Sport und Mord gesellt sich gern. Mila Roth

Sport und Mord gesellt sich gern - Mila Roth


Скачать книгу
du was? Das ist kein Thema fürs Abendbrot. Lass uns über etwas anderes sprechen.«

      »Oh, oh, Erwachsenensachen.« Susanna setzte eine wissende Miene auf. »Du willst bloß nicht erzählen, was mit euch war. Bestimmt, weil du findest, dass ich noch zu klein bin.« Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht irgendwann mal?«

      Janna lächelte ihr zu. »Ja, mein Schatz, vielleicht irgendwann mal.«

      »Was passiert irgendwann mal?«, erklang in diesem Moment eine dunkle Männerstimme von der Küchentür her. Frank Berg, Jannas um drei Jahre älterer Bruder, betrat den Raum und blickte Janna neugierig über die Schulter. »Hm, selbst gemachter Nudelsalat? Ich komme öfters zum Essen her.« Spielerisch zog er an Jannas locker geflochtenem Zopf, der ihr knapp bis an die Schulter reichte. Etliche ihrer kupferroten Locken hatten sich der Züchtigung durch das Haarband längst wieder entwunden und umspielten ihr Gesicht.

      »Hey, lass das!« Lachend drückte sie ihm die Salatschüssel in die Hände. »Mach dich lieber nützlich und stell die auf den Tisch.«

      »Und ich dachte, ich hätte mich bis eben nützlich gemacht. Dein neuer Crosstrainer ist jetzt übrigens fertig aufgebaut. Den alten kannst du beim nächsten Sperrmüll entsorgen.«

      »Danke, Frank. Das war sehr lieb von dir.«

      »Janna richtet uns einen tollen Fitnessraum ein, wenn wir nach nebenan umziehen«, erzählte Susanna eifrig. »Das wird cool. Da können wir sogar richtig tanzen und alles, weil der Keller so groß ist.«

      »Mhm, und ich darf vermutlich mit Papa zusammen die Geräte runterschleppen, wenn es so weit ist, wie?« Frank stöhnte übertrieben auf.

      »Ist doch nur der Crosstrainer und das Ergometer-Fahrrad«, beschwichtigte Janna ihn. »Alles andere können wir selbst tragen. Es sind ja nur ein paar Hanteln und Elastikbänder und so. Feli hat schon gemeint, dass sie sich dann das Geld fürs Sportstudio sparen wird und zum Trainieren zu uns kommt.«

      Frank lachte auf. »Als ob sie das durchhalten würde. Sie braucht doch immer Menschen um sich herum. Und im Keller eines alten Gutshauses wird sie wohl auch kaum viele Gelegenheiten finden, ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen – dem Flirten.«

      »Stimmt, das könnte ein Problem werden.« Janna trat grinsend neben ihren Bruder und hob die Hand, um ihm ein paar Sägespäne aus dem kurzen rotblonden Haar zu zupfen. »Woher ist das denn?«

      »Woher schon? Papa musste mir unbedingt noch zeigen, wie weit die neuen Regale in deiner zukünftigen Waschküche sind. Der Handwerker war gerade dabei, ein Brett zu sägen, und ich habe die volle Ladung abbekommen.«

      »Du Ärmster.«

      »Das kann man wohl sagen!« Frank grinste ebenfalls breit, wurde aber gleich wieder ernst. »Ihr bekommt eine feudale Bleibe, wenn die Renovierung abgeschlossen ist.«

      »Dabei wäre das überhaupt nicht nötig gewesen. Allein das Angebot, die Häuser zu tauschen, ist schon unbezahlbar. Dieses ganzen Aufwandes hätte es doch nicht bedurft.«

      »Da bin ich aber anderer Meinung«, widersprach Frank mit Nachdruck. »Das alte Gutshaus hätte so oder so renoviert werden müssen, und du sollst mit den Kindern ja angenehmer wohnen als bisher.«

      »Also, so schlimm ist es hier ja nun auch nicht. Nur ein bisschen eng.«

      »Hier ist der blöde Saft, Janna.« Till betrat schlurfend und leicht vornübergebeugt die Küche und stellte zwei Flaschen Apfelsaft auf den Tisch. Dabei tat er, als seien sie furchtbar schwer und er selbst vollkommen groggy von seinem Auftrag.

