Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens

Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman - Laura Martens


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ist sicher besser, wenn auch ich etwas esse«, meinte Gero. »Bisher habe ich nur getrunken.«

      Eric nickte. Das war doch immerhin ein Anfang. Sie bestellten, und nachdem sich der Wirt wieder entfernt hatte, wartete Eric zunächst einmal vergeblich, denn Gero kam nicht mehr auf seine Probleme zu sprechen.

      »Tja«, meinte Eric schließlich, als der Wirt die leeren Teller wieder abgeräumt hatte. »Sie sprachen vorhin von Leidenschaft. Für Eheprobleme bin ich eigentlich nicht zuständig. Wie Sie sicher wissen, bin ich Junggeselle, zu Katharinas großem Bedauern ein eingefleischter Junggeselle.«

      »Als Frauke und ich uns ineinander verliebten, waren wir uns gleich einig, daß dies für immer sein würde.« Gero lächelte, aber er sprach nicht weiter, sondern gab sich seinen Erinnerungen hin.

      Gero beobachtete den Künstler. Er wartete, dann dauerte es ihm aber doch zu lange. Er räusperte sich und stellte sachlich fest: »Und da begegneten Sie der anderen Frau?«

      Gero fuhr auf. »Ja… nein! Was denken Sie eigentlich, Herr Doktor? Ich habe mich in keine andere Frau verliebt. Dazu liebe ich Frauke viel zu sehr!« Doch sein Lächeln schwand aus seinem Gesicht, und seine Schultern sanken nach vorn. »Es ist alles viel schlimmer. Ich bin hoch verschuldet, und daher habe ich etwas getan, wofür ich mich schäme. Ach, diese verdammte Leidenschaft! Ich war völlig blind! Jetzt bin ich mir jedoch sicher, daß ich nie wieder das Spielcasino betreten werde.«

      »Sie sind ein Spieler?« Eric war so verblüfft, daß er laut dachte.

      »Ich war ein Spieler«, antwortete Gero müde. »Ich habe mir damit meine Zukunft kaputtgemacht. Vor allem habe ich aber kein Recht, meine Familie da mit hineinzuziehen. Wenn sie erst erfährt, was ich noch getan habe…« Gero schluckte und drehte den Kopf zur Seite.

      »Also doch die andere Frau!« Eric griff über den Tisch und berührte Geros Arm. Er wollte nicht, daß dieser sich wieder vor ihm zurückzog.

      »Nein!« Gero sah Dr. Baumann wieder an. »Jetzt verstehe ich erst! Mutter glaubt dies wohl und Frauke natürlich auch! Sie hat mich mit Angelina gesehen. Ich konnte ihr nicht erklären…«

      Eric sagte nichts. Er wartete, und diesmal sprach Gero weiter. Zu niemandem hatte er noch darüber gesprochen, daher brach jetzt alles aus ihm heraus. Der Wirt trat an den Tisch, entfernte sich aber gleich wieder, ohne nach weiteren Wünschen gefragt zu haben. So störte sie niemand.

      »Meine Frau kennt Angelina Mare. Sie ist wirklich eine wunderschöne Frau und spielt mit den Männern. Kaum ein Mann kann ihr widerstehen. Ich kenne auch ihren Mann. Er ist ein Kunstmäzen und hat mir schon viele Bilder abgekauft. Daher hätte ich auch nie… Nein, ich empfand nie mehr für Angelina! Sie blieb aber in Bad Wiessee, während ihr Mann in Rom lebt. Er selbst hat mir gesagt, daß ich mich etwas um Angelina kümmern solle. So gingen wir hin und wieder ins Casino.

      Langsam begriff Eric, daß diese Frau Gero zum Spielen verführt hatte. Er war dem Spiel verfallen und hatte so Schulden gemacht und immer neue Kredite aufgenommen. Und dann bekam Eric noch etwas zu hören, und diesmal stockte ihm fast der Atem. Der Mann, der sich als Maler bereits einen Namen gemacht hatte und dessen Werke auch schon in Museen hingen, hatte Bilder gefälscht, alte Meister. Dies hatte er im Auftrag von Angelina Mare und deren Mann getan. Offensichtlich hatte der reiche Industrielle mit Fälschungen ein Vermögen gemacht. Gero hatte dies nur nicht gewußt.

      »Wie konnte ich mich nur darauf einlassen?« klagte Gero jetzt an. »Ich war so verzweifelt, hatte ich doch das Gefühl, alles zu verlieren. Ich konnte mit Frauke nicht darüber sprechen, ich schämte mich. Gestern jedoch habe ich einen Entschluß gefaßt. Ich werde die Bilder, die ich bisher schon gefälscht habe, zerstören. Das bedeutet aber, daß ich so gut wie pleite bin. Wie kann ich aber mit dieser Nachricht meiner Frau unter die Augen treten?«

      »Wie Ihre Frau auf diese Nachricht reagieren wird, weiß ich nicht. Das müssen Sie selbst herausfinden. Finden Sie heraus, ob Ihre Frau Sie noch liebt. Wenn sie Sie liebt, dann wird Sie Ihnen auch verzeihen. Und Sie haben schließlich auch Ihre Arbeit. Sie müssen nur erneut beweisen, was für ein großes Talent Sie haben.«

      »Ja, ich habe Talent, der Herrgott hat es mir mit in die Wiege gelegt. Und ich habe auch Ideen.« Geros Hände ballten sich. »Ich werde es beweisen.« Sein Blick ging an Dr. Baumann vorbei. Dieser holte den Künstler in die Gegenwart zurück, indem er ihm die Hand auf den Arm legte.

