Die Geschichte beginnt mit einem Huhn. Ella Risbridger
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Für meine Großeltern
Und für JMU: den Großen Mann
Die Geschichte beginnt mit einem Huhn
Rezepte, für die es sich zu leben lohnt
Ella Risbridger
Mit Illustrationen von Elisa Cunningham
Vorratsschrankgerichte & Mitternachtsgelage
Eine Anmerkung, bevor du loslegst:
Diese Rezepte wurden erstmals in einem Umluftofen (meinem!) ausprobiert. Falls du einen herkömmlichen Backofen benutzt, erhöhe die Temperatur um etwa 15 °C – aber jeder Ofen ist anders, und bei den meisten Brat- und Backvorgängen lernt man durch Erfahrung, wie sich der jeweilige Ofen verhält.
Unbedingt beachten
Dieses Buch beruht auf drei
Grundregeln, und ich empfehle dir,
sie dir einzuprägen und stets
großzügig zu beherzigen.
1. Salz dein Pastawasser.
2. Nimm im Zweifelsfall Butter.
3. Mach einfach weiter.
Man kann eine Geschichte auf viele Arten beginnen, aber diese beginnt mit einem Huhn. Es war die erste Geschichte, die ich je über Essen geschrieben habe, und sie beginnt mit einem Huhn in einer Stofftasche, die an der Lehne eines Küchenstuhls hängt. Draußen war es dunkel; ich lag im Flur auf dem Boden, sah durch die offene Tür auf das Huhn und gleichzeitig auf den Rost in den Türangeln und fragte mich, ob ich wohl je wieder aufstehen würde.
Vielleicht, so dachte ich, während ich da im Flur lag, bleibe ich einfach für immer hier auf dem Fußboden liegen, sinke durch das Laminat und weiter in den Beton und dann hinunter in die Erde.
Doch dies ist eine Geschichte der Hoffnung. Es ist die Geschichte darüber, wie ich wieder aufstand.
Außerdem geht es darum, wie man ein Huhn brät und wie man es isst. Es geht darum, wie man etwas isst, also eigentlich darum, zu leben. Vor allem geht es darum, leben zu wollen.
Irgendwann kam der Große Mann nach Hause und half mir auf. „Komm“, sagte er, und wir gingen zusammen in die Küche, und ich briet das Huhn, spätabends, und wir verspeisten es um Mitternacht mit Wein und Brot, aßen mit den Fingern, tunkten die nach Knoblauch duftenden Säfte vom Backblech auf und nagten die Knochen ab.
Die Geschichte beginnt also mit einem Huhn. Es ist das beste Brathuhn, das du jemals essen wirst, und ich glaube, es könnte fast perfekt sein.
Mitternachtshuhn
Für 2 Personen, mit Resten (für Suppe und Salat und Brühe und Sandwiches)
1 Huhn, meines wog 1,6 kg
8 Zehen Knoblauch (oder so viele, wie du verkraftest)
2 frische Chilischoten (oder 3, wenn du kein Chilisalz hast)
ein paar Zweige Rosmarin
ein paar Zweige Thymian
1 großer TL grobkörniger Senf
Pfeffer
Chilisalz (oder Meersalz)
Olivenöl (optional)
1 etwa daumengroßes Stück Ingwer
etwa 1 TL Honig
1 Zitrone
Nimm das Huhn aus der Verpackung. Leg es auf ein Backblech und lass es atmen. Heiz den Ofen auf 180 °C vor.
Schäl den Knoblauch, hack die Hälfte ganz klein und gib die Stücke in eine Tasse. Wasch die Chilischoten sowie den Rosmarin und den Thymian, zerschneid alles mit einer Küchenschere und gib es in die Tasse. Füg den Senf, etwas Pfeffer und Chilisalz zu (normales Meersalz tut’s auch, wenn du kein Chilisalz hast). Du kannst auch einen Spritzer Olivenöl zugeben, wenn du magst. Ich mache es nicht immer, aber manchmal schon, und dann ist es ein Genuss.
Schäl und reib den Ingwer, wenn du ein kleines Reibeisen hast. Falls nicht, hack ihn einfach klein. Das passt schon. Gib das meiste davon in die Tasse zu dem Knoblauch und den Kräutern. Die letzte Prise Ingwer kommt zusammen mit dem Honig in einen Henkeltasse.
Setz Wasser auf.
Die Zitrone halbieren. Die eine Hälfte fest und die andere Hälfte ein bisschen weniger fest auspressen. Den größten Teil des Zitronensafts in die Tasse gießen. Umrühren.
Gib den Rest des Zitronensafts in die Henkeltasse mit dem Ingwer und dem Honig. Mit heißem Wasser aufgießen. Umrühren. Trinken. Entspannen.
Kümmer dich nun wieder um das Huhn. Lös das Gummiband, mit dem seine Beinchen zusammengehalten werden, und schieb ihm die restlichen vier Knoblauchzehen und die weniger fest ausgepresste Zitronenhälfte in sein kleines Hinterteil. Bind die Beine wieder zusammen, falls möglich, und reib dann die Hühnerhaut mit der Knoblauch-Chili-Kräuter-Ingwer-Zitrone-Mischung ein: Beine, Schenkel, Flügel.
Schieb das Huhn in den Ofen. Stell den Hühnchen-Küchentimer (ich weiß nicht, was du für einen hast, aber meiner hat die Form einer kleinen roten Henne) auf 1 Stunde 20 Minuten, wenn dein Huhn genauso schwer ist wie meines und dein Ofen etwa das gleiche Temperament hat wie meiner. Wenn dein Huhn kleiner oder größer ist als meines, lass es pro 500 g 30 Minuten länger oder kürzer im Ofen. (Es gibt sehr akkurate Garzeitrechner im Internet: Ich benutze immer den von BBC Good Food*.)
Trink