DAS AJAX-PROTOKOLL (Project 7). Alex Lukeman

DAS AJAX-PROTOKOLL (Project 7) - Alex  Lukeman


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die Dateien der Hacker beschädigte. Niemand hatte es ein zweites Mal versucht.

      Dieser Hacker aber war an den automatisierten Sperrprogrammen, den Anti-Viren- und Spyware-Programmen und den sekundären Schutzvorkehrungen vorbeigekommen.

      Phil lächelte in stiller Bewunderung für die Fertigkeiten des Hackers. Du bist gut, wer immer du bist. Natürlich durfte das nicht toleriert werden. Er aktivierte ein Programm, welches den eintreffenden Code auf eine bedeutungslose Datei umlenkte, die zwar wichtig wirkte, jedoch nichts enthielt. Er gab einen weiteren Befehl ein und sein Bildschirm füllte sich mit Zeilen des Codes, mit dem der Eindringling versuchte, Zugang zu erlangen. Irgendetwas daran kam ihm bekannt vor. Diesen Stil hatte er schon einmal irgendwo gesehen, dessen war er sich sicher.

      Es gab nur sehr wenige Hacker auf dem gleichen Level wie Phil. Jeder hatte seinen eigenen, ganz unverwechselbaren Charakter, etwas, dass man auch seinen Fingerabdruck nannte. Dann machte es Klick.

      Butterfly.

      Es musste wenigstens zwei Jahre her sein, seit er diese Handschrift zum letzten Mal gesehen hatte. Er ging davon aus, dass es sich um eine Frau handeln musste, auch wenn man es natürlich nicht genau wissen konnte. Es war nur eine Vermutung, ein Gefühl. Bei Schmetterling dachte er automatisch an eine Sie, nicht an einen Mann.

       Nun, hallo Butterfly. Jetzt werde ich dir den Tag versauen.

      Phil gab ein paar neue Befehle ein. Der eingehende Code flackerte, pausierte, dann füllten sich die Zeilen weiter.

       Diese verdammte Schlampe. Sie muss etwas mit ungeheuer viel Rechenpower zur Verfügung haben. Wie einen Cray vielleicht. Sie hat mich durchschaut und kontert nun.

      Er sandte ihr einen teuflischen Virus, der sämtliche ihrer Daten auslöschen würde. Aber sie ging offline. Phil starrte den leeren Bildschirm an. Das sollte genügen, dachte er. Irgendwann würde ich sie gern treffen.

      Woher war die Attacke gekommen? Er rief ein anderes Programm auf, mit dem sich unautorisierte Zugriffe auf die Ajax-Daten verfolgen ließen. Es zeigte an, dass die Attacke aus der Ukraine gestartet worden war, nachdem sie einmal um den gesamten Globus über verschiedene IP-Server umgeleitet worden war. Phil glaubte das keinen Moment lang. Butterfly war clever, aber Phil hatte ein Programm geschrieben, das die Verschleierungsversuche über die verschiedenen Server zurückverfolgen konnte. In weniger als einer Minute hatte er sie aufgespürt. Der Server stand in Virginia, außerhalb von Washington.

      Das ist nicht gut, dachte er. Dem General wird das nicht gefallen.

      Also rief er Westlake über die sichere Leitung an.

      Dieser hatte sich gerade in seinem Haus am Rand von Washington ein großzügiges Glas Single Malt Whiskey eingeschenkt. Das blinkende Licht an seinem abhörsicheren Telefon verriet ihm, dass der Anruf aus dem Kommandozentrum kam.

      Er nahm den Hörer ab.

      »Ja?«

      »General, hier spricht Phil Abingdon. Wir haben ein Problem.«

      »Was für eine Art von Problem?«

      »Wir wurden gescannt. Ich habe die Quelle identifizieren und zurückverfolgen können.«

      »Und?«

      »Ich hätte Sie damit nicht behelligt, aber der Angriff wurde von einem Computer gestartet, der zu einer der Geheimdienstorganisationen gehört.«

      »Welcher?«

      »Ich habe noch nie zuvor von ihr gehört. Eine Einrichtung mit dem Namen Presidential Official Joint Exercise in Counter Terrorism

      Das PROJECT, schoss es Westlake durch den Kopf.