      »Da ist noch etwas. Es geht um Ihre Tochter. Ich sprach bereits mit Ihrer Mutter darüber. Meike leidet an Magersucht. Sie muß eine Therapie machen, und dies ist nur in einer Klinik möglich.«

      Entsetzt starrte Gero den Arzt an.

      »Wenn Sie und Ihre Familie zusammenhalten, dann wird auch das wieder in Ordnung kommen. Ich werde mich einmal umhören, welche Klinik die geeignetste ist, und dann unterhalten wir uns nochmals darüber. Oder noch besser, Sie kommen am Sonntag nachmittag mit Ihrer Frau, Ihren Kindern und Ihren Eltern zu uns ins Doktorhaus. Katharina freut sich immer über Gäste. Sie kennt Ihre Eltern bereits und findet diese sehr nett.«

      Eine Stunde später reichten sich die beiden Männer auf dem Parkplatz des Krankenhauses die Hand. »Danke!« Mehr sagte Gero nicht mehr, denn alles andere war bereits gesagt worden.

      *

      Frauke Ebert schlug die Augen auf. Sie brauchte einige Sekunden, bis die Erinnerung kam. Ruckartig setzte sie sich im Bett auf. Wo waren die Kinder? Sie hatte geschlafen, seit langer Zeit wieder einmal tief und lange geschlafen. Hatte sie etwa die ganze Nacht durchgeschlafen?

      Sie sah, daß die Schlafzimmertür halb geöffnet war, und nun drang auch die Stimme ihrer Tochter herein. Und dann hörte sie auch noch eine andere Stimme. Ihr Herz drohte fast auszusetzen. Diese Stimme gehörte nicht ihrem Schwiegervater, sondern Gero. Gero war hier! Er war endlich gekommen!

      Frauke stand auf. Ihre erste Regung war, hinunterzueilen und in Geros Arme zu fliegen. Sie hatte ihn so sehr vermißt. Dann hielt sie jedoch inne. Da war doch diese andere Frau, und die war wunderschön! Jetzt klangen Schritte, Frauke konnte sich nicht mehr bewegen. Wie hypnotisiert starrte sie auf die Tür. Diese wurde jetzt weiter aufgestoßen, und sie stand ihrem Mann gegenüber.

      Beide konnten nichts sagen, sie sahen sich nur an. Langsam gingen sie aufeinander zu, und nun lag Frauke doch in seinen Armen. Über das ganze Gesicht strahlend standen die achtjährige Meike und der fünfjährige Florian an der Tür und sahen zu, wie die Eltern sich küßten.

      *

      Es war ein sehr schöner Tag. Katharina hatte wieder einmal bewiesen, daß sie eine hervorragende Gastgeberin war. Sie hatte den Tisch nicht auf der Terrasse, sondern im Garten gedeckt. Der Blick von hier auf den See war herrlich, und die Kinder konnten ungehindert herumspringen. Bis auf Meike hatten die Anwesenden auch alle tüchtig zugegriffen. Gero und Frauke hatten sich an den Händen gefaßt und sahen auf den Arzt. Sie wollten jetzt nur noch eines, sie wollten ihrer Tochter helfen.

      »Nun gut!« Katharina erhob sich. »Ich werde einmal nach den Kindern sehen. Falls noch jemand Kaffee möchte, so kann sich jeder selbst bedienen.« Ihr Blick glitt über das junge Ehepaar und schloß dann auch die Großeltern mit ein. Erleichtert seufzte sie. »Zwischen den Erwachsenen scheint ja alles geklärt zu sein.«

      »Ja, wir haben uns ausgesprochen«, sagte Gero. »Meine Frau…«

      Frauke fiel ihm ins Wort. »Wir lieben uns! Ich glaube, inzwischen haben wir auch unsere Kinder davon überzeugen können, daß wir uns und auch sie sehr, sehr lieben.« Liebevoll sah sie ihren Mann an, um sich dann wieder an Dr. Baumann zu wenden. »Meike hat wieder kaum etwas gegessen. Ich kann sie aber doch nicht dazu zwingen?«

      »Nein, das können Sie nicht«, bestätigte Dr. Eric Baumann. »Auch ich kann das nicht. Das bedeutet eben auch, daß ich Ihrer Tochter nicht helfen kann. Aber ich sprach schon mit Ihren Schwiegereltern darüber und mit Ihrem Mann.«

      »Aber Meike ist doch erst acht Jahre alt.« Frauke schluckte. »Sie braucht uns, sie ist so glücklich, daß wir wieder alle jeden Tag zusammen sind. Da können wir sie doch nicht in eine Klinik geben.« Sie sah von dem Arzt zu


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