Neben dem Salon lag der große Wohnraum. Melanie hatte keine Hemmungen, durch die halboffene Tür zu treten und sich auch dort umzuschauen. Viel zu düster war der Raum, aber was konnte man auch daraus machen!

      »Sie schauen sich schon um, gnädige Frau«, ertönte die Stimme des Barons hinter ihr.

      »Ich habe mir die Freiheit genommen«, erwiderte Melanie mit einem charmanten Lächeln. »Die Tür stand offen. Ich habe mir bereits durch den Kopf gehen lassen, was man aus diesem Haus machen kann. Ich bin bereit, Ihnen einen angemessenen Preis dafür zu zahlen.«

      »Sie? Und wie kommen Sie darauf, daß ich diesen Besitz veräußern will?« fragte er herablassend.

      »Ich denke, es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben«, erwiderte sie spöttisch. »Die Heirat wird nicht zustande kommen. Meine Tochter hat sich überzeugen lassen, daß die Voraussetzungen für sie demütigend wären. Die geschäftlichen Abmachungen, die mein Mann mit Ihnen getroffen hat, sind hinfällig geworden, abgesehen von dem Seegrundstück, das er bereits bezahlt hat.«

      »Sie reden von Ihrem geschiedenen Mann«, sagte er heiser.

      »Na gut, mein geschiedener Mann«, sagte Melanie leichthin. »Getrennt von Tisch und Bett, aber nicht in finanzieller Hinsicht. Sie werden ja schon festgestellt haben, daß wir beide recht geschäftstüchtig sind. Ich habe das Kapital, das mein Mann mir bei der Scheidung hätte auszahlen müssen, in der Firma belassen und bin seither selbstverständlich auch am Zugewinn beteiligt. Da wir nur eine Tochter haben, sollte sie selbstverständlich einmal alles erben. Mein Mann ist plötzlich erkrankt, und wir sind heute übereingekommen, Susanne zu enterben, falls sie Ihren Sohn heiraten will. Allerdings haben einige Umstände sie bereits veranlaßt, ins Auge zu fassen, die Verlobung zu lösen.«

      »Welche Umstände?« fragte der Baron rauh.

      »Da wäre zuerst einmal das Benehmen einer gewissen Tatjana von Almassy meiner Tochter gegenüber zu erwähnen.«

      »Davon weiß ich nichts«, sagte der Baron unsicher.

      »Hinzu kommt, daß mein Mann, oder mein geschiedener Mann, wenn Sie das betont wissen wollen, gestern ein Gespräch zwischen Tatjana von Almassy und ihrem Bruder zufällig be­lauschte, als er am See spazieren ging. Ich kann Ihnen den Wortlaut wiedergeben.«

      »Das darf ich wohl erwarten«, sagte der Baron steif.

      »Mit dem Grundstück hat sich Dittmar den adligen Schwiegersohn erkauft, sagte der Mann, und besagte Tanja erwiderte, daß sie dafür sorgen würde, daß Susanne keine Freude daran hätte. Wörtlich sagte sie: Er soll sie nur richtig ausnehmen, und dann sind wir am Drücker, Brüderchen. Wenn ich deiner Unterstützung sicher sein kann, brauchen wir nicht lange zu warten. Und jetzt werden wir den guten Aribert aufsuchen und ihn weichklopfen, damit wir zur Hochzeit eingeladen werden.«

      Ächzend war der Baron in einen Ledersessel gesunken. »Das ist zuviel, das ist wirklich zuviel!« stöhnte er und griff an seine Brust. »Das ist ungeheuerlich.«

      »Fragen Sie sich, bei wem die Schuld liegt«, sagte Melanie.

      »Aber Adrian ist fortgegangen. Er hat mich im Stich gelassen. Er hat mir gesagt, daß er Susanne liebt. Er hat doch mit Tatjana nichts zu schaffen. Sie kennen sich von Kindhert an. Ja, es war mal meine Idee, daß die beiden heiraten sollten, aber Adrian hat mir schon klar und deutlich zu verstehen gegeben, wie er zu Susanne steht. Sie müssen das richtigstellen. Adrian will Susanne doch


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