Ascension Saga: 4. Grace Goodwin

Ascension Saga: 4 - Grace Goodwin


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nicht bekommt?”

      Ich zuckte gleichgültig mit den Achseln. “Das ist nicht länger von Bedeutung.” So war es auch. Die Türme meiner Töchter erstrahlten jetzt über der Hauptstadt. Der gesamte Planet wusste von ihrer Existenz und ihrem Rang in der Thronfolge. Trinity, Faith und Destiny. Alle drei wussten, wo die Kronjuwelen versteckt waren. Niemals würde ich mein Volk verraten und solch ein mächtiges Symbol dem Feind überreichen.

      “Vielleicht nicht. Aber da du nicht mit mir kooperieren willst, wirst du umziehen—in ein weniger behagliches Gefängnis.”

      Ich dachte nach. Unter fast jedem Familienpalast gab es einen Kerker, genau wie bei der Polizei und bei der Optimus-Einheit. Und es gab größere Tempel, die vom Priesterorden betrieben wurden. Dutzende Szenarien schossen mir durch den Kopf, alle waren denkbar und keines dieser Verließe konnte von außen überwacht werden.

      Zumindest aber wäre ich auf Alera.

      Mit wackeligen Beinen stand ich auf, ich verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg.

      Er gluckste und lief zur Steuerkonsole, die mich gleich Gott weiß wohin senden würde. Ich konnte nur aufs Beste hoffen, und zwar erhobenen Hauptes.

      Die Kronjuwelen würde ich niemals hergeben. Sie waren ein mächtiges Symbol der Souveränität, das von Generation zu Generation weitergereicht wurde, seit der allerersten Königin von Alera. Sie waren tausende Jahre alt und hatten seit Beginn der Geschichtsschreibung den Nacken einer jeden Königin geziert.

      Keine Herrscherin konnte ohne die schwarzen Juwelen um den Hals das Volk versöhnen. Die Edelsteine waren zu einer Frauenhalskette verarbeitet worden und ich wusste, dass sie sich eines Tages an Trinitys warme Haut schmiegen und ihr zur Begrüßung ein Ständchen singen würden, genau, wie es für mich getan hatten. Der Gesang war Teil der Lebenskraft oder Energie der Zitadelle, ihres Bewusstseins. Ich hatte nie wirklich verstanden, was genau in den Wänden der Zitadelle lebte. Letztendlich handelte es sich wohl um eine geistige Kraft. Der Geist der Edelsteine würde meiner Tochter zu Ehren anfangen zu singen.

      Sie würden nicht für einen Fremden singen oder jemanden der ihrer nicht würdig war.

      Im Grunde waren sie nutzlos für einen Dieb oder einen Träger, in dessen Adern kein royales Blut floss.

      Ihre symbolische Wirkung aber? Auf der Erde gab es keine vergleichbare Insigne. Eine Königin ohne die Kronjuwelen war wie Wonder Woman, die unschlagbare Comic-Heldin ohne ihr Schwert und ihr goldenes Lasso. Das Volk würde keinen Regenten akzeptieren, ohne dass ein Turm der Zitadelle für ihn erleuchtet war.

      Aber selbst wenn meine Feinde mein Volk davon überzeugen könnten, dass es keine Alternative gab, dass alle weiblichen Mitglieder der Königsfamilie tot waren, so würde es nie einen Herrscher ohne Kronjuwelen akzeptieren.

      Mit der jahrtausendealten Tradition zu brechen und einen König zu krönen war undenkbar, insbesondere ohne das ikonische Machtsymbol um seinen Hals. Ein Mann? Mit der Halskette der Königin?

      Niemals. Dafür hatte ich gesorgt. Und von jetzt an würden meine Töchter die Blutlinie weiterführen und unseren Planeten verteidigen. Die Zitadelle würde ihnen dabei helfen. Sie würden mächtiger sein, als diese Narren sich ausmalen konnten. Alle drei zusammen? Sie waren unaufhaltsam.

      Ich richtete mich auf, als die beißende Kälte des Transports meinen Körper umhüllte.

      Das Letzte, was ich im Maschinengetöse sehen und hören konnte, war das narbige Gelächter des Hyänen-Mannes.

      Aber er würde nicht als Letzter lachen, in diesem Leben oder im nächsten. Dem war ich mir sicher.

      2

       Faith, Anwesen der Familie Jax

      Ich konnte nur hoffen, dass es meinen Schwestern besser erging als mir. Eine Prinzessin, eine Dienstmagd und eine Nonne. Was für eine Kombination.

      Hoffentlich hatten sie mehr Erfolg als ich.

      Die Nachrichten schienen nur noch über Trinity zu berichten. Das Kleid an ihrem ersten öffentlichen Auftritt war einfach spektakulär. Sie hatte ihr Haar nie zu mehr als einem Zopf oder einem Pferdeschwanz gebunden, als sie aber die Treppen in Mutters Palast hinaufstieg, hatte sie wie eine Königin ausgesehen.

