Ein Weihnachtshund auf Probe. Petra Schier

Ein Weihnachtshund auf Probe - Petra Schier


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dass es aussah, als würde er lachen.

      Wollt ihr nicht auch mal? Ach nein, ihr Menschen mögt ja kein kaltes Wasser. Ihr wisst gar nicht, was euch entgeht!

      »O je.« Kopfschüttelnd ging sie neben dem Hund in die Hocke. »Du sollst doch nicht immer ins Wasser springen. Wie soll ich dich denn jetzt bloß wieder trocken kriegen?«

      Warum? Ich trockne doch von selbst.

      »Macht er das öfter?« Stefan beugte sich ebenfalls zu Otter hinab und strich ihm über den Kopf. »Das Wasser ist eiskalt. Bestimmt friert der Weiher in den nächsten Tagen zu. Wird er davon nicht krank?«

      Emma zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht. Er ist so wild aufs Baden, dass er bestimmt schon abgehärtet ist. Mein Vater dreht durch, wenn er ihn so sieht.«

      »Warum? Ist doch nur Wasser«, wunderte Stefan sich.

      »Aber Otter macht dauernd das Haus dreckig. Mein Vater ist stinksauer deswegen und hat gesagt, er bringt ihn zurück ins Tierheim, wenn das nicht aufhört.«

      »Das ist übel.« Nachdenklich sah Stefan auf Otter hinab, der jetzt aufstand und sich heftig schüttelte.

      Siehste, bin schon fast wieder trocken.

      »Igitt!« Emma sprang zur Seite, musste jedoch kichern.

      »Ich hab hier so ein kleines Handtuch, das ich immer benutze, um den Rollersitz trocken zu reiben, wenn es geregnet hat.« Mit wenigen Schritten war Stefan bei seinem Zweirad und holte das Tuch aus einer kleinen Tasche hervor. »Damit kriegen wir ihn nicht ganz trocken, aber vielleicht wenigstens ein bisschen.«

      Emma nickte erfreut. »Das ist nett von dir.« Sie nahm das Handtuch und begann, Otters Kopf, dann seine Beine und Füße abzurubbeln. Der Hund ließ es sich anstandslos gefallen und leckte ihr immer wieder übers Gesicht.

      Na gut, das macht auch Spaß.

      Wieder kicherte sie. »Hör auf, mich zu waschen!« Sie erhob sich. »Mehr geht leider nicht.« Bedauernd wrang Emma das nasse Tuch aus und übergab es Stefan, der es grinsend wieder einpackte.

      »Du solltest noch ein Weilchen mit ihm herumgehen, dann trocknet er vielleicht wieder.«

      »Oh, verdammt!« Emma blickte auf ihre Armbanduhr. »Wir essen gleich, ich muss nach Hause!«

      »Na dann viel Glück, wegen deinem Vater, meine ich.«

      »Danke für das Handtuch«, antwortete Emma und sah Stefan zu, wie er auf seinen Roller stieg und den Helm aufsetzte.

      »Kein Problem. Wir sehen uns in der Schule.« Er hob noch einmal die Hand zum Gruß, ließ den Motor an und fuhr langsam über die Wiese davon.

      Nachdenklich blickte Emma ihm nach und dann auf Otter hinab, der erwartungsvoll neben ihr saß. »Was soll ich denn Papa erzählen, wenn wir heimkommen? Du bist wirklich unmöglich, Otter. Komm jetzt, mir wird kalt.«

      Das ist das Problem mit euch Menschen. Ihr habt kein warmes Fell. Diese künstlichen Fellschichten, in die ihr euch immer einwickelt, sind einfach nicht so gut.

      Mit einem fröhlichen »Wuff!« folgte Otter ihr und hielt sich brav an ihrer Seite, bis sie zu Hause ankamen.

      Die Familie saß bereits in der Küche beisammen. Emma zog rasch ihre Jacke aus und scheuchte Otter die Treppe hinauf.

      »Muss mich kurz waschen!«, rief sie über die Schulter. »Komm, geh in mein Zimmer, bis du wieder trocken bist«, flüsterte sie dem Hund zu und schloss die Tür hinter ihm.

      Okay. Ich weiß zwar nicht, was ich hier soll, aber schön warm und gemütlich ist es in deinem Zimmer allemal.

      Dann ging sie ins Bad, drehte kurz den Wasserhahn auf und wieder zu und gesellte sich dann zu den anderen an den Esstisch.

      »Wo ist der Hund?«, fragte Karl sie prompt.

