Ascension Saga: 4. Grace Goodwin

Ascension Saga: 4 - Grace Goodwin


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du liebst die Viecher mehr als mich.”

      Mit hochgezogener Augenbraue blickte er zu ihr auf. Dann betrachtete er das bodenlange, hellgrüne Kleid, das sie anhatte, die zierlichen Sandalen an ihren Füßen, ihr leicht gewelltes Haar. Sie war eindeutig über fünfzig, aber immer noch attraktiv. “Glaubst du das, Frau?”

      “Du weißt, dass es so ist.”

      Er stand aus seinem Sessel auf und schob die protestierenden Kreaturen von seinem Schoß. Sie machte einen Schritt zurück, zu spät. “Komm, Liebling. Du siehst gestresst aus. Du brauchst etwas Erleichterung.”

      Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen aber leuchteten vor Interesse. “Nein.”

      “Du sollst deinem Partner gehorchen, Frau.”

      “Dann versuch’s doch.” Sie lachte und rannte aus dem Zimmer und der alte Lord heftete sich an ihre Fersen.

      Ich musste grinsen. Konnte nicht anders. Die Dame des Hauses interessierte mich nicht sonderlich, außer wenn sie mit ihm war, und sie verdiente etwas Erleichterung. Mit Bediensteten, Besuchern und allen anderen Leuten, inklusive der Ermittler, die mehr als einmal in ihr Haus gekommen waren, blieb sie kühl. Berechnend. Nachtragend. Das Wort Diva wurde ihr nicht annähernd gerecht. Mit ihm aber?

      Ich nahm seinen Becher und blickte seufzend den Kreaturen nach, wie sie sich durch ihre spezielle Katzentür davon machten. Sie blieben nie da. Ließen sich nie von mir anfassen. So loyal waren sie ihrem einzig wahren Herrchen gegenüber, hatte man mir jedenfalls gesagt.

      Ich lief so leise wie möglich über den Flur und folgte dem Lord und der Lady des Hauses und fragte mich, wo die beiden es sich gemütlich machen würden. Meistens trug er sie in ihr Schlafzimmer, was mir keine Chance ließ, es zu durchsuchen.

      Und heute?

      Vor mir schlug eine Tür zu und durch die dicke Vertäfelung konnte ich ihr vergnügtes Gequietsche hören.

      Super! Sie waren in der Bibliothek. Ihr Zimmer war frei!

      Ich rannte zum Seitenschrank, stellte das halbvolle Glas ab und machte mich so schnell wie möglich ins Zimmer der Dame auf. Sonst blieb sie immer stundenlang dort drin. Jetzt oder nie!

      Ich schloss leise die Tür und betrachtete die hohen Decken und das geräumige Bett mit seinem seidigen Elfenbeinplumeau. Der Teppichboden war so dick, ich müsste ihn auf dem Weg nach draußen aufrauen, um keine Fußabdrücke zu hinterlassen.

      Ich begann am Schrank, öffnete und schloss alle Türen und Fächer. Ich durchsuchte Taschen. Schuhe. Dekorative Schachteln. Nichts.

      Dann ging ich zum Schreibtisch und wollte die Schublade öffnen. Sie war abgeschlossen. Verdammt.

      “Schlüssel. Wo ist der Schlüssel?” Es sah wie ein altmodisches Schloss aus. Das Schloss am Schreibtisch des Lords war sehr viel fortschrittlicher. Ich musste einen Fingerabdruck von einem seiner Weingläser kopieren und seine Stimme aufzeichnen, um es zu öffnen. Aber ich hatte nichts gefunden. Nur Geschäfts- und Bankunterlagen. Alle waren öffentlich zugänglich und wahrheitsgemäß, wie ich in einer stundenlangen Suche in ihrer Version des Internets herausgefunden hatte.

      Lady Jax aber? Sie gab mir Rätsel auf und mein Bauchgefühl sagte mir, dass sie sehr viel mehr wusste, als sie sich anmerken ließ.

      Ich legte mich auf den Rücken, rutschte unter den Schreibtisch und sah, dass der Schlüssel in einer kleinen Nische zwischen den Holzstützen in einer Ecke eingeklemmt worden war. “Hab’ dich.”

      Ich nahm den Schlüssel, glitt unter dem Schreibtisch hervor und schloss die Schublade auf. Noch ehe ich sie öffnen konnte, stoppte mich eine schneidende Frauenstimme.

      “Was zum Teufel machst du da?”

      Ich erstarrte, dann drehte ich mich langsam um und erblickte Lord und Lady Jax, die mich von der jetzt geöffneten Schlafzimmertür anstarrten.

      “Ich mache nur sauber.” Gott, ich musste wirklich an meinem Pokerface arbeiten. Nicht einmal Lord Jax glaubte mir. Er warf mir einen finsteren Blick zu und seine Lippen verjüngten sich zu einer schmalen Linie.

