Codename E.L.I.A.S. - Spur aus dem Nichts. Mila Roth

Codename E.L.I.A.S. - Spur aus dem Nichts - Mila Roth


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oder Daten der Überwachungskameras zu gelangen. »Man sollte übrigens meinen, dass ausgerechnet eine Firma, die mit Computern zu tun hat, bessere Sicherheitsvorkehrungen trifft.« Spöttisch schüttelte sie den Kopf. »Nun ja, nicht dass auch nur einer dieser Einbrüche etwas gebracht hätte. Deine neuen Elias-Freunde waren gründlich. Nicht ein einziges Band oder auch nur das kleinste Bit an Material zu finden, alles gelöscht.«

      Das war eine Sache, die ihn ebenfalls fuchste. Die Leute, denen er während einer Mission für die CIA vor einer guten Woche das Erlebnis einer Explosion verdankte, waren bei der Gelegenheit so unfreundlich gewesen, sein gesamtes bisheriges Leben vollständig von der Bildfläche – und aus den Datenbanken der Behörden – verschwinden zu lassen, und hatten obendrein sämtliche noch so kleine Spuren meisterhaft verwischt. »Ich weiß, Bri, und ich bin dir für deine Hilfe dankbar. Aber es wäre besser, wenn du dich aus meinen Familienangelegenheiten heraushieltest.«

      Inzwischen war sie so nah an ihn herangetreten, dass sie den Kopf heben musste, um ihm in die Augen zu sehen. »Komm schon, es ist immerhin das Fest der Liebe.«

      Michael hatte Mühe, sich nicht in ihren dunkelblauen Augen zu verlieren, die unverwandt auf ihn gerichtet waren. Er spürte, wie die Luft zwischen ihnen zu knistern begann. Sicherheitshalber machte er einen Schritt rückwärts. »Du gibst mal wieder keine Ruhe, bis du deinen Willen hast.«

      »Es geht um deine Familie.«

      »Die nie eine Familie gewesen ist.«

      »Trotzdem braucht deine Mom dich.«

      Darauf wusste er nichts zu erwidern, was ein Lächeln auf Briannas Lippen zauberte.

      »Ich habe Helen gesagt, dass wir gegen sechs Uhr abends dort sind.« Sie hob lauschend den Kopf. »Da kommt jemand.«

      Michael trat an die Balkontür, von der aus man den Hinterhof sehen konnte. Er sah einen dunkelblauen Buick Century hinter Briannas Kia parken. »Das ist Luke.«

      »Fein, dann können wir ja essen.« Briannas Ton klang ätzend.

      Michael achtete nicht darauf. »Hoffentlich bringt er gute Nachrichten.«

      Ж Ж Ж

      »Wenn man es genau nimmt, bringe ich überhaupt keine Nachrichten«, berichtete Luke wenig später, während sie sich über den Thunfischsalat hermachten. »Nirgendwo findet man auch nur die winzigste Spur von Michael Cavenaugh. Es sieht tatsächlich so aus, als ob es dich niemals gegeben hätte. Selbst die Fotos aus der Chronik deiner ehemaligen High-School wurden entfernt oder verändert. Da hat sich jemand die allergrößte Mühe gegeben, dich von der Bildfläche verschwinden zu lassen.«

      »Und was ist mit diesem Elias? Gibt es da wenigstens Hinweise?«

      Luke schüttelte den Kopf. »Nichts, was mit dir oder dem Geheimdienst zu tun hat. Dafür jede Menge andere Firmen und Institutionen, die sich so oder ähnlich nennen. Aber nichts, was ins Auge sticht.«

      Michael stocherte in seinem Salat herum. »Beschränk dich erst mal auf die Spuren, die in Richtung der Geheimdienste führen. Möglicherweise auch ausländische. Wir können nicht ausschließen, dass es sich um einen ehemaligen Gegner handelt, der sich an mir rächen will.«

      »Dann ist die Liste aber verdammt lang, Michael«, warf Brianna sarkastisch ein.

      »Irgendwo müssen wir ja anfangen.«

      Luke räusperte sich. »Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, aber Brianna hat recht. Ganz zu schweigen davon, dass man an Geheimdienstinformationen ja nicht mal eben einfach so herankommt.«

      »Versuch es trotzdem weiter.«

      »Bitte«, setzte Michael nach kurzem Zögern hinzu, weil ihm bewusst wurde, dass sein Ton ziemlich barsch geworden war.

