Bereit für den Untergang: Prepper. Gabriela Keller

Bereit für den Untergang: Prepper - Gabriela Keller


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und Fernseher bleiben stumm, Kühlschränke und Elektroherde gehen nicht mehr, Züge bleiben stehen, Menschen stecken in Aufzügen fest, dann geht es Schlag auf Schlag: Ansturm auf Banken, Ampelausfälle, Verkehrschaos, an den Tankstellen versiegt das Benzin, bald gibt es Treibstoff- und Lebensmittelengpässe, hinzu kommen Havarien in Kernkraftwerken und Industrieanlagen. Es dauert nur wenige Tage, bis die öffentliche Ordnung zusammenbricht und Kriminalität und Plünderungen um sich greifen.

      Viele Prepper nennen den Roman, wenn man sie nach ihrer Motivation fragt. Elsbergs Buch, das gerade mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle als Serie verfilmt wird, zeigt auf, wie verletzlich die moderne Gesellschaft ist, und wie störungsanfällig die Infrastruktur. Ohne Strom funktioniert nichts. Ein Störfall, dann fällt ein Dominostein nach dem anderen.

      Gewiss hat die Skepsis der Prepper in diesem Punkt auch mit der Komplexität der modernen Welt zu tun: Strom, Internet, globalisierte Finanzmärkte, internationale Politik – was so wenig überschaubar ist, kann ja anscheinend nicht auf Dauer gut gehen. Viele glauben, dass das Desaster jederzeit zuschlagen kann. Ersthelfer und das soziale Sicherungsnetz werden überwältigt, Versorgungsketten unterbrochen, Mangel, Panik, Kollaps sind die Folge, so dass die Behörden den Notstand ausrufen und Ausgehverbote verhängen.

      Wer das liest, der ahnt: Die Prepper könnten in einigen Punkten recht haben. Dass sie trotzdem kollektiv als Aluhutträger und Paranoiker verspottet werden, nehmen viele von ihnen der nicht vorbereiteten Mehrheit übel. Wie Sebastian Hein in seinem Ratgeber »Prepper, Krisenvorsorge, Survival Guide« schreibt: »Es wird sich über diese Thematik lustig gemacht, und es kommen immer Pseudoargumente wie: ›Bei uns kann so etwas nicht passieren, wir leben in Zentraleuropa‹, ohne sich zu qualifizieren, kommt ein blöder Spruch nach dem anderen. Sämtliche Informationen zu diesem Thema kommen meist durch verunglimpfende Medienberichte, die Klischees erfüllen und belustigen sollen.«

      Zum Teil hat die Corona-Krise etwas daran geändert, wie der Prepper in der Öffentlichkeit gesehen wird. Denn als das Virus auch in Deutschland um sich griff und die Behörden weitreichende Einschränkungen des öffentlichen Lebens verhängten, waren es eben nicht die Prepper, die Hamsterkäufe tätigten und sich in den Supermarktgängen mit anderen Kunden um die letzte Packung Klopapier stritten. Deren Lager waren bereits voll.

      In diesen Tagen zeigte sich, dass Vorsorge tatsächlich etwas mit Verantwortung zu tun hat. »Die Panikkäufe waren für mich ein Anzeichen dafür, dass viele Menschen sich nicht vorbereitet haben«, sagt der Berliner Prepper Benjamin Arlet. »Wenn man sich gedanklich schon einmal mit einer Situation befasst hat, dann überrascht sie einen nicht.«

      Die Krisenszenarien der Prepper mögen auf die nicht-preppende Mehrheit überspannt wirken. Prepper dagegen halten es für blauäugig und sogar fahrlässig, sich nicht mit diesen Fragen zu befassen, und da ist etwas dran: Krisen sind Situationen, in denen es auf kollektive Soli­darität ankommt, auch das hat die Corona-Krise deutlich gemacht. Aber ein gesellschaftliches Miteinander funktioniert in Notlagen nicht ohne individuelle Verantwortung: Wer schwächeren, älteren, Risikogruppen angehörenden Nachbarn helfen will, kann das nur tun, wenn er sich nicht mit den eigenen akuten Notlagen herumschlagen muss – oder gar selbst mit Panikkäufen dazu beiträgt, dass alte Menschen vor leeren Supermarktregalen stehen.

      »Ich weiß nicht, warum die Leute so viel Klopapier kaufen – wenn Sie nichts zu essen haben, kommt hinten nichts raus«, sagt ein bayrischer Prepper, der nur seinen Vornamen angibt: Stefan befasst sich auf dem in der Szene sehr populären YouTube-Kanal »Outdoor Chiemgau« mit Themen wie Survival und Prepping und engagiert sich ehrenamtlich als Helfer beim Technischen Hilfswerk. Würde sich jeder zumindest für zehn Tage aus seinen Vorräten selbst versorgen können, dann wären die meisten Krisen gar nicht erst zu einem logistischen Chaos ausgeartet, sagt er: »Wenn die Leute nicht den Hilfskräften auf den Keks gingen, weil sie für sich und ihre Kinder nix zu essen haben, dann müssten wir uns nur um Unfälle oder ältere Menschen kümmern, die alleine nicht zurechtkommen.«

      Im Grunde hatte das Ministerium nicht mehr getan, als ein jahrzehntealtes Konzept zu überarbeiten. Trotzdem sorgte die Nachricht im Sommer 2016 für Aufregung, weil Zivilschutz rund 30 Jahre lang kein Thema mehr gewesen war. Nun aber forderte die Regierung die Bevölkerung erstmals seit Ende des Kalten Krieges wieder auf, Notvorräte anzulegen. Das 69-Seiten-Papier ist umfangreich und sehr konkret. Es nennt nicht nur Nahrungsreserven, sondern auch eine Hausapotheke, Kerzen, Decken und Bargeld­reserven. Zwar hält das Bundesamt einen »Angriff auf das Territorium Deutschlands, der eine konventionelle Landesverteidigung erfordert«, für unwahrscheinlich. Sinnvoll sei aber, »sich auf eine solche, für die Zukunft nicht grundsätzlich auszuschließende existenzbedrohende Entwicklung angemessen vorzubereiten«.

      Ayn Rand und der »rationale Eigennutz«

      Längst nicht alle Prepper sind Vorbilder für ein verantwortungsvolles Miteinander. In Teilen der Szene geht es um das genaue Gegenteil: die Auflösung des Sozialvertrags. An die Stelle von Zivilgesellschaft, sozialer Sicherung und gegenseitiger Hilfe schiebt sich der Einzelne, der sich nur um sich und seine Kernfamilie kümmert – oder sich als Teil einer Kleingruppe dem Überlebenskampf stellt, in der aber auch nur die willkommen sind, die etwas Nützliches beizutragen haben.

      In der Autarkie und der krisenbereiten Robustheit vieler Prepper spiegelt sich ein radikaler Individualismus, der auch in Ayn Rands Opus magnum »Atlas Shrugged« den Ton vorgibt. Das 1957 erschiene Buch gilt als Standardwerk der libertären Rechten in den USA. Und auch, wenn es in dem Roman nicht um das Preppen im engeren Sinne geht, liefert er mit seiner Idee des »rationalen Eigennutzes« der Szene bis heute direkte oder indirekte Inspiration.

      Die 1200 Seiten entfalten ein recht krudes Plädoyer für einen knallharten Laissez-faire-Kapitalismus: Eine Gruppe von Industriellen setzt sich


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