KOMPASS - Zürcher Kompetenztraining für Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen. Maya Schneebeli

KOMPASS - Zürcher Kompetenztraining für Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen - Maya Schneebeli


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zur Wahrnehmung unangenehmer Gefühle und Stressregulation geht. Das Training beinhaltet ein Token-System zur Verstärkung. Die Themen werden in Anlehnung an das KONTAKT-Programm (Herbrecht et al. 2008) in Gruppenspielen, Gruppengesprächen, gemeinsamen Aktivitäten und Rollenspielen umgesetzt. Die wöchentlichen Hausaufgaben stellen eine Nachbereitung besprochener Inhalte oder eine Vorbereitung auf neue Themen dar. TOMTASS ist kein fest standardisiertes Manual, sondern zu jedem Modul stehen verschiedene Übungen zur Auswahl, aus denen man sich die für die Gruppe geeigneten heraussucht. In der vorgegebenen Stundenzahl können nicht ganz alle Übungen durchgeführt werden. Die benötigten Materialien sind im Manual abgedruckt und von einer CD herunterladbar.

      TOMTASS wurde in einer Prä-Post-Verlaufsuntersuchung ohne Vergleich zu einer unbehandelten Kontrollgruppe evaluiert (Biscaldi et al. 2016), in welcher die Probanden der im Manual erwähnten Pilotstudie enthalten sind. TOMTASS wurde bei n = 38 hochfunktionalen Patienten mit einer Autismus-Spektrum-Störung eingesetzt, die in der Freiburger Autismus-Ambulanz der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter behandelt wurden. Die Behandlung wurde mittels eines Prä-Post-Vergleichs mit der Skala zur sozialen Reaktivität (SRS, Bölte und Poustka 2008) und dem Inventar zur Erfassung der Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen (ILK, Mattejat und Remschmidt 2006) sowie einem Videorating (Stunde 2–4 vs. Stunde 21–23) evaluiert. Die Studie bezieht sich auf vier Kindergruppen (8–12 Jahre) und fünf Jugendgruppen (13–18 Jahre) mit ausschließlich männlichen Teilnehmern im Alter von 7,7–18,3 Jahren (Durchschnitt 13,2 Jahre) und IQ 70–136 (Durchschnitt IQ = 100.6). Das Ausmaß der autistischen Symptomatik verringert sich gemäß Elternurteil in SRS signifikant. Es wird zudem eine leichte, aber nicht signifikante Verbesserung der Lebensqualität im Elternurteil des ILK festgestellt, während das Selbsturteil des ILK keine Verbesserung zeigt. Die entsprechende selbst zusammengestellte »Veränderungs-Version« zeigt jedoch im Selbsturteil und Elternurteil eine positive Veränderung. Die Videoanalyse, die von in Bezug auf den Zeitpunkt verblindeten Ratern bewertet wurden, zeigt im Gesamtwert keine Zunahme an beobachteten sozialen Verhaltensweisen.

      GATE

      Das Gruppentraining für Autismus im Erwachsenenalter von Gawronski et al. (2012) richtet sich an (junge) Erwachsene mit einem IQ > 70 und angemessenen sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten. Eine GATE-Gruppe besteht aus sechs Teilnehmern und zwei Therapeuten und trifft sich für 15 Sitzungen wöchentlich für 90 Minuten.

      Die erste Sitzung dient der Einführung, dem Vorstellen der Teilnehmer sowie dem Sammeln bzw. Äußern von Erwartungen und Befürchtungen. Die zweite Sitzung befasst sich mit Psychoedukation zu Autismus-Spektrum-Störungen, die dritte mit Depression bei Menschen mit Autismus, da diese häufig komorbid auftritt. Dann folgt in der nächsten Sitzung eine Einführung in Entspannungstechniken und das Konzept der Achtsamkeit. In der fünften Sitzung wird ein Stressmodell vorgestellt und Stressauslöser der Teilnehmer diskutiert. In den folgenden vier Sitzungen geht es um den individuellen Umgang mit Stress und die Umsetzung der Strategien gegen Stress. Danach folgen zwei Sitzungen zur Analyse sozialer Situationen, bei der vor allem auf nonverbale Signale und das Erkennen von Gefühlen eingegangen wird. Die letzten vier Sitzungen behandeln die Themen Small Talk, Freundschaft, Konflikte sowie Ressourcen und einen Abschluss.

      Die Gruppensitzungen folgen immer demselben Ablauf: Nach der Begrüßung und Besprechung von aktuellen Informationen sowie des Stundenablaufs wird ab der 5. Sitzung eine Achtsamkeitsübung durchgeführt. Als nächstes werden die Hausaufgaben, die meist eine Art Übung und Selbstreflexion im Alltag umfassen, besprochen. Nun folgt das eigentliche Sitzungsthema, das allenfalls durch eine kurze Pause von fünf Minuten unterbrochen wird. Die Sitzung wird durch das Erklären der neuen »Hausaufgaben« und einen Ausblick auf die Folgesitzung abgeschlossen. Jede Stunde wird durch die Therapeuten mittels Power Point-Präsentation, die online herunterladbar ist, durchgeführt und umfasst neben der Theorievermittlung auch Verhaltensübungen in der Gruppe. Die Informations- und Arbeitsblätter sind im Manual abgedruckt und können ebenfalls online von der Verlags-Homepage heruntergeladen werden.

