Digitale Transformation von Arbeit. Hartmut Hirsch-Kreinsen

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      Moderne Produktion

      Herausgegeben von Marion Steven

Hartmut Hirsch-Kreinsen

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      1. Auflage 2020

      Alle Rechte vorbehalten

      © W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

      Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

      Print:

      ISBN 978-3-17-034106-7

      E-Book-Formate:

      pdf: ISBN 978-3-17-034107-4

      epub: ISBN 978-3-17-034108-1

      mobi: ISBN 978-3-17-034109-8

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      Vorwort

      Die Fragestellung der vorliegenden Buchpublikation ist, welche Konsequenzen die Verbreitung digitaler Technologien für die Arbeitswelt hat. Aufgegriffen wird damit vor allem die seit Jahren intensive deutsche Debatte um Industrie 4.0 und der damit verbundene Fokus auf die Entwicklung von Industriearbeit. Diskutiert werden drei Fragenkomplexe: Zum einen sollen Entwicklungsperspektiven von Arbeit aufgezeigt werden, zum zweiten wird nach Gestaltungsoptionen, besonders den Chancen für humanorientierte Formen digitaler Arbeit gefragt und zum dritten geht es um eine Einschätzung der Perspektiven der Digitalisierung, insbesondere in Hinblick auf die wachsende Bedeutung von Systemen der Künstlichen Intelligenz.

      Hauptziel der vorliegenden Publikation ist es, ein Resümee des gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Wissensstands über die Entwicklungsperspektiven und Gestaltungsoptionen von Arbeit, insbesondere von Industriearbeit, unter den Bedingungen des Einsatzes digitalisierter Produktionstechniken vorzulegen. Darüber hinaus geht es darum, die oftmals verkürzte technikzentrierte Sicht auf Digitalisierung und Industrie 4.0 um die unverzichtbare soziale Dimension zu einer soziotechnischen Auffassung zu erweitern. Schließlich soll ein Beitrag zur Versachlichung des vielfach von weitreichenden positiven wie auch negativen Erwartungen geprägten gesellschaftlichen Digitalisierungsdiskurses geleistet werden.

      Dazu wird sowohl auf den generellen Stand der Forschung zum Wandel von Arbeit als insbesondere auch auf die Ergebnisse eigener konzeptioneller und empirischer Untersuchungen zu diesem Thema Bezug genommen. Grundlage sind Untersuchungen, die in den letzten Jahren von einem Team von Sozialwissenschaftler/innen unter der Leitung des Autors an der TU Dortmund in verschiedenen organisatorischen Kontexten, zunächst am ehemaligen Lehrstuhl für Wirtschafts- und Industriesoziologie, dann im Forschungsgebiet Industrie- und Arbeitsforschung und zuletzt an der Sozialforschungsstelle Dortmund durchgeführt worden sind.

      Die Abschlussarbeiten am Buchmanuskript fielen nun allerdings in die Phasen des Beginns und der Zuspitzung der globalen »Corona-Krise« im Frühjahr 2020, deren gravierende soziale und ökonomische Folgen auch bis zum Termin der Buchveröffentlichung und darüber hinaus kaum absehbar sein dürften. Es stellt sich daher die Frage, welche Bedeutung Digitalisierung in Zukunft für die gesellschaftliche Entwicklung zugeschrieben wird. Es ist völlig unstrittig, dass digitale Technologien als Kommunikations-, Distributions-, Regulations- und Überwachungsmittel im gesellschaftlichen Maßstab zukünftig massiv an Bedeutung gewinnen werden. Offen ist indes, welchen Stellenwert die weitere Entwicklung digitaler Technologien auf der Ebene von Arbeitsprozessen sowie damit verbundene Fragen der Arbeitsgestaltung in vielen Unternehmen angesichts der ökonomischen Verwerfungen in der absehbaren Zukunft noch haben werden. Auch ist zu fragen, welche Prioritäten im Bereich der Forschungs- und Innovationspolitik in der nächsten Zeit verfolgt werden und ob dem Thema Zukunft der Arbeit weiterhin eine große Bedeutung eingeräumt wird. Freilich ist auch zu hoffen, dass die Krise und ihre Bewältigung nicht nur eine Rückkehr zum Business as usual bedeuten. Denn gleichzeitig bietet sich damit die große Chance, innovative gesellschaftliche Entwicklungen im Sinne sozial orientierter und wirtschaftlich nachhaltiger Perspektiven anzustoßen. Ein wichtiger Aspekt hiervon ist dann sicherlich auch die in diesem Buch thematisierte Frage, wie Arbeit in Zukunft gestaltet werden kann und sollte.

