Feuerjäger: Sammelband. Susanne Pavlovic

Feuerjäger: Sammelband - Susanne Pavlovic


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was bringt uns das?«

      »Ähm – gutes Essen?«

      Krona hielt dem entgeisterten Blick des anderen ungerührt stand.

      »Also gut. Einen Schleicher kann ich sicher brauchen. Ihr seid dabei, wenn Ihr wollt. Die Bezahlung beträgt zehn Goldkronen und eine Kleinigkeit aus dem Erbe, je nachdem, was wir dort vorfinden.«

      »In Ordnung«, strahlte Pintel. »Wann soll es losgehen?«

      »Morgen früh«, sagte Krona, und gleichzeitig klopfte es. »Herein!«

      Es war Fenrir, der den Kopf durch die Tür steckte und dann abwartend auf der Schwelle stehen blieb.

      »Und?«, sagte er. »Habt Ihr Eure Auswahl beendet?«

      »Ja«, sagte Krona. »Ich habe beschlossen, die Gruppe klein zu halten, das macht sie wendig und schnell. Außerdem werden wir wohl kaum eine Armee brauchen, um die Aufgabe zu lösen.«

      »Und Ihr müsst von Eurem Verdienst weniger abgeben«, fügte Fenrir lächelnd hinzu.

      »Auch das«, sagte Krona. »Das hier ist übrigens Pintel – äh ...«

      »Luffelheim«, sprang Pintel hilfsbereit ein.

      »Genau«, sagte Krona. »Schleicher und Reinlasser. Und dies hier ist Fenrir, der uns den Weg durch den Wald zeigen wird.«

      »Hallo«, sagte Pintel mit strahlendem Lächeln und streckte dem Waldläufer die Hand hin. Fenrir nickte kurz und ernst. Pintel zuckte die Achseln und ließ die ungeschüttelte Hand wieder fallen.

      »Schön.« Krona erhob sich. »Das war’s dann. Wir treffen uns morgen bei Sonnenaufgang am Osttor.«

      Der nächste Morgen hielt für Krona eine Überraschung bereit. Als sie sich am Osttor einfand, noch etwas unausgeschlafen und bettschwer, wurde sie nicht nur von Fenrir, sondern überdies von Jerina Markholt erwartet. Kronas Laune, die nicht übel gewesen war an diesem Morgen, sank augenblicklich. Die junge Frau hatte einen Mantel umgelegt und einen Rucksack auf dem Rücken. Alle Götter, welcher beschissene Geist reitet sie? Das muss doch wirklich nicht sein.

      »Guten Morgen«, sagte Krona. »Na, das ist aber eine Überraschung. Was verschafft uns die Ehre?«

      »Auch Euch einen guten Morgen«, wünschte Jerina. Ihre Stimme klang ein wenig schüchtern, und sie wich Kronas unverhohlenem Blick unbehaglich aus. Jerina war groß und sehr dünn, ihre Bewegungen staksig wie die eines Fohlens, und sie bemühte sich redlich, eine spannkräftige Haltung einzunehmen. Nach Kronas Einschätzung war sie keinesfalls eine Person, die man in die Wildnis mitnahm.

      »Ich habe mich anders entschieden«, sagte Jerina. »Ich möchte Euch begleiten.«

      Krona wechselte einen Blick mit Fenrir, in dessen Mundwinkeln ein winziges Lächeln spielte.

      »Tatsächlich«, sagte sie. »Wie kommt’s? Schließlich war ich gestern Abend noch bei Euch, und Ihr erwähntet nichts dergleichen.«

      »Ich war mir gestern Abend noch nicht sicher, aber dann wurde mein Gefühl immer schlechter, je näher der Zeitpunkt Eurer Abreise kam. Mein Gewissen plagte mich. Schließlich ist es mein Erbe, und es wäre nicht im Sinne meines Onkels, wenn ich nicht an seiner Erlangung teilhätte.«

      »Sehr rechtschaffen«, sagte Fenrir und legte seinen seltsamen Blick auf die junge Frau. »Euer Gefühl ist ein guter Ratgeber, meine Dame.«

      »Und mein Gefühl sagt mir, ich täte besser daran, Euch hier zu lassen«, sagte Krona entschieden. »Ihr habt keine Wildniserfahrung, habe ich recht? Wir wissen nicht, was uns erwartet. Könnt Ihr überhaupt mit einer Waffe umgehen?«

      Jerina schlug den Mantel zur Seite und zeigte einen langen Dolch, den sie in einer Lederscheide am Gürtel trug.

