Ascension-Saga: 2. Grace Goodwin

Ascension-Saga: 2 - Grace Goodwin


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seiner jugendlichen Gestalt musste er um die sechzig sein, seine Augen, sein Mund waren von tiefen Falten umrandet, keine Lachfalten, sondern Falten, die ein ewig ablehnender Blick in sein Gesicht gegraben hatte … genau wie jetzt.

      Mein Körper war mehr demoliert als ganz. Blutgeschmack füllte meinen Mund und ich fragte mich, ob ich innere Blutungen hatte oder ob mein Mund mit Blut voll lief, weil meine Lippen und Wangen aufgeplatzt waren.

      Ich achtete weder auf meine Verletzungen, noch auf ihre Fragen. Ich konnte nur an ihre Stimme denken. An ihren Duft. Ihr Aroma. Ihre Muschi, wie diese sich um meinen Schwanz zusammenzog und ihn massierte. An ihr seidiges Haar und wie es über meine Brust streifte, als sie sich nach oben küsste, nachdem sie meinen Schwanz mit ihrem Mund verwöhnt hatte. Ein Erlebnis, das ich mein gesamtes Leben lang herbeigesehnt hatte.

      Ich dachte nur an Trinity. Meine Partnerin. Die Richtige.

      Auf keinen Fall würde ich jetzt in den Händen der Priester draufgehen. Sie mochten zwar brutal und hinterhältig sein, aber ich würde es überleben. Ihretwegen. Mein Schwanz war eben erst aufgewacht und nichts würde mich davon abhalten zu Trinity zurückzukehren und wieder zwischen ihren geöffneten Schenkeln zu versinken. Ihre Gluthitze musste gelindert werden, denn sie war noch nicht vorbei.

      Sie würde Qualen erleiden und sich immer heftiger nach mir sehnen. Sie würde sich nicht mit einem Mann für alle Gelegenheiten begnügen. Sie brauchte mich—und meinen Schwanz—um sie zu befriedigen.

      Ich würde mich aus diesen Ketten befreien, aus diesem trostlosen, kalten Raum verschwinden und sie so bedienen, wie sie es brauchte.

      Ich diente nicht länger der Koalition. Ich diente allein meiner Partnerin.

      Die Tatsache, dass sie dem Königshaus von Alera angehörte, verdoppelte nur meine Loyalität.

      Ich war an einen Stuhl gefesselt, meine Knöchel waren an den vorderen Stuhlbeinen festgebunden und meine Arme nach hinten gezogen. Meine Handgelenke waren ebenfalls gefesselt und es hagelte Schläge. Ich war wehrlos.

      Ein weiterer Hieb und mein Kopf flog zurück.

      Ihn zu heben war nicht nötig. Ich wusste, was als Nächstes kam, nämlich der unbeschreibliche Schmerz der Neurostimulatoren. Die Technik war eigentlich zum Heilen gedacht, war dann aber modifiziert worden, um die Schmerzrezeptoren im Körper zu traktieren … und sonst nichts. Die Methode hinterließ keine blauen Flecken. Keine sichtbaren Schäden. Stundenlange Folter. Bereits vor Jahrzehnten war dieses Vorgehen geächtet worden, weil es die Opfer in den Wahnsinn trieb.

      Der Priester räusperte sich und sein Handlanger hielt inne, was fast noch schlimmer war als seine ununterbrochenen Schläge. Es ließ mir Gelegenheit all das zu spüren, was er mir bereits angetan hatte.

      “Prinzessin Trinity hat sich geoutet. Aber wo sind die anderen beiden? Ihre Schwestern? Ich brauche ihre Namen von dir und wie sie aussehen, Leoron. So oder so, ich werde sie schnappen.”

      “Fick dich.” Ich war stolz auf die beiden Schwestern, auf meine Partnerin. Sie hatten vorausgedacht, Destiny und Faith hatten sich verhüllt und waren den Kameras aus dem Weg gegangen, als sie in die Zitadelle gestürmt waren. Das war mir zuerst merkwürdig vorgekommen. Allerdings war ich auch davon ausgegangen, sie wären genauso wieder hinausspaziert, wie sie hereingegangen waren. Durch den Haupteingang.

      Stattdessen hatten sich alle drei in Luft aufgelöst.

      Genau wie ihre Mutter vor siebenundzwanzig Jahren.

      Der Priester seufzte. “Nimm den Stimulator.”

      Ich zuckte zusammen, noch bevor das kleine Gerät mein Fleisch berührte. Als es soweit war, heulte ich vor Wut und Schmerz. Dem Gerät war nichts entgegenzusetzen, jeder Nerv in meinem Körper wurde mit elektrischer Ladung durchzuckt.

      Ich krümmte mich wild auf dem Stuhl, als hätte ich einen epileptischen Anfall und keinerlei Kontrolle über meine Bewegungen. Als es aufhörte, sackte ich zusammen wie ein Sack Mehl. Totes Gewicht. Meine Glieder und mein Kopf waren einfach zu schwer. Ich war hinüber.

