Sport und Mord gesellt sich gern. Mila Roth

Sport und Mord gesellt sich gern - Mila Roth


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der Landfrauen. Ich hatte ihr versprochen, ihr noch eine ...« Als Janna den Namen des Anrufers auf dem Display sah, verstummte sie. Ihr Herzschlag kam unvermittelt aus dem Takt, und sofort schalt sie sich innerlich eine dumme Gans dafür. »Bin gleich wieder da«, rief sie über die Schulter und ging weiter in den Flur. »Janna Berg«, meldete sie sich und war froh, dass ihre Stimme so klar und kühl klang.

      »Schön, diesmal ist der Akku nicht leer«, drang Markus’ Stimme an ihr Ohr.

      Sie verdrehte die Augen. »Guten Abend«, antwortete sie so leise, dass ihre Familie es nicht so deutlich mitbekam. »Das ist mal wieder typisch.«

      »Was ist typisch?« Er klang verwundert.

      »Wie immer verzichtest du auf eine Begrüßung, das Nennen deines Namens oder wenigstens das Wünschen der Tageszeit ... Hast du vielleicht etwas gegen Höflichkeit?«

      »Nicht im Geringsten. Aber dein Handy sollte dir meinen Namen bereits angezeigt haben.«

      »Mhm. Und die Uhrzeit auch. Vielen Dank.« Sie seufzte, weil sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie amüsiert oder verärgert sein sollte. »Warum rufst du an?«

      »Hast du heute Abend schon was vor?«

      »Heute Abend?« Verblüfft hob sie den Kopf, blickte kurz über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand dem Telefonat lauschte. Frank und die Kinder waren in ein Gespräch über Fußball und Funkenmariechen verwickelt. »Eigentlich wollte ich mir einen schönen Abend vor dem Fernseher machen.«

      »Gut, das lässt sich ja leicht canceln.«

      Sie hob die Augenbrauen, auch wenn Markus das durchs Telefon nicht sehen konnte. »Weshalb sollte ich meine Pläne canceln?«

      »Weil du bestimmt viel lieber zu einem eleganten Empfang im Intersportzentrum in Bonn gehen willst.«

      »Ach ja?« Ihr Herz machte erneut einen unangemessenen Satz.

      »Ich hole dich um acht Uhr in der Tiefgarage des Instituts ab.«

      Sie sog hörbar die Luft ein. »Moment mal ...«

      »Gib an der Schranke den Code vier-drei-fünf-vier ein, dann kommst du rein.«

      »Aber ich habe doch noch gar nicht zugesagt.«

      »Wie gesagt, es ist ein Empfang. Abendgarderobe, aber nicht zu auffällig. Hast du ein passendes Kleid für solche Anlässe?«

      »Ich denke schon. Was ist das denn überhaupt für ein Empfang und warum willst du mit mir da hingehen?«

      »Ich will nicht, ich muss. Es handelt sich um den offiziellen Herbstempfang des Sportzentrums, und ich treffe mich dort mit einem Informanten.«

      »Oh.« Janna begriff.

      »Du bist Teil meiner Tarnung.« Er hielt kurz inne, um seinen nächsten Worten mehr Bedeutung zu verleihen. »Es ist ausgesprochen wichtig. Die nationale Sicherheit könnte betroffen sein.«

      »Oh«, wiederholte Janna und biss sich auf die Unterlippe. »Also, wenn das so ist ... Um acht Uhr?«

      »In der Tiefgarage«, bestätigte Markus. »Sei pünktlich.«

      Janna starrte ihr Smartphone an, denn er hatte die Verbindung einfach unterbrochen. Kopfschüttelnd schob sie das Telefon zurück in ihre Handtasche. Als sie in die Küche zurückkehrte, blickten ihr drei Paar neugierige Augen entgegen.

      Verlegen lächelte sie. »Äh, tja, es scheint, als hätten sich meine Pläne für heute Abend soeben geändert.«

      4

      Bonn, Kaiserstraße

      Institut für Europäische Meinungsforschung

      Freitag, 18. November, 19:58 Uhr

      Janna hielt an der Zufahrt zur Tiefgarage des Instituts, gab den vierstelligen Code auf dem Touchscreen des kleinen Computers ein und wartete, bis sich die Schranke gehoben hatte. Dann lenkte sie ihren dunkelblauen Golf V in eine der Parklücken und stieg aus. Markus’ nachtschwarzer Z3 war nirgends zu sehen. Sie nahm ihre kleine Abendhandtasche vom Beifahrersitz und warf sich den silbernen Kurzmantel über, den sie vor zwei Jahren im Winter-Sale erstanden hatte und der perfekt zu ihrem kurzen, dunkelblauen Kleid mit dem U-Boot-Ausschnitt passte. Erst hatte sie überlegt, ob sie das perlenbestickte hellgelbe Kleid anziehen sollte, das sie bei ihrem letzten Einsatz mit Markus gekauft hatte. Doch er hatte gesagt, sie solle sich nicht zu auffällig kleiden. Also hatte sie sich für das kleine Blaue entschieden, in dem ihre langen Beine sehr schön zur Geltung kamen – vor allem zusammen mit den hübschen halbhohen Riemchenpumps.