      »Äh, ich glaube, nach oben gegangen.« Betont gelangweilt zuckte Emma mit den Achseln. »Bestimmt hat er sich in seinen Korb gelegt und schläft. Wir sind ganz schön gerannt.«

      »Aha.« Karl blickte durch die Küchentür in den Flur. »Was ist das denn?« Mit gerunzelter Stirn stand er auf und ging in den Flur. »Er hat ja überall Pfotenabdrücke hinterlassen, sogar auf der Treppe! Ist er etwa wieder ...«

      »Es hat geschneit, und die Wege sind ganz nass«, warf Emma schnell ein. »Das trocknet doch wieder.«

      Karl sah sie argwöhnisch über den Rand seiner Brille an, ließ es jedoch dabei bewenden und setzte sich wieder.

      Andrea sah zwischen ihrem Mann und ihrer Tochter hin und her und verkniff sich einen Kommentar.

      5. Kapitel

      »O nein!« Entsetzt stürzte Emma wenig später auf ihr Bett zu und hob mit spitzen Fingern die hellgelbe Tagesdecke mit dem Blümchenmuster an, auf der ein nasser Fleck mit bräunlichen Rändern prangte. »Otter!«

      Was denn?

      Der Hund stand neben dem Bett und wedelte unsicher. Emma ließ die Decke wieder fallen und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Das gibt Ärger.«

      Du hast mich doch selber hier reingeschickt.

      »Emma, ich wollte dich noch fragen ...« Andrea blieb in der Tür stehen und blickte mit schmalen Augen auf die Tagesdecke. »Was ist das denn?« Sie kam näher und betrachtete den nassen Fleck genauer. »War Otter etwa wieder auf deinem Bett? Und warum hat er alles schmutzig gemacht? Das kann doch unmöglich nur von nassen Pfoten stammen!«

      »Nein«, gab Emma zögernd zu. »Wir waren am Dorfanger und da ...«

      »Er ist in den Weiher gesprungen, stimmt’s?«, fragte Andrea. Ihre Stimme wurde lauter. »Und ich habe jetzt die Schweinerei. Die Tagesdecke war gerade frisch gewaschen, und jetzt schau sie dir an!«

      »Was ist hier los?« Mit finsterer Miene betrat Karl das Zimmer und erfasste mit einem Blick, was geschehen war. »Wusste ich es doch! Hab ich nicht gesagt, dass der Hund nichts auf dem Bett zu suchen hat? Schau dir diesen Fleck an, Emma! Glaubst du, deine Mutter ist eure Waschmagd?«

      »Aber so schlimm ...«, begann Emma vorsichtig, brach jedoch ab und zog den Kopf ein, als sie der wütende Blick ihres Vaters traf.

      »Habe ich gesagt, der Hund gehört nicht auf das Bett oder nicht?«

      »Ja.«

      »Und hatte ich nicht Recht damit?«

      »Ja, aber...«

      »Dieser Hund ist einfach unmöglich und kein bisschen erzogen. Morgen rufe ich im Tierheim an und frage, wann wir ihn zurückbringen können.«

      »Das stimmt doch nicht.« Nun begehrte Emma doch auf. »Otter ist gut erzogen. Er geht bei Fuß, macht Sitz und Platz und hört auch sonst aufs Wort. Er ist doch nur verrückt nach Wasser. Deshalb könnt ihr ihn doch nicht einfach abschieben. Wir wollen ihn behalten, Tommi und ich! Und Mama mag ihn auch, oder?« Auffordernd blickte Emma ihre Mutter an.

      »Na ja, also ich ... Er macht schon eine Menge Dreck, Emma.«

      »Das glaube ich nicht!« Emma traten die Tränen in die Augen. Sie wischte sie wütend weg, doch sogleich quollen weitere nach. »Ich will Otter nicht weggeben! Ihr seid so gemein zu ihm, dabei hat er gar nichts Schlimmes gemacht.«

      »Nun mach aber mal einen Punkt!«, brüllte Karl, doch Andrea fasste ihn am Arm und dirigierte ihn zur Tür. »Komm, heute Abend lösen wir das Problem doch nicht. Emma, ich würde sagen, du gehst jetzt zu Bett. Und Otter verschwindet in seinem Korb im Flur!«

      Ich geh ja schon. Warum sind denn auf einmal alle wieder so furchtbar böse auf mich?

      Otter, der die Auseinandersetzung aufmerksam, jedoch mit angelegten Ohren verfolgt hatte, zog den Schwanz ein und tapste zu seinem Schlafkorb, wo er sich umständlich zusammenrollte.

      »Gute Nacht, Otter«, raunte Emma ihm


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