Supermineral Silizium. Marcus Bennettberg DC

Supermineral Silizium - Marcus Bennettberg DC


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Plastikfragmente sind weltweit verteilt. Sie sind mit einem Cocktail gefährlicher Chemikalien verbunden. Sie stellen eine gewaltige Bedrohung der Meere und ihrer Bewohner dar. Von 557 Gattungen Meerestieren, die von uns konsumierten eingeschlossen, nehmen mindestens 203 in jeder Ebene der Nahrungskette diese Gifte auf.

      Marines Mikroplastik wurde 1972 erstmals im westlichen Nordatlantik entdeckt. Zuletzt wurde geschätzt, dass jährlich acht Millionen Tonnen Plastik in die Meere gespült werden, aber nur etwa eine Viertelmillion Tonne kann schwimmend im Meer nachgewiesen werden. Das lässt befürchten, dass unvorstellbare Mengen von Meeresbewohnern aufgenommen werden, ehe diese Plastikteilchen von tieferen Strömungen erfasst werden oder zu Boden sinken und zu Sedimenten werden. Mikroplastik wird im ewigen Eis der Pole entdeckt, wird an Küsten angeschwemmt, und synthetische Fasern fallen sogar vom Himmel.

      Viele Partikel saugen sich mit anderen Giftstoffen voll oder binden sie an ihre Oberflächen. In einem Forschungsbericht heißt es: „Ein einzelnes Pellet kann die millionenfache Dosis an Umweltgiften aufweisen als das Meereswasser, in dem es schwimmt.“ (Quelle: „Microplastic: What Are the Solutions?“ SpringerLink. 21. Juli 2017).

      In zwei dokumentierten Untersuchungen hatten Muscheln und Fische aus dem Lebensmittelhandel Mikroplastik im Blutkreislauf und in den Innereien.

      Es wurden Spuren von keineswegs unbedenklichen Polyfluoren aus Lebensmittelverpackungen und Sprays für Möbel, Kleidung, Schuhe und Textilien, von Triclosan, dem Wirkstoff in antimikrobialer flüssiger Seife und Zahnpasta, sowie flammenhemmenden Chemikalien nachgewiesen. Ebenso die Weichmacher Bisphenol A, Abkürzung BPA, und Phthalate, von denen feststeht, dass sie hormonelle Wirkungen ausüben. Diese Chemikalie wird mit frühzeitiger Pubertät, Diabetes, Übergewicht, Herzerkrankung, Lungenleiden, Nierenfunktionsstörung, Problemen der Reproduktion, vergrößerter Prostata, Fettsucht, Insulinresistenz mit nachfolgendem Diabetes, Hyperaktivität und Lernstörungen in Verbindung gebracht. Phthalate, die in Farben, Spielzeug, Kosmetika und Nahrungsmittelverpackungen verwendet werden, stören hormonelle Wirkungen in Frauen und Männern.

      Hinweise verdichten sich, dass es bei Meerestieren zu Krebserkrankungen kommt und dass die Fruchtbarkeitsrate und auch die Lebensdauer sinken.

      Versuche mit extremen Ergebnissen verbieten sich beim Menschen. Reaktionen bei Muscheln, Fischen, Wattwürmern, Ratten, Mäusen und Schnecken zeigen, dass die Aufnahme von Mikroplastik zu alarmierenden Veränderungen führt. Es treten Entzündungen auf, es kommt zu Verhaltensstörungen, es sind in Geweben Einlagerungen von Umweltgiften, die den Plastikteilchen anhaften, unvermeidlich. Eingeatmete Mikroplastikteilchen gelangen durch die Lunge in den Blutkreislauf. Sie werden in der Leber von Mäusen nachgewiesen. Durch Entzündungsreaktionen und Störungen der Nahrungsverwertung sind Testgruppen von Wasserflöhen wegen Mikroplastik innerhalb von vier Generationen ausgestorben.

      Nach einer Berechnung durch das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheit und Energietechnik wurden 2018 in Deutschland pro Person Plastikteilchen im Gewicht von vier Kilogramm in die Luft, ins Wasser und ins Erdreich freigesetzt, insgesamt 446.000 Tonnen, beinahe ein Kilogramm in jeder Sekunde.

      Im Januar 2019 drückte sich das im Bereich des Bundesministeriums für Landwirtschaft angesiedelte Bundesinstitut für Risikobewertung zum wiederholten Male um eine Einschätzung der Gefahren für Menschen und räumte nur ein, dass sich Hinweise auf Schäden bei kleineren Organismen verdichtet haben (Quelle: „Mikroplastik in Lebensmitteln: Orale Aufnahme, Toxikologie und Risikobewertung.“ Bundesinstitut für Risikobewertung, UMID 1/2019).

      Die wissenschaftliche Literatur zählt als weitere Quellen der Belastung durch Spuren von Plastik und Weichmachern auf: Kopierer und Drucker, Lackbeschichtungen, Autoreifen, Kunstrasensportplätze, Kosmetika, Sonnenschutzmittel, Brillengestell, Nahrungszusätze, Waschmittel, synthetische Bekleidung, Medikamente wie Appetitzügler und Cholesterinsenker. Auch Schuhsohlen und Fahrbahnmarkierungen leisten ihren Beitrag.

