Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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mehr Einblick in die internen Dinge der Firma nehmen und selbst Entscheidungen treffen. Aber solche, die nicht den Fortbestand des Familienunternehmens gefährdeten.

      Seufzend trank er seinen Kaffee aus, zahlte und verließ den Garten. Nach ihm drängten schon die nächsten Gäste an den freigewordenen Tisch. Stefan stand einen Moment lang auf der Straße, schaute zu der Kirche hinüber und ging dann langsam zur Pension zurück. Sicher würde er sich bei Gelegenheit das Gotteshaus einmal ansehen. Aber jetzt mußte er erst einmal überlegen, mit welchen Argumenten er seinen Vater davon abbringen konnte, auf dieser unsinnigen Hochzeit zu bestehen.

      Als er durch die Pforte trat und um das Haus herumging, sah er sie im Garten sitzen. Sein Herz klopfte schneller, und sein Mund wurde ganz trocken.

      »Ach, Herr Kreuzer«, sagte Marion Trenker, die mit der Unbekannten am Tisch saß, »möchten Sie vielleicht auch einen Kaffee mittrinken?«

      Er nickte automatisch, auch wenn er gerade erst welchen getrunken hatte.

      Diese Gelegenheit, die Bekanntschaft der Zimmernachbarin zu machen, würde er sich gewiß nicht entgehen lassen!

      »Darf ich bekannt machen«, bemerkte die Wirtin, »Herr Kreuzer. Er wohnt in der Zwölf.«

      Sie deutete auf die junge Frau.

      »Das ist Frau Kramer«, stellte sie sie ihm vor.

      »Zimmer Nummer elf.« Er nickte schmunzelnd. »Wir sind uns vorhin begegnet. Entschuldigen Sie noch einmal meine Ungeschicklichkeit.«

      Johanna lächelte. Als sie ihn um die Ecke hatte kommen sehen, schoß es ihr wie ein heißer Blutstrom direkt zum Herzen. Doch sie rief sich gleich wieder zur Ordnung.

      Kein Flirt!

      Marion war hineingegangen, um eine Tasse zu holen. Stefan setzte sich Johanna gegenüber.

      »Haben Sie sich ein wenig umgesehen?« erkundigte sie sich.

      Er nickte.

      »Ja, es ist nett hier, nicht wahr?«

      »Besonders die Kirche«, erwiderte die Sekretärin. »Die sollten Sie sich unbedingt anschauen. Ich bin ganz begeistert.«

      Stefan sah sie einen Moment an, dann lächelte er.

      »Würden Sie mir die Kirche zeigen?« fragte er dann.

      »Ich…?« entgegnete Johanna und spürte ein seltsames flaues Gefühl im Magen. »Ja, gern.«

      »Fein«, freute sich Stefan und strahlte sie an.

      *

      Die junge Frau wand sich aus den Armen des jungen Mannes, die sie umschlungen hielten.

      »Was ist?« fragte Martin Herweg irritiert.

      Silvia Schönauer zuckte die Schultern.

      »Nichts«, antwortete sie.

      »Komm, mach mir nichts vor.« Er schüttelte den Kopf und sah sie durchdringend an. »Du hast doch was. Ich merke es schon die ganze Zeit. Was ist los?«

      Die junge Frau richtete sich seufzend auf und griff nach dem Weinglas, das auf dem Wohnzimmertisch stand. Sie trank einen Schluck und stellte das Glas zurück.

      Martin, in dessen Wohnung sie sich befanden, strich ihr über den Arm. Es war halbdunkel in dem Raum, aus der Anlage erklang leise Musik, neben der Weinflasche und den Gläsern stand eine Silberplatte auf dem Tisch, auf der Käsehäppchen angerichtet waren.

      »Willst du es mir nicht sagen?« hakte er nach. »Ich sehe dir doch an, daß etwas nicht in Ordnung ist.«

      Sie drehte den Kopf zu ihm und sah ihn mit ihren blauen Augen an.

      »Du hast recht«, nickte Silvia. »Ich hatte heute mittag einen heftigen Streit mit Vater.«

      »Und worum ging es dabei?« wollte er wissen.

      Sie seufzte erneut und kuschelte sich wieder in seine Arme.

