Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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wird mit allem allein fertig.«

      »Sie hat eben Charakter«, sagte Jessica, »und du hast keinen.

      »Mit Francesco ist Schluß«, schrie Nadine sie an. »Habe ich das nicht gesagt?«

      »Warten wir es ab«, sagte Jessica.

      *

      »Tut mir leid, Dieter«, sagte Dr. Norden zu seinem Freund Dr. Behnisch. »Ich habe dich deinem wohlverdienten Schlummer entrissen.«

      »Denkste«, erwiderte der gemütlich. »Ich bin schon seit fünf Uhr auf den Beinen. Um was handelt es sich?«

      »Eine perfekte Diagnose kann ich dir nicht mitliefern, aber ich habe ein dummes Gefühl. Schilling ist Atomphysiker. Ich habe so eine Ahnung.«

      »Wenn du schon eine Ahnung hast«, brummte Dr. Behnisch. »Leukose?«

      »Es ist nur eine Ahnung«, sagte Dr. Norden nochmals.

      »Dann setzen wir da mal an«, erwiderte Dr. Behnisch. »Dein Glück, daß du mir nicht nur aussichtslose Fälle bringst, Daniel.«

      »Ich will nicht sagen, daß es aussichtslos wäre«, schränkte Dr. Norden ein.

      »Zuversichtlich siehst du nicht aus«, knurrte Dieter Behnisch. »Fangen wir an, mein Freund.«

      »Ich werde dich erst mit Frau Schilling bekannt machen. Sie ist seelisch down, Dieter. Beachte das bitte.«

      »Seelische Unterstützung überlasse ich dir«, erwiderte Dr. Behnisch.

      Dann wurde Holger Schilling untersucht. Dabei wurden keine Worte gewechselt. Blut wurde abgenommen, der hagere Körper abgetastet. Dr. Behnisch richtete sich auf.

      »Was Willenskraft alles vermag«, sagte er, »aber einmal ist damit doch Schluß. Warten wir die Befunde ab. Schlimm genug werden sie sein, und deine Ahnungen werden sich wohl wieder mal bestätigen.«

      »Er wollte am Montag nach Amerika fliegen«, sagte Daniel.

      »Du machst Witze«, sagte Dieter Behnisch. »Wenn er noch eine Woche überlebt, wäre es ohnehin schon ein Wunder. Aber ich will die Laborbefunde abwarten, bevor du seine Frau seelisch vorbereitest.«

      *

      Georgia saß in Gedanken versunken in einem Sessel. Sie schien fast zu schlafen.

      Mein Gott, wie erschöpft sie ist, dachte Dr. Norden, als er ihr die Hand auf die Schulter legte. Und als sie ihn dann ansah, aus angstvollen Augen, die groß und dunkel in dem zerquälten Gesicht brannten, dachte er, daß sie schon fast ein Fall für den Psychiater wäre.

      »Ich bringe Sie jetzt heim. Hier können Sie nichts tun«, sagte er. »Ihr Mann wird schlafen.«

      »Er wird sich entsetzlich aufführen, wenn er aufwacht«, flüsterte Georgia.

      »Das wird er nicht. Dazu ist er viel zu schwach. Er wird froh sein, wenn man ihn gut versorgt.«

      »Dieser plötzliche Zusammenbruch«, murmelte sie.

      »Einmal ist der stärkste Wille gebrochen«, sagte Dr. Norden. »Sie dürfen sich jetzt nicht unterkriegen lassen, Frau Schilling.«

      »Jetzt tut mir Holger leid«, sagte sie leise.

      Wenn sie sich doch nur mal richtig aussprechen würde, ging es Dr. Norden durch den Sinn. Sie scheint doch eine ganze Menge in sich hineingeschluckt zu haben.

      »Können Sie mir die Diagnose sagen?« fragte sie gequält, als er sie heimfuhr.

      »Wahrscheinlich ein Virus. Er hat kaum Abwehrkräfte«, erwiderte er ausweichend.

      »Er steckt wieder in wichtigen Forschungsarbeiten«, sagte sie leise. »Er ist besessen davon, sie zu Ende zu führen.«

      »Es wird ihm jetzt nicht viel nutzen«, sagte Dr. Norden. »Es wäre falsch, wenn ich das leugnen würde.«

      »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nichts beschönigen würden, Dr. Norden«, sagte Georgia leise.

