Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant

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dach­te da­bei an Fo­res­tier. Hat­te der Glück ge­habt!

      An der Haus­tür traf er mit Fo­res­tier zu­sam­men, der ge­ra­de fort­ge­hen woll­te: »Du hier? So früh? Was willst du denn?«

      Du­roy war ver­le­gen, dass er ihn ge­ra­de beim Auf­bruch stör­te und stot­ter­te: »Es… es … es han­delt sich um mei­nen Ar­ti­kel, ich kann ihn nicht fer­tig­brin­gen, weißt du, den Ar­ti­kel, den Herr Wal­ter über Al­gier ha­ben will. Es ist ei­gent­lich kein Wun­der, weil ich doch bis­her noch nie ge­schrie­ben habe. Hier, wie bei al­lem, ist Übung nö­tig. Ich weiß ganz ge­nau, ich wer­de mich sehr leicht hin­ein­fin­den, aber jetzt beim ers­ten Mal weiß ich nicht recht, wie ich es an­fas­sen soll. Ich habe wohl die Ide­en, die sind alle da, aber es ge­lingt mir nicht, sie zum Aus­druck zu brin­gen.«

      Er hielt inne und zau­der­te ein we­nig. Fo­res­tier lä­chel­te lis­tig und sag­te:

      »Das ken­ne ich.«

      »Ja,« fuhr Du­roy fort, »so muss es am An­fang je­dem ge­hen. Ich woll­te also … ich woll­te dich da­her bit­ten, mir eine klei­ne. An­lei­tung zu ge­ben. In zehn Mi­nu­ten wür­dest du es mir schon zu­recht­ma­chen, mir den nö­ti­gen Schwung bei­brin­gen. Du wür­dest mir da eine gute Lek­ti­on im Stil ge­ben, denn ohne dich, glau­be ich, brin­ge ich es nicht fer­tig.«

      Der an­de­re lä­chel­te noch im­mer ver­gnügt. Er klopf­te sei­nem al­ten Ka­me­ra­den auf den Arm und sag­te:

      »Geh zu mei­ner Frau hin­auf, sie wird die Sa­che eben­so gut in Ord­nung brin­gen wie ich. Ich habe ihr die­se Ar­bei­ten bei­ge­bracht. Ich habe lei­der heu­te früh kei­ne Zeit, sonst hät­te ich es ja gern ge­tan.«

      Du­roy wur­de plötz­lich wie­der ver­le­gen, er zö­ger­te und ge­trau­te sich nicht.

      »Aber jetzt zu die­ser Zeit kann ich sie un­mög­lich stö­ren?«

      »Doch, si­cher kannst du das. Sie ist auf. Du fin­dest sie in mei­nem Ar­beits­zim­mer, sie hat ei­ni­ge Schrift­stücke für mich zu ord­nen.«

      Du­roy wei­ger­te sich noch im­mer, hin­auf­zu­ge­hen.

      »Nein … das geht nicht!«

      Fo­res­tier pack­te ihn bei der Schul­ter, dreh­te ihn her­um und schob ihn die Trep­pe hin­auf: »Also, geh doch, dum­mes Schaf, wenn ich es dir sage. Du wirst mich nicht etwa zwin­gen wol­len, die drei Trep­pen wie­der hin­auf­zu­klet­tern, dich vor­zu­stel­len und dei­ne Sa­che aus­ein­an­der­zu­set­zen.«

      Da ent­schloss sich end­lich Du­roy. »Dan­ke, ich gehe, ich wer­de ihr sa­gen, dass ich auf dei­ne Ver­an­las­sung kom­me, dass du mich ge­zwun­gen hast, sie auf­zu­su­chen.«

      »Gut. Sei un­be­sorgt, sie frisst dich nicht auf. Aber ver­giss nicht nach­her um drei Uhr.«

      »Oh, hab kei­ne Angst.«

      Fo­res­tier ging schnell da­von, wäh­rend Du­roy lang­sam Stu­fe für Stu­fe die Trep­pe hin­auf­stieg, denn er wuss­te nicht recht, was er oben sa­gen soll­te, und war nicht si­cher, wie er emp­fan­gen wür­de.

      Der Die­ner öff­ne­te; er trug eine blaue Schür­ze und hielt einen Be­sen in der Hand.

      »Der Herr ist aus­ge­gan­gen«, sag­te er, ohne eine Fra­ge ab­zu­war­ten.

      Du­roy ließ sich nicht ab­wei­sen.