      »Ich weiß, wer das ist«, sagte er. »Waren sie erfolgreich?«

      »Nein, Sir. Ich konnte sie von allem Wichtigen fernhalten.«

      »Wie konnten sie uns finden?«

      »Das weiß ich nicht. Sie müssen unsere Satellitentransmission über Russland zurückverfolgt haben.«

      »Sind Sie sicher, dass sie nicht in unsere Datenbanken eingedrungen sind?«

      »Ja, Sir.«

      »Gute Arbeit, Abingdon. Ich kümmere mich darum. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«

      »Ja, Sir.« Abingdon legte auf.

      Westlake nippte an seinem Drink und wog seine Optionen ab. Er wusste von dem PROJECT, wusste von Elizabeth Harker. Sie hatte den Ruf, hartnäckig zu sein. Wenn sie sich erst einmal in etwas verbissen hatte, war sie wie ein Hund, der nicht lockerlassen wollte. Wenn sie in sein Kommandozentrum eingedrungen war, bestand die Möglichkeit, dass sie den Standort des Bunkers ausfindig machen würde. Das durfte er nicht zulassen.

      Er musste sich etwas für sie und ihre Gruppierung einfallen lassen. Es war unabdingbar, etwas gegen sie zu unternehmen.

      Wie viel wusste sie bereits? Wem hatte sie davon erzählt? Der einzige Weg, es herauszufinden, war, sie danach zu fragen. Er musste sie an einen Ort bringen lassen, an dem man sie befragen, oder, wenn das nicht möglich sein würde, sie umbringen konnte. Aber wenn er es auf Harker abgesehen hatte, musste er auch ihr Team ausschalten.

      Auf wundersame Weise hatte sich sein Glas geleert. Er stand auf und füllte es erneut. Morgen Abend würde die nächste Phase seines Plans beginnen. Das würde die perfekte Gelegenheit bieten, Harker zu überrumpeln.

      Westlake nahm sein Telefon zur Hand und traf die nötigen Vorkehrungen.

      Kapitel 6

      Es war beinahe 20 Uhr am nächsten Abend. Präsident James Rice nippte an einem Glas Wasser, während er auf sein Stichwort wartete, die Bühne zu betreten. Heute würde er im landesweiten Fernsehen eine wichtige Ansprache zur schwierigen Wirtschaftslage halten.

      Rice machte sich aber über mehr als nur die Wirtschaft Sorgen. In Russland schien sich gerade eine potenzielle Krise zu entwickeln, und niemand wusste, was dort genau geschehen war. Die Anzeichen aber waren nicht gut. Die Beziehungen zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml waren auf einen Status wie zu Zeiten des Kalten Krieges zurückgefallen. Etwas früher an diesem Tag hatte ihn ein Telegramm seines Botschafters in Moskau erreicht, mit der Warnung, dass die Föderation die Vereinigten Staaten verdächtigte, in die Ereignisse in Sibirien involviert zu sein.

      Rice wusste nicht, was in Sibirien geschehen war. Er fürchtete, dass es sich als einer dieser Terrorakte entpuppen könnte, die auch Amerika bedrohten. Wenn die Öffentlichkeit gewusst hätte, wie oft sie nur um Haaresbreite der völligen Vernichtung durch selbstmörderische Terroristen entgangen waren, würden sie schreiend durch die Straßen rennen, dessen war Rice sicher. Er wäre am liebsten wieder ins Weiße Haus zurückgekehrt, um dort daran zu arbeiten, die Wogen zu glätten. Stattdessen würde er eine Ansprache halten, um der amerikanischen Öffentlichkeit das Gefühl zu geben, das alles in bester Ordnung sei, während sich die Weltwirtschaft in Wirklichkeit am Rande des Zusammenbruchs befand.

      In Augenblicken wie diesen musste er an seine Familie denken und wie fragil doch die Illusion von Sicherheit, die seine und jede andere amerikanische Familie umgab, in Wirklichkeit war. Manchmal war es alles andere als einfach, den Anführer der freien Welt zu spielen.

      Er fühlte sich krank, etwas fiebrig. Nahm noch einen Schluck von seinem Wasser. Es hatte einen seltsamen Nachgeschmack, aber zumindest war es kalt.

      Der Agent des Secret Service, der neben ihm stand, sagte: »Das war Ihr Stichwort, Mister President.«

      »Danke, Sam. Ist alles bereit?«

      »Ja, Sir.«

      Rice rückte seine Krawatte zurecht. Es war seine Lieblingskrawatte, ein Geschenk seiner Tochter. Er besaß sie schon seit Jahren, trug sie aber immer noch gern. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich so leicht an.

      »Showtime«, sagte er.

      Zu


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