Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Im Gegensatz zu dir.«

      »Wir haben uns sehr gut unterhalten. Kai hat dich vermißt.«

      »Und du hast Markus becirct«, sagte Nadine gereizt.

      »Was du immer gleich denkst. Er schreibt an seiner Doktorarbeit. Darüber haben wir uns unterhalten.«

      »Er sieht viel besser aus, als Kai«, sagte Nadine.

      Zorn stieg in Jessica empor. »Du interessierst dich für Äußerlichkeiten. Ich finde deinen Francesco fies«, sagte sie, »damit du es weißt!«

      Aller Groll, der sich in Nadine an diesem Abend angesammelt hatte, machte sich jetzt Luft. »Vielleicht würde mir Markus auch besser gefallen«, sagte sie spitz. »Mal sehen, ob es dir gefällt, wenn ich mir Mühe um ihn gebe.«

      »Versuch es doch«, sagte Jessica. »Mach dich nur billig.« Und dann verschwand sie in ihrem Zimmer. Nadine starrte auf die geschlossene Tür. Diese letzten Worte hatten sie getroffen. Ähnlich, wenn auch nicht so hart, hatte sie sie von diesem Jonas zu hören bekommen. Und wie Francesco sich benommen hatte!

      Jetzt kam die Reaktion. Sie warf sich auf ihr Bett und schluchzte in ihr Kissen hinein.

      Jessica lag ganz still da. Sie wird mir Markus wegnehmen, dachte sie. Sie ist ja viel raffinierter als ich. Und dann wurde es ihr bewußt, daß sie verliebt war, zum ersten Mal in ihrem jungen Leben. Verliebt in Markus Röding, der sieben Jahre älter war als sie – und ein richtiger Mann.

      *

      Georgia hatte die Tür zum Schlafzimmer ihres Mannes einen Spalt offengelassen. Sie hatten schon lange getrennte Schlafzimmer, und vielleicht hatte das dazu beigetragen, daß sie alle Belastungen, die diese Ehe mit sich brachte, durchgestanden hatte.

      Sie war in einen leichten Schlaf gesunken, mehr erschöpft von all den Sorgen, die sie bewegten, als durch körperliche Arbeit. Im Morgengrauen wurde sie durch ein Stöhnen geweckt. Sie sprang auf und eilte zum Bett ihres Mannes.

      Er krümmte sich vor Schmerzen. Sein Gesicht war schweißbedeckt, sein Atem ging keuchend.

      Es war noch nicht sechs Uhr, aber Georgia zögerte nicht mehr. Sie wählte die Nummer von Dr. Norden.

      Fee Norden griff nach dem Telefon. »Ist ja mal wieder Wochenend«, murmelte sie und meldete sich.

      Daniel brummte schlaftrunken. »Frau Schilling?« sagte Fee, und da richtete er sich auf. »Ja, mein Mann kommt sofort.«

      Daniel schwang seine Beine schon aus dem Bett. »Es geht um ihn, Daniel«, sagte Fee, gleich hellwach.

      »Das war ja mal vorauszusehen«, murmelte er. Er eilte schon ins Bad und ließ kaltes Wasser über sein Gesicht rieseln.

      In Blitzgeschwindigkeit kleidete er sich an. Fee hatte ihm indessen bereits ein Glas Orangensaft hingestellt.

      »Wenigstens eine ganz kleine Vitaminspritze«, sagte sie.

      »Danke, mein Schatz.« Einen Kuß bekam sie auch noch, und dann war er draußen.

      Georgia war in ein Hauskleid geschlüpft. Sie eilte zur Tür, als sie den Wagen kommen hörte, damit die Mädchen nicht durch das Läuten geweckt wurden. Sie wollte mit niemandem sprechen, bevor Dr. Norden den Patienten nicht gesehen hatte.

      Er drückte ihr leicht die Hand. »Er hat Fieber, hohes Fieber, aber ich kann es nicht messen«, flüsterte sie. »Sie kennen ja seine Eigenheiten.«

      Er kannte sie eigentlich nur aus ihren Erzählungen, denn Holger Schilling ließ keinen Arzt an sich herankommen. Jetzt konnte er sich nicht wehren. Er war dazu auch gar nicht mehr in der Lage.

      »Ja, Frau Schilling, wir werden Ihren Mann schleunigst in die Klinik bringen müssen. Ich kann Ihnen nicht verheimlichen, daß Lebensgefahr besteht«, stellte Dr. Norden nach der Untersuchung fest.

      »Er will am Montag nach Amerika fliegen«, sagte sie tonlos.