      »Um eine völlig blödsinnige Idee, die er hat«, sagte sie. »Weißt du, was mein Vater von mir verlangt? Ich soll Stefan Kreuzer heiraten.«

      Martin Herweg ruckte hoch.

      »Was?« rief er völlig konsterniert.

      »Du hast richtig gehört«, fuhr Silvia fort und erzählte, wie ihr Vater sie mittags in sein Büro gerufen hatte.

      *

      »Eigentlich wollte ich schon heute morgen mit dir darüber sprechen«, begann der Chef eines Unternehmens, das im Jahr mehrere Millionen Euro umsetzte.

      Harald Schönauer saß hinter seinem Schreibtisch in dem elegant eingerichteten Büro. Es lag im achten Stock eines Hochhauses, und die Firma hatte gleich die ganze Ebene angemietet. Zwölf Angestellte sorgten dafür, daß der Handel mit den billigen Kugelschreibern, Füllfederhaltern und Buntstiften funktionierte. Schönauer war nicht der erste, der auf die Idee gekommen war, im Ausland produzieren zu lassen, aber er verdiente mehr damit als andere Unternehmen. Seine Ware kostete im Vergleich zu anderen Gütern einen lächerlichen Preis. Er war so gering, daß die Stifte, selbst wenn sie unter einem Euro kosteten, immer noch einen Gewinn von dreihundert Prozent einbrachten.

      »Was ist denn los?« erkundigte sich Silvia.

      Sie war eine attraktive Frau mit einer Figur, die Männer zum Träumen brachte. Ihr langes Haar fiel sanft auf die Schultern, die dunklen Augen zogen die Blicke anderer magisch an.

      »Setz dich erstmal«, verlangte ihr Vater und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Möchtest du einen Kaffee?«

      Die Tochter schüttelte den Kopf.

      »Danke. Ich habe vorhin in der Besprechung schon welchen getrunken. Also, schieß los.«

      »Du kennst doch Stefan Kreuzer?« begann Schönauer.

      »Ja«, bestätigte Silvia.

      »Wie gut kennst du ihn?« wollte ihr Vater wissen.

      Sie zuckte die Schultern.

      »Wir sind uns einige Male begegnet. Aber warum fragst du?«

      Harald Schönauer schürzte die Lippen.

      »Weißt du, daß der alte Kreuzer bei mir Schulden hat?« wich er einer direkten Antwort aus.

      »Wie bitte?«

      Silvia schaute konsterniert.

      »Kurt Kreuzer hat…«

      Sie brach ab.

      »Du willst mich auf den Arm nehmen, oder?« setzte sie dann hinzu.

      »Keineswegs.« Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Vor einem halben Jahr habe ich ihm einen Kredit gewährt. Wie er sagte, brauchte er das Geld, um irgendwelche Geschäfte abzudecken. Aber das spielt ja auch keine Rolle. Jedenfalls rief er vor einem Monat an und wollte sich mit mir verabreden. Wir trafen uns im ›Fürstenhof‹ zum Mittagessen, und dabei ließ er durchblicken, daß er nicht in der Lage sein würde, das Geld fristgemäß zurückzuzahlen. Er bat mich um einen Aufschub. Natürlich habe ich ihm den gewährt, allerdings mußte er mir einen Wechsel unterschreiben.«

      Silvia nickte. Sie kannte die Ambitionen ihres Vaters, in die »Oberliga« der Schreibgerätehersteller aufsteigen zu wollen.

      »Raffiniert«, sagte sie. »Und damit hast du ihn in der Hand.«

      »So ist es«, grinste Harald Schönauer. »Wenn er vor vier Wochen nicht in der Lage war zu zahlen, dann weiß ich nicht, wie er es in dieser kurzen Zeit schaffen will. Jedenfalls ist in der nächsten Woche der Wechsel fällig, und er hat schon angedeutet, daß es da gewisse Schwierigkeiten geben könnte.«

      »Und was passiert dann?«

      Ihr Vater hob die Hände und ließ sie wieder sinken.

      »Das weißt du doch. Entweder das Geld ist da oder der Wechsel platzt, und das ist für einen Mann in Kurt Kreuzers Position der


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