Bereit für den Untergang: Prepper. Gabriela Keller

Bereit für den Untergang: Prepper - Gabriela Keller


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man dort Prepper eher als diejenigen, die sich mit Vorratslagern und Bunkern auf die Krise vorbereiten und Survivalisten als die in aller Regel bewaffneten Überlebenskämpfer, die im Wald für die Endzeit trainieren.

      Feuer machen, Kochen über der Feuerstelle – Survivalisten üben das Überleben in der Wildnis

      Der amerikanische Autor David Black sieht die Unterschiede in der Schwere der erwarteten Krise. In seinem Buch »Survival Retreats« spricht er bei Preppern von »Individuen oder Gruppen, die sich aktiv für kleinere oder mittlere Störungen der öffentlichen Versorgung aufgrund von Katastrophen oder nationalen Notfällen vorbereiten, die von kurzen Störungen der politischen und sozialen Ordnung begleitet sein könnten.« Prepper misstrauten der Regierung, glaubten aber an die Haltbarkeit der Gemeinschaft und den Bestand der Technologie. Survivalisten dagegen definiert Black als »eine Bewegung von Individuen oder Gruppen, die sich aktiv auf apokalyptische Katastrophen vorbereiten, seien sie menschengemacht oder natürlich, die in einen vollständigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kollaps« führen »und in allseitigem Pandämonium und Chaos enden«.

      Die Art des Preppens, um die es in diesem Buch geht, ist ein relativ neues Phänomen. Vorbereitung auf katastrophische Ereignisse aber ist eine Tradition, die praktisch so alt ist wie die Menschheit. Schon die Johannes-Offenbarung in der Bibel beschreibt, wie es mit der Welt auf schreckliche Art zu Ende gehen werde: Blut und Feuer regnen vom Himmel, Sterne stürzen ins Wasser, Heuschreckenschwärme steigen aus der Unterwelt auf und fallen über die Welt her. Wenn alle Plagen ihr Werk vollendet haben, ist die Zeit für die zweite Wiederkunft Jesu gekommen, und der letzte Kampf zwischen Gut und Böse nimmt seinen Lauf; danach entsteht das Himmelreich, in dem die Gläubigen ein ewiges Leben erwartet. Praktische Vorbereitungen erwähnt der Prophet in der Offen­barung nicht. Die einzig probate Form des Preppens ist hier fromme Einkehr. Einlass zum Reich Gottes und damit zum ewigen Leben wird nur einer auserwählten Schar von besonders standhaften Gläubigen gewährt.

      Aber die Apokalypse ist nicht nur biblisches Motiv, sondern auch wissenschaftliches Szenario: Schon Anfang der siebziger Jahre haben Wissenschaftler für den »Club of Rome« anhand von Systemanalyse und Computersimulationen durchgerechnet, wie sich die Wachstumsraten der Bevölkerung, die Industrialisierung und die Ausbeutung der Rohstoffreserven auswirken werden. Ihr Bericht »Die Grenzen des Wachstums« schließt mit einer unheilvollen Warnung: »Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unvermindert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.«

      Überall Katastrophen

      Prepper ziehen Inspiration, Argumente und Beispiele für ihre Szenarien aus Medienberichten und wissenschaftlichen Studien. Die unvorbereitete Mehrheit hält das Sperrfeuer der Krisenmeldungen aus, indem sie die Risiken ausblendet. Katastrophen wirken unvorstellbar, bevor sie sich ereignen, und historisch-abstrakt, nachdem sie vorübergezogen sind. Anders ist dies für die junge Generation, die den Klimawandel als akute Bedrohung begreift.

      Der zornige Elan der »Fridays For Future«-Bewegung ist eine Reaktion auf die Entwicklungen, eine andere ist depressive Lethargie. In den US-Medien kam ab 2019 ein weiterer Begriff auf, der Menschen mit dieser resignierten Art von Weltuntergangsstimmung bezeichnet: Der »Doomer« glaubt, dass ökologischer Raubbau, Überbevölkerung, Klimawandel und Umweltverschmutzung zu einem Zusammenbruch der ­Zivilisation führen werden, der mit Massensterben oder gar dem Aussterben der menschlichen Rasse einhergeht.

      Zusätzlich gewönnen »weltverbessernde Handlungen« an Bedeutung: »In Zeiten des zunehmenden Chaos suchen die Leute eher Schutz in Stammesdenken und bewaffneter Gewalt als in der Rechtsstaatlichkeit, und unsere beste Verteidigung gegen diese Art von Dystopie ist der Erhalt funktionierender Demokratien, funktionierender Rechtssysteme, funktionierender Gemeinschaften.«

      Der depressive Doomer, ein Gegenbild zum kraftstrotzenden, von Anspruchsdenken bestimmten »Boomer«; er hat auch eigene Memes. Die Bilder erschienen zunächst auf der Plattform 4chan, eines zeigt einen jungen Mann mit Beanie-Mütze und Zigarette. Das weibliche Pendant, das seit Januar 2020 auf Reddit und Tumblr kursiert, »Doomer Girl«, ist ein schwarzhaariges Mädchen mit großen, seelenvollen Augen. Man könnte die pessimistische Klima-Malaise der Doomer also auch als aktuelle Version von Teenage Angst deuten: Doomer glauben, dass sich politische Korruption, gesellschaftliche Gleichgültigkeit und strukturelle Ungerechtigkeit nicht beheben lassen. Politisch festgelegt sind sie dabei nicht: Es gibt sie sowohl im extrem rechten als auch im extrem linken Teil des Spektrums und überall dazwischen.


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