      Sie sah so wunderschön aus, dass ich weinen musste, und das kam äußerst selten vor. Und damit nicht genug, denn Zel, der Garde, dem wir in der ersten Nacht das Leben gerettet hatten, hatte sich als faules Ei herausgestellt und Trinity bei ihrem großen Empfang entführt. Fast wäre er damit durchgekommen. Junge, danach musste ich vielleicht heulen. Von einer vagen Gefahr zu wissen war eine Sache, echte Bedrohungen und Bösewichte aber? Ich war am Ausflippen. Ich hatte stundenlang geweint. Dann aber hatte ich mich zusammengerissen, wie ein großes Mädchen. Eine Prinzessin. Und jetzt fiel es mir erstaunlicherweise noch leichter, einfach einen Witz zu reißen und die Sache zu vergessen.

      Weitermachen. Das war mein Motto gewesen, bis meine Schwestern und ich nach Alera gekommen waren. Jetzt saß ich in meinem selbst gewählten Gefängnis fest. Als Dienstmagd im Hause Jax. Wegen Zel war das Haus Jax jetzt in den Fokus der Optimus-Einheit geraten. Das hatte ich auch in den Nachrichten gehört. Und es machte mich etwas nervös, schließlich schnüffelte ich bei Leuten herum, die gerade offiziell untersucht wurden. Ich war keine ausgebildete Spionin und mein Erfolg hielt sich in Grenzen.

      “Kannst du mir etwas zu trinken bringen? Ich bin am Verdursten.” Lord Jax, der Senior—wie ich ihn nannte—hatte vor dem Kamin in seinem Büro die Füße hochgelegt, und zwar in voller Reitermontur nach seinem Nachmittagsausflug. Und auf seinem Schoß ruhten zwei Kreaturen, die wie übergroße Katzen mit Zebrastreifen aussahen. “Und ein paar Snacks.”

      Er hielt einen leeren Becher nach oben und ich nahm ihn aus seiner Hand. “Gewiss, mein Lord.” Die Katzenkreaturen waren faszinierend und wunderschön, und sie schienen nicht zu schnurren—nicht genau jedenfalls. Das Geräusch, das sie von sich gaben erinnerte mich an einen Dieselmotor im Leerlauf, nur klang es nicht ganz so laut und sie rochen auch nicht so schlecht.

      Ich trug den Becher zu einer Anrichte und füllte ihn—nicht mit Wasser, was wohl seinen Durst gelöscht hätte—, sondern mit Wein. Der Lord liebte seinen Wein. Und seine Haustiere. Und er liebte es, mit seinem Sohn anzugeben, dem großartigsten, vollendetsten Exemplar der männlichen Spezies. Wenn man dem alten Mann glauben wollte, müsste man denken sein Sohn, Thordis Jax, war eine Art Superman.

      Im Flur hing sein Porträt. Und zugegeben, er sah umwerfend aus. Eher wie der Schauspieler aus Captain America als der dunkelhaarige Adonis vom Planeten Krypton. Aber ich hatte den heiß geliebten Sohn nie kennengelernt. Und ich wollte auch gar nicht, besonders, nachdem ich erfahren hatte, dass er mit Zel aufgewachsen war und die beiden früher beste Kumpels waren. Er lebte auf seinem eigenen Anwesen am anderen Ende der Stadt, was auch besser so war. Wenn er so intelligent und aufmerksam war, wie sein Vater ständig behauptete, dann würde ich hier niemals mit meiner Arbeit hinterherkommen. Und er könnte ein Verräter sein. Jeder in dieser Familie könnte insgeheim planen meine Familie auszulöschen.

      Ich begnügte mich mit den Aufgaben, für die sie mich angeheuert hatten. Dazu gehörte nicht aufzufallen und einem Verräter auf die Schliche kommen.

      Keine große Sache, oder? Für eine Prinzessin, die sich als Dienstmagd ausgab. In Wirklichkeit war es gar nicht so schlimm und niemand hatte mich bisher als Magd bezeichnet. Ich musste kein raues Baumwollkostüm anziehen und Wäsche schrubben, bis meine Finger einrissen und blutig waren. Ihre Technologie übernahm die meiste Arbeit. Die spontanen Materiegeneratoren, oder S-Gen-Einheiten, stellten jeden Tag neue Kleider her. Passgenau. Sauber, was bedeutete, dass es keine Wäsche zu waschen gab. Kein schmutziges Geschirr. Die S-Gen-Anlage recycelte alles auf atomarer Ebene, sie zerlegte Gegenstände in ihre energetischen Grundbausteine und bediente sich dieser Bausteine, um den nächsten Artikel herzustellen.


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