Halbzeitpause. Ben Redelings

Halbzeitpause - Ben Redelings


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      Eigentlich war das Schicksal von Toni Schumacher Mitte der siebziger Jahre schon besiegelt. Fünf lange Spielzeiten hatte man sich in Köln seine schwankenden Leistungen ratlos angeschaut und still und leise gehofft, es würde irgendwann der große Durchbruch kommen. Doch nichts geschah. Schließlich kam der Tag, an dem Trainer Hennes Weisweiler entnervt aufgab und endgültig entschied: »Den Schumacher verschenk ich jetzt. Ich will ihn nicht mehr sehen!«

      Schumacher sackte in sich zusammen. Sein Traum von der großen Torhüter-Karriere schien ausgeträumt, noch ehe sie richtig begonnen hatte: »Ich lag im Bett und sagte mir dauernd: Mein Gott, keiner nimmt dich mehr.« Innerlich aufgewühlt erinnerte er sich zurück an die Zeit, als ihn seine Eltern bei den ersten Torwart-Einheiten mit Kissen und Sofa im heimischen Wohnzimmer liebevoll ermunterten: »Liebchen, mach mal den Herkenrath.« Der war in den fünfziger Jahren Deutscher Meister und Pokalsieger geworden und diese Triumphe sollte das kleine »Liebchen« Harald nach dem Willen der Eltern auch einmal erringen.

      Den erfolgshungrigen, vor Energie und Selbstvertrauen strotzenden Keeper der achtziger Jahre gab es damals noch nicht. Fast fahrlässig war Schumacher all die Jahre mit seinem Talent umgegangen. Doch das Schicksal meinte es gut mit dem kölschen »Tünn«. Da sich in Berlin kurz vor Ende der Spielzeit der für die neue Saison auserkorene Torwart Norbert Nigbur beim Mittagessen (!) den Meniskus einklemmte und Schumacher plötzlich groß aufspielte, besann sich Weisweiler überraschend eines Besseren und klopfte dem Kölner Torhüter anerkennend auf die Schulter: »Jung’, du bleibst, du bist jetzt mein Mann!«

      Wenn Schumacher sich an diese Zeit erinnert, wird ihm immer noch bewusst: »Bis dahin war ich eine Wurst!« Von nun an aber rackerte der Kölner Keeper wie ein Wilder. Sein Motto lautete: »Schmerz ist Einbildung!« Zum Beweis ließ er sich auch schon einmal von seiner Frau eine brennende Zigarette auf dem Unterarm ausdrücken. Natürlich ohne das Gesicht dabei schmerzverzerrt zu verziehen.

      Schumacher trainierte wie ein Besessener. Unten im Keller hing ein Boxsack von der Decke, auf den er so lange einhaute, bis die Hände blutig waren. Hatte er einen Fehler – wie beispielsweise im WM-Finale 1986 in Mexiko – gemacht, dann klebte er sein eigenes Konterfei an den Sandsack und prügelte unerbittlich auf sich ein. Denn einer Sache war sich der große Toni Schumacher immer bewusst: »Irgendwann gebe ich mal den Löffel ab und hab nur eines gekonnt: Bälle fangen!«

      Frauen

      »Mittlerweile sind die deutschen Frauen im Fußball genauso gut wie im Kochen und Putzen!« Stefan Raab in TV total

      »Er ist ein Typ wie Beckenbauer. Der kann irgendeiner Frau ein Kind machen – und es wird ihm in der Öffentlichkeit verziehen!« 1860-Torwart Michael Hofmann über Teamchef Rudi Völler

      »Das möchte ich am liebsten auch.« Rafael van der Vaart im Sportstudio zum Fan-Plakat: »Geh! Aber lass Sylvie hier«

      »Ich finde es großartig, dass sich die Frauen immer mehr vermehren in der Bundesliga.« Franz Beckenbauer

      »Jeder denkt, ich gehe wegen Otto Rehhagel zu Kaiserslautern – aber eigentlich ist es wegen seiner Frau.« Wynton Rufer

      »Ich begrüße die weiteste Dame.« Willi Müller, 1. FC Kaiserslautern, zu einer Teilnehmerin an einer Fanveranstaltung

      »Na, Herr Chapuisat, hat denn Berti Vogts schon bei Ihnen angeklopft?« Christine Reinhart fragte beim Schweizer nach, ob es was mit der deutschen Nationalelf wird

      »Wenn das mit Birgit Prinz in Perugia etwas wird, wäre das die zweite deutsche Frau, die in Italien Fußball spielt – nach Andreas Möller!« Stefan Raab in TV Total

      »Wenn wir meinen, die Spieler haben es nötig, dann lassen wir ihre Frauen und Freundinnen hierher holen, um die Jungs wieder hoch zu kriegen.« Glenn Hoddle als englischer Nationaltrainer

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      »Damen einzuwechseln und den Gegner zu erschrecken.« Schalke-Manager Rudi Assauer auf die Frage einer Journalistin nach dem möglichen Erfolgsrezept in der Champions League gegen Istanbul

      Singen mit Christoph Daum: 30 Mann und nur ein Ziel!

