Verlangen wider Willen | Erotische Geschichten. Vera Seda
Impressum:
Verlangen wider Willen | Erotische Geschichten
von Vera Seda
Vera Seda wurde in Österreich geboren. Sie mag das Leben und die Menschen und lebt unspektakulär und zurückgezogen mit ihrem Mann in der Wiener Region. Mehr als 35 Jahre übte sie einen herkömmlichen Beruf aus und schrieb Geschichten zur Entspannung. Schließlich erfüllte sie sich ihren großen Wunsch und veröffentlichte eine ihrer Geschichten. Manche ihrer Erzählungen könnte das Leben selbst geschrieben haben. Die meisten jedoch sind fantasievolle, einfühlsame, erotische Märchen für Erwachsene. Die reiselustige Vera genießt lange Spaziergänge mit ihrem Golden Retriever Brando, der nie von ihrer Seite weicht.
Lektorat: Jasmin Ferber
Originalausgabe
© 2020 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © LightField Studios @ shutterstock.com © Martina Badini @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783750700888
www.blue-panther-books.de
Zeitreise einer Liebe – Claire
Aufgeregt schnatterten die Schülerinnen, während sie im Zug saßen. Sechs Tage würden sie in der Hauptstadt verbringen. Sechs lange Tage würden sie dort den Unterricht einer von Claire gezielt ausgesuchten Schule besuchen, um sich besser für eine künftige Schullaufbahn entscheiden zu können.
Claire, die junge Klassenlehrerin, unterstützte die Mädchen, so gut sie es vermochte. Die Fröhlichkeit ihrer Schützlinge war ansteckend, und scherzend und lachend verbrachten sie die stundenlange Anfahrt.
Nachdem die Schülerinnen am frühen Nachmittag angekommen waren, brachten sie zuerst ihr Gepäck zu ihren Gastfamilien, denen sie paarweise zugeteilt waren. Jedes Mädchen bekam klare Anweisungen, wo und wann sie sich als Nächstes einzufinden habe. Der erste Treffpunkt war auf dem Hauptplatz – eine Stunde später. Da alle Gastfamilien im Zentrum lebten, war diese Vorgabe leicht zu erfüllen.
Claire selbst hatte einen Zettel mit einer Adresse erhalten. Nur der Name der Gastfamilie, bei der sie für eine Woche untergebracht sein würde, war unleserlich. Die Tinte, mit der die Information geschrieben war, war zerlaufen. Aber da die Adresse gut erkennbar war, machte sie sich auf den Weg dorthin.
Sie fand ein nobles Stadtpalais vor. Da sie nicht sicher war, ob sie richtig war, läutete sie und fragte nach. Ein Butler öffnete die Tür. Claire fragte den hageren Mann nach der angegebenen Adresse und erhielt die Auskunft, dass sie richtig angekommen war.
Sie folgte dem Mann in ein altes, wunderschönes Haus. Die Eingangshalle war mit Marmor ausgelegt, und es war angenehm kühl im Inneren. Zwei Treppen aus Holz führten in den oberen Stock.
Der Butler nahm Claire ihren Koffer ab und bat sie, ihm zu folgen. Er benutzte die linke Treppe. Zögernd folgte Claire ihm. Sie war unsicher, ob diese Adresse tatsächlich stimmen konnte.
Im ersten Stock befand sich das Gästezimmer. Claire fragte den Butler erneut, ob er sicher sei, dass sie hier wirklich erwartet würde.
»Der Hausherr wünscht ausdrücklich, dass Schülerinnen unterstützt werden. Nun, dass Sie allein zugewiesen worden sind, war von unserer Seite nicht vorgesehen. Es wären noch mehrere Zimmer bereit gewesen. Vielleicht können Sie sich dennoch hier wie zu Hause fühlen«, sein Lächeln war charmant, und Claire konnte nicht anders, als zurückzulächeln.
Sie teilte dem Butler mit, dass sie mit den Schülerinnen unterwegs und erst gegen 20 Uhr zurück sein würde. Der Butler meinte, er würde es dem Hausherrn bestellen.
»Haben Sie hier auch Schülerinnen einquartiert?«, fragte Claire auf dem Weg zur Haustür.
»Der Hausherr wünscht die Unterstützung von Schulen und hat sich als Quartiergeber zur Verfügung gestellt. Aufgenommen wird, wer anklopft. Sie waren die Einzige, die diesmal gekommen ist. Aber haben Sie keine Sorge. Es ist uns eine Freude, Sie zu beherbergen«, versicherte der Butler erneut.
»Danke«, Claire schlüpfte aus dem Haus und eilte zum Treffpunkt.
