Himmlische Lifehacks. Len Woods
(Das erklärt zweifellos, weshalb die Verfasser der biblischen Bücher die Begriffe „Herz“ und „Verstand“ oft synonym verwendeten.)
Damit will ich sagen, dass dein Herz, biblisch betrachtet, nicht einfach der Teil von dir ist, der fühlt. Es ist auch der Teil, der analysiert und abwägt. In deinem Herzen triffst du Unterscheidungen, durchdenkst Dinge und ringst mit verschiedenen Sachverhalten. Deine ganz persönlichen Einstellungen und Ansichten, deine individuellen Werte und Glaubensüberzeugungen sind alle in deinem Herzen verwurzelt.
Und drittens ist das Herz laut Bibel der Ort, an dem wir Entscheidungen treffen (5. Mose 30,10, Sprüche 5,12, Apostelgeschichte 11,23). Dein Herz ist demnach der Ort, an dem du beschließt, eine bestimmte Richtung einzuschlagen oder dieser Aktivität nachzugehen und nicht einer anderen. Absichten, Bereitwilligkeit, Bestrebungen und Ziele sind in deinem Herzen verwurzelt.
Das erklärt, weshalb das Herz in der Bibel ein so gigantisches Thema ist. Es ist der Kern unseres Selbst, unseres Fühlens, unseres Denkens und unseres Entscheidens. Es ist die Kommandozentrale und das Kontrollzentrum unseres Lebens. Kein Wunder, dass der weise König Salomo sagte: „Vor allem aber behüte dein Herz, denn dein Herz beeinflusst dein ganzes Leben“ (Sprüche 4,23; NL).
Warum soll unser Herz oberste Priorität haben? Weil der Zustand unseres Herzens die Richtung unseres Lebens bestimmt, wie Salomo richtig feststellte.
Jesus drückte es so aus: „Wenn ein guter Mensch spricht, zeigt sich, was er Gutes in seinem Herzen trägt. Doch ein Mensch mit einem bösen Herzen kann auch nur Böses von sich geben. Denn wovon das Herz erfüllt ist, das spricht der Mund aus!“ (Lukas 6,45). Mit anderen Worten: Wenn unser Herz nicht in Ordnung ist, wird in unserem Leben auch sonst nichts in Ordnung sein.
Die kleinen Ärgernisse des Alltags lassen sich oft schnell beheben: An der Rückseite deines Schreibtischs hängen eine Unmenge Kabel herunter? Das kannst du mit ein paar Kabelbindern leicht in den Griff bekommen.
Aber was ist, wenn deine Probleme kniffliger sind? Zum Beispiel, wenn …
… du merkst, dass du sehr reizbar geworden bist. (Kleinigkeiten, die dich normalerweise nicht stören, bringen dich plötzlich dazu, die Kinder anzuschnauzen und deinen Kollegen schnippische Antworten zu geben.)
… du deinen Glauben verlierst.
… dein bester Freund/deine beste Freundin anruft und ganz schlechte Nachrichten hat.
… du nur ein paar Minuten auf Facebook, Instagram und Co. verbringst und schon kritisierst, neidisch, wütend oder völlig geknickt bist? Oder von allem etwas?
… du merkst, dass du dich aus Beziehungen zurückziehst, die dir einmal ganz wichtig waren.
… deine Kollegen dich wahnsinnig machen.
In solchen Fällen helfen dir ein Kleiderbügel und ein alter, leerer Milchkrug nicht weiter. Du musst an die Wurzel des Problems gehen. Du musst in deinem Herzen anfangen.
Nehmen wir einmal an, du schaust in dich hinein und stellst fest, dass dein Inneres völlig aus dem Gleichgewicht ist. Was dann? Musst du dann ohne Gottes Hilfe den richtigen Hack dafür finden?
Unvorstellbar!
Lifehack Nr. 2
Wenn du dich geistlich nicht so entwickelst, wie du dir das wünschst
Bevor wir uns kopfüber in die Lifehacks für das geistliche Leben stürzen, sollte ich dir wahrscheinlich kurz meine eigene Geschichte mit Gott erzählen.
Ich stamme aus dem tiefen Süden der USA, aus der Gegend, die Flannery O’Connor einmal als „wenig Christus-zentriert, aber ganz sicher von Christus heimgesucht“1 bezeichnet hat. Ich wuchs mit einer Flut von Predigten über die Hölle und den Heiligen Geist auf und wurde definitiv von Christus heimgesucht.