      “Nun, mein Lord, wie es aussieht wissen wir jetzt, wer unseren Gegnern die Informationen zugespielt hat.”

      Wer, ich? Sie konnte nicht mich damit meinen. Richtig?

      Falsch.

      Lord Jax wurde ganz rot vor Wut. “Wachen!”

      Ich drehte mich zu ihnen um und verschloss mit den Händen hinter dem Rücken die Schublade. “Ich habe das Zimmer geputzt, das ist alles.”

      “Ich glaube dir kein Wort. So, wie sie den Namen Jax gerade in den Medien auseinandernehmen? Wie wir unsere Integrität, unsere Ehre verlieren? Wegen Leuten wie dir und euren gemeinen, heimtückischen Machenschaften.” Lady Jax kam auf mich zu und zerrte mich von ihrem Schreibtisch weg. Mann, die Frau hatte vielleicht Kraft! Ich nutzte die Gelegenheit und warf den Schlüssel unter den Stuhl hinter mir. Das war die bestmögliche Lösung. Zumindest würde ich ihn nicht in der Hand halten.

      “Du wagst es, dich ohne Erlaubnis ins Zimmer meiner Partnerin zu schleichen?” Lord Jax war nicht mehr nett oder liebenswürdig. Jetzt war er ein Mann, der seine Partnerin verteidigte und ich war am Arsch.

      Zwei stämmige, gut bewaffnete Garden tauchten an der Tür auf und er trat zur Seite. “Schließt sie in mein Büro ein und ruft meinen Sohn. Und die Polizei.”

      Lady Jax ging wieder zu ihm rüber und zitterte wie ein Blatt; scheinbar stellte ich eine außerordentliche Bedrohung für sie dar. Allerdings war es wohl eher Zorn als Angst. Lord Jax blickte jetzt noch finsterer und er legte beschützend die Arme um sie. Beide waren rot im Gesicht, aber selbst für einen Quickie in der Bibliothek hätte die Zeit wohl nicht gereicht. Ich musste annehmen, dass sie sich etwas mehr Zeit lassen wollten und deshalb in ihr Zimmer gekommen waren. Na toll.

      “Sollten wir nicht die Palastgarden rufen? Die Optimus-Einheit? Sie leiten die Untersuchung. Sie ist der Spitzel, Liebling. Ihretwegen sind so viele unserer Garden gestorben! Wahrscheinlich hat sie Zel, den Verräter zum königlichen Empfang geschickt, um die Prinzessin zu kidnappen.” Sie klang, als stünde sie kurz vorm Nervenzusammenbruch. Tränen. Zittern. Meine Güte. Die Frau hätte fast einen Emmy verdient.

      Aber vielleicht glaubte sie ja wirklich, dass ich der Spion in ihrem Haushalt war. Ich war hier, allerdings suchte ich selber nach ihm. Genau wie die Optimus-Einheit.

      Die Garden kamen hereingestürmt und packten mich. Sie gingen nicht zimperlich vor und ich konnte es ihnen nicht verübeln. Wenn sie Lady Jaxs Worten Glauben schenkten—und sie hatten keinen Anlass, ihr nicht zu glauben—, war ich höchstwahrscheinlich der Grund, warum ihre Leute in der Nacht unserer Ankunft auf Alera getötet wurden.

      Ich war also doppelt am Arsch.

      “Thor soll zuerst mit ihr reden und ich will, dass du die Polizei rufst. Nur für den Fall, dass sie gewalttätig wird. Thor kann dann entscheiden, was er mit ihr macht …, ob er sie der Polizei oder dem Palast übergibt.”

      Mit den Palastgarden würde ich klarkommen. Ich könnte einfach nach Trinity fragen. Sie würde mich vor ihren eigenen Garden retten. Aber die Polizei? Wenn sie mich für eine Spionin hielten, würden sie mich dann foltern und eventuell umbringen? Mich in eine Zelle stecken? Mich verschwinden lassen?

      Ich könnte ihnen zwar sagen, dass ich eine Prinzessin war, aber sie würden mir niemals glauben. Der ganze Planet suchte nach mir und meiner Schwester Destiny. Alle und jeder, obwohl sie nicht wussten, wie wir aussahen, oder dass wir tatsächlich Prinzessinnen waren. Und ich hatte Bäder geputzt und sie von vorne bis hinten bedient. Hmm. Nicht sonderlich royal. Und abgesehen davon würde der wahre Verräter jetzt vielleicht sein Gesicht zeigen oder zumindest zu mir kommen, um sich zu brüsten.

      Ich würde abwarten und sehen, wie die Sache sich entwickelte.

      Ohne Widerstand ließ ich mich von den Garden abführen. Und als sie in Lord Jaxs Büro Wache standen und auf Thor und


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