      Es folgte Schweigen. Frostiges, eiskaltes Schweigen.

      “Er reagiert nicht mehr.” Sprach der Handlanger monoton. Als ob er das zuvor getan hatte, als ob ich nur ein einzelnes Opfer in einer langen Reihe von Pechvögeln war, die in diesem Raum gefoltert worden waren. Und gestorben waren. Als ob er sich langweilte.

      “Dann hör auf. Er soll leiden. Tot nützt er mir wenig.” Der Priester sprach leise, aber seine Stimme klang eindeutig irritiert.

      “Er hat nicht geredet. Kein Wort über die Türme. Wer die anderen beiden Mitglieder der Königsfamilie waren, die in die Zitadelle eingedrungen sind. Er hat nicht einmal gesagt, warum sie mit ihm unterwegs waren.” Die tiefe, donnernde Stimme meines Peinigers ertönte in meinen Ohren. “Von dieser Sorte habe ich schon andere gesehen. Er wird eher sterben als reden.”

      “Er wird reden.” Der Priester packte mich am Haar und hob meinen Kopf hoch. Meine Augen waren zwar geöffnet, durch meine geschwollenen Augenlider hindurch konnte ich den Mann vor mir allerdings kaum erkennen. “Das wird er. Aber nicht heute. Morgen früh ist auch noch Zeit. Mach ihn los. Gib ihm Wasser. Kein Essen.”

      Der Priester ließ wieder von mir ab und mein Kopf kippte nach vorne. Ich wollte ihn anheben, aber es war fast so, als ob das dumme Ding plötzlich hundert Pfund schwer war. Vielleicht hatten sie mich übler hergerichtet, als mir bisher klar gewesen war.

      Grunzend machte der Riese meine Fesseln los. Die Bänder fielen von meinen Armen und Beinen und er kickte den Stuhl beiseite. Er kippte um und ich fiel auf den steinernen Boden.

      Die Frische unter meinem geschwollenen Gesicht war wunderbar.

      “Geben wir ihm diesmal einen ReGen-Stift?”

      Die Frage ließ mich zusammenzucken. Sie hatten mich stundenlang an Todes Schwelle geprügelt, nur um mich mit einem ReGen-Stift wieder herzustellen und morgen von vorne anzufangen. Es könnte tagelang so weitergehen. Wochenlang.

      Egal. Ich würde es überleben. Ihretwegen. Für Trinity. Meine Partnerin.

      Der Priester lachte hämisch und ich erschauderte, als ich dem Beweis für meine eigene Naivität ins Auge blickte. Jahrelang hatte ich der Priesterschaft geglaubt, als diese behaupteten ihre Soldaten wären nur zum Schutze der Zitadelle und der Königin vorgesehen. Ich hatte ihnen geglaubt, als sie vorgaben, einzig dem Volk von Alera zu dienen und keinerlei herrschaftlichen Ambitionen hegten.

      Ich hatte mich geirrt. Es gab drei mächtige Familien, die einen Anspruch auf den Thron erheben könnten. Nur drei. Die Priesterschaft aber hatte eine eigene Armee, Spione und ein so weit verzweigtes Netzwerk, dass ich nicht sicher war, ob man sie besiegen würde, sollten sie beschließen den Thron an sich zu reißen. Und wenn sie sich auch noch mit einer der machthungrigen Familien zusammengetan hatten?

      Krieg. Wir standen kurz vor einem Krieg. Und ich war unsterblich in jene Frau verliebt, die sich im Epizentrum des Konflikts befand.

      Der Priester trampelte über meine Hand, als er sich entfernte und stampfte meine bereits schmerzenden Finger in den kalten, harten Zellenboden. “Lass ihn leiden. Morgen früh wird er vielleicht reden.”

      Genau das erhofften sie sich. Aber das würde ich nicht. Die einzigen Personen auf Alera, die über Trinity, Faith und Destiny Bescheid wussten und noch am Leben waren, war der verletzte Wachmann von Lord Jax und der—mit Faiths Hilfe hoffentlich wieder hergestellte—geflüchtete Killer. Alle anderen waren tot. Kein Mann für alle Gelegenheiten, keine anderen Garden. Ich bezweifelte, dass diese Männer von dem Schwerverletzten wussten. Vielleicht wussten sie, dass Thordis Jaxs auch eingeweiht war, aber das war zu bezweifeln. Und ganz sicher wussten sie nicht, dass Prime Nial persönlich meine Unterstützung angefordert hatte.

      Was den Killer betraf? Ich hatte ihn aus meiner Zeit in der Koalitionsflotte wiedererkannt. Er arbeitete damals für den Geheimdienst. Er hatte Hive-Soldaten getötet, sie ohne Gewissen niedergemetzelt. Unter anderem.

      Er war verdammt gut


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