Sie war exakt um 20 Uhr zurück, nachdem sie ihre Schülerinnen sicher bei den Gastfamilien untergebracht wusste. Müde vom Stadtrundgang wollte sie eigentlich sofort schlafen gehen, der Butler jedoch bat sie in den Speisesalon, wo sie vom Hausherrn begrüßt und zum Abendessen eingeladen wurde. Eine Ablehnung wäre äußerst unhöflich gewesen.
Claire nahm den zugewiesenen Platz am Tisch ein. Der Hausherr gab Anordnung, das Essen zu servieren. Während ihr Gastgeber mit dem Butler noch einige Dinge besprach, beobachtete Claire ihn interessiert. Er wirkte elegant, und sie schätzte ihn auf Ende dreißig. Sein dunkles Haar trug er länger, als es gerade modern war. Sein Anzug war aus gutem Tuch, und sein Hemd strahlte weiß hervor. Wie man es schaffen konnte, Hemden immer so strahlend weiß zu bekommen, war Claire ein Rätsel. Auffallend waren die langen Finger des Mannes und die aufrechte Haltung. Er war größer als der Durchschnitt, wurde ihr bewusst.
»Wie unhöflich von mir, diese organisatorischen Dinge in Ihrer Anwesenheit zu besprechen«, wandte er sich an Claire und entließ den Butler mit einem Handzeichen.
De Hausherr war der perfekte Gastgeber und widmete sich beim Abendessen ganz der jungen Lehrerin. Er gab ihr Tipps, welche Sehenswürdigkeiten für Schülerinnen interessant sein könnten, er wusste, wo es günstige Gruppentarife für Schulklassen gab, und er machte einen groben gedanklichen Streifzug durch die Stadt, sodass Claire schon eine vage Vorstellung bekam, wie sie ihre Programmpunkte unterbringen könnte.
Die Art, wie der Mann das Gespräch führte, empfand Claire als angenehm und sehr anregend. Seine Stimme war tief und wohlklingend. Die ganze Zeit über sah er Claire sehr direkt an. Obwohl die Unterhaltung völlig belanglose Inhalte hatte, fühlte Claire eine eigenartige Spannung. Der brennende Blick des Mannes auf ihr brachte Clairs Herz zum Klopfen.
Wie kann es in diesem Maß erotisch sein, über Museen zu reden, überlegte Claire. Wie auch immer, Claire fühlte Nässe zwischen ihren Beinen. Konnte es denn sein, dass allein diese Stimme sie erregte? Sie presste die Schenkel fest aneinander, doch es half nichts. Ihr Höschen war völlig durchtränkt von ihrem Saft. Wie hypnotisiert starrte sie auf den wunderschönen Mund des Mannes, der sie mit seinem Blick taxierte. Wie sich diese Lippen wohl anfühlten? An ihren Fingern? Auf ihrem Mund? ›Dumme Ziege‹, schimpfte sie sich selbst im Gedanken.
Sie beschloss, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen und ließ ihren Blick ebenfalls über seine Gestalt wandern. Der Hausherr grinste – und Claires Blick kehrte zum Gesicht des Mannes zurück und verweilte dort. Es war eben ein ausnehmend schönes Gesicht, wie Claire erneut für sich feststellte.
Die Dauer des Abendessens war angemessen. Die Speisen selbst waren köstlich, obwohl Claire nicht hätte sagen können, was genau sie gegessen hatte. Dafür war sie fähig, den Anblick des Hausherrn in jedem Detail zu beschreiben. Sie wusste, wie er lächelte, wie stechend sein Blick sein konnte, wie er das Besteck hielt und dass seine Augen leuchteten, wenn er lachte.
Nach dem Essen bat Claire höflich, sich zurückziehen zu dürfen, was ihr gewährt wurde. Sie freute sich auf einen erholsamen Schlaf. Das Bett war hart und weich gleichzeitig. Sie kuschelte sich nackt – Clair schlief immer nackt – unter die Decke und schloss die Augen. Sie war gerade erst eingeschlafen, als sie plötzlich geweckt wurde. Was genau hatte sie geweckt?
Da hörte sie es wieder. Es gab jemanden in diesem Haus, der gequält schrie. Claire erschauderte. Als die Schreie, die schmerzerfüllt und je länger sie dauerten, kläglicher und flehender klangen, nicht aufhören wollten, hielt Claire es nicht länger aus. Sie sprang aus dem Bett, zog sich ihren Morgenmantel an und stürzte aus dem Zimmer.
Auf dem Gang stand der Butler.
»Es … ich fürchte, es hat sich jemand verletzt. Kann ich helfen?«, fragte sie aufgeregt.
»Keine Sorge«, der Butler nahm sie bei der Hand und führte sie zurück in ihr Zimmer. »Es ist alles, wie es sein sollte.