Vergewaltigung. Mithu M. Sanyal

Vergewaltigung - Mithu M. Sanyal


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      DR. MITHU MELANIE SANYAL, Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin. Referentin für Genderfragen und Dozentin an verschiedenen Universitäten, schreibt für WDR, Deutschlandfunk, SWR, Der Spiegel, The Guardian, taz, Missy Magazine, Vice etc. Ihre Bücher Vulva (Berlin, 2009) und Vergewaltigung wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Die englische Ausgabe Rape wurde 2017 mit dem Preis Geisteswissenschaften international ausgezeichnet.

       MITHU M. SANYAL

       VERGEWALTIGUNG

       ASPEKTE EINES VERBRECHENS

      Edition Nautilus GmbH

      Schützenstraße 49 a

      D-22761 Hamburg

       www.edition-nautilus.de

      Alle Rechte vorbehalten

      © Edition Nautilus GmbH 2016

      Originalveröffentlichung

      Erstausgabe August 2016

      Umschlaggestaltung:

      Maja Bechert, Hamburg

       www.majabechert.de

      Porträtfoto Seite 2:

      mit freundlicher Genehmigung

      © regentaucher.com

      3., neu durchgesehene und von

      der Autorin mit einem Nachwort

      versehene Auflage November 2020

      epub ISBN 978-3-96054-246-9

       Inhalt

       Triggerwarnung

       Der dunkle Doppelgänger der Geschlechterverhältnisse

       Sexing the Difference I: Nein heißt ja!

       Sexing the Difference II: Ja heißt nein!

       Sexing the Difference III: Nein heißt nein!

       Trauma Cinema

       Ehre I: Das Schicksal, das schlimmer ist als der Tod

       Ehre II: Mehr Ehre

       Ehre III: Scham

       Überleben

       Sex Wars I: Schwarz-Weiß-Denken

       Sex Wars II: Wer oder was ist eine Rape Culture?

       Sex Wars III: The Second Sexism

       Die Grammatik der Gewalt

       Vergewaltigen und Strafen I: Ein Täter* ist ein Täter* ist ein Täter*?

       Vergewaltigen und Strafen II: Die sexualstrafrechtliche Revolution

       Ja heißt ja!

       Nachwort: Notes from the road

       Anmerkungen

       Literatur

       Register

      »Nicht meine Narben haben mich zu der Person gemacht, die ich bin, sondern meine unglaubliche Fähigkeit zu heilen.« Lemn Sissay*

       Triggerwarnung

      Wann immer ich Vorträge zu dem Thema dieses Buches halte, werde ich von den Veranstalter*innen gebeten, eine Triggerwarnung für das Programm zu schreiben, wenn sie das nicht direkt für mich erledigen.

      Deshalb also hier die obligatorische Triggerwarnung:

      Achtung, dies ist ein Buch über Vergewaltigung. Es gibt darin zwar keine drastischen Beschreibungen von brutalen Details, allerdings werden Vergewaltigung und sexualisierte Gewalt und die dahinterstehenden Konzepte eingehend diskutiert.

      Das Ziel solcher Warnungen ist, Traumatisierte vor Retraumatisierungen zu schützen. Das finde ich wichtig. Gleichzeitig fühle ich mich aber unwohl damit, Menschen, die Opfer eines Verbrechens geworden sind, so zu behandeln, als würden sie dadurch auch die Fähigkeit zu lesen verlieren. Der Titel dieses Buches (und meiner Vorträge) ist Vergewaltigung. Sicherlich erkennen sie – noch vor Menschen, für die Vergewaltigung ein weniger aufgeladenes Thema ist –, dass es hier um … Vergewaltigung geht.

      Doch ist genau das das Problem, dass Vergewaltigung für uns alle ein aufgeladenes Thema ist und weitaus mehr Auswirkungen auf unser Leben hat als andere Verbrechen. Es gestaltet unsere inneren Stadtpläne und bestimmt, an welchen Orten wir uns zu welchen Zeiten aufhalten oder eben nicht aufhalten.1 Die Informationen, die wir über Vergewaltigung bekommen, sind nicht nur Informationen über Vergewaltigung, sondern immer auch über unser Geschlecht, das Verhältnis der Geschlechter zueinander und sogar über Sexualität.2 Und keine dieser Informationen ist erfreulich.

      Da so viele Menschen so lange und so hart darum kämpfen mussten, dass sexuelle Übergriffe als Verbrechen anerkannt wurden und nicht als Kavaliersdelikt, dass sich der Umgang mit Opfern (zumindest) bei (vielen) Gerichtsverfahren geändert hat und dass nicht mehr nur Überfälle von Fremden unter Anwendung von außerordentlicher Gewalt als Vergewaltigung wahrgenommen werden, birgt jedes Hinterfragen der politischen Überzeugungen, die zu diesen Errungenschaften geführt haben, die Gefahr, denjenigen in die Hände zu spielen, die sexualisierte Gewalt relativieren wollen. Doch Wissen ist nicht absolut, sondern immer abhängig von den Umständen. Was vor 40 Jahren richtig und wichtig war, mag sich verändert haben, deshalb ist es notwendig, unsere Ansichten immer wieder mit den neuen


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