      Christoph Daum ist für seine verrückten Ideen bekannt. Als er in der Saison 1999/2000 mit Bayer Leverkusen kurz vor dem Gewinn der Meisterschaft stand, wollte er im Titelkampf zusammen mit dem damals schwer angesagten Motivations-Guru Jürgen Höller die letzten Prozentpunkte an »mentaler Stärke« aus den Bayer-Profis herauskitzeln. Barfuß ließ er sie deshalb über glühende Kohlen und spitze Glasscherben laufen und hoffte so, den ewigen Gegner Bayern München austricksen zu können. Doch wenige Wochen später hatte Bayer Leverkusen die Meisterschaft in einer Nervenschlacht beim Absteiger Unterhaching verloren und aus zerbrochenem Glas war ein zerbrochener Traum geworden.

      Zusammen mit seinem ewigen Co-Trainer, Roland Koch, der einst seine Diplomarbeit mit dem Thema »Trainingsplanung im Profifußball. Eine vergleichende Analyse zwischen Bundesliga und erster englischer Liga« geschrieben hatte und ein Schüler der Liverpool-Legende Bill Shankly war, tüftelte Daum dennoch weiterhin gerne an ausgefallenen Motivationsideen. Im Januar 2007 war es im spanischen Trainingslager mit dem 1. FC Köln mal wieder so weit, dass die beiden einen super Einfall hatten.

      Kurz bevor die Mannschaft früh am Morgen zum Krafttraining ging, versammelte Koch die Spieler des FC im Halbkreis und drückte den erstaunten Profis einen Zettel in die Hand. Mit leuchtenden Augen verkündete der Co-Trainer: »Da steht ein Lied drauf, das singen wir jetzt alle gemeinsam.« Und dann summten Daum und Koch auch schon den großen, alten Freddy-Quinn-Hit aus dem Jahre 1966 »100 Mann und ein Befehl« an. Gemeinsam mit den Spielern sollte nun der extra frisch gedichtete Text gesungen werden: »30 Mann und nur ein Ziel. Und ein Weg, den jeder will. Fern von zu Haus’ ist uns einerlei, denn ich bin bei den 30 Mann dabei.«

      Auf die Frage der begleitenden Journalisten, wie man denn auf eine solch grandiose Idee gekommen sei, antwortete Daum stolz: »In der Vorbereitung ist es wichtig, dass die Spieler bei der harten Arbeit lächelnd umfallen. Das hat schon Sepp Herberger gesagt.« Und Roland Koch ergänzte: »Man muss die Spieler wach kriegen und ihnen gleichzeitig Freude mit in den Tag geben. Wer geht schon gerne um diese Uhrzeit in den Kraftraum …«

      Doch wie kamen die Trainerfüchse ausgerechnet auf Freddy Quinn? War einer der beiden Motivationstalente etwa ein Fan des Hamburger Sangesbarden? Daum klärte auf: »Mein langjähriger Torwart-Trainer Eike Immel hat immer die Kassetten von Quinn gehört, daher kennen wir die Lieder.« Der FC verpasste übrigens am Ende der Saison trotz aller Sangeskünste den Aufstieg in die erste Liga als Tabellenneunter ziemlich klar.

       Frisuren-Raten: VfL Bochum

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      Felix Magath: Suchen Sie doch mal nach ‘nem Foul von uns

      26. Februar 2010. Schalke hat gerade das Revierderby gegen Borussia Dortmund mit 2:1 gewonnen. Im Sky-Studio stehen Moderator Jan Henkel, BVB-Trainer Jürgen Klopp und Schalke-Coach Felix Magath zusammen. Nach einem Einspieler wird Magath plötzlich energisch!

      Magath: »Nein! Suchen Sie halt noch einmal ein paar Szenen, wo wir ein Foul gemacht haben.« Henkel: »Ich suche ja nicht. Ich habe ja kein Interesse dran. Sie scheinen ein Interesse dran zu haben, oder?« M: »Ja, ich würde schon gerne sehen, wo wir noch einmal ein Foul gemacht haben …« H: »Nein, ernsthaft …« M: »Ja, ernsthaft!« H: »Bei dieser Situation, denke ich, da haben wir zwei Meinungen und …« M: »Nein, wir haben nur zwei Meinungen über Ihre Berichterstattung, nicht über die Szene, da haben wir keine zwei Meinungen. Das sollten Sie bitte Ihren


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