Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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sie ja nun bald Großeltern werden würden. Er hatte es genossen, bei Melanie zu sitzen, in dieser wunderschönen Wohnung, hatte sich wieder ganz einfangen lassen von ihrem Charme, und sie war gerührt gewesen, als er mit einem riesigen Rosenstrauß gekommen war und dann ganz schüchtern ein schmales Etui neben ihren Teller gelegt hatte. Eine wunderschöne Armbanduhr hatte sie darin vorgefunden.

      »Damit du weißt, was die Glocke geschlagen hat«, sagte er schwerfällig. Ein Charmeur war er ja nie gewesen, aber sie hatte derer genug kennengelernt seit ihrer Scheidung und wußte seine Aufrichtigkeit jetzt doppelt zu schätzen.

      »Wir sind klüger und älter geworden, Vinzenz«, sagte sie mit einem weichen Lächen, »und wenn wir nun bald Großeltern werden, sollten wir uns vertragen. Es wäre doch nicht gut, wenn unser Enkelkind auch hin und her gerissen würde. Es hat ja nur ein Großelternpaar.«

      »Es ist schön, daß du so denkst, liebe Melanie.« Er schöpfte tief Atem. »Darf ich hoffen, daß du zu mir zurückkehrst?«

      So hatte sie es eigentlich nicht gemeint, aber sie brachte es jetzt nicht fertig, ihn vor den Kopf zu stoßen.

      »Wir könnten uns arrangieren«, sagte sie diplomatisch. »Meinen Salon möchte ich schon noch einige Zeit behalten. Das Geschäft läuft gerade so prächtig, und wir müssen ja dem Baron wieder auf die Beine helfen. Und schließlich müssen wir auch an unsere Enkel denken, Vinzenz «

      Liebe Güte, begreift er denn nicht, dachte sie dabei. Aber er begriff noch immer nicht.

      »Das können wir, wenn sie da sind«, erklärte er gemächlich. »Mir wäre es recht, wenn wir jetzt an uns denken würden, Melanie. Meinetwegen kannst du den Salon ja behalten, wenn dir so viel daran liegt. Ich werde ja auch noch eine ganze Zeit zu tun haben, bis ich Adrian angelernt habe. Dumm ist der Junge ja nicht. Ihm fehlt nur die nötige Praxis. Mit Menschen kann er besser umgehen als ich, das muß man ihm lassen.«

      »Er ist ja auch kein Junge mehr, sondern sechsundzwanzig Jahre, lieber Vinzenz. Und das Bewußtsein, für Frau und Kind sorgen zu müssen, wird ihm schon auf die Sprünge helfen.«

      Da schlug bei ihm doch ein Glöckchen an. »Du meinst, daß sie sich sehr schnell ein Kind anschaffen?« fragte er.

      »Anschaffen sollte man nicht sagen. Das passiert manchmal schneller, als man denkt. Wobei ich meinen möchte, daß Susanne es so gewollt hat.«

      »So gewollt hat«, wiederholte er zögernd, »so gewollt hat.« Und dann lachte er dröhnend. »Ich habe eine lange Leitung, Melanie-Schatz!«

      »Die hattest du schon immer, zumindest im privaten Bereich. Aber das macht nichts. Ich sehe, daß du dich nicht geändert hast.«

      »Warum hat sie es mir nicht auch gesagt?« tat er dann beleidigt.

      »Weil man so was meist zuerst der Mutter sagt, aber sie hat es ganz einfach so zwischen Tür und Angel fallen lassen, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Ja, mein lieber Vinzenz, nun wirst du nicht nur Schwiegervater, sondern auch Großpapa.«

      »Und du nicht nur Schwiegermutter, sondern Großmama. Aber ganz bestimmt wirst du die schönste Großmama auf Gottes weitem Erdenrund sein.«

      »Solche Komplimente hast du früher nie gemacht«, lächelte Melanie.

      »Da war ich so an dich gewöhnt, und ehrlich gesagt warst du da auch noch nicht so schön«, meinte er neckend.

      »lch mußte mich eben erst mausern.«

      »Und ich mußte erst zu der Erkenntnis kommen, was du mir bedeutest.« Er zog sie in seine Arme und küßte sie, und sie ließ es sich gefallen, und Susanne konnte sich am nächsten Morgen nur wundern, daß ihr Paps nicht am Frühstückstisch erschien und Erna mißbilligend bemerkte, daß er gar nicht heimgekommen sei.

      »Das ist ja wunderbar«, freute sich Susanne. »Das klappt besser, als ich dachte. Er ist bei seiner Frau, Erna.«

      »Hat er eine neue Frau?« fragte Erna bestürzt.

      »Er hat seine alte Frau neu entdeckt«, lachte Susanne, »aber lassen wir es Mami nur nicht hören, daß ich alt gesagt habe.«

      *

      Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und an großen Ereignissen sollte es in der folgenden Zeit nicht fehlen. Der Baron war soweit genesen, daß er zur Insel der Hoffnung gebracht werden konnte. Das hatte Dr. Norden schnell organisiert, und der Patient hatte sich auch nicht mehr dagegen gesträubt. Es wäre auch besser, wenn er bei der Hochzeit nicht dabei sein würde, hatte er zu Adrian gesagt. Er brauche Zeit, um ganz mit allem fertig zu werden, was er selbst verschuldet hätte.

      Er konnte nicht so schnell von einer Haut in die andere schlüpfen, aber an Einsicht fehlte es ihm jetzt nicht mehr. Sein Starrsinn, seine Ungerechtigkeit waren ihm bewußt geworden, und ebenso, daß er sich nur mit falschen Freunden umgeben hatte, als er von Adrian erfuhr, wozu die Almassys fähig gewesen waren.

      »Es ist wohl ganz gut, daß der Herrgott mir noch Zeit läßt, meine Sünden zu büßen«, sagte er, »und vielleicht wird mir Susanne dann doch wieder die Hand reichen.«

      »Du hättest nur ein Wort zu sagen brauchen, Vater, sie wäre gekommen«, sagte Adrian.

      »Es braucht seine Zeit. Ich schäme mich.«

      Und das waren wohl die versöhnlichsten Worte, die er sagte. Da mochte dann geredet werden, was immer die Leute wollten und dachten, als Adrian von Cordes seine geliebte Susanne zum Traualtar führte, und man eine kleine, aber erlesene Gesellschaft folgen sah. Bürgerliche und Aristokraten in herzlicher Freundschaft vereint. Melanie und Vinzenz Dittmar Arm in Arm, und zur Freude aller Anwesenden hatten sie sich am gleichen Tag zum zweiten Mal das Jawort gegeben.

      »Aber jetzt gibt es keine Scheidung mehr in unserer Familie«, hatte Susanne als Glückwunsch gesagt.

      »Das werden wir doch unseren Enkeln nicht antun«, sagte ihr Vater.

      »Und wir nicht unseren Kindern«, raunte Adrian seiner bezaubernden Frau ins Ohr.

      Gleich nach dem Hochzeitsmahl, während die anderen in bester Stimmung waren, brachen sie auf nach Tirol. In dem Haus, in dem sie ganz zueinander gefunden hatten, wollten sie die erste Woche ihres Ehelebens verbringen. Dann schon sollte die nächste Hochzeit gefeiert werden, und bei der durften sie auch nicht fehlen, waren sie es doch gewesen, die Dotty und Jürgen so schnell zu ihrem Glück verholfen hatten.

      Im Gutshaus waren schon die Handwerker am Werk. So, wie Melanie es sich vorgestellt hatte, sollte es auch werden.

      »Der Aribert wird schon einsehen daß es für ihn allein viel zu groß ist«, sagte sie, »und die Kinder können hier in gesunder Luft aufwachsen. Wir werden uns schon einigen. Diesmal fasse ich ihn mit Samthandschuhen an. Meine Wohnung hat ihm sehr gefallen. Die kann er haben, da wir ja nun nicht mehr von Tisch und Bett getrennt sind, Vinzenz. Man muß es nur richtig anfangen, um mit den Menschen klar zu kommen. Damals hatte ich eine Mordswut auf ihn, jetzt ist das anders. Eigentlich ist er ja zu bedauern.«

      »Na, hoffentlich geht alles gut«, meinte Vinzenz skeptisch. »Aber ich kann ihm ja auch ein Haus am See anbieten.«

      »Uns geht es verdammt gut«, sagte Melanie. »Dafür müssen wir dankbar sein.«

      »Wir sind ja auch tüchtige und fleißige Leute«, meinte er.

      *

      Als fleißig und tüchtig erwiesen sich auch Adrian und Jürgen, aber Susanne hatte es ja gesagt, daß ihr Paps der beste Lehrmeister sei.

      Darüber hatte wohl auch der Baron nachgedacht in den zwei Monaten, die er auf der Insel verbracht hatte. Aber Dr. Norden sagte ja, daß dem nicht zu helfen sei, der dort nicht eine neue Einstellung zum Leben fände. Auch Aribert von Cordes hatte sie gefunden. Als Adrian und Susanne ihn abholten, küßte er seiner Schwiegertochter zärtlich die Hände.

      »Verzeih, was ich einmal sagte, Susanne«, bat er.

      »Ist doch längst vergessen«, erwiderte sie. »Wir freuen uns, daß es dir wieder


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