Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas Suchanek

Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus - Andreas Suchanek


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mich freuen, Sie zum Essen an Bord der Station begrüßen zu dürfen«, sagte Harris und riss Jayden damit aus seinen Gedanken. »Ihren Offizieren steht es natürlich frei, die Station oder Pearl zu besuchen. Nach so vielen Monaten an Bord eines Raumschiffes stürzen sich die meisten Crews geradezu durch die Atmosphäre an den nächstbesten Sandstrand.« Er lachte dröhnend. »Ich kann Ihnen versichern, die goldenen Sandstrände der südlichen Areale sind nicht umsonst für ihre Schönheit bekannt.«

      »Ich nehme Ihr Angebot gerne an, Commodore«, sagte Jayden dankbar. »Und meine Crew wird die Gelegenheit sicher auch ergreifen, ein wenig planetare Luft zu schnuppern.«

      »Also abgemacht. Ich werde Sie abholen lassen, sobald die HYPERION angedockt hat. Harris Ende.«

      Das Abbild des Commodore verschwand und machte wieder dem Bild der NOVA-Station Platz.

      »Arbeiten Sie einen Rotationsplan aus, der es jedem an Bord gestattet, wenigstens einige Stunden am Boden zu verbringen«, sagte Jayden an Commander Ishida gewandt. »Ich denke, es reicht, wenn eine Rumpfmannschaft zurückbleibt.« Auf das Nicken seiner I.O. fügte er hinzu: »Und achten Sie darauf, dass Sie selbst auch ein wenig Freizeit abbekommen.« Er zwinkerte ihr zu.

      »Natürlich, Sir! Ich denke, in der letzten Schicht werde auch ich mir Pearl genauer ansehen. Es soll dort einige beeindruckende Lagunen in den Küstenregionen geben.«

      »Vermutlich ist für jeden etwas dabei.«

      Ein Icon auf seiner Konsole machte Jayden auf eine eingehende Nachricht von der Station aufmerksam. Sie stammte vom I.O. der Station und betraf die Ortungsoffizierin der HYPERION. »Lieutenant Kensington«, wandte er sich an diese. »Sie werden ebenfalls auf die Station gebeten, um bei der Anpassung des neuen Ortungsprotokolls behilflich zu sein. Scheinbar gibt es dabei einige technische Schwierigkeiten.«

      »Natürlich, Sir.« Kensington blickte zu ihm auf. »Die Station erhielt erst vor Kurzem die verbesserten Sensorlinsen inklusive einiger Updates im Computerkern. Wir hatten vor dem Start der HYPERION ähnliche Probleme.«

      Ab und an vergaß Jayden, dass sein Interlink-Kreuzer Vorreiter an vielen Fronten war – genau genommen an allen. Erst nach und nach erhielten die anderen Schiffe die von der HYPERION erprobten technischen Neuerungen, die sie auf ein ähnliches Level wie den Interlink-Kreuzer aufrüsteten. Gerade das Fehlen eines Holotanks machte sich oftmals in der Kommunikation bemerkbar. Einige Raumer arbeiteten teilweise noch immer mit altmodischen 3D-Monitoren, wodurch der Computer das übertragene Bild in ein holografisches umwandeln musste. Darunter litt die Qualität.

      »Sir, ich werde Alpha 365 bitten, sich mit der Stationssicherheit in Verbindung zu setzen«, sagte seine I.O. »Wir sollten Lieutenant Bruce Walker so schnell wie möglich überstellen.«

      Sie ließ sich nichts anmerken, doch die Ereignisse während des Kampfes im Kartas-System steckten ihr zweifellos noch in den Knochen. Jayden hatte den Gefangenen zwischenzeitlich in der Arrestzelle besucht. Der Mann war noch immer uneinsichtig und behauptete weiterhin, weder den Kommandoaccount von Ishida gehackt noch einen Torpedoschuss ausgelöst zu haben. Der Sicherheitschef und die Chefingenieurin hatten Mister Walker die Tat jedoch zweifelsfrei nachgewiesen, weshalb ihm ein Militärgericht bevorstand. Dem wahren Drahtzieher der Geschichte konnten sie einstweilen leider nichts anhaben.

      Wenn die HYPERION das nächste Mal die Erde ansteuerte, würde Jayden ein ernstes Gespräch mit Admiral Juri Michalew suchen, der zweifellos hinter der Angelegenheit steckte. Sein Hass auf Ishida schien mittlerweile wahnhafte Züge angenommen zu haben.