      »Wir müssen die Laborbefunde abwarten.«

      »Wann bekommen Sie diese?«

      »Vielleicht heute noch. Ich rufe Sie dann an. Jetzt sollten Sie ein paar Stunden schlafen.«

      »Ich will es versuchen«, sagte Georgia müde.

      Er brachte sie dann noch bis zur Haustür. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Jessica öffnete schon. Kaffeeduft zog durch das Haus und stieg auch Dr. Norden in die Nase. Er freute sich jetzt auf das Frühstück mit seiner Frau und den Kindern.

      »Sorgen Sie dafür daß Ihre Mutter schläft, Jessica«, sagte er eindringlich.

      »Ich passe schon auf.« Sie sah ihn bittend an. »Mami soll sich nicht aufregen«, flüsterte sie, und er wußte, daß sich dies auch auf die gestrige Begegnung bezog.

      »Das meinte ich«, erwiderte er.

      »Ich habe Brötchen geholt, Mami«, sagte Jessica drinnen. »Sie sind noch ganz warm. Du mußt etwas essen.«

      »Ich bin so müde, Jessi«, murmelte Georgia.

      »Du darfst jetzt doch nicht schlappmachen, Mami«, sagte das Mädchen bittend.

      »Ich mache schon nicht schlapp. Schläft Nadine noch?«

      »Ja, sie ist wieder zu Bett gegangen, aber sie hat gefrühstückt. Du weißt doch, daß sie ein Morgenmuffel ist.«

      Wie unterschiedlich sie sind, dachte Georgia, und um Jessica nicht zu kränken, setzte sie sich an den Frühstückstisch.

      »Sag nur, was du möchtest, ich richte es her«, sagte Jessica eifrig.

      »Der Kaffee ist gut«, stellte Georgia fest. »Vielleicht ein Honigbrötchen, Kleines. Ein Löffel Honig soll ja angeblich den Vitaminbedarf für den ganzen Tag decken.«

      Jessica zwang sich zu einem Lächeln. »Dann nimm noch einen extra, Mami. Hat Papa eine Grippe?«

      »Anscheinend. Und überarbeitet ist er auch.«

      »Dann wird es gut sein, wenn er mal zum Ausruhen gezwungen wird. Aber ich wette, daß spätestens um neun Uhr die Lamprecht anruft.«

      »Das Lämmchen«, sagte Georgia tonlos.

      »Was an der Lämmchen ist, möchte ich wissen. Ein Lamm im Fuchspelz.«

      Georgia begriff, daß Jessica auf den teuren Pelzmantel anspielte, den Sigrid Lamprecht getragen hatte, als sie vorige Woche zum Abendessen zu ihnen kam.

      »Sie verdient doch blendend. Sie kann sich so was leisten«, sagte sie gleichmütig.

      »Du kaufst dir keine teuren Pelze, Mami.«

      »Ich mag keine. Mir tun die Tiere leid. Außerdem bin ich allergisch gegen Felle.« Georgia wunderte sich, daß sie so ruhig blieb, denn plötzlich war ihr der Gedanke gekommen, daß Sigrid Lamprecht die andere Frau in Holgers Leben sein könnte. Gerade jetzt erst. Komisch, daß sie nicht früher daran gedacht hatte. Warum eigentlich nicht? Weil die andere so ganz anders war als sie, und weil Holger von emanzipierten Frauen eigentlich nichts hielt?

      Und dachten die Mädchen vielleicht ebenso? Sie sah Jessica nachdenklich an, aber die wich ihrem Blick aus.

      »Ich schlafe jetzt noch ein paar Stunden. Die Nacht war unruhig«, sagte sie beherrscht. »Ich bin für niemanden zu sprechen.«

      »Ist schon recht, Mami«, sagte Jessica.

      »Hattet ihr für heute etwas vor?« fragte Georgia noch.

      »Ist doch jetzt hinfällig«, erwiderte Jessica.

      Georgia konnte nicht einschlafen. Ihre Nerven waren überreizt. Ihre. Gedanken wanderten zurück.

      »Du kannst stolz sein, einen solchen Mann zu bekommen«, hatte ihr Vater an ihrem Hochzeitstag gesagt. Ja, sie war stolz gewesen. Doktor der Physik, Doktor der Chemie war


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