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sich eine Pfeife. Er sah die Post durch, und man brachte ihm die Zeitungen. Zwei davon hatten das Foto auf der ersten Seite abgedruckt.

      Unter dem einen stand:

      Kennen Sie diesen Mann?

      Und unter dem anderen:

      Eine namenlose Leiche

      Im Flur warteten die Journalisten. Maigret bat sie in sein Büro. Er konnte ihnen lediglich mitteilen, dass er alles daran setze, den Mann aus der Impasse du Vieux-Four zu identifizieren.

      »Könnte es sich um Selbstmord handeln?«

      »Es befand sich keine Waffe im Haus, weder in seinem Zimmer noch irgendwo sonst.«

      »Ist es möglich, dort Fotos zu machen?«

      »Die Leiche ist natürlich nicht mehr dort …«

      »Fotos von den Räumlichkeiten?«

      »Wenn Sie wollen … Sagen Sie dem Wachposten vor dem Haus, Sie hätten meine Erlaubnis.«

      »Etwas scheint Sie zu beschäftigen?«

      »Ich versuche, aus allem klug zu werden, und hoffe, dass es mir irgendwann gelingt. Diesmal gibt es nichts zu verheimlichen. Alles, was ich weiß, habe ich Ihnen gesagt. Je mehr über den Fall geredet wird, umso besser.«

      Gegen vier Uhr gingen die ersten Telefonanrufe ein. Zum Teil waren es die üblichen Spaßvögel oder Geisteskranke, die sich in solchen Fällen immer zu Wort melden. Ein junges Mädchen fragte:

      »Hat er eine Warze auf der Wange?«

      »Nein.«

      »Dann ist es nicht der Mann, den ich meine.«

      Vier oder fünf Personen erschienen bei der Kriminalpolizei, und Maigret empfing sie geduldig und zeigte ihnen die verschiedenen Fotos.

      »Erkennen Sie ihn?«

      »Er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem meiner Onkel, der schon häufiger verschwunden ist … Aber nein. Er ist es nicht. Dieser ist groß, nicht wahr?«

      »Etwa einen Meter achtzig.«

      »Mein Onkel ist klein und mager.«

      Zum ersten Mal in dieser Woche blieb das Nachmittagsgewitter aus, und die Luft war schwül und stickig.

      Gegen fünf Uhr kehrte Torrence zurück.

      »Irgendwelche Neuigkeiten?«

      »So gut wie nichts. Ein alter Clochard unter dem Pont-Marie hat sich vage an den Unbekannten erinnert, aber ich weiß nicht, wie weit man ihm trauen kann. Wie es scheint, hat Aristo vor einigen Jahren sein Quartier unter den Brücken bezogen. Aber er hielt sich abseits. Man vermutet, dass er einen Teil der Nacht in den Markthallen verbrachte, viel mehr wusste man nicht über ihn …«

      »Kein Name, kein Vorname, kein Spitzname?«

      »Ein Spitzname, ja: der Stumme.«

      »Sonst nichts?«

      »Manchmal hat er sich eine Kerze gekauft.«

      Um sechs Uhr erfuhr er endlich Genaueres. Doktor Lagodinec rief ihn an, nachdem er die Obduktion vorgenommen hatte.

      »Ich schicke Ihnen meinen Bericht morgen Vormittag, aber ich kann Ihnen in groben Zügen mitteilen, was ich herausgefunden habe. Meiner Meinung nach ist der Mann jünger, als er aussieht. Für wie alt halten Sie ihn, Maigret?«

      »Fünfundsechzig, siebzig …«

      »Dem Zustand seiner Organe und Arterien nach ist er höchstens fünfundfünfzig.«

      »Er hatte offensichtlich ein schweres Leben … Was haben Sie in seinem Magen gefunden?«

      »Zuerst möchte ich Ihnen sagen, dass man ihn zwischen zwei und fünf Uhr morgens erschossen hat, eher zwischen drei und fünf … Seine letzte Mahlzeit, die erst halb verdaut war, bestand aus Pommes frites und Wurst. Er muss sie gegen zwei Uhr verzehrt haben, kurz bevor er nach Hause ging und sich schlafen legte.«