      GATE basiert auf einem kognitiv-behaviouralen Therapiekonzept. Die Grundlage der Trainingsentwicklung war eine bedarfsanalytische Untersuchung der Wünsche und Erwartungen Erwachsener mit einer Autismus-Spektrum-Störung an eine Therapie. Entsprechend wurden die Schwerpunkte im Training unter anderem auf die Stressreduktion, Verbesserung der sozialen Kompetenzen sowie das Benennen und Erkennen von Emotionen wie auch den Umgang mit komorbiden Störungen (v. a. Depression) gelegt. GATE dient der angemessenen Bewältigung von Stress sowie der Erweiterung des Verhaltensrepertoires im Kontakt mit anderen. Dazu müssen sowohl Fertigkeiten erlernt werden, um verlässlich die psychische Verfassung anderer einzuschätzen, als auch Kompetenzen im Kontakt mit anderen (z. B. Small-Talk).

      Im Manual finden sich Angaben zu einer Pilotevaluation von zwei Gruppentherapien (N = 10). Das Durchschnittsalter der sieben Männer und drei Frauen betrug 31 Jahre und sie waren durchschnittlich intelligent (M = 107, SD = 12). Das Erleben allgemeiner Wirkfaktoren wurde mittels des Stundenbogens für die allgemeine und differenzielle Einzelpsychotherapie (STEP Krampen 2002), der nach jeder Sitzung abgegeben und dann gemittelt wurde, erfasst und als gut eingeschätzt. Als besonders hilfreich wurden die Sitzungen zum Umgang mit sozialem Stress, zum Kommunizieren in sozialen Situationen und zu sozialen Konflikten wahrgenommen. Mit dem Beck-Depressionsinventar (BDI 2, Hautzinger et al. 2006) wurde das Ausmaß komorbider depressiver Symptome erfasst. Sowohl vor als auch nach der Gruppentherapie zeigen die Werte eine milde bis mäßige Ausprägung, die bei Gruppenende deskriptiv tiefer lag, aber nicht statistisch signifikant war. Im Weiteren wurde mithilfe eines selbst entwickelten Fragebogens eine Prozessdiagnostik zur Befindlichkeit, dem Maß, wie hilfreich der Sitzungsinhalt erlebt wurde, der Gestimmtheit auf die nächste Sitzung und der Therapeuteneinschätzung durchgeführt. So zeigten die Teilnehmer, dass sie die Gruppenbehandlung als positiv wahrnahmen.

      FASTER

      Die Freiburger Asperger Spezifische Therapie für Erwachsene von Ebert et al. (2013) richtet sich an Erwachsene mit einer Autismus-Spektrum-Störung im hochfunktionalen Bereich (IQ > 80) und guter Motivation. Das Gruppentraining dauert ca. 30 wöchentliche Termine à 90 Min. und bietet für 6–8 Teilnehmer in einem geschlossenen Setting Platz. Gemäß schriftlichern Aussagen der Autoren werden die Gruppen aktuell über 120 Minuten durchgeführt, um den Bedürfnissen der Gruppenteilnehmer besser gerecht zu werden. FASTER wurde für das Gruppensetting entwickelt, kann aber auch in der Einzeltherapie eingesetzt werden, was sich vor allem bei schweren komorbiden Ängsten, Zwängen und Persönlichkeitsakzentuierungen anbietet. Gemäß Autoren gibt es aktuell auch ein zehnwöchiges stationäres FASTER-Programm, das die Inhalte des ambulanten Programms enthalte und darüber hinaus mit spezifischen Angeboten der Pflege, Musiktherapie und Ergotherapie verbunden werde. Das stationäre FASTER-Training beinhalte eine Mischung aus Einzel- und Gruppentherapie.

      FASTER umfasst drei aufeinander aufbauende Module, die jeweils mit einem Angehörigentreffen abgeschlossen werden. Im Basismodul stehen das Kennenlernen, die Erarbeitung der individuellen Verhaltensziele, der Gruppenziele wie auch die Psychoedukation mit der Erarbeitung eines adäquaten Krankheitsmodells und eines Stärken-Schwächen-Profils im Zentrum. Im Aufbaumodul werden das Konzept der Achtsamkeit und das Modell der Situationsanalyse vermittelt sowie die Themen Emotionserkennung, basale verbale und nonverbale Kommunikation (Zuhören, ein Gespräch beginnen, aufrechterhalten und beenden, nonverbale Signale senden und deren Wirkung verstehen) und Konfliktverhalten behandelt. Im Vertiefungsmodul werden komplexere Aspekte von Kommunikation (z. B. Zuhören, Anliegen formulieren) und Interaktion (z. B. Freundschaft, Partnerschaft, Small Talk) besprochen und geübt. Rollenspiele mit Videofeedback werden v. a. im Vertiefungsmodul eingesetzt. Mittels Hausaufgaben vertiefen die Teilnehmer das behandelte Thema und bereiten sich auf das Thema der nächsten Stunde vor. Die Arbeitsmaterialien und Protokollbogen können von einer CD ausgedruckt werden.

      FASTER umfasst verhaltenstherapeutische, psychoedukative, übende und sozialpsychiatrische Elemente, bezieht sich aber auch auf bewährte Strategien aus der Dialektisch Behavioralen Therapie (Linehan 1993) und aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie wie zum Beispiel TEACCH (Häußler et al. 2003). Zu den Gruppenzielen gehören der Aufbau von Stressbewältigungsstrategien,


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