Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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soll also für dich die Kastanien aus dem Feuer holen«, sagte sie mit einem unergründlichen Lächeln.

      »Nicht für mich, für Susanne. Du kennst mich doch, Melanie. Ich gehe dem Baron an den Kragen, wenn er dumme Reden schwingt. Du hast ihn doch kennengelernt.«

      »Und ich habe dich überhaupt nicht verstanden, daß du Susanne verkuppeln wolltest, um an den Besitz zu kommen.«

      »Susanne liebt Adrian«, sagte er leise.

      »Ja, das weiß ich inzwischen auch, und anscheinend beruht die Zuneigung auf Gegenseitigkeit. Aber den Verstand hat Susanne nicht verloren. Anscheinend ist sie durch diese Tatjana von Almassy auch hellhörig geworden.«

      Seine Augenbrauen schoben sich zusammen. »Du kennst den Namen?« fragte er heiser.

      »Ich denke, daß es sich um die gleiche Person handelt. Tatja – Tatjana, die Meinung von meiner Freundin Claire über sie ist unzweideutig. Ich werde schon herausfinden, welches Intrigenspiel da getrieben wird und welche Rolle der stolze Aribert dabei spielt. Was Adrian betrifft, so habe ich meine Meinung über ihn geändert. Er ist ein anständiger Mensch. Wir werden ja sehen, was die beiden aus ihrer Ehe machen.«

      »Du glaubst also, daß es zu einer Heirat kommt?« fragte er staunend.

      »Ja, davon bin ich überzeugt, wenngleich diese unter etwas anderen Voraussetzungen zustande kommen wird. Nun erhole dich mal schön, damit wir bei der Hochzeit als versöhntes Elternpaar auftreten. Was aber nicht heißen soll, daß ich meinen eigenen Lebensbereich aufgebe, lieber Vinzenz«, fügte sie ironisch hinzu.

      »Es hätte doch alles anders kommen können, Melanie«, sagte er seufzend.

      »Wie denn? Unsere Interessen gehen zu weit auseinander«, erklärte sie ruhig.

      »Aber wir haben doch auch mal eine Liebesheirat geschlossen.«

      »Wobei dein Motto war, daß das Weib dem Manne untertan sein soll. Man entwickelt die eigene Persönlichkeit erst später. Vielleicht wird das bei Susanne auch so sein, obgleich ich den Eindruck habe, daß sie schon jetzt einen starken Willen entwickelt und Adrian momentan noch der Schwächere ist. Aber Heirat ist kein Pferdekauf und auch keine Lebensversicherung. Gehen wir es also ganz nüchtern an.«

      »Ich bin dir jedenfalls dankbar, daß du gleich gekommen bist und mir deine Hilfe nicht versagst«, sagte er.

      »Ich tue es für Susanne, für unsere Tochter, die ich nicht weniger liebe als du. Damit das klar ist«, fügte sie hinzu. »Und ich möchte dir auch sagen, daß ich es immer kindisch fand, daß du jedes Gespräch, jedes Zusammentreffen mit mir vermieden hast.«

      »Ich habe nicht begriffen, warum es soweit kommen mußte«, sagte er bockig. »Und außerdem dachte ich auch, daß ein anderer Mann im Spiel ist.«

      »Der Mensch denkt, und Gott lenkt«, sagte Melanie lächelnd. »Gute Besserung weiterhin, in jeder Beziehung!«

      »Wirst du mich wieder besuchen, Melanie?« fragte er kleinlaut.

      »Ich glaube nicht, daß du lange in der Klinik bleiben mußt«, meinte sie anzüglich, »aber du weißt ja, wo ich zu finden bin. Ich werde dich anrufen, wenn ich mit dem Baron gesprochen habe.«

      *

      Das wollte sie bald tun, aber nicht sofort, denn zuerst fuhr sie zu Dr. Norden. Wenn sie es auch nicht zugeben wollte, so machte sie sich jetzt doch Sorgen um Vinzenz’ Zustand. Nicht so sehr um seinen physischen als um seinen psychischen. Wenn ihm mal etwas so unter die Haut ging, konnte es schon in ihm zehren. Und daß er sie dann auch noch gebeten hatte, Susanne ja nichts davon mitzuteilen, daß er in der Klinik sei, verriet ihr, daß er damit auf keinen Fall bezweckt hatte, sie umzustimmen. Seiner Tochter wollte er die Freiheit der Entscheidung lassen, die er ihr einmal versagt hatte.

      Stur waren wir damals beide, dachte sie auch in schönster Selbsterkenntnis. Aus einer Mücke haben wir einen Elefanten gemacht.

      Wie viele Ehen mochten wohl auseinandergehen, weil beide Partner eigensinnig auf ihren Standpunkten beharrten, anstatt mit gegenseitiger Toleranz versuchten, die Konflikte aus der Welt zu schaffen.