      »Und dann hat ihn jemand im Schlaf überrascht, um …«

      »Warum?«, fiel ihm der Doktor ins Wort. »Vielleicht kannte er seinen Besucher und hat ihm vertraut?«

      »Das kann ich mir schwer vorstellen nach dem, was ich bis jetzt über ihn weiß. Hatte er irgendwelche Krankheiten?«

      »Nein. Keinerlei Gebrechen. Der Mann war kräftig und außergewöhnlich robust.«

      »Ich danke Ihnen, Doktor. Ich erwarte also Ihren Bericht. Wenn es Ihnen passt, lasse ich ihn morgen früh abholen.«

      »Aber bitte nicht vor neun Uhr.«

      »Dann also um neun.«

      Aristos Alter erstaunte Maigret am meisten. Er schien seit einigen, womöglich seit vielen Jahren ein Leben als Clochard geführt zu haben. Und Clochards altern im Allgemeinen schneller. Auch neigen sie dazu, zusammenzurücken. Vom einen Ende der Pariser Quais bis zum anderen, stromaufwärts und stromabwärts, kennen sie sich fast alle. Und ein Neuling erregt sofort die Aufmerksamkeit der Alteingesessenen.

      »Haben Sie sonst noch etwas herausgefunden, Torrence?«

      »Kaum. Bis auf den Alten vom Pont-Marie erinnert sich niemand an ihn. Obwohl viele schon über zehn Jahre unter den Brücken leben. Ich war übrigens noch in dem Tabakladen in der Nähe des abbruchreifen Hauses. Dort hat er manchmal Streichhölzer gekauft.«

      »Keine Zigaretten?«

      »Nein. Er hat die Stummel vom Gehsteig aufgesammelt.«

      Das Telefon klingelte.

      »Hallo? Monsieur Maigret?«

      Die Frau am anderen Ende schien noch sehr jung zu sein.

      »Ja, am Apparat. Mit wem spreche ich?«

      »Mein Name ist nicht von Belang. Hatte der Mann, den Sie heute Vormittag gefunden haben, eine Narbe auf der Kopfhaut?«

      »Ich muss gestehen, ich weiß es nicht. Ich hoffe, das geht aus dem gerichtsmedizinischen Gutachten hervor, das ich morgen früh erwarte.«

      »Haben Sie eine Ahnung, wer es sein könnte?«

      »Noch nicht.«

      »Ich werde Sie morgen im Laufe des Tages noch einmal anrufen.«

      Und ohne ein weiteres Wort legte sie auf. Maigret entschloss sich, nicht bis zum folgenden Morgen zu warten, um eine Antwort auf die Frage der jungen Frau zu bekommen. Er rief die Friseurschule an, und es meldete sich Monsieur Joseph.

      »Hier Kommissar Maigret. Ich habe heute Morgen noch eine Frage vergessen. Haben Sie Aristo auch selbst frisiert?«

      »Ja, um es den Schülern beizubringen.«

      »Haben Sie auf der Kopfhaut eine Narbe bemerkt?«

      »Ja. Ich habe mich aber nicht getraut, ihn danach zu fragen.«

      »Groß?«

      »Etwa sechs Zentimeter lang. Man hat die Wunde offenbar nicht genäht, darum ist die Narbe ziemlich breit.«

      »War sie durch die Haare hindurch zu sehen?«

      »Nicht, wenn er frisiert war. Ich glaube, ich habe Ihnen schon gesagt, dass er phantastisches Haar hatte.«

      »Vielen Dank.«

      Es gab also nun einen ersten Kontakt. Irgendwo in Paris lebte eine vermutlich junge Frau, die Aristo kannte, denn sie wusste von seiner Narbe. Sie hatte vorsorglich den Hörer aufgelegt, noch bevor Maigret ihr Fragen stellen konnte. Würde sie ihn morgen, wie versprochen, noch einmal anrufen?

      Maigret war ungeduldig. Er hatte es eilig, dem Unbekannten einen Namen zu geben und herauszufinden, warum er als Clochard gelebt hatte.

      Man hätte ihn leicht für verrückt halten können, angesichts des ganzen Krempels, der sich in seinem Zimmer stapelte. Warum


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