      Die Haare hatte sie hochgesteckt, an ihren Ohren glitzerten die daumenlangen silbernen Ohrgehänge im keltischen Stil, die Feli ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Prüfend warf sie einen Blick in die Fensterscheibe der Fahrertür, um sich zu vergewissern, dass ihre Frisur richtig saß. Dann strich sie ihr Kleid glatt und ging ein paar Schritte auf und ab.

      Es war nicht ganz einfach gewesen, ihrer Familie zu erklären, wohin sie heute Abend gehen würde, nicht zuletzt, weil sie natürlich ihre Eltern hatte bitten müssen, sich am Abend um die Zwillinge zu kümmern. Die Erwähnung des Herbstempfangs hatte große Neugier hervorgerufen. Wie zuvor schon einmal, hatte sie sich darauf herausgeredet, eine Mitarbeiterin des Meinungsforschungsinstituts bei einer Umfrage zu vertreten. Wie oft sie diese Erklärung wohl noch vorbringen konnte, ohne Argwohn zu erwecken? Ihre Mutter hatte bereits zum zweiten Mal gefragt, ob aus dieser Springertätigkeit nicht eine Vollzeitstelle werden könnte.

      Janna kam mit ihrem privaten Büroservice recht gut über die Runden, wusste aber, dass ihre Eltern es gerne sähen, wenn sie eine feste Arbeitsstelle mit regelmäßigem Gehalt und sozialer Absicherung annehmen würde. Ihr Studium der Germanistik, Literatur und Sozialpädagogik hatte sie ein Semester vor der Abschlussprüfung abgebrochen, um sich um die Kinder kümmern zu können. Dann hatte sie den Büroservice gegründet, weil sie so von zu Hause aus arbeiten konnte. Als Schreibkraft oder Sekretärin würde sie sicher irgendwo unterkommen, doch der fehlende Uniabschluss würde ihr vermutlich eine anderweitige Karriere stark erschweren. An eine Wiederaufnahme ihres Studiums war derzeit nicht zu denken, wenn sie ihren Eltern nicht auf der Tasche liegen wollte – und das kam für sie überhaupt nicht infrage. Vielleicht würde sie den Abschluss in Abendseminaren nachholen, wenn die Zwillinge auf die weiterführende Schule – möglicherweise eine Ganztagsschule – gingen.

      Nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr überlegte sie, ob sie Markus auf dem Handy anrufen sollte. Sie wunderte sich, dass er noch nicht da war. Wenn er auch am Telefon hin und wieder seine Manieren vergaß – Unpünktlichkeit konnte man ihm normalerweise nicht vorwerfen.

      Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, als ein weiteres Auto die Schranke passierte und schwungvoll in die Parklücke neben ihr einbog. Es war jedoch kein schwarzer Sportwagen, sondern ein silberner Audi A3, aus dem Augenblicke später eine attraktive Blondine in einem knappen und äußerst sexy lachsfarbenen Businesskostüm ausstieg. Janna brauchte nur einen kurzen Moment, um sie einzuordnen. Sie hatte Alexa Baumgartz, Markus’ Kollegin, bislang zwar selten gesehen und auch nur kurz kennengelernt, doch die Agentin gehörte eindeutig zu den Frauen, die man so schnell nicht wieder vergaß.

      Als Alexa sie erblickte, erschien ein überraschtes Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie schnappte sich eine Aktentasche vom Rücksitz ihres Wagens und trat ein paar Schritte auf Janna zu. »Guten Abend, Frau Berg. Was treiben Sie denn hier so allein in unserer Tiefgarage?«

      »Ich, ähm ...« Als Jannas Blick auf die himmelhohen Absätze von Alexas Pumps fiel, schluckte sie. »Ich treffe mich mit Markus. Herrn Neumann.«

      »Ach?« Die Agentin kam noch ein wenig näher. »Das ist ja interessant. Ich wusste gar nicht, dass Sie beide ...« Sie wedelte mit der linken Hand.

      »Oh.« Janna spürte, wie sich eine leichte Wärme auf ihren Wangen ausbreitete. »Nein, so etwas ist es nicht. Ich bin nur ... Wir ... Er hat mich gebeten, ihn zu einem Empfang zu begleiten. Als seine Tarnung«, fügte sie rasch hinzu.

      »Tatsächlich?«


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