      Luke schien es ihm allerdings nicht weiter übelzunehmen. »Selbst wenn du nicht mein Freund wärest, würde mich die Sache interessieren. Die vollständige Löschung einer Identität ist schließlich mehr als ein Dummejungenstreich. Dahinter stecken viel Arbeit und Know-how.«

      »Ihr könntet auch einfach warten, bis sie von sich aus Kontakt aufnehmen.« Brianna legte ihre Plastikgabel in die geleerte Schüssel und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Immerhin stand doch auf der Karte, dass sie sich bei dir melden werden.«

      »Ich wäre aber gerne vorbereitet, wenn es so weit ist.« Auch Michael schob seine Schale beiseite, obgleich noch ein Rest Salat übrig war.

      »Wie auch immer, wir sollten uns überlegen, wie wir die Wartezeit sinnvoll nutzen«, wechselte Brianna das Thema. »Ich würde vorschlagen, wir kümmern uns erst mal um das Loft, damit man nicht dauernd das Gefühl hat, in einem Lagerhaus zu sitzen.«

      »Bri, es ist ein Lagerhaus.« Michael lächelte ihr schmal zu.

      »Nein, das Lagerhaus ist unten. Ob es dir nun passt oder nicht, du wirst dich eine Weile hier einrichten müssen. Also liegt es doch nahe, wenigstens so zu tun, als wärest du ein normaler Mensch mit einem Mindestmaß an ästhetischem Anspruch.«

      Luke nickte zustimmend. »Brianna hat recht.«

      »Schon wieder!« Sie lächelte erfreut.

      Luke warf ihr einen genervten Blick zu. »Abgesehen davon kannst du mir nicht weismachen, dass du dich hier wohlfühlst.«

      »Ich bin nicht hier, um mich wohlzufühlen, sondern um ...«

      »Ein Dach über dem Kopf zu haben, bis sich die Lage klärt, ja. Aber wenn das hier so was wie ein Hauptquartier sein soll, bin ich auch dafür, es nicht nur wohnlicher, sondern vor allem auch sinnvoller einzurichten.«

      »Schon gut, schon gut. Ich sage ja nicht, dass es so bleiben muss, wie es jetzt aussieht. Was glaubt ihr, wozu ich den Werkzeugkoffer besorgt habe? Aber wir müssen es auch nicht gleich übertreiben.«

      »Davon war auch keine Rede, Michael.« Brianna lächelte triumphierend. »Wenn wir hier fertig sind, sehen wir uns nach einem neuen Job um, denn ohne Geld wirst du nicht lange überleben. Ganz zu schweigen von den Schulden, die du noch bei mir hast.«

      »Ich weiß, Bri.« Er verdrehte die Augen.

      »Gut, ich wollte nur sichergehen, dass du es nicht vergisst.« Sie wandte sich an Luke. »Das gilt auch für dich. Du schuldest mir so einiges.«

      »Ich schulde dir überhaupt nichts.« Luke verschränkte die Arme vor der Brust. »Du spinnst ja.«

      »So? Und was ist mit den Geschäften in Europa, die du mir versaut hast? Soll ich die Verluste einfach so hinnehmen?«

      »Das ist doch Schnee von gestern. Ganz abgesehen davon, dass ...« Luke brach ab, als es an der stählernen Eingangstür klopfte. Er hob alarmiert den Kopf. Brianna und Michael zogen gleichzeitig ihre Pistolen. »Erwartest du jemanden, Mike?«

       2. Kapitel

      Michael stand auf und ging zur Tür, während Luke und Brianna sich ein Stück hinter ihm postierten, beide mit gezückter Waffe. Es klopfte erneut. Vorsichtig drückte Michael die Klinke herunter, öffnete langsam die Tür. Als er sah, wer davorstand, schob er die Pistole rasch und unauffällig wieder unter sein Jackett. »Tylor!«, begrüßte er den Inhaber der Autowerkstatt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der sein Vermieter war.

      »Hallo Michael.« Tylor McKenzies kurzes blondes Haar war unter einer Baseballkappe der L.A. Dodgers verborgen. An seiner Seite stand ein drahtiger dunkelhäutiger Mann im blauen Overall der Werkstatt. »Entschuldigen Sie, wenn wir Sie so einfach stören, aber es ist wichtig. Das hier«, er klopfte seinem Begleiter auf die Schulter, »ist Axel Bloomberg, einer meiner Mechaniker. Seine Schwester braucht dringend Hilfe, und weil Sie mir und den Nachbarn im Viertel so gut geholfen haben, dachte ich ...«

      »Tylor, es ist gerade ganz schlecht«, setzte Michael an, wurde jedoch von Brianna unterbrochen, die neben ihm aufgetaucht war. »Kommen Sie doch erst mal herein. Hi, Axel, ich bin Brianna, das dort drüben ist Luke. Möchten Sie


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