Blutroter Schmerz und finstere Lust | Erotischer SM-Vampir-Roman. Angelique Corse
»Bei einer Schönheit wie dir hätte ich eher andere Intensionen«, hauchte er verführerisch und strich durch Eilas‘ Haare. Dieser fuhr zusammen, entzog sich jedoch nicht.
»Ich… ich…«, die Worte blieben ihm im Halse stecken.
»Das ist dein Geheimnis, nicht wahr?«, erkundigte sich der Vampir mitfühlend und ließ seine Finger den schmalen Hals entlangwandern. »Dass du dich auch zu Männern hingezogen fühlst?«
Wie mechanisch nickte Eilas und die Verzweiflung glänzte in seinen Augen. »Ich merke es seit ungefähr zwei Jahren. Damals war ich siebzehn. Ich schaue Männern hinterher und male mir aus, wie es wäre, von ihnen genommen zu werden. Am liebsten richtig geil von hinten und das mit Fesseln. Aber ich habe es nicht gewagt, mich jemandem anzuvertrauen. Meine Eltern sind zwar recht locker, trotzdem kann ich ihre Reaktion nicht vorhersagen und meine Freunde… Du hast sie erlebt.«
»Das sind einfach nur Dummköpfe und weit unter dir«, murmelte Lion und ließ zu, dass Elias sich an ihn klammerte. Mit seinen neunzehn Jahren hatte er entschieden zu viel von seelischem Kummer und der hässlichen Seite der Menschen gesehen. Zu seiner Zeit war das normal gewesen, aber heute…
Der Vampir strich ihm über den bebenden Rücken und nutzte die Gelegenheit, Elias noch näher an sich zu ziehen. Der herbe Geruch seines Blutes stieg ihm in die Nase, ließ seinen Lippen ein dezentes Knurren entweichen, was der Mensch zum Glück nicht hören konnte.
»Heißt das, du hast noch keine Erfahrungen mit Männern, obwohl du es dir schon lange wünschst?«, erkundigte er sich beiläufig, obwohl die Antwort offensichtlich war.
Wieder verneinte der junge Mann, doch das Rauschen seines Lebenssaftes verriet die Sehnsucht danach. Eigentlich hätte der Vampir ihn hier und jetzt nehmen können, er hätte sich nicht gewehrt. Aber einfach so in der Öffentlichkeit flachlegen, war nicht unbedingt Lions Stil. Er bevorzugte die gepflegte, sinnliche Art der körperlichen Liebe, ohne dabei auf Experimente zu verzichten. Schließlich hatte er dafür in seiner Wohnung extra ein Zimmer dafür einrichten lassen und es würde ihm eine Freude sein, Elias mit dorthin zu nehmen, um ihm den lustvollen Schmerz zu zeigen. Seiner Haltung nach zu urteilen, war er definitiv Masochist. Etwas, das Lion schon lange nicht mehr genossen hatte. Wieder leckte er sich über die Lippen. Diesmal jedoch so, dass Elias es sah. Dessen geweitete Augen verrieten deutlich, dass er verstanden hatte. Bevor dieser etwas tun oder sagen konnte, beugte Lion sich zu ihm und verschloss die einladenden Lippen mit einem Kuss und spürte, wie sein Opfer erstarrte. Aber er machte weiter, denn sein rasender Herzschlag verriet, dass es sich lediglich um Schüchternheit handelte. Tatsächlich begann Elias Wimpernschläge später, die Zärtlichkeiten zu erwidern, und ließ seine Hände über Lions Rücken gleiten.
»Ich…ich«, stammelte er, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten. Doch Lion gebot ihm zu schweigen und zog den zitternden Körper erneut in eine Umarmung.
»Es ist nicht falsch, unseren Gelüsten zu folgen«, hauchte er und kraulte den verführerischen schmalen Hals. »Und du gefällst mir ebenso.«
»Aber…«, versuchte der junge Mann eine letzte Gegenwehr, die Lion jedoch mit den Worten »Sei still!«, erstickte.
Erneut versanken sie in einem Kuss und diesmal war Elias mutig genug, seine Zunge zu nutzen. Schmunzelnd ging Lion darauf ein und forderte sie zum Tanz auf. Er keuchte und es schien wie Musik in den Ohren des Vampirs. Nur zögernd lösten sie sich voneinander.
»Kommst du jetzt mit?«, erkundigte der Vampir sich verführerisch, obwohl die Antwort klar war. Wenn Elias nicht vollkommen freiwillig mitkam und sich von seiner Unsicherheit leiten ließ, würde er ein wenig nachhelfen. Möglichkeiten gab es diesbezüglich ausreichend, doch vorerst wollte er es auf die menschliche Art und Weise probieren.