Als Kind bat ich Jesus fast jeden Tag, „in mein Leben zu kommen“. Meine Familie ging jeden Sonntag in die Kirche, wo ich pflichtbewusst meinen „Zehnten“ gab (zehn Prozent von meinem wöchentlichen Taschengeld von 25 Cent).2 Mit sieben wurde ich zum ersten Mal getauft und mit zwölf zum zweiten Mal. An meine Teenagerjahre kann ich mich nur schemenhaft erinnern. Sie waren ein Durcheinander aus Hausaufgaben und Sport, Hormonen und Schuldgefühlen, und dazwischen habe ich alle zwei bis drei Monate mein Leben wieder neu „Jesus Christus übergeben“.
Während meines ersten Semesters an der Uni passierte etwas Unerwartetes und Mysteriöses mit mir. Ich nahm gerade an einer Wochenendfreizeit teil, als Gott mich sanft aus einem tiefen Schlaf weckte und mich auf eine lange Reise einlud.
Ich sprudelte nur so vor Aufregung und geistlicher Neugier und fing an, so häufig in irgendwelche Bibelgruppen zu gehen wie die meisten anderen Studenten in Kneipen. Ich ging auf Missionseinsätze. Ich begann, mit Fremden über den Glauben zu sprechen. Ich lehrte sogar im Rahmen einer christlichen Studentenarbeit über die Grundlagen des christlichen Glaubens. (In meiner „freien Zeit“ machte ich auch irgendwie noch einen Abschluss in Journalismus.)
Nach meinem Abschluss wurde ich der unfähigste Jugendpastor der Welt. (Es grenzt an ein Wunder, dass mich in diesen drei Jahren niemand wegen Amtsanmaßung angezeigt hat.) Ich zog nach Texas und machte einen Abschluss in Theologie. Ich heiratete eine bewundernswerte Frau und half mit, eine Zeitschrift herauszubringen, die Teenager zum Bibellesen einladen sollte. In den nächsten vierundzwanzig Jahren zog ich dann zwei Söhne groß, war Pastor von zwei Gemeinden und schrieb sehr viel über Gott und Glaube, die Bibel und das Leben. Während dieser völlig unterschiedlichen Lebensabschnitte erlebte ich immer wieder Momente, in denen Gottes Gegenwart und seine Liebe für mich schier greifbar waren. Aber ich erlebte auch viele andere Phasen, in denen Gott mir eher wie jemand vorkam, den ich mir ausgedacht hatte.
Wenn ich auf meine seltsame geistliche Reise zurückschaue, bin ich dankbar, aber ich habe auch viele Fragen: Warum ist mein Glaube nach über vier Jahrzehnten nicht viel tiefer? Warum erlebe ich nicht das Maß an Freude, das mir die Bibel verspricht? Warum fällt es mir immer noch schwer, bestimmte Menschen zu lieben? Sollte ich meine Wut und meine Sorgen, meine Unsicherheit und meinen Neid inzwischen nicht besser im Griff haben? Sollte ich nicht schon weiter sein? Warum bin ich Jesus nicht ähnlicher?
Manchmal betrachte ich meinen mangelnden Fortschritt und bin ernsthaft enttäuscht.
Vielleicht geht es dir genauso.
Und wenn ich dir jetzt sage, dass dieses Gefühl – diese geistliche Enttäuschung – nichts Schlechtes ist, sondern sogar etwas Gutes?
Ich will dir auch sagen, warum: Die Vorsilbe „ent-“ bedeutet „ohne“ oder „getrennt von“. Enterbt zu werden bedeutet also, dass deine Eltern (oder deren Anwälte) dir sagen, dass du den Rest deines Lebens ohne das Geld von der Familie planen solltest (kein besonders freudiges Ereignis). Enthauptet zu werden bedeutet, dass jemand deinen Kopf vom Rest deines Körpers trennt (was in medizinischer Hinsicht nicht gerade empfehlenswert ist).
„Enttäuscht“ wiederum bedeutet „ohne Täuschung“. Ein enttäuschter Mensch wurde also von unwahren Gedanken und erfundenen Überzeugungen getrennt. Das bedeutet: Wer enttäuscht ist, hat gewissermaßen eine Fahrkarte vom Märchenland zurück in die Realität erhalten.
Und sollten wir uns nicht alle genau darum bemühen?
Christen sitzen am häufigsten der Täuschung auf (vor allem Menschen, die gerade erst zum Glauben gekommen sind), dass es normal sei, dass geistliche Veränderungen durch einzelne, drastische Erlebnisse eintreten. In deiner persönlichen Gebetszeit oder einem besonderen Gottesdienst zum Beispiel, oder während du ein außergewöhnliches christliches Buch liest, auf einer Freizeit oder während einer Konferenz packt Gott dich plötzlich. Du hast ein ekstatisches Erlebnis, das mit