Was wir gewinnen, wenn wir verzichten. Christian Firus
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Christian Firus
Was wir gewinnen, wenn wir verzichten
Patmos Verlag
Inhalt
Warum Verzichten etwas mit seelischer Gesundheit zu tun hat
Ist Hans ein Loser oder ein Held? Was wir von Hans im Glück lernen können
1. Worauf wir verzichten können
Wenn das Glas voll ist, passt nichts mehr hinein Verzicht auf (noch) mehr
Lieber ankommen als hinterherjagen Verzicht auf Vergleich und Selbstoptimierung
Vom to go zum to be Verzicht auf nebenbei noch schnell
Das Nein zu anderen und das Ja zu mir Der Verzicht darauf, zu gefallen
Entscheidungen treffen Verzicht darauf, sich alles offen zu lassen
Vorfahrt für das Leben Verzicht auf Anspruchsdenken
Verzicht in der Krise Wenn wir plötzlich verzichten müssen
Was hat Dankbarkeit mit Verzicht und Lassen zu tun?
Warum Verzicht Freude bereitet
Die Motivation über das Annäherungsverhalten
Den Körper als Feedback- und Impulsgeber nutzen lernen
Persönliche Werte und authentisches Handeln
Nachwort: Das Überleben der Menschheit kann nur mit weniger gelingen
Wir brauchen nicht so fort zu leben,
wie wir gestern gelebt haben.
Macht euch von dieser Anschauung los,
und tausend Möglichkeiten
laden uns zu neuem Leben ein.
Christian Morgenstern
Vorwort
Stellen Sie sich vor, Sie stehen an der Käse- oder Wursttheke, Sie haben 200 Gramm bestellt und werden plötzlich gefragt: »Darf’s auch etwas weniger sein?« Vermutlich würden Sie aus allen Wolken fallen und denken, Sie hätten nicht richtig gehört. So vertraut ist uns die gegenteilige Frage: »Darf’s auch etwas mehr sein?« Sie haben, wenn Sie dieses Buch in der Hand halten, allerdings bereits bewiesen, dass Sie bereit sind, sich genau mit diesem Weniger zu beschäftigen.
Ich möchte Ihnen nichts wegnehmen. Vielmehr möchte ich Ihnen zeigen, was Sie gewinnen, wenn Sie sich mit dem Weniger anfreunden. Die Forschungsergebnisse aus den sogenannten blauen Zonen, in denen überdurchschnittlich viele Frauen und Männer – Letzteres erstaunt am meisten – über hundert Jahre alt werden, weisen in Richtung Einfachheit. Es handelt sich bei den blauen Zonen um Regionen mit überdurchschnittlich alten und gleichzeitig gesunden Menschen. Der Erstbeschreiber Dan Buettner (»The Secrets of a Long Life«) identifizierte fünf Regionen, die er mit einem blauen Stift – daher der Name – umrandete: Okinawa (Japan), Sardinien (Italien), die Nicoya-Halbinsel (Costa-Rica), Ikaria (Griechenland) und Loma Linda (Kalifornien), wo Siebenten-Tags-Adventisten leben. Wesentliche Bedingungen für ein langes Leben sind tägliche Bewegung (und damit ist nicht zwangsläufig Sport gemeint), einfaches Essen, ohne sich zu überessen, ein soziales, liebevolles Miteinander in Familie und Freundeskreis, Verbundenheit mit der Natur und Sinnorientiertheit. Viel Geld braucht es dafür nicht!
Es kommt sogar noch besser: Weniger hat das Zeug zum Glücklich-Machen, Weniger bietet auf vielen Ebenen einen Weg zu mehr Gesundheit, Freiheit und Entfaltung. Auf diese Entdeckungsreise möchte ich Sie mitnehmen. Dabei werden wir Hans im Glück als einen vermeintlich verrückten Experten für Verzicht kennenlernen. Ich bin gespannt, ob er vielleicht sogar zu einer Galionsfigur für eine neue Kultur werden kann.
In vielen Bereichen des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens wird spürbar, dass das Fass längst voll ist und oft genug bereits überläuft. Dennoch gießen wir munter weiter ein, ohne dass wir uns zur Wehr setzen und Stopp sagen. Die Folgen zeigen sich in einer sehr deutlichen Zunahme von stressbedingten Erkrankungen: Bluthochdruck, Übergewicht und Fettleibigkeit, Suchterkrankungen, Burn-out und viele andere Krankheiten. Und auch der Erde geht an manchen Stellen die Puste aus: durch fortgesetzten übermäßigen Konsum, Rohstoff- und Ressourcenverbrauch und ungezügeltes Wegwerfverhalten.
Die Menschen, die mir mit all dem in der psychosomatischen Behandlung begegnen, möchten raus aus diesem Hamsterrad. Oft finden sie den Ausgang allerdings nicht. Dieses Buch möchte dazu beitragen, rechtzeitig und immer wieder aufs Neue den Ausgang zu finden. Dabei geht es nicht darum, dauerhaft aus unseren privaten, beruflichen oder gesellschaftlichen Verpflichtungen auszusteigen oder gar auszuwandern. Aber immer wieder einmal, auch und gerade im täglichen Tun, Abstand zu bekommen von dem, was uns hetzt und treibt, und Zeit und Muße zu finden für die kleinen Auszeiten und Parkbuchten am Wegesrand, dazu möchte