      Dann dachte sie an die Kommentare, die Susanne zu der Trennung gegeben hatte, und sie mußte unwillkürlich lächeln. So wäre es jedenfalls besser, als wenn sie sich ständig in den Haaren lägen wie andere Eltern, hatte sie erklärt. Und sie fände es auch toll, daß beide so tüchtig wären. Sie wäre aber wohl nicht einverstanden gewesen, wenn jeder sich einen anderen Partner gesucht hätte. Auch darüber dachte Melanie nach. Chancen hätten sie ja wohl beide genügend gehabt, aber es war die Liebe zu Susanne gewesen, die sie sich nicht hatte verscherzen wollen, die solche Überlegungen zunichte machten.

      Dr. Norden war gerade eben im Begriff, sich auf den Heimweg zu machen, als Melanie nun in der Praxis erschien.

      Donnerwetter, sieht sie blendend aus, war sein erster Gedanke. Dittmar muß es ja ewig bereuen, daß er es zum Bruch kommen ließ.

      »Ich komme nicht als Patientin, lieber Dr. Norden«, sagte Melanie lächelnd. »Ich möchte von Ihnen nur wissen, was Vinzenz wirklich fehlt. Aber bitte, ganz ehrlich.«

      »Der Streß, der hohe Blutdruck, mancherlei Sorgen, die ihn wohl plagen mögen«, erwiderte Dr. Norden. »Auf die leichte Schulter darf man das nicht nehmen. Ich bin ganz froh, daß er sich der Durchuntersuchung unterzieht. Ich habe ihm solche schon mehrmals empfohlen.« Und Dr. Norden hielt es in diesem Fall auch angebracht, alles ein bißchen ernster klingen zu lassen, als er es selbst betrachtete.

      »Sie wollen sagen, daß es tatsächlich zu ernsten Folgen kommen könnte?« fragte sie erschrocken.

      »Wenn zuviel auf einmal auf einen Mann einstürmt, der seine Kräfte überschätzt hat, kann es ganz plötzlich zu einem Kollaps kommen«, erklärte Dr. Norden, und das meinte er ohne Übertreibung.

      »Also zusätzlichen Aufregungen darf er nicht mehr ausgesetzt werden«, sagte Melanie bestürzt. »Dann schützt er seine Beschwerden nicht nur vor.«

      »Das auf keinen Fall, Frau Dittmar. Er hat sich seit der Scheidung keinen Urlaub gegönnt.«

      »Vorher auch nicht. Das hat mich ja auf die Palme gebracht. Wir hatten überhaupt kein richtiges Familienleben. Und wenn wir wirklich mal einen kurzen Urlaub planten, kam bei ihm bestimmt etwas dazwischen.«

      »Und Sie, haben Sie sich Urlaub gegönnt?« fragte Dr. Norden nachdenklich.

      »Bei mir ist es doch etwas anderes. Ich habe mit schönen Dingen zu tun, ich komme mit vielen Menschen zusammen und habe einen anregenden Freundeskreis. Sie sehen ja, daß ich wohlauf bin. Ich kann abschalten, wenn der Arbeitstag zu Ende ist, und das kann Vinzenz nicht. Kaum steht ein Projekt, ist er schon bei einem anderen, oder gar bei mehreren gleichzeitig. Und Häuser bauen bringt mehr Ärger mit sich, als hübsche Kleider zu schaffen. Wie gefällt Ihnen übrigens das Kleid Ihrer Frau?«

      »Es ist bezaubernd. Und nun wird das Brautkleid für Susanne geschneidert, wie ich hörte.«

      »Es wird geschneidert, darauf können Sie sich verlassen, wenn auch manche Ereignisse anderes vermuten lassen. Ich möchte Sie nur bitten, mir Bescheid zu geben, wenn bei Vinzenz sich etwas wirklich Ernstzunehmendes herausstellt, denn dann wird er ganz bestimmt niemanden davon etwas wissen lassen.«

      Wie gut sie ihn kannte, wie sie ihn durchschaute! Es ließ darauf schließen, daß er ihr noch immer nicht gleichgültig war.

      *

      Susanne war rasch an ihrem Ziel angelangt. Irgendwie war es ihr jetzt doch ein wenig unheimlich, dieses Wagnis eingegangen zu sein. Das Haus lag ziemlich einsam, und wenn Adrian nun nicht Wort hielt und sich dem Willen seines Vaters unterwarf, standen ihr trübe Tage bevor.

      Die Reitbergers, die das Haus besorgten, hatten sie auch ganz betroffen angeschaut, als sie den Schlüssel holte.

      »Ganz allein san s’ kommen?« hatte Frau Reitberger gesagt. »Ist dös dem Herrn Vater denn recht?«

      »Ich bin jetzt erwachsen,


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