      Danken möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich den Kollegen/innen und ehemaligen Mitarbeiter/innen, mit denen ich in den letzten Jahren im Themenfeld Digitalisierung von Arbeit intensiv zusammengearbeitet habe. Die Zusammenarbeit war nicht nur stets produktiv, sondern auch inhaltlich weiterführend und immer sehr anregend. Des Weiteren sei dem langjährigen Kooperationspartner Rainer Bohn für seine wertvolle inhaltliche Kritik und sein Lektorat des Manuskripts vielmals gedankt. Schließlich ist auch Uwe Fliegauf vom Kohlhammer Verlag für sein Interesse an dieser Thematik und vor allem für seine Geduld mit der nun endlich vorgelegten Veröffentlichung ein großer Dank auszusprechen.

Berlin/Dortmund, Herbst 2020 Hartmut Hirsch-Kreinsen

      1 Einleitung

      Gegenstand der folgenden Darstellung ist die viel diskutierte Frage, wie und in welche Richtung die digitale Transformation von Arbeit verlaufen wird. Untersucht werden soll, welche Konsequenzen die zunehmende Verbreitung verschiedenster digitaler Technologien wie etwa mobile Datenendgeräte, smarte Robotersysteme oder vernetzte Planungs- und Steuerungssysteme für die Zahl von Arbeitsplätzen, die Art der Tätigkeiten und die Qualifikationen der Beschäftigten hat. Daran schließt die Frage an, inwieweit die Digitalisierung von Arbeit zu beeinflussen ist und welche Gestaltungsmöglichkeiten sich für digitalisierte Arbeit ergeben. Bevor diese Fragen aufgegriffen werden, muss allerdings vorausgeschickt werden, dass der Wandel von Arbeit keineswegs monokausal nur von einem Faktor wie eben neuen Technologien bestimmt oder zumindest beeinflusst wird. Vielmehr wird die Entwicklung von Arbeit historisch von einer Vielzahl weiterer Bedingungen geprägt: beispielsweise von der ökonomischen Entwicklung, von politischen Regelungen, von sich wandelnden Arbeitsmarktbedingungen, von der demografischen Entwicklung, von personalpolitischen Unternehmensstrategien oder auch von den Ergebnissen arbeitspolitischer Verhandlungsprozesse zwischen Management und Gewerkschaften bzw. Betriebsräten zu Fragen der Arbeitsgestaltung. In stärker soziologischer Formulierung: Nicht allein eine singuläre technologische Logik bestimmt die Entwicklung von Arbeit, sondern vor allem auch das wechselseitige Zusammenspiel institutioneller Arrangements und das Handeln der beteiligten Akteure mit ihren divergierenden Interessen. Daraus resultieren historisch und kulturell spezifische Entwicklungstrends von Arbeit, die sich einerseits durch gemeinsame Merkmale und Muster auszeichnen, andererseits auch stets ein hohes Maß an Divergenz und Ungleichzeitigkeit aufweisen.

      Dennoch ist es methodologisch legitim, nur einen dieser Bestimmungsfaktoren dann ins Zentrum der Analyse zu stellen, wenn er in einer bestimmten Phase der Entwicklung von Arbeit sich als relevanter Faktor angesehen werden kann. Dies trifft auf den Einfluss der digitalen Technologien zu. Denn die fortschreitende Digitalisierung ökonomischer und sozialer Prozesse ist als ein »Megatrend« der derzeitigen und zukünftigen Entwicklung von Gesellschaft und Arbeit zu begreifen.

      1.1 Technologieschub

      Dass es sich bei der Digitalisierung tatsächlich um einen Megatrend handelt, ist angesichts des seit Jahren schnell ablaufenden Entwicklungsschubs von digitalen Technologien weithin unstrittig. Es eröffnen sich völlig neue und unbekannte Nutzungspotenziale der Technologien, und es werden geradezu disruptive soziale und ökonomische Folgen erwartet, eben auch ein durchgreifender Wandel von Arbeit. Die Rede ist von einem neuen Zeitalter, das in der internationalen Debatte als »The second machine age« (vgl. Brynjolfsson/McAfee 2014) oder »Third industrial revolution« (vgl. Rifkin 2011; Markillie 2012) – im deutschen Sprachraum bekanntlich


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