      In jüngster Vergangenheit konzentrierte sich im Zuge der Feinstaubdiskussion das Interesse auf Schwebstoffe in der Luft, die so klein sind, dass nur ein Teil von den Schleimhäuten im Nasenraum zurückgehalten werden kann. Die aktuelle Einstufung dieser gefährlichen Materie geht auf den National Air Quality Standard der amerikanischen Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency von 1987 zurück. Die Angst vor dem Einatmen gefährlicher Substanzen ist begründet, denn die Lunge wird nur durch die dünnste Barriere im Körper geschützt. Außer dem Mund als Anfang des Verdauungstrakts sind die Haut und sogar die Hornhaut des Auges ebenfalls Eingangspforten für Mikroplastik.

      Inzwischen muss akzeptiert werden, dass ein Kontakt mit Nahrungsmitteln, mit Wasser, mit der Atemluft und mit der Haut nicht zu vermeiden sind. Zum Beispiel wimmelte es im Thermopapier von Kassenbons, in Fahrscheinen oder Belegen für die Rückgabe von Leergut bis zum Verbot 2020 höchstwahrscheinlich von Chemikalien, die dem Körper in einem Ausmaß schaden können, das bis vor kurzem unvorstellbar schien. Der deutsche Chemiker und Umweltberater Peter Braungart aus Schwäbisch-Gmünd wurde deutlich: „Wenn Sie das Zeug anfassen, nehmen Sie zwei Dutzend Chemikalien auf.“ Er warnte auch vor dem Tragen herkömmlicher schwarzer Unterwäsche, etwa eines BHs: „Chemikalien in diesen Kleidungsstücken sind für den Hautkontakt nicht geeignet. Sofort ausziehen!“

      Jedoch einmal im Körper verbleiben Schadstoffe zum größten Teil dort.

      Die üblichen Statistiken über gesundheitliche Folgen berücksichtigen nur Schäden durch eingeatmeten Feinstaub, und sie sind erschreckend genug. Eine bestimmte chronisch fortschreitende Erkrankung der Lunge, COPD, tritt heute fast drei Mal häufiger auf. Asthma und Lungenentzündung haben sich mehr als verdoppelt. Bei Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird eine Zunahme um 120 Prozent errechnet.

      Unberücksichtigt bleiben Folgen, die nicht unmittelbar der Belastung durch Mikroplastik und Weichmacher zugerechnet werden, die aber mit diesen Einwirkungen zusammenhängen. Es kommt zu Schädigungen des Gewebes im Bereich der einzelnen Zellen, zu eingeleitetem Zelltod und zur Aktivierung von Fresszellen gegen eingetretene Entzündungsprozesse und gegen vermutete Krankheitserreger. Dadurch könnten verfrühte Sterbefälle auf das Dreifache steigen.

      Kunststoffverpackungen sind für den Menschen die häufigste und gefährlichste Quelle, aus der Weichmacher in den Körper gelangen. Die am meisten verbreiteten Gruppen sind Salze einer Säure, Phthalate genannt, und Bisphenole. Sie können besonders günstig und billig hergestellt werden und sind vielseitig verwendbar.

      Weichmacher wandern besonders leicht in Fette ein. Das hat messbare Konsequenzen. Das amerikanische Institut für Umweltmedizinwissenschaft National Institute of Environmental Health Sciences in Durham, USA, belegte 2016 mit einer Studie, dass regelmäßige Kunden von Fast-Food-Ketten um etwa 40 Prozent höhere Weichmacherspiegel im Blut aufweisen. Forscher des Milken Institute an der George Washington University haben das an 8.877 Testpersonen nachgewiesen. Je öfter sie sich für einen Burger entschieden hatten, desto mehr Rückstände der Phthalatekategorien DEHP und DINP belasteten ihren Organismus. Das New Yorker Center for Biomedical Research veränderte in Versuchen mit DEHP die Hormonsysteme von Ratten. Es kam zu einer deutlichen Erhöhung weiblicher Geschlechtshormone auch bei männlichen Tieren. Studien in England verbanden dieses Phänomen mit Diabetes und schwerem Übergewicht. In Europa werden als gefährlich eingestufte Weichmachergruppen, die auf Etiketten mit den Abkürzungen DEHP, DBP, BBP und DIBP angeführt werden, nach und nach durch andere Chemikalien ersetzt. Importgüter halten die Problematik jedoch wach, da in anderen Kontinenten noch sehr lax mit Weichmachern umgegangen wird.

      Die durch Wanderung in Nahrungsmittel entstehende Dosis der Belastung ist in der Theorie durch die Europäische Kommission und nationale Gesundheitsbehörden durch die Festlegung von errechneten Grenzwerten kontrolliert. Zum Beispiel hält das Bundesinstitut für Risikobewertung den Verpackungskunststoff PET für unbedenklich. Doch die über diese Substanz vorliegenden Studien sind dürftig, und was heute noch als harmlos gilt, kann ebenfalls bereits ein Problemfaktor sein.

      Jeder von uns nimmt diese chemischen Wirkstoffe und Schadstoffe aus verschiedenen Quellen auf. Die Gesundheit wird durch Mikroplastik und Weichmacher in einem langfristigen Prozess belastet. Ein großes Risiko geht vom langsamen Abbau solcher Substanzen im Körper aus. Auf diese Weise


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