      »Machen Sie das, Commander«, sagte er. »Soll sich das Militärgericht mit ihm herumschlagen. Je eher ich ihn von meinem Schiff habe, desto besser.«

      Er warf einen Blick auf die Konsole. Bis zum Erreichen der Station würden noch einige Stunden vergehen. »Ich bin in meinem Bereitschaftsraum.«

      *

      Das Schott öffnete sich zischend. Jayden kam es so vor, als betrete er eine andere Welt. Der Verbindungstunnel war in ein angenehmes weiches Licht getaucht, und die Wände bestanden rundum aus transparentem Stahl. Mehrere Schiffe hatten an den Landepods der Ringe angedockt, darunter nun auch die HYPERION.

      »Eine beeindruckende Station«, sagte Jayden.

      »Das ist sie.« Lieutenant Kensington schritt bedächtig neben ihm her. »Ich habe mir auf unserem Flug hierher die technischen Spezifikationen angesehen. NOVA ist Jahrzehnt für Jahrzehnt gewachsen und hat sich weiterentwickelt – wie ein organisches Lebewesen. Die Waffen entsprechen noch immer dem neuesten Stand, da die Station aufgrund ihrer exponierten Lage stetig gewartet und erweitert wird.«

      Kensington hatte ihre Hausaufgaben gemacht, doch nichts anderes hatte er erwartet. Seit sie in der Schlacht im Elnath-System im Alleingang zwei Kreuzer der Parliden zerstört hatte, hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. Sie erledigte die ihr zugewiesenen Aufgaben mit Elan, hatte stets ein Lächeln auf den Lippen und bewies ein ums andere Mal sowohl Kompetenz als auch Einfallsreichtum.

      »Oh!« Die Augen der Offizierin verengten sich zu schmalen Schlitzen.

      »Lieutenant?« Jayden folgte ihrem Blick und entdeckte einen braunhaarigen schlanken Mann, der am nächsten Schott Stellung bezogen hatte. Die Rangabzeichen wiesen ihn als Commander aus. »Kennen Sie ihn?«

      »Ich fürchte, das tue ich, Sir.« Ihre Lippen bildeten einen kerzengeraden Strich und jede Emotion war von ihrem Gesicht gewichen.

      Der Unbekannte entdeckte Jayden und trat auf ihn zu. »Mein Name ist Commander Zev Buckshaw, Captain. Commodore Harris schickt mich, damit ich Sie zu seinem Quartier bringe und mich um Ihre Kommunikationsoffizierin kümmere.« Er nickte Tess knapp zu. »Lieutenant.«

      »Sir«, presste sie hervor.

      »Sie beide kennen sich?«, hakte Jayden nach.

      »Miss Kensington und ich hatten bereits das Vergnügen«, erwiderte der Commander.

      »Verlieren wir uns doch hier nicht in gekünstelter Etikette. Mister Buckshaw und ich können uns nicht ausstehen. Wir hatten in der Vergangenheit an Bord der SANNING einige Meinungsverschiedenheiten, was sich auf meine Personalakte auswirkte.«

      Jayden erinnerte sich an die Personaldatei seiner Ortungsoffizierin. Während all ihre bisherigen Vorgesetzten ein Loblied auf sie sangen, gab es eine einzelne Beurteilung, die so unterirdisch schlecht war, dass sie einem Offizier durchaus die Karriere versauen konnte.

      »Wir sind jedoch erwachsene Menschen«, fügte Kensington hinzu. »Ich versichere Ihnen, Sir, unsere Arbeit wird nicht darunter leiden.«

      »In Ordnung, Lieutenant, ich verlasse mich darauf.« Er bedachte sie mit einem durchdringenden Blick, bevor er dem Commander bedeutete, voranzugehen. »Dann wollen wir den Commodore nicht warten lassen.«

      Buckshaw führte sie auf direktem Weg durch die belebte Station, vorbei an einer Gruppe von Offizieren, Werftarbeitern und Zivilisten, die offenbar eine Führung erhielten, zum Quartier des Stationskommandanten. Als Jayden sich verabschiedete und seine Ortungsoffizierin neben dem Commander davongehen sah, war er beunruhigt. Sobald sie wieder an Bord der HYPERION waren, würde er ein Gespräch mit Lieutenant Kensington führen. Bis dahin brachten die beiden sich hoffentlich nicht gegenseitig um.

      *

      »Ich hätte nicht gedacht, dass es jemand wie Sie auf die HYPERION schafft«, sagte Commander Zev Buckshaw überheblich, als Captain Cross außer Hörweite war. »Das Niveau in der Flotte ist doch weiter gesunken, als ich bisher dachte.«

      Er machte sich nicht die Mühe, leise zu sprechen, was ihnen neugierige Blicke von vorbeigehenden Offizieren einbrachte.

      »Ich frage mich, warum Commodore Harris Sie überhaupt hierher gebeten hat«, sagte er. »Ich habe ihm erklärt, dass Sie eher etwas zerstören werden, uns aber sicher keine Hilfe sind.«

      Tess ballte beide Hände deutlich sichtbar zu Fäusten, schwieg jedoch.

      »Ich denke, bevor


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