      »Ich bin keine Meisterkämpferin, aber ich kann wohl auf mich aufpassen.«

      »Das werdet Ihr müssen, wenn Ihr mit uns kommt«, erklärte Krona, »denn ich kann es nicht tun.«

      »Seid gewiss«, erwiderte Jerina mit leichtem Lächeln, »ich werde Euch nicht im Weg stehen.«

      »Euer Entschluss ist endgültig?«

      »Ja.«

      »Es kann anstrengend werden. Wir werden jeden Tag eine weite Strecke zurücklegen.«

      »Das macht mir nichts.«

      Krona stieß ein tiefes Seufzen aus. »Ich kann’s Euch ja kaum verbieten. In Ordnung. Unter einer Bedingung allerdings.«

      »Stellt sie nur, Hauptmann.«

      »Ich behalte das Kommando über die Unternehmung. Im Zweifelsfall tut Ihr, was ich sage.«

      »Ich dachte keinen Augenblick an etwas anderes«, versicherte Jerina. »Ihr seid diejenige, die Erfahrung hat.«

      »Dann sind wir uns ja einig.« Krona hatte ein dummes Gefühl bei der Sache. Es würde schwierig werden, ihren persönlichen Anteil am Erbe aufzustocken, wenn die Erbin höchstpersönlich ihr über die Schulter sah. Außerdem hätte sie ihren Hintern darauf verwetten mögen, dass die junge Dame sich immer dann einmischen würde, wenn es am wenigsten passte.

      »Wo ist der verdammte Kurze?«, fauchte sie und sah sich um, als könne er irgendwo im Straßengraben aus dem Boden wachsen.

      »Er wird schon noch kommen«, sagte Fenrir. »Was ist übrigens mit einem Packpferd? Werden wir keines brauchen, um unsere Errungenschaften zu transportieren?«

      »Nein«, sagte Jerina, ihre Stimme klang immer noch schüchtern. »Im Testament steht, das Erbe sei von großem Wert, aber geringem Gewicht. Das Einzige, was wir brauchen werden, ist ein Schlüssel, der dem Testament beilag. Und die Karte, die den Eingang zu der Höhle, oder was immer es ist, verzeichnet. Beides hat aber gestern schon der Hauptmann an sich genommen.«

      »Äh«, sagte Krona, »ja«, während vor ihrem inneren Auge die Kammer voller Gold und Edelsteine unangenehm schrumpfte.

      »Euer Onkel war ein fürsorglicher Mensch«, bemerkte Fenrir. »Er wollte Euch sogar den Ärger ersparen, überflüssigerweise ein Pferd mit Euch zu führen. Und was unseren jungen Mitstreiter betrifft – da kommt er.«

      Er zeigte in Richtung des Stadttores, wo eine kleine, schmächtige Gestalt zwischen den bunten Uniformen der Stadtwachen hindurchschlüpfte und sich im Laufschritt näherte. Krona schob die Gedanken an Hände voller glitzernder Edelsteine beiseite.

      »Guten Morgen«, schnaufte Pintel. Die Morgensonne schien durch seine abstehenden Ohren und verlieh ihnen einen rosa Schimmer. »Verzeiht die Verspätung – ich wurde von der Stadtgarde aufgehalten. Irgendwo ist irgendetwas passiert, ein Feuer, glaube ich, und jetzt filzen sie jeden, der fremd aussieht.«

      »Dann lasst uns schnell verschwinden«, sagte Krona mit einem argwöhnischen Blick auf die Torwachen, »bevor die feststellen, dass noch ein paar mehr unter uns fremd aussehen.«

      »Sind wir vollzählig?« Jerina sah sich erstaunt um. »Ich hatte mit einer größeren Gruppe gerechnet.«

      »Vier ist völlig ausreichend«, sagte Krona entschieden. »Drei wären ausreichend gewesen. Oder wollt Ihr ein Heer bestellen?«

      »Nein«, sagte Jerina gekränkt. »Ihr werdet wissen, was Ihr tut, Hauptmann.«

      »Genau«, bestätigte Krona. »Verlasst Euch nur auf mich. Und jetzt, los geht ’s.«

      Die ersten Tage ihrer gemeinsamen Reise führten sie durch ruhiges Land. Sie folgten der Straße über grüne Grashügel, auf knarrenden Holzbrücken über kleine, lebhaft sprudelnde Bäche, durch lichtes Gehölz, Ausläufer der großen, wilden Wälder, von denen die Flanke des Gebirges bedeckt war, und vorbei an Dörfern und Bauernhöfen, wo sie ihre Lebensmittelvorräte ergänzten. Krona benutzte die ruhigen Stunden des Wanderns, um sich einen Eindruck von ihren Begleitern zu verschaffen.

      Eine bunte Truppe gaben sie ab, das ließ sich nicht leugnen. Der schweigsame Fenrir ging


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