      Janna verkniff sich ein Schmunzeln. »Danke, Till. Möchtest du dich vielleicht ein bisschen hinlegen, um dich von der fürchterlichen Anstrengung auszuruhen?«

      Der Kopf des Jungen fuhr hoch. Er schien bereits eine patzige Antwort auf den Lippen zu haben, verkniff sie sich jedoch, als er Jannas warnenden Blick auffing. »Nö, schon gut. Bin ja kein Baby.«

      »Schön.«

      »Eine Familie hat es drüben wesentlich bequemer“, nahm Frank den Faden wieder auf und setzte sich auf einen der freien Stühle; die Kinder taten es ihm gleich, und auch Janna ließ sich auf ihrem Platz nieder. »Abgesehen davon hast du alle Unterstützung und allen Komfort verdient, Janna. Du weißt, wie stolz wir alle darauf sind, dass du Till und Susanna damals aufgenommen hast.«

      »Na ja, ich bin immerhin ihre Patentante.« Etwas verlegen rückte Janna den Brotkorb auf dem Tisch zurecht.

      Frank griff quer über den Tisch mit der rechten Hand nach ihrer linken und brachte sie so dazu, ihn anzusehen. »Das mag sein, aber mit knapp siebenundzwanzig eine solche Verantwortung zu übernehmen, ist nicht selbstverständlich.«

      »Du weißt selbst, dass Mama und Papa die beiden aufgenommen hätten, wenn nicht ...«

      »... wenn Papa bei dem Unfall nicht so schwer verletzt worden wäre.« Ihr Bruder drückte kurz ihre Hand und ließ sie dann wieder los. »Du hast dein Leben auf den Kopf gestellt für die beiden Rabauken.« Absichtlich änderte er seinen Tonfall und zwinkerte den Zwillingen zu.

      »Hey«, rief Susanna prompt. »Ich bin aber kein Rabauke!«

      »Ich auch nicht«, pflichtete Till ihr sogleich bei. »Aber ich bin gerne bei Janna.«

      »Ich auch.« Susanna nickte, nun mit ernster Miene. »Du bist doch eigentlich wie eine Mama. An unsere echte Mama kann ich mich gar nicht mehr erinnern.«

      »Ich auch nicht.« Till griff in den Brotkorb.

      »Ihr wart ja auch noch sehr klein, als sie gestorben ist. Noch keine vier Jahre alt.« Auch Frank nahm sich eine Scheibe Brot und zog dann die Schüssel mit dem Nudelsalat näher zu sich heran. »Aber sie wäre bestimmt sehr glücklich, dass Janna für euch eine Ersatzmama geworden ist.«

      »Ich bin‘s auch.« Susanna goss Apfelsaft in ihr Glas. »Ich hab dich lieb, Janna.«

      »Ich auch.« Till nahm seiner Schwester die Saftflasche aus der Hand, um sich ebenfalls einzuschenken.

      Janna lächelte die Kinder gerührt an. »Ich habe euch auch sehr lieb.«

      Frank räusperte sich betont laut. »Und jetzt genug mit der Gefühlsduselei. Lasst uns essen!«

      »Fährst du gleich nach dem Abendbrot nach Hause?«, wechselte Janna das Thema.

      »Das hatte ich vor. Ich muss noch einen Gerichtstermin vorbereiten.«

      »Kein Date heute?« Verwundert hob Janna den Kopf. Ihr Bruder war nicht verheiratet und besaß einen recht großen Kreis an weiblichen Bekannten. »Ich dachte, du hättest eine neue Flamme.«

      »Wer behauptet das denn schon wieder? Mama oder Feli?« Er schüttelte den Kopf. »Ihr tut immer so, als hätte ich einen Harem. Ich habe mich neulich mit einer befreundeten Anwältin zum Mittagessen getroffen, mehr nicht.«

      »Aha.«

      »Sie ist verlobt! Und nicht mit mir, wenn ich das anfügen darf.« Er schob sich eine Gabel voll Salat in den Mund und kaute genüsslich. »Lecker!«

      »Also bist du solo?«

      »Exakt. Was ist schlimm daran?«

      »Gar nichts.« Janna gluckste.

      »Eben.« Nach einem weiteren Bissen Salat musterte Frank sie neugierig. »Was ist denn eigentlich mit dir? Begehst du den Freitagabend auch alleine?«

      »Das hatte ich vor. Vielleicht ein schöner Film auf DVD ...«

      »Wir sollten uns zusammentun.«

      Janna lachte auf. »Vergiss es. Unsere Geschmäcker, was Filme angeht, sind viel zu verschieden. Ich habe keine Lust auf einen Horrorfilm, nach dem mir dann die ganze Nacht die Haare zu Berge stehen.«

      »Kulturbanause!«

      »Von mir aus.«

      »Janna?« Susanna deutete mit dem Daumen hinter sich. »Dein Handy klingelt, ich


Скачать книгу