Zu Lions Erleichterung legte Elias den Arm um seine Taille und schaute ihn an. In seinen Augen lag nach wie vor ein wenig Furcht, jedoch auch Freude und Erleichterung. Der Vampir mochte sich gar nicht ausmalen, wie lange dieser Mann auf jene Erfüllung gewartet hatte. Arm in Arm machten sie sich auf den Weg zu Lions Wohnung. Elias schwieg, obwohl der Vampir deutlich spürte, dass er viele Fragen hatte, auf die es jedoch keine Antwort geben würde. Vielleicht konnte er seine Gedanken so manipulieren, dass er ihm später noch nützlich sein könnte, denn jenes sonderbare Gefühl war wieder da.
»So, da wären wir.« Mit einer ausladenden Geste ließ Lion seinen Gast in die Wohnung, nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte.
Zögernd folgte Elias der Aufforderung und zog sich unaufgefordert die Schuhe aus, um sie unter die Garderobe zu stellen. Sein faszinierter Blick war nicht zu übersehen, was Lion schmunzeln ließ. Jenes hatten alle Sterblichen, die er hierher mitbrachte, gemeinsam; sobald sie über die Schwelle traten, begann der dunkle Zauber langsam seine Wirkung zu entfalten. Auch wenn sie davon nichts mitbekamen.
Mit zwei Schritten stand er wieder hinter dem jungen Mann und führte ihn ins Wohnzimmer. Dabei rieb sein Oberkörper an seinem Rücken und seine Erregung streifte für den Bruchteil einer Sekunde den Hintern. Lion hörte, wie Elias die Luft einzog, jedoch keine Anstalten machte, sich loszureißen.
»Möchtest du ein Glas Rotwein?«, fragte Lion.
Eine normale Frage, doch erhöhte sie die Spannung in der Luft. Zögernd nickte Elias und ließ sich bereitwillig in den Raum führen, in welchem Vintage auf die Moderne traf. Das dunkle Laminat war blank geputzt und die neuesten Geräte auf dem Gebiet der Technik ließen ihn respektvoll die Augen aufreißen. Dafür waren die Möbel unübersehbar im alten Stil gehalten, vom Sofa mit barocken Akzenten über einen Tisch mit den Eigenarten des Biedermeiers. Höhepunkt bildete der echte Kamin, in dem ein lustiges Feuer brannte. Fast hatte es den Anschein, als würde die Spannung zwischen ihnen sich dem Knistern der Flammen anpassen.
»Wow!« Elias blieb der Mund offenstehen. »Das ist ja der Wahnsinn.«
Lion grinste. Jene Reaktion kannte er zur Genüge, doch anstatt sich sofort nach seinen finanziellen Möglichkeiten zu erkundigen, schenkte Elias die Aufmerksamkeit dem viktorianischen Bücherregal, welches sich über die ganze Wand erstreckte.
»Interessierst du dich für Vampire?«, fragte er und schaute Lion zum ersten Mal fest in die Augen. Dieser blieb gelassen, der junge Mann verfügte über einen wachen Verstand, war sich jedoch nicht bewusst, wie tief sein Interesse reichte.
»Ja, schon seit meiner Jugendzeit.« Das perfekte Lächeln von Lion verschwand nicht. »Ich finde sie und die Vorstellung vom ewigen Leben unglaublich faszinierend. Außerdem hatten sie bekanntermaßen eine besondere Art, ihre Lust zu teilen.«
»Ja, indem sie ihr Opfer bissen.« Elias‘ Tonfall war schwer zu deuten, aber Lion ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Glaubst du wirklich, ein Biss ist einfach nur ein Biss? Wie von einem Tier?« Mit zwei Schritten stand er hinter ihm und strich sanft über die schmalen Schultern. »Was wäre, wenn es die höchste Form der Ekstase wäre, die ein Mensch empfinden kann?«
Er spürte, wie Elias sich versteifte. Dieser wollte etwas sagen, aber Lion ließ es nicht zu. Sein Griff wurde fester und selbst das schmerzverzerrte Gesicht seines Gegenübers beeindruckte ihn nicht. Wieder küsste Lion sein Opfer und war diesmal deutlich leidenschaftlicher. Mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit entledigte er Elias seiner Kleidung, sodass der junge Mann keine Gelegenheit hatte, sich dagegen zu wehren. Hose und Pullover fielen geräuschlos zu Boden und die dezente Röte auf den Wangen sorgte bei Lion für ein Schmunzeln.
»Keine falsche Scheu«, sagte er und ließ seine spitzen Finger über Elias‘ Schultern sowie den Rücken gleiten. »Du bist wunderschön und hast es nicht nötig, dich zu verstecken.«
»Na ja…«, der junge Mann wirkte noch immer unsicher. »Aber sollten wir nicht beide…?«
Der Vampir unterdrückte ein Lachen. »Du hast recht. Gleiches Recht für alle.«
Langsam und verführerisch begann Lion, sich ebenfalls auszuziehen, und untermalte dies durch einige gekonnte Tanzbewegungen. Er konnte sehen, wie seinem Gegenüber fast die Luft wegblieb und seine Erregung sich zu seiner vollen Größe