      »Fra­gen Sie Ma­da­me Fo­res­tier, ob sie mich emp­fan­gen könn­te, und sa­gen Sie ihr, dass ich im Auf­tra­ge ih­res Gat­ten käme, den ich eben auf der Stra­ße ge­trof­fen habe.«

      Dann war­te­te er. Der Die­ner kam zu­rück, öff­ne­te rechts eine Tür und mel­de­te: »Ma­da­me lässt bit­ten.«

      Sie saß auf ei­nem Schreib­tisch­ses­sel in ei­nem klei­nen Zim­mer, des­sen Wän­de durch schwar­ze Bü­cher­re­ga­le mit wohl­ge­ord­ne­ten Bü­chern gänz­lich ver­deckt wa­ren. Nur die Ein­bän­de mit ih­ren bun­ten Far­ben, rot, blau, gelb, grün und vio­lett, brach­ten Froh­sinn in die­se ein­för­mi­gen Bü­cher­rei­hen.

      Be­klei­det mit ei­nem wei­ßen, spit­zen­be­deck­ten Mor­gen­kleid, wand­te sie sich ihm lä­chelnd zu, und als sie ihm die Hand reich­te, sah er un­ter dem weit ge­öff­ne­ten Är­mel ih­ren nack­ten Arm.

      »So früh?« frag­te sie, füg­te aber hin­zu: »Das soll durch­aus kein Vor­wurf sein, son­dern bloß eine harm­lo­se Fra­ge.«

      Er stam­mel­te:

      »Oh, Ma­da­me, ich woll­te gar nicht her­auf­kom­men. Doch ich traf un­ten Ihren Herrn Ge­mahl, er zwang mich dazu. Ich bin der­ma­ßen ver­wirrt, dass ich nicht zu sa­gen wage, was mich ei­gent­lich her­führt.«

      Sie wies auf einen Stuhl:

      »Set­zen Sie sich hin und spre­chen Sie.«

      Sie hielt zwi­schen den Fin­gern eine Gän­se­fe­der, die sie ge­schickt her­um­dreh­te, und vor ihr lag ein halb be­schrie­be­ner Bo­gen Pa­pier. Die An­kunft des jun­gen Man­nes hat­te of­fen­bar ihre Ar­beit un­ter­bro­chen. Es mach­te ganz den Ein­druck, als fühl­te sie sich an die­sem Schreib­tisch ge­nau so zu Hau­se wie in ih­rem Sa­lon, als ob die­ses ihr all­täg­li­cher Be­ruf wäre.

      Ein leich­tes Par­füm ent­stieg dem Mor­gen­rock, der fri­sche Duft der eben be­en­de­ten Toi­let­te. Und Du­roy such­te den jun­gen, wei­ßen, war­men Frau­en­kör­per durch die Fal­ten des wei­chen Stof­fes zu er­ra­ten. Da er noch im­mer schwieg, fuhr sie fort:

      »Also sa­gen Sie, was gibt es?«

      Zö­gernd mur­mel­te er:

      »Also … aber wirk­lich … ich wage es gar nicht zu sa­gen … Ich habe ges­tern bis spät in die Nacht ge­ar­bei­tet … und heu­te früh … sehr früh mor­gens … um den Ar­ti­kel über Al­gier zu schrei­ben, den Herr Wal­ter von mir ha­ben will … Es will mir nicht ge­lin­gen … ich habe al­les zer­ris­sen … Ich habe kei­ne Übung in die­ser Ar­beit und da woll­te ich Fo­res­tier bit­ten, mir et­was zu hel­fen … für die­ses eine Mal …«

      Sie un­ter­brach ihn und lach­te glück­lich und ge­schmei­chelt aus vol­lem Her­zen:

      »Und da hat er Ih­nen ge­sagt, Sie soll­ten mich auf­su­chen? Das war lieb von ihm!« …

      »Ja, gnä­di­ge Frau, er sag­te, Sie wür­den mir aus der Ver­le­gen­heit noch bes­ser hel­fen, als er selbst … Aber trotz­dem wag­te ich es nicht, ich woll­te nicht … Nicht wahr, Sie ver­ste­hen mich …«

      Sie stand auf.

      »Das wird rei­zend sein, so mit Ih­nen zu­sam­men zu ar­bei­ten. Ich bin be­geis­tert von Ih­rer Idee. Also set­zen Sie sich hier auf mei­nen Platz, denn bei der Re­dak­ti­on kennt man mei­ne Hand­schrift. Nun wol­len wir Ih­nen einen Ar­ti­kel schrei­ben, aber einen gu­ten, der auch Er­folg ha­ben wird.«

      Er setz­te sich, nahm eine Fe­der, brei­te­te ein Blatt Pa­pier vor sich aus und war­te­te.

      Ma­da­me Fo­res­tier sah sei­nen Vor­be­rei­tun­gen ste­hend zu, dann nahm sie vom Ka­min eine Zi­ga­ret­te und zün­de­te sie an:

      »Ich kann nicht ar­bei­ten, ohne zu rau­chen. Also, was woll­ten Sie er­zäh­len?«

      Er blick­te er­staunt zu ihr auf.

      »Das weiß ich eben nicht, des­we­gen bin ich auch her­ge­kom­men.«

      Sie


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