      »Gar nicht daran zu denken«, erwiderte Dr. Norden sehr bestimmt. Sorgfältig zog er die Injektion auf, und Georgia wandte sich ab. Nicht, weil sie es nicht sehen konnte, sondern weil sie meinte, Holger würde sich dagegen wehren. Aber er wehrte sich nicht. Kraftlos lag er da.

      »Ich rufe jetzt den Krankenwagen. Es ist Ihnen doch recht, wenn wir ihn in die Behnisch-Klinik legen?« fragte er.

      »Mir ist alles recht«, erwiderte sie leise. »Es fragt sich nur, was er sagen wird.«

      Tiefste Resignation klang aus diesen Worten. Dr. Norden hatte sich schon manche Gedanken um diese Frau gemacht, und er wußte, daß sie seelische Hilfe brauchte, obgleich sie keineswegs zum Jammern neigte.

      Wolken sind überall, hatte er gedacht, als sie einmal beiläufig erwähnte, daß ihre Ehe sich anscheinend in einer Krise befande.

      Nun, jetzt zogen schwarze Wolken auf, das wußte er. Bevor er noch eine gründliche Untersuchung durchgeführt hatte, war ihm klar, daß Professor Dr. Dr. Schilling, der berühmte Physiker, mit höchsten Auszeichnungen versehen, ein todkranker Mann war.

      Er konnte es dieser Frau nicht sagen, nicht jetzt in dieser Stunde, in der die Nacht erst einem neuen Tag wich.

      Als der Krankenwagen kam, erschien Jessica an der Treppe. Mit weiten, angstvollen Augen blickte sie den Arzt an.

      »Was ist?« stammelte sie.

      »Papa muß in die Klinik«, erwiderte Georgia mit klangloser Stimme.

      »Ich ziehe mich gleich an, Mami«, sagte Jessica.

      »Laß dir nur Zeit. Ich fahre mit«, erwiderte Georgia. »Sag dann Nadine Bescheid. Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme.«

      Zwei Sanitäter hoben den Kranken auf die Trage. Georgia schien es nicht begreifen zu können, daß er keine Regung zeigte.

      »Er ist jetzt nicht bei Bewußtsein«, erklärte Dr. Norden. Georgia sah ihn geistesabwesend an. »Kann ich so gehen?« fragte sie bebend,

      »Aber freilich«, erwiderte der Arzt aufmunternd »Sie können aber auch zu Hause bleiben, Frau Schilling. Ich rufe Sie dann an.«

      Sie schüttelte den Kopf. Bis zum bitteren Ende, dachte sie unwillkürlich, und sie erschrak bei diesen Gedanken. Sollte es wirklich das Ende sein? Aber so, wie Holger aussah, schien er dem Tode bereits näher als dem Leben.

      *

      Jessica wartete nicht, daß Nadine erwachen würde. Sie ging zum Zimmer ihrer Schwester. Nadine lag in tiefstem Schlummer. Jessica rüttelte sie wach

      »Bist du wahnsinnig? Es ist doch halbe Nacht«, sagte Nadine gereizt.

      »Papa ist eben in die Klinik gebracht worden. Es geht ihm schlecht. Mami ist mitgefahren«, sagte Jessica.

      Nadine richtete sich auf. »Hat es ihn endlich mal erwischt«, murmelte sie.

      »Rede doch nicht so, Nadine. Er arbeitet zuviel.«

      »Und verausgabt sich mit seiner Assistentin«, empörte sich Nadine. »Meinst du, ich hätte Mitleid mit ihm?«

      »Wie kannst du nur so reden! Denk doch jetzt wenigstens mal an Mami.«

      »Was kann ich dafür, daß ihr noch nicht ein Licht aufgegangen ist. Ich hätte es ihr gern manchmal gesagt. Aber sie glaubt ja nur an das Gute. Sie leidet still vor sich hin. Sie will uns die heile Welt erhalten, Jessi. Diese verlogene Welt.« brach es dann aus Nadine heraus.

      »Du lügst auch«, sagte Jessica erbittert. »Und du spannst mich für deine Lügen ein. Aber damit ist es vorbei.«

      »Reg dich ab, du brauchst nicht mehr zu lügen«, sagte Nadine. »Mit Francesco ist es aus.«

      »Wir haben jetzt auch an etwas anderes zu denken«, sagte Jessica.

      Nadine kniff die Augen zusammen. »Wolltest du heute nicht mit Markus segeln gehen?« sagte sie hintergründig